Single-Brot mit Emmer und Karotte

Dienstag, 30. Juli 2019


Geht es euch auch so, Mädels? Ich brauche nur das Wort *Single* zu hören und schon stimmt meine innere Beyoncé *Single-Ladies* an und wedelt dazu mit sämtlichen Körperteilen. Wahrlich schwer mit einer solchen Untermalung auf triste Gedanken zu kommen. 

Dabei kann man mit Fug und Recht behaupten, dass man früher alleinstehende Frauen regelrecht stigmatisierte. Frankreich hinkte Deutschland sage-und-schreibe 41 Jahre (!) hinterher mit der Abschaffung der gängigen wie auch formellen Verwendung von *Mademoiselle* (Fräulein) - nämlich erst 2012 wurde diese Anrede kompostiert! Bis dahin lag der Beziehungsstatus sämtlicher Frauen quasi offen. Ganz im Gegenteil zu den Männern.

Ich hatte in meinem Leben lange Phasen, in denen ich Single war. Und die habe ich als sehr einsame Zeiten in Erinnerung. Aber auch als Momente großer Selbstbestimmung. Irgendwo (die Brigitte war es nicht ;) - aber der Inhalt gleicht sich in etwa) las ich, dass ein britischer Verhaltensforscher (immerhin Prof an der London School of Economics and Political Science) anhand von Datenerhebungen herausgefunden haben wollte, dass die gesündeste und glücklichste Bevölkerungsgruppe Frauen wären, die niemals geheiratet und keine Kinder bekommen hätten: *Wer eine alleinstehende Frau um die 40 trifft, denkt automatisch: 'Die Arme, ganz schön traurig, oder? Vielleicht findet sie eines Tages den Richtigen und alles wird gut.' Aber vielleicht findet sie ja auch den Falschen und alles wird schlecht. Vielleicht findet sie jemanden, der sie unglücklicher und ungesünder macht, sodass sie früher stirbt.*

Hmmm, wie im echten Leben: immer alles drinne, immer alles möglich. Unrecht scheint er so gesehen nicht zu haben... es kommt halt drauf an...

Wenig später hielt ein renommierter Forscher (immerhin von der American University’s School of Public Affairs) komplett dagegen und legte dar, dass einige Daten nicht richtig ausgelegt worden waren und die Hauptthese sich somit als falsch rausstellt. Hach, Wissenschaft - man müßte sich öfters einig sein...

Mir gefiel - als Ende vom Lied - , dass ich tatsächlich mal ganz einer Meinung bin mit der Brigitte, nämlich darin, *dass weibliche, kinderlose Singles in ihrem Leben nicht gescheitert sind und in Einzelfällen sogar glücklicher sein können als 30 Jahre lang verheiratete Mütter von drei Kindern.* Bref: dass Lebensentwürfe so unterschiedlich gestaltet sein können, wie sie wollen - der Glücksfaktor hängt weder damit zusammen, was eine Mehrheit vorgibt, noch damit, was irgendwelche Daten ausspucken. Sondern die eigene Zufriedenheit ist eine zutiefst individuelle Geschichte, deren Zutaten man versuchen muss, selbst zusammenzustellen - ganz gleich, was andere dazu sagen.

Und ganz ehrlich: um zu diesem Ratschluß zu kommen, hätte ich keine Untersuchung gebraucht.


Bekanntermaßen hatte meine Küche lange Zeit stets nur dekorative Zwecke. Gerade als Single-Lady. Umso mehr ernährte ich mich von Brot. Als ideale Single-Brote erwiesen sich alle Rübli-Brote. Die Karotten im Brotteig verleihen einfach eine tolle Frischhalte-Qualität. 

Ich habe dieses Brot bereits in in zwei Varianten gebacken: mit und ohne Saaten. Dabei zeigte sich, dass die Wasserzugabe auch sehr abhängig ist von der Frische der Karotten. Es gilt: je frischer die Hasenfrucht umso weniger Wasser benötigt der Brotteig, der etwa die Konsistenz von weichem Ton haben sollte. Das gibt ein Standart-Brot - eine dritte Version habe ich bereits als Idee im Kopf.

Zutaten - 2 Brote (750g-Form):

Sauerteig - ca. 12 Stunden bei Raumtemp. :
260g Roggen-Vollkorn
260g Wasser
12g Roggen-ASG, aufgefrischt

Brotteig:
Sauerteig
340g Emmer-Vollkorn
200g Dinkel 1050
50g Roggen 1150
250g Karotte, grob geraspelt
ca. 320g Wasser*
20g Salz
7g Hefe
2 EL Rübensirup

Zubereitung:

Den Sauerteig rechtzeitig auffrischen und ansetzen. 

Am Backtag die Karotten brüsten und grob reiben. Dann sämtliche Zutaten in den Kneter geben und für 8-9 Minuten den Teig zu einer homogenen Masse verkneten lassen - der Teig wird relativ weich.

Die Formen gut einfetten und den Teig auf die zwei Formen verteilen - entweder mit Spachtel oder einem gut nassen Esslöffel. Die Brotteige glatt streichen und abdecken. Die Brote für 80-90 Minuten bei Raumtemperatur reifen lassen, bis sie ca. 1 cm unterhalb des Randes der Form stehen.

Mit einer Stipp-Rolle nach erneutem Einsprühen mit Wasser stipfeln und sofort ohne Schwaden in den auf 240°C (Ober-/Unterhitze) vorgeheizten Ofen geben. Nach 5 Minuten auf 210°C reduzieren und für insgesamt ca. 45-50 Minuten backen.

Die Brote aus der Form nehmen und ohne Form auf den Backstein stellen. Bei 220°C noch weitere 10 Minuten backen für eine knusprige Kruste.

 
Variante mit Saaten:

Brühstück zusammen mit Sauerteig ansetzen und über Nacht kühl stellen.
je 50g Leinsaat/ Kürbiskerne/ Sonnenblumenkerne
5g Salz
150ml kochendes Wasser 

In meiner Variante mit dem Brühstück und älteren Karotten gab ich 220g Wasser an den Hauptteig (auch weil die Saaten einiges an Wasser aufnehmen). Achtung: an diesen Hauptteig dann nur noch 15g Salz zugeben und 200g geriebene Karotten! 

*Anmerkung m: Wasser am Brotteig zuletzt schluckweise zufügen, da die Menge abhängig ist von der Frische der Karotten!


Geschwister im Blog-Universum: das Rübezahl-Brot


6 Kommentare

  1. Hallo,
    ich lese von Zeit zu Zeit deine Seite und mag deine Brotrezepte sehr.
    Diesmal bin ich aber am Text dazwischen hängengeblieben ;-)
    Ich war lange Single und fand die Zeit nicht schlimm, nur bei Familienfeiern, wenn man mal wieder seiner Tante xy erklären musste, wieso sich immer noch kein Mann erbarmt hatte, oder im Urlaub, bis ich Gartengruppenreisen entdeckt habe (genial). Auch Gerüchte, dass ich eher auf Frauen stehe, kursierten und sind immer noch nicht aus der Welt (muss ja was dran sein). Eine Frau KANN nicht ohne einen Mann!
    Ich bin definitiv keine Emanze. Ich hatte durchaus die Augen offen. Ich hatte die Zeit nur keinerlei Lust auf Kompromisse, nur um dem Normalbild zu entsprechen, und ich war damit weder einsam noch unglücklich. Und ich finde es unmöglich, nur über seinen Beziehungsstatus definiert zu werden. Das soziale Netz sollte doch größer sein als nur der eigene Partner. Sonst schmort man im eigenen Saft und merkt gar nicht, wenn man anfängt sich gegenseitig zu langweilen.
    Außerdem hatte ich tätsächlich genug Beispiele vor Augen, bei denen die Frauen in einer Beziehung nicht glücklich waren, allerdings auch einige wenige Beispiele, wo es doch funktioniert (natürlich nicht immer perfekt). Irgendwie hatte ich trotzdem ein reiches Leben in der Zeit.
    Ich habe nach tatsächlich 10 Jahren wieder einen Mann an meiner Seite nach anfänglichem Zögern meinerseits und viel Geduld von seiner Seite. Aber es fühlt sich endlich richtig an. Er war zuerst mein Freund, bevor es mehr wurde.
    Gekocht und gebacken habe ich trotzdem immer, auch und gerade für mich. Man konnte immer sein Lieblingsgericht kochen. Natürlich haben auch Familie und Freunde profitiert.
    In diesem Sinne wünsche ich dir immer genug Brot im Haus für dich und alle, mit denen du es teilen möchtest.
    Viele Grüße Uta

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    1. Vielen Dank für deinen Kommentar, Uta!

      Es ist schon eine Ungeheuerlichkeit für sich, dass manche Dinge sich nur SEHR schleichend ändern. Und eigentlich kann ich es mir gar nicht mehr vorstellen, dass man von der Gesellschaft erst zur *Frau* gemacht wurde, wenn man die *Frau von einem Mann* war. Und dass eine solche Geschichte bis heute Nachwehen hat. Tssss.... Oder??!!! Eine eigenständige Frau sollte wohl lange Zeit kein Platz eingeräumt werden. Warum auch immer. Aber Frau kann gut für sich stehen. Wie du schön geschrieben hast.

      Zwei Sprichwörter fallen mir dazu ein (du weißt vielleicht, ich bin #Team Sprichwörter ;)

      In Frankreich sagt man: *il vaut mieux d'être seul que mal accompagner - es ist besser alleine zu sein als schlecht begleitet*. Wie wahr, oder? Was selbstredend genauso für Männer gilt. Auch dazu hätte ich Beispiele an der Hand, von Jungs, die sich besser eine andere Traute oder gar keine zugelegt hätten... Übergeordnet sind wir schließlich alle Menschen - und für die gelten gleiche Gesetze...

      und dann noch das von Tucholsky:
      *es ist schwer das Leben zu zwein
      nur eines ist schwerer
      einsam sein*

      Denn wenn man einen guten Menschen an der Seite hat, dann ist es das Beste, was einem im Leben passieren kann. Aber ganz mit dir: man muss wohl auch bereit sein, auf einen solchen warten zu können. So erlebte ich das auch...

      viele herzliche Grüße zurück

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  2. Ich kann mich Euch nur anschließen: Wissenschaft her, Wissenschaft hin – am Ende muss jede/r den für sich persönlich passenden Lebensentwurf finden. Und das ist zwischen all dem "Man macht" manchmal gar nicht so leicht, merke ich. Aber ein gutes Brot mit Guterbutter hilft. Immer.
    Herzlich: Charlotte

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    1. Das wirklich Gute am Älter werden ist - zumindest bei mir ;) - ist, liebe Charlotte, dass ich die anderen viel (VIEL) leichter anders sein lassen kann und mehr bei mir bin. Was *man* so macht, erhält immer weniger Bedeutung. Es hilft mir allerdings auch, so weltabgewandt zu leben wie wir es tun. Und das als Paar. Ein Inselleben quasi. Doch, das macht vieles einfacher... ganz herzlich zurück!

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  3. Hallo Micha,
    machst Du hier keine Stock-/Kesselgare? Ich könnte mir vorstellen, dass es dem Vollkornmehl im Hauptteig schon gut täte, nochmal kräftig durchmischt zu werden.
    Herzliche Grüße,
    Karin

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    1. Du kannst durchaus eine Teigruhe miteinberechnen, wenn du magst, Karin, aber wie du an der Krume siehst, gibt es da nicht mehr viel zu verbessern ;) viele liebe Grüße zurück...

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