Engelsgymnastik: Paprika-Kartoffel-Eintopf

Sonntag, 5. Mai 2019


*Was habt ihr da in diesem Wochenend-Seminar gelernt? Engelsgymnastik? Was soll das sein? Wie soll das gehen?* Der Habib hatte Mühe, seine undurchdringliche Minie beizubehalten. Aber nur so kam er zu einer Kostprobe. Die zwei initiierten Probandinnen standen vor ihm, ruderten mit den Armen und machten vor, was sie neu erlernten hatten. Die Arme weit zu beiden Seiten gen Himmel ausgestreckt und dann wieder eng um sich selbst geschlungen, riefen sie begleitend in leicht theatralischem Tonfall dazu: Ich gebe, was ich nehme, ich nehme, was ich gebe... Esoterik... es kann nicht blöd genug sein. Und ja, teuer war das Wochenend-Seminar auch. Kann schließlich nicht jeder vermitteln, Engelsgymnastik.

Für den Habib und mich ist das mittlerweile ein geflügeltes Wort: *Engelsgymnastik*. Bringt uns zuverlässig zum Lachen. Schön blöd, wer auf so einen Quatsch reinfällt. Aber wenn ich eines verstanden habe, dann dass jeder die Erfahrungen macht, die er für seinen Lebensweg braucht. Und für erklärungsbedürftig halte ich den Humbug *Engelsgymnastik* nicht. Wer bei dem Wort schon keine Zweifel hat, dem ist leider nicht zu helfen. Ich fühle mich in solchen Momenten nicht angesprochen, hier etwas graderücken zu müssen. Irgendwann sollte der gesunde Menschenverstand von alleine einsetzen. Und wenn nicht, ist Hopfen und Malz verloren. Dann besteht die Gefahr, aus dem Wald nicht mehr herauszufinden. Da kann man Gretel fragen...

Ganz andere Maximen hat da die Foodbloggerei. Glasklare, überprüfbare quasi. Wie hat die große Schwester des Foodbloggens, Nicki, es einst für alle in Stein gehauen: You get, what you see! So zumindest  ging es mal los. Und für mich ist das nachwievor der unumstößliche Maßstab. Da können mir die schönsten, ausgeleuchtesten Fotos samt überwältigt dekorierten Teller gestohlen bleiben, wenn nachher mein Essen keine Ähnlichkeit damit hat. Dann stimmt entweder etwas am Rezept oder an der Foodfotographie oder an beidem nicht. Genau diese Verlässlichkeit hatte mich als Kochanfängerin überhaupt erst auf Foodblogs gebracht: normale Menschen kochen normales Essen in normalen Küchen. Einfach erklärt.

Bei Kochbüchern konnte ich nicht darauf gehen, dass die Rezepte immer einwandfrei funktionieren. Oft genug ist mir passiert, dass Zeiten oder Mengenangaben nicht stimmten. Oder aber die Abbildung mit meiner eigen Küchenwerkelei rein gar nicht gemein hatte. Mit diesem Eintopf, aufgegriffen aus dem SZ-Quartett, ist mir das mal wieder passiert. Mein Kartoffel-Gulasch sah - nachdem ich mich fast brav an die Zubereitung gehalten habe - ganz anders aus. Bereits ein Blick auf die Zutatenliste hätte mit einem dreiviertel Liter Gemüsebrühe (wie im Original) angezeigt, dass der Eintopf zwangsläufig flüssiger werden muss als das Foto verspricht. Die B-Note stimmt zumindest: den Bauch hat er gewärmt und geschmeckt hat er sehr gut!


Zutaten 2P:

2 rote Paprika, unter dem Grill geröstet, gehäutet*
2 EL Olivenöl
400ml Gemüsebrühe
500g Kartoffeln (festkochend)
2 kleinere Zwiebel, fein gehackt
Rapsöl
1 TL Paprikapulver (edelsüß)
1 Spritzer weißer Balsamicoessig
2 Knoblauchzehen

1 Lorbeer-Blatt
Kreuzkümmel (gemahlen)
Majoran
Salz, Pfeffer

Piment d'Espelette
2 EL Sauerrahm

(m: ersetzt durch 1 EL Mandelmus)
1/2 Bund Schnittlauch

Zubereitungszeit: 

Die gegrillte Paprika häuten und kleinschneiden. In einem Topf mit Gemüsebrühe bedecken (etwa 100ml) und dem Lorbeerblatt und weich garen. Lorbeerblatt entfernen, 1 EL Mandelmus zufügen und fein pürieren - zur Seite stellen. Kartoffeln schälen und in 3–4 cm große Stücke schneiden. Knoblauch und Zwiebeln fein hacken.

Die geschnittene Zwiebel in Rapsöl goldbraun rösten. Das Paprikapulver dazugeben ebenso den Knoblauch, das Ganze durchrühren und mit dem Essig ablöschen. Die Kartoffeln, Kümmel und Majoran dazugeben. Öfter umrühren, bis der Saft durch die Kartoffelstärke sämig und die Kartoffeln weich sind – das dauert ca. 20 Minuten. Jetzt die Paprikasauce untermischen. Mit Salz, Pfeffer und Piment abschmecken und nochmals ein wenig köcheln lassen. (Zum Anrichten den Sauerrahm glatt rühren und ein Nockerl auf das Gulasch geben.) Mit geschnittenem Schnittlauch bestreuen.

Inspiration: SZ-Kochquartett

Libellen-Schmetterlingshaft

6 Kommentare

  1. Das ist das schöne an deinen Rezepten, dass die immer funktionieren, schmecken und auch deinen Fotos ähnlich werden! Das bezaubernde Tierchen könnte gerade Engelsgymnastik machen, oder ? Liebe Grüße, Margot

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Dieses Feedback von dir, Margot, bedeutet mir viel, denn zum einen ist das ja mein eigener Anspruch, zum anderen weiß ich, was für eine versierte Köchin du bist! Vielleicht war der Libellen-Schmetterlingshaft auch im Kurs? Man weiß es nicht :)

      Löschen
  2. Liebe Micha, ich lache noch immer über die in jedem Sinne hochfliegende Gymnastik. Och ja...Das Kartoffelgulasch muss ich nachkochen, denn mein Mann liebt alles mit Kartoffeln. Übrigens noch ein Buchhinweis, eben fertig gelesen, "Mein Jahr mit Loki". Über das letzte Lebensjahr von Loki Schmidt und ihre vielfältigen Interessen in Sachen Biologie und Umwelt sowie die Art mit dem Altern umzugehen. Es würde dir sicher gefallen! Herzlich, Sunni

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Sunni, ich finde diese Geschichte auch sehr lustig. Und in der Kartoffelliebe scheinen sich unsere Männer zu gleichen! Dieses Wochenende kommt die Mail, liebe Sunni - aber Bücher mit und über Politiker/innen... da macht mein hausinterner Magnet keinerlei Ausschlag. Das ist einfach nicht mein Berufszweig. Aber wir haben andere GROSSE Übereinstimmungen (ich sage nur: Dörte Hansen)... liebe Grüße

      Löschen
  3. Liebes Salzkorn,
    es ist kalt, es ist windig, es ist ungemütlich draußen. Aber wir drinnen haben es gut: das Erdäpfel-Gulasch wärmt nicht nur, sondern ist sehr fein durch seine ausgewogene Komposition. Statt Schnittlauch gab es bei uns Zitronenzesten und Petersilie obendrauf - oberlecker!
    Dank und herzliche Grüße aus Schleswig-Holstein,
    Sandkorn

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebes Sandkorn, Gerichte habe wie Worte ihren richtigen Moment - dann passen sie oder sind fehl am Platz. Aber nasskaltes Wetter sind für einen solchen Gulasch quasi ideale Bedingungen. Es freut mich zu lesen, dass es geschmeckt hat... liebe Grüße zurück...

      Löschen

Für Kommentare gilt: die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) wurden an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.