Es jagt mir noch regelrechte Schauer über den Rücken, wenn ich an meine lebenshungrige Getriebenheit in meiner Jugend zurück denke. Wie oft hatte ich das Gefühl, auf der falschen Party zu stehen, während woanders der Papst im Kettenhemd rockt. Herje, ich erinnere mich an Sylvester-Feiern, an denen ich auf vier Hochzeiten gleichzeitig tanzte - enttäuscht von allen vieren. Keine konnte meinen Erwartungen gerecht werden. Es war wirklich ein Elend!
Meiner Großwildjagd galt den den Spitzen, den High-Lights, den Höhepunkten, ja - komm, reden wir nicht drumherum - den Orgasmen, die dieser Planet zu bieten hatte. Was es absolut zu vermeiden galt, worum der ganz große Bogen gezogen wurde, das war der Muff von Alltag. Alltag, pffffhhhh, der Tod in kleinen Dosen, die Spießbürgerlichkeit in vorgetackteten Wochenabschnitten, das Gespenst, das einen mit kalten Fingern berührte, wenn man nicht schnell genug unterwegs war. Vielleicht hat man auch nur Gas gegeben, weil man fürchtete, der Boden würde einen nicht tragen - alles nur auf wackeligen Brettern gebaut, alles nur Improvisorium.
Hach, und heute kann ich wie in der Ikea-Werbung das Gemütlichkeits-T-Shirt überwerfen, die Füße wohlig in Wollsocken stecken, einfach runterkommen. Ohne gefallen zu müssen, ohne interessant zu wirken, ohne mich beweisen zu müssen, ohne mich zu sorgen, dass meine Welt so schon morgen nicht mehr besteht. Die streunenden Zeiten sind vorüber - ich bin angekommen in meinem Leben und den richtigen Armen. Der Alltag ist mein Zuhause geworden, mein Vertrauter, mein Nest, meine Bereicherung, mein Raum zur Entfaltung. Nicht das Aussergewöhnliche ist das Interessanteste, sondern genau das, was ansonsten passiert - überwiegend, meistens...
Jaha, das Monster Alltag ist nun ein Tiger ohne Zähne geworden. Mehr sogar, er ist die Manege, in der das eigentliche Spekatel stattfindet: das Leben. Sehr schön begleitend dieser Text im SZ-Magazin, der zusätzlich feststellt, das Jugend ja völlig - und zwar völlig - überbewertet ist.
Bei dieser Tarte mußte ich feststellen, dass ich wohl mittlerweile so etwas wie ein ritualisiertes Rezezpt für meine bevorzugte Gemüsetarte habe - sie gleicht nämlich auffallend dieser Lauch-Tarte. Kein Fehler - die kann man mit wechsenlndem Gemüse immer wieder genauso essen. Und das muss deshalb nicht zwingend langweilig sein...
Bei dieser Tarte mußte ich feststellen, dass ich wohl mittlerweile so etwas wie ein ritualisiertes Rezezpt für meine bevorzugte Gemüsetarte habe - sie gleicht nämlich auffallend dieser Lauch-Tarte. Kein Fehler - die kann man mit wechsenlndem Gemüse immer wieder genauso essen. Und das muss deshalb nicht zwingend langweilig sein...
Zutaten - 24cm Durchmesser:
100g Einkorn-Vollkorn
100g Dinkel 1050
100g Butter
40g Quark
Salz, Pfeffer
25g Sesam
etwas kaltes Wasser
2 Paprika (gelb/ rot)
150g Mangold (gelb/ rot)
2 Knoblauchzehen
2 Knoblauchzehen
2 Eier
100g Crème fraîche
1 TL Savora-Senf
Piment d'Espelette
1/2 TL Paprika-Pulver
1 Msp Pimenton de la verra
1 Msp Pimenton de la verra
1 Ziegenfrischkäse
Zubereitung:
Für den
Tarteteig alla Zutaten miteinander vermengen. Die Butter allerdings in Flöckchen unter den Teig arbeiten und mit Hilfe
des Quarks und des Wassers zügig zu einem homogenen Teig verkneten. In
Folie wickeln und minestens 1 Stunde kalt stellen.
Auf einer bemehlten Arbeitsfläche den Teig auswellen und die gebutterte Form damit auskleiden, sodass ein Rand entsteht. Mit der Gabel mehrfach einstechen und etwa für 20min in die Tiefkühle stellen.
Den Paprika entkernen, vierteln und unter den Grill legen, bis er schwarze Blasen wirft, in ein feuchtes Tuch wickeln, schälen und in kleine Streifen schneiden.
Auf einer bemehlten Arbeitsfläche den Teig auswellen und die gebutterte Form damit auskleiden, sodass ein Rand entsteht. Mit der Gabel mehrfach einstechen und etwa für 20min in die Tiefkühle stellen.
Den Paprika entkernen, vierteln und unter den Grill legen, bis er schwarze Blasen wirft, in ein feuchtes Tuch wickeln, schälen und in kleine Streifen schneiden.
Mangold von den Stielen befreien - wenn notwendig Stiele von Fasern säubern, diese klein schneiden und in wenig Öl zusammen mit dem fein gewürfelten Knoblauch gar dünsten. Das Mangoldgrün blanchieren (in kochendem Wasser zusammenfallen lassen und mit kaltem Wasser abschrecken). Etwas
abkühlen lassen - gut ausdrücken und klein schneiden.
Den Ofen auf 190° (Umluft) vorheizen.
Die Crème mit den Eiern verquirlen, das Gemüse untermischen, mit Salz, Pfeffer, den Gewürzen und Savora-Senf abschmecken. Den Ziegenkäse in Stücken untermengen. Die Füllung auf den Tarteboden gießen, glatt streichen und in den Ofen einschieben: 10min bei 190°, dann runterschalten auf 180° und weitere 20min backen, schließlich bei 175° - 5-10 min - gegebenenfalls abdecken, falls die Tarte von oben zu viel Farbe bekommt. Vor dem Anschneiden kurz ruhen lassen.
Den Ofen auf 190° (Umluft) vorheizen.
Die Crème mit den Eiern verquirlen, das Gemüse untermischen, mit Salz, Pfeffer, den Gewürzen und Savora-Senf abschmecken. Den Ziegenkäse in Stücken untermengen. Die Füllung auf den Tarteboden gießen, glatt streichen und in den Ofen einschieben: 10min bei 190°, dann runterschalten auf 180° und weitere 20min backen, schließlich bei 175° - 5-10 min - gegebenenfalls abdecken, falls die Tarte von oben zu viel Farbe bekommt. Vor dem Anschneiden kurz ruhen lassen.
Alltag ist was wunderbares!! Ich kann es genießen, wenn mal kein Event ansteht, keine Katastrophe an die Tür klopft und alles nur ruhig dahin tröpfelt.... Alltag ist mir immer willkommen!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Gabi
Das hast du aber, Gaby, ganz in meinem Sinne zusammen gefasst. Wenn man seinen eigenen Alltag nicht mag, dann stimmt wohl grundsätzlich was mit dem eigenen Leben nicht... oder ;-)?
Löschenliebe Grüße zurück
Du hast mich gerade gerettet, jetzt weiß ich, was es am 2. Feiertag zu essen gibt. Immer vorausgesetzt, ich bekomme Mangold zu kaufen, hier läuft mir nur PakChoi über den weg, das ginge aber vielleicht auch.
AntwortenLöschenDie Fränzis lieben Quiches und Tartes ja auch, wenn Besuch kommt - weil so herrlich unkompliziert. PakChoi wiederum erhalte ich im französischen Outback, aber ich vermute, dass er etwas lieblicher (weniger erdig) ist wie der Mangold. Ansonsten könntest du, Constanze, auch Spinat verwenden - das wäre meine erste Alternative...
Löschenso oder so: eine schöne Adventszeit!
Ohne gefallen zu müssen, ohne interessant zu wirken, ohne mich beweisen zu müssen, ... Du sprichst mir aus der Seele, Micha.
AntwortenLöschenLiebe Grüsse
Dann ein herzliches *High-Five*, liebe Versuchsköchin...
LöschenIch liebe Deine Rezepte - und noch mehr liebe ich Deine Texte, so wunderbar geschrieben. Danke dafür!
AntwortenLöschenChristina
Oh, Christina, das würde mich aber sehr freuen. Also so richtig! Weil - wenn ich ganz ehrlich bin - dann mag ich Rezepte auch sehr, aber kleine Geschichten, die mir etwas erzählen noch ein bißchen muehr... Vielen Dank zurück!
LöschenDas beruhigt mich, dass du junger Hupfer auch so seelenruhig leben magst! Dabei ist hin und wieder so ein Riesenfest ja auch was tolles - und dazu eine Auswahl deiner wunderschönen Gerichte.
AntwortenLöschenNun ja, mittelfrischer Hüpfer ;-)
LöschenUnd ich bin wirklich heilfroh, dass die Zeiten, in denen nur das Außernormale lebenswert wirkte, vorüber sind. Gütige Güte wie anstrengend - aber ja, deswegen klebe ich nicht am Alltag wie auf Schienen... aber das muss ich dir ja nicht erklären!
Hurra, ich muß auch niemand (und schon garnicht mir selber) mehr beweisen, was ich für ein toller und erfolgreicher Hecht bin!!!!!!
AntwortenLöschenUnd wenn ich gemütlich in mein Bett krieche, denke ich manchmal daran, dass in grauer Vorzeit um diese Zeit erst ausging.......schaurige Vorstellung!!!!
Viele Grüsse und ein schönes Weihnachtsfest
Brigitte
Ohne Alkohol wird dieses *Nächte durchhauen* nochmals deutlich anstrengender, Brigitte. Deswegen tanze ich immer noch gerne, aber es muß ja nicht bis morgens um 4 Uhr sein. Das darf man getrost irgendwann hinter sich lassen - sonst nennt man das nämlich hängengeblieben. Uharg, und gerade wenn es so kalt ist, MUSS das auch nicht mehr sein :)
Löschendir auch, Brigitte, ein schönes Fest!
Sehr fantastischer Text.... Ich lese Deinen Blog ja unregelmäßig schon eine Weile. In der ganzen Zeit habe ich nie ein Rezept nachgekocht.... ha, gelogen... das Rezept für den Möhren-(Karotten-)salat habe ich leicht abgewandelt im Repertoire. Aber ich lieb die einführenden Texte zu Deinen Rezepten. Und dieser ist so gut, dass ich als stille Leserin auch mal kommentieren muss. Frohes Fest und einen guten Rutsch... ich denke derweil an den Papst im Kettenhemd :-)
AntwortenLöschenWas ein schmeichelnder Einstiegskommentar, Daniela! Vielen lieben Dank - ich freue mich über diese - fast schon französische - Koketterie
LöschenSO läuft das doch mit der Flirterei zwischen uns beiden :-)