Oben ohne: Spaghetti mit Coeur de Boeuf-Tomatensauce

Sonntag, 19. August 2018


Mit der Freundin-Abreise komme ich wieder zum Bloggen und ich knüpfe direkt wieder an meine TV-Erlebnisse an. Im Ausland mag durchaus erstaunen, was mit den üppigen GEZ-Einnahmen an Bildungsauftrag umgesetzt wird. Oder sieht das jemand weniger mager? Bon, jedenfalls habe ich doch tatsächlich durch deutsches Fernsehen etwas dazu gelernt. Allerdings bei den Privaten und während einer Sendung, bei der ich beim Durchsnappen hängenbliebt: *Die Höhle der Löwen* (für die, die das Format nicht kennen sollten: vor einem vierköpfigen Tribunal *erfahrener Unternehmer* bemühen sich Erfinder um Förderung ihres Startups). Zu Monsieur Marschmeier vermeide ich einfach jeden Kommentar - ich übe mich ja in der französischen Coquetterie, die en général direkte Kritik vermeidet. Nun, jedenfalls weiß ich seither, was das betriebswirtschaftliche Wort *Marge* meint. GANZ wichtig, ja elementar in Umsatzfragen.

Die Marge legt den entscheidenden Grundstein, wie gut meine Firma einnehmen wird, beziehungsweise ob sich die Geschichte überhaupt rechnet. Die Marge benennt die Gewinnspanne zwischen Produktionskosten und Verkaufspreis. Je billiger ich produziere und je teurer ich verkaufe - also je höher die Marge - umso bessere Zahlen schreibt mein Unternehmen.

Das fiel mir wieder ein, als die Pressemitteilung durch die Medien ging, dass Kylie Jenner zur jüngsten Selfmade-Millardärin nicht nur von Amerika sondern der Welt und aller Zeiten gekrönt wird. Und wie das? Mit einer Firma die sich Kylie Cosmetics nennt und hauptsächlich Lippenstifte verkauft.

Gut, dem Erfolg zuträglich waren auch die richtige Herkunft (jüngstes Mitglied einer amerikanischen Reality-TV-Familie), das moderne Vertriebssystem (Instagram), sowie die Zuneigung zu allem Künstlichen - prima erklärt hier in der SZ. Aber das Hauptgeschäft macht der Lippenstift. Mit meinem neu erworbenen Margen-Wissen frage ich mich jetzt natürlich: *Was bitte für einen überteuerten Mist schmieren sich hunderttausende von Frauen damit auf die Lippen?* Und: *Wie kann man so blutjung schon eine lebende Kunstfigur repräsentieren und dabei obendrein zum Schönheitsideal mutieren* Oder: *Soll der Übergang von traurig und hübsch gezielt verwischt werden?*

Die Yellow-Press versäumt ihre beinahe aufklärerische Aufgabe nicht, in dem sie sehr gerne Fotos von den Instagram-Accounts der Stars aufgreift, die die Berühmtheiten mit dem Hashtag *oben ohne* versehen hatten. Dadurch wird darauf hingewiesen, dass sie sich Make-up-frei ablichten ließen. Ich als Aussenstehende, Instanichtgrammerin und Unangemalte finde ja in den allermeisten Fällen, dass den Mädels der pure Look besser steht - so wie ich mir selbst  so ebenfalls besser gefalle, sonst würde ich ja zu Pinseln greifen.

Weiter knüpft sich eine Maurerlehrlingsgeschichte meines Habibs an, der gerne die Kollegen von einst zitiert, wenn ein sehr Fassaden betontes Exemplar an uns vorüber zieht: *Die gehört mal an den Haaren durchs kalte Wasser gezogen*. Was in keinster Weise eine frauenfeindliche Äußerung darstellen will, sondern lediglich die Neugier artikuliert, wie eben diese Frau #oben ohne (ungeschminkt) aussehen könnte - wenngleich etwas grob formuliert (Bau halt).

Vielen Gerichten steht eine gewisse Natürlichkeit genauso gut zu Gesicht. Das war jetzt vermutlich ein groß gezogener Bogen, um hier rauszukommen. Nämlich bei einem der schlichtesten Essen überhaupt: Spaghetti und Tomatensauce. Jedoch in der de luxe-Variante - mit selbstgemachten Nudeln und einem Sugo aus Ochsenherzen-Tomaten, Knoblauch und Rosmarin. Keinerlei Firlefanz, ohne unnötiges Klimbim und turbo lecker! Quasi Spaghetti und Tomatensauce abgeschminkt...


Zutaten 2P:

Spaghetti:
110g Mehl (m: D1050)
90g Hartweizenmehl
2 Eier
Salz
1 EL Öl

Sauce:
500g Coeur de Boeuf-Tomaten
3 Knoblauchzehen, fein gehackt
2 Zweige Rosmarin, fein gehackt
2 Lorbeerblätter
Olivenöl
eine Prise Zucker
Salz, Pfeffer
frisch gehobelter Parmesan
einge Oliven, grün/ schwarz

Zubereitung:

Auf den Zutaten für den Nudelteig mit Geduld und Sorgfalt einen geschmeidigen Teig kneten, in Folie wickeln und mindestens 1 Stunde kalt stellen. Mit der Nudelmaschine bis Stufe 5 von 7 auswellen, dazwischen gut bemehlen und zuletzt zu Spaghetti schneiden. In Nestern auf ein Küchentuch ausbreiten und mit einem weiteren Tuch abdecken und so vor dem Austrocknen schützen.

TIPP: Beim Auswellen und Ausbreiten der Nudeln mit Hartweizenmehl arbeiten: das Verhindert das Zusammenkleben - auch später beim Kochen!

Die Tomaten kurz in kochendes Wasser legen, häuten und in kleine Würfel schneiden. Den fein gehackten Knoblauch kurz in etwas Olivenöl anschwitzen, die Tomaten zufügen, ebenfalls die Gewürze und etwa so lange erhitzen, dass die Tomatensauce etwa 5min köchelt. Die Lorbeerblätter entfernen.

Die Spaghetti in reichlich Salzwasser kürzer als al dente garen, gut abschütten und weitere 2min in der Sauce köcheln lassen. Die Spaghetti auf zwei Teller verteilen und diese zum Garnieren mit Harissa-Öl, Parmesan und einigen Oliven garnieren.


5 Kommentare

  1. Da sprichst du mir - mal wieder - aus der Seele. Ich frage mich oft, wieso so viele (nicht nur junge) Frauen glauben, dass sie nur geschminkt und mit gefärbten Haar attraktiv sind. Ein natürliches Aussehen finde ich viel ansprechender. Aber wahrscheinlich ist es eine Frage, wie sehr man sich selbst annehmen kann. Dabei ist "oben ohne" (was für ein Ausdruck!) doch so schön!
    Und selbstgemachte Nudeln mit Tomatensoße sind eh nicht zu toppen :-)

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    1. Oder, Stefanie? Über den Ausdruck *oben ohne* bin ich auch gestolpert - Sex sells... das brauchts dann noch obendrauf quasi. Die Haare töne ich mir allerdings auch gerade - wenn sie dann ein schönes weiß haben, spätestens dann lasse ich es wieder. Zumal mir alles vor dem Spiegel schnell zu viel Aufwand ist. Werkstatt-Mädchen eben...
      liebe Grüße!

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  2. Ich bin auch ein Freund der puren Schönheit und fühle mich geschminkt total unwohl. Auch ich kenne Frauen, die niemals ungeschminkt das Haus verlassen würden und sich unnatürlich viel zukleistern - traurig :(...

    Und Tomatensoße - ein Essen, was ich ständig essen könnte. Wird nie langweilig :D. Heute erst gekocht, auch ganz abgeschminkt :).

    Liebe Grüße
    Helena

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    1. Eigentlich regelrecht seltsam, wenn die Mädchen sich nur *verkleidet* mögen, oder Helena? Nun was mich an deren stelle SCHWER misstrauisch machen würde, ist dass die Familie Bettencourt (aka L'Oréal-Besitzer) zu den reichsten Menschen dieses Planeten zählen... Wobei ich ja nix dagegen habe, wenn die Mädels mal ne zeitlang mit dem Schminkköfferchen spielen - nur irgendwann sollte wieder gut sein...

      Und ja, ich bin auch *Team Spaghetti mit Tomatensauce* - auf jeden Fall!
      liebe Grüße... mit an die Tomaten ;-))

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  3. Kommt mir irgendwie bekannt vor - hmmm - sehr lecker :-)
    Harissa Öl werde ich mir auch basteln !
    Danke und liebe Grüße aus Wien
    Axel

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