Ich weiß gar nicht, wie Vivien Westwood wieder in mein Blickfeld geraten ist. Ich glaube, weil sie schon sehr lange ebenfalls einen Partner mit deutlichem Altersunterschied an ihrer Seite hat. Solcherlei kleine Gemeinsamkeiten lassen ja manchmal aufhorchen. Jedenfalls gefällt mir dieses Paar, das sich fast schon plakativ jedem Konformismus verweigert.
Womöglich geht das mit der Grundidee von Punk bereits einher. Die Punk-Bewegung habe ich bestenfalls gestreift. Und wenn dann nur minimal modischer Natur: ein Nietengürtel etwa. Und alles mit Leo-Druck verbinde ich - warum auch immer - ebenfalls gerne mit Punk. Ansonsten war mir die Punk-Musik in der Regel zu laut, zu wild, zu ungelenk und das Publikum dazu deutlich zu betrunken. Überhaupt hatten die Punks, die ich in meiner Jugend kannte, entschieden größere Probleme mit ihrem Elternhaus, gegen das sie eigentlich rebellierten, als mit dem Etablishment.
Etwas skurril finde ich es schon, dass Vivien Westwood mittlerweile in den Adelsstand gehoben wurde. Ich wundere mich nicht über diese Auszeichnung, ich wundere mich darüber, dass sie sie angenommen hat. Ja, es macht mich lächeln dieser Bruch, diese Inkonsequenz. Sehr treu hingegen ist sie sich geblieben, was knackige, politische Statments angeht, sei es as Umweltschutz-Aktivistin oder als überzeugte Gegnerin des Konsumwahn sowie der andauernden Zerstreuung, was ihr alles Greuel ist und wert zu bekämpfen.
Auf die Frage, ob sie sich für exzentrisch halte (eine Frage, die ich ihr genauso gestellt hätte) antwortete sie, dass ihr nicht darum ginge aufzufallen. Auch würde sie wie andere Künstler keinerlei Beobachtungen auf der Straße machen, die sie kreativ verarbeiten müsse: *Ich bin so mit meinen Kopfwelten beschäftigt, dass ich Augen für nichts und niemanden habe.* Selten habe ich eine bessere Definition für Exzentrik gelesen!
Selbstbezogen bewerte ich übrigens auch, dass Vivien beginnt Entwürfe an einer Puppe zu stecken, die ihren Maßen nach empfunden ist. Sie macht also ihre Mode durchaus für sich selbst. Das unterscheidet sie etwa zu Guido Maria Kretschmar, den Mode immer nur in der Hinsicht interessiert, andere damit zu kleiden.
Aber komme ich zurück auf die Beziehung, das Thema, das mich eigentlich interessiert. Denn wie ich auch nach dem Dokumentarfilm über sie feststellen muß, ist, dass ich ihre Arbeit nicht verstehe. Vieles davon - das meiste - finde ich schlicht untragbar. Aber sie als Person, als Mensch hat eine faszinierend junge Ausstrahlung, oder? Und die beiden, also ihr Mann Andreas Kronthaler und sie, wirken als Paar auf eigenartige Weise harmonisch. Sie sagt über ihn :*Er war mein Student, als ich in Wien Mode unterrichtete. Er ist das großartigste Talent, das mir jemals begegnet ist. Ich habe mehr von ihm gelernt als er von mir. Aber vielleicht spricht es für mich, dass ich es zugelassen habe, seine Schülerin zu werden.*
Und Andreas wiederum macht ihr eine - wie ich finde - wundervolle Liebeserklärung, für die man vielleicht eine ähnlich intensive Begegnung erlebt haben muß: *Wenn ich ein ultimatives Urteil brauche, dann bespreche ich es mit Vivienne, dann weiß ich, was zu tun ist. Vertrauen klingt beinahe banal, aber ist in Wirklichkeit etwas Großartiges. Wenn man eines Tages, irgendwann erkennt: Ich kann das tatsächlich, einem anderen Menschen vertrauen.*
Dieses Essen würde Vivien bestimmt nicht gefallen: zu fettig (geht in der Modewelt ja gar nich), zu viel Getreide (beansprucht zuviel Energie in der Produktion) und den Käse mag sie als Britin am Schluß auch nicht. Aber ich, ich brauche solche schlonzigen Spaghetti-Gerichte zwischendrin - da halte ich mit meinem rebellischen Kopf dagegen. Zumal dieser Teller hier hat auch eine ordentliche Portion Gemüse versteckt!
Zutaten 2P:
180g Spaghetti
ca. 500g Navets (= Butterrübchen)
1 TL Thymian-Blättchen
50ml Sahne
100g Fourme d'Ambert
50ml Sahne
100g Fourme d'Ambert
100ml Milch
1 Schuß Noilly Prat
1 Schuß Noilly Prat
Salz, Pfeffer
1 Msp Piment, gemahlen
Piment d'Espelette
Olivenöl
(optional: frische Kräuter wie Basilikum)*
Zubereitung:
Den Backofen auf 190° Umluft vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier auslegen. Die Kohlrübchen/ Butterrübchen schälen, halbieren und in 2-3mm dicke Scheiben hobeln. Die Navet-Scheiben dachziegelartig auf das Backblech schichten, mit Öl bepinseln, salzen und pfeffern und für etwa 20-25min in den Ofen schieben. Wer mag, schiebt die Navets gegen Ende noch kurz unter den Grill, um ihnen dunkle Ecken zu zaubern.
Parallel dazu die Spaghetti in reichlich Salzwasser al dente kochen und die Sauce zubereiten. Für die Sauce den Käse würfeln und alles zusammen - Milch, Sahne, Käse und den Schuß Noilly - aufsetzen und bei geringer Hitze den Käse schmelzen lassen. Ebenfalls optional ist, die Sauce mit einer kleine Roux zu binden. Würzen mit Piment, salzen, pfeffern.
Die fertig ofengegarten Kohlrübchen aus dem Ofen nehmen, nochmals etwas kleiner schneiden, damit sie sich besser unter die Sauce ziehen und Gemüse, Sauce und Spaghetti miteinander vermengen. Gegebenenfalls die Schlonzigkeit noch erhöhen mit etwas aufgefangenem Pastawasser.
*Anmerkung m: frische Kräuter als Garnitur machen sich hier eindeutig prima.
1 Msp Piment, gemahlen
Piment d'Espelette
Olivenöl
(optional: frische Kräuter wie Basilikum)*
Zubereitung:
Den Backofen auf 190° Umluft vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier auslegen. Die Kohlrübchen/ Butterrübchen schälen, halbieren und in 2-3mm dicke Scheiben hobeln. Die Navet-Scheiben dachziegelartig auf das Backblech schichten, mit Öl bepinseln, salzen und pfeffern und für etwa 20-25min in den Ofen schieben. Wer mag, schiebt die Navets gegen Ende noch kurz unter den Grill, um ihnen dunkle Ecken zu zaubern.
Parallel dazu die Spaghetti in reichlich Salzwasser al dente kochen und die Sauce zubereiten. Für die Sauce den Käse würfeln und alles zusammen - Milch, Sahne, Käse und den Schuß Noilly - aufsetzen und bei geringer Hitze den Käse schmelzen lassen. Ebenfalls optional ist, die Sauce mit einer kleine Roux zu binden. Würzen mit Piment, salzen, pfeffern.
Die fertig ofengegarten Kohlrübchen aus dem Ofen nehmen, nochmals etwas kleiner schneiden, damit sie sich besser unter die Sauce ziehen und Gemüse, Sauce und Spaghetti miteinander vermengen. Gegebenenfalls die Schlonzigkeit noch erhöhen mit etwas aufgefangenem Pastawasser.
*Anmerkung m: frische Kräuter als Garnitur machen sich hier eindeutig prima.
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenJa, ja, die Westwood. Unvergessen bleibt mir die Schilderung eines Interviews mit ihr, von Amelie Nothomb, in ihrem Buch Petronille. Hier ein kleiner Vorgeschmack: https://www.youtube.com/watch?v=j_GFE5JeXGU
AntwortenLöschenDu meine Güte, wie gruselig! Aber ja - nach dem Dkou-Film wirklich gut vorstellbar. Sie hält selbst schon auch große Stücke auf sich... so als Ikone ;)
Löschenwas ist Fourme d Ambert? Ja, ich könnts googln, aber die zweite Frage ist auch, mit was könnte ich ihn ersetzen? Es klingt jedenfalls so schlürfschlotzig, wie ich Spaghetti auch mag... grins. Lieben Abendgruß, Eva
AntwortenLöschen*schlürfschlotzig* :)
LöschenIch ediere es oben im Rezept - damit deine Frage für alle klar ist. Fourme d'Ambert ist mein Lieblings-Bleu, ein milder, würziger, französischer Gorgonzola... liebe Grüße zurück, Eva
Vivienne Westwood bin ich im Frühsommer hier in Berlin zufällig über den Weg gelaufen und zwar beim Einkaufen bei Original Unverpackt (einem Zero Waste Laden, wo man eben alles unverpackt kaufen kann). Damals habe ich mir auch gedacht, das ist echt eine Modeikone, die sich nie verkauft hat, eine Kollektion für Fast-Fashion-Konzerne hat sie nie gemacht. Sie ist eine tolle, eigenwillige Frau, die einfach ihr Ding macht. Die Begegnung hat mich sehr beeindruckt. Liebe Grüße, Kerstin
AntwortenLöschenPS: ich freu mich auch immer, wenn ich Paare sehe, die auf Konventionen pfeifen.
Also ich bin mir sicher, ich würde eindeutig eher Vivien Westwood erkennen als etwas von ihrer Arbeit. Ich vermute, der Kult um ihre Person ist größer als um ihr Modedesign. Aber so ganz einfach - gerade nach dem von Kerstin verlinkten Eindruck - erscheint sie mir doch auch nicht. Eben in ihrer Exzentrik gleichzeitig sehr widersprüchlich. So proklamiert sie: *Buy less - chose well*, ist aber selbst jeden Tag anders gekleidet und kommt für sich selbst dem Wunsch vieler Frauen nach, sich eben abwechslungsreich durch Mode auszudrücken. Die wiederum diese Kleidung kaufen müssen, wenn sie sich wie Vivien derart ausleben wollen... Doch ihre Ausstrahlung finde ich erstaunlich jung, wirklich...
Löschenliebe Grüße an dich, Kerstin
Liebe Micha, mit käsig-grillgemüsiger Pasta hast du mich sofort - passt prima zum feucht kühlen Novemberwetter, nur frisches Basilikum gab's leider nicht mehr bei uns. Dafür die allerletzte Rucola...
AntwortenLöschenJa, dein Blick auf Frau Westwood - sehr interessant - ob ihrer Mode hatte ich mich noch nie für sie interessiert, aber du lenkst den Focus auf ganz andere Facetten dieser - zweifelsohne - exzentrischen Persönlichkeit... Aber hey, dein farbenfroher Gürtel auf dem Pastatellerbild ist mit Sicherheit schöner als der Nietengürtel! Mit lieben Grüßen aus Süddeutschland, wo es jetzt Herbst ist. Hannah
Ich ahne deutlich, Hannah, was du meint mit dem süddeutschen Herbstwetter ;) Und nich: ofengegartes Gemüse geht eigentlich immer! Ich glaube, der Ottolenghi hat mit diesem Hype angefangen... glücklicherweise ;)... liebe Grüße
LöschenNudeln sind genau was man jetzt so braucht! und es würde mich tatsächlich interessieren, ob La Westwood die isst! Oder vielleicht nur edle Rohkost?
AntwortenLöschenIch tippe auf letzteres und du ;-) ?
LöschenNavet heißen doch auch Mairübchen - oder? Auf jeden Fall gibt's die jetzt im fast Mai bei uns und do habe ich gestern die Navet nach deinem Rezept zubereitet. Das Grün der ganz frischen kann man ja auch essen und ich habe es separat wie Spinat zubereitet. Fein war es! Liebe Grüße von Hannah
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