Lavandin: Kartoffel-Blumenkohl-Puffer

Freitag, 24. Januar 2020


Im Takt der Jahreszeit finden nun reihum in einem Dorf nach dem anderen die Boudin (Blutwurst)-Feste statt - teilweise schon als Frühschoppen -, die wir die letzten Winter auf Reisen ohne jedes Bedauern verpasst haben.

Hingegen völlig anachronistisch bot das Gartencenter gerade große Lavendel-Stauden als Angebot feil: preislich äußerst verlockend, wenngleich wahrlich keine Pflanzzeit für Lavendel, schon gar nicht wenn der Boden ausnahmsweise gefroren ist. Aber die Pflanzen standen zu schön da, die Trockenheit des letzten Sommers hatte einige Verluste verursacht und so zieren nun weitere 18 Lavandin (eine Kreuzung aus Speiklavendel und Echtem Lavendel - für alle, die es genau interessiert) unseren Garten.

Keine Ahnung wieviel Lavendel wir insgesamt angepflanzt haben. Viel. Sehr viel. Ein Garten ohne Lavendel - das geht gar nicht! Was ein Schmetterlingsmagnet! Der sonnige Duft! Und ein tolles Gewürz ist er auch! Just bin ich über einen Artikel (mal wieder beim Dlf) gestolpert, der mich darüber informierte, dass der Lavendel zur Arzneimittel-Pflanze des Jahres 2020 gewählt wurde, weil sie *eine der besten Pflanzen gegen Stress und Ängste ist*. Das sollte doch ein Leichtes sein, das mitzufeiern. Lavendel - das können wir hier!

Die homöopathischen Gedanken des Habibs machten mich einst erst auf den Lavendel aufmerksam. Irgendwie schien mir diese Blume früher seltsam altbacken und eher unauffällig. Doch seit ich in die Drôme gezogen bin, fühle ich mich mit dem Lavendel richtig verbunden. Man kommt hier ja gar nicht drumherum, wir befinden uns schließlich im klassischen Anbaugebiet für Lavendel, wo dieser nicht nur kultiviert wird, sondern auch überall wild wächst. Also nicht nur der Name *Sonne und Lavendel* verpflichtet, wir können quasi fast vom Fenster aus rüber in die Drôme provençale schauen. Und fällt das Wort *Provence*, wollen schließlich Klischées erfüllt werden - man kennt doch seine Touris! Ich weiß nicht, wie oft wir schon die Frage von anfragenden Feriengästen beantworteten, wann denn genau die Lavendelblüte beginnt (Ende Juni).

Was viele nicht wissen, ist dass der intensive Anbau von Lavendel als Monokultur im Süden Frankreichs die Pflanzen anfälliger für Schädlinge und Krankheiten werden ließ. Von der Provence ausgehend breitete sich ein Bakterium aus, welches von einem nur 2mm großen Insekt aus der Familie der Zikaden, der sogenannten *Cicadelles* übertragen wird und zu Ernteausfällen von bis zu 80 Prozent führt. Bis heute wurde noch kein wirksames Gegenmittel gefunden.

Auch die Brüssler EU-Abgeordneten brachten die Lavendelbauer schon gegen sich auf, denn deren Richtlinie stufte Lavendelöl als eine chemische Substanz mit gesundheitsgefährdenden Stoffen ein (indem sie ein natürliches Produkt gleichstellt mit industriell, syntethisch hergestellten Molekülen). Ich bin gespannt, ob das Gesetz wirklich rechtskräftig wird.

Fest steht allerdings spätestens seit 2019, dass Lavendel das Gleiche kann, was Sonnenblumen können. Die Instas im Selfie-Wahn auf der Suche nach der perfekten *Real-Natur-Fototapetenhintergrundskulisse* entdeckten die lila Lavendelfelder Südfrankreichs für sich. Mäßige Begeisterung auf Seiten der Lavendelbauer. Stellt sich die Frage, ob der mancherorts erhobene Zusatzgroschen durch die neuerdings erhobenen Eintrittsgelder die Zaungebühren einbringen sollen oder als Schmerzensgeld dienen, wenn eine Kohorde Selbstverliebter aus Deko-Gründen Blumen platttrampeln... man weiß es nicht. 

Halte ich es mit dem Sankt-Florian-Prinzip: so lange in meinem Tal und in meinem Garten nicht durch den Lavendel gerobbt wird, soll es mir egal sein... Zuguterletzt empfehle ich euch noch eine schöne, einschlägige Doku zur Lieblingsblume der Südfränzis hier im SWR.


Um zurück in die Jahreszeit zu finden, gibt es ein unkompliziertes saisonales Gericht. Blumenkohl und Kartoffeln machen doch prinzipiell ein Super-Duo - folgerichtig genauso zusammen vereint in einer Bulette. Ich habe diese Puffer nicht nur zu Salat gereicht (Salat-Plus... ihr wißt Bescheid), sondern ebenso zu einer Sauce - wie dieser Paprika-Sauce oder dieser Tomaten-Sauce - womit der Bogen nochmals zurück zum Lavendel geschlagen wäre...

Zubereitung - ca. 10 Stück:

350g Kartoffeln
350g Blumenkohl
Salz, Pfeffer
Muskatnuss
1 Ei
30g Reismehl
2 EL Petersilie, fein gehackt
70g Bergkäse, klein gewürfelt
(optional 2 EL Parmesan, gerieben)
Sonnenblumenöl

Zubereitung:


Kartoffeln als Salzkartoffeln garen, abschütten, ausdampfen lassen und stampfen. Blumenkohl über dem Wasserbad garen - je nach Belieben bissfest oder ganz weich - dann ebenfalls stampfen, (oder mittelfein pürieren oder feinst hacken - ebenfalls je nach Belieben). Alle Varianten sind lecker - ich habe mich für einen mittelgroben Blumenkohl entschieden.

Alle Zutaten miteinander vermengen, würzig abschmecken und zu 10 etwa gleich großen Buletten formen. Wie sie in einer Pfanne Platz finden miteinander und nacheinander goldgelb ausbacken. Die fertigen Puffer so lange warm stellen bis alle fertig gebacken sind.


Schwelgen weit im voraus:








17 Kommentare

  1. Hach, die Fotos! Welch eine Erinnerung an große Wanderungen oberhalb von Apt und Sault. Tolles Rezept, muss ich gleich mal nachmachen. Herzlich, Sunni

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    1. Apt und Sault, das sind die Epi-Zentren, Sunni - und das dürfen sie gerne bleiben. Es gefällt mir, dass ihr schöne Erinnerungen an die Lavendel-Saison dort habt!

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  2. Lecker und so eine schöne Vorrausschau. Als Sadtkind habe ich seit drei Jahren einen lavendel auf dem Balkon, der sogar das überwintern schafft und auch die Bienen lieben ihn.
    viele Grüße, Karen

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    1. So, Karen, habe ich es zu Balkon-Zeiten auch gehalten: ein Lavendel ist besser als gar keiner, oder ;) liebe Grüße zurück

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  3. Liebe Micha,
    Ihr seit schon wieder zurück im französischen Winter? Dann tut bestimmt auch da eine Ladung Lavendel gut! Seit ich Euren Garten mit Lavendel, Rosen und diesem zu Beginn für uns Stadtkinder etwas beängstigenden, unaufhörlichen Gesumm und Gebrumm kenne (was aber ganz schnell zu einer beruhigenden Sommermelodie wird), liebe ich Lavendel noch um so mehr (und habe Photos in der Provenve auch immer nur vor, nicht im Lavendelfeld geschossen :-) ).
    Was ich übrigens letztes Jahr auch sehr mochte, aber auf Deinem Jahresrückblickbeitrag nicht kommentiert habe, ist die Kategorie „Paris ist weit weg“. Deine Beiträge bereichern und erreichen mich fast immer, aber diese hatten einen besonderen Charme und Witz, der auch mal einen tristen deutschen Alltag aufheitern können.
    Auf jeden Fall wird der Blumenkohlplan von heute Abend spontan auf Puffer umgestellt!
    Herzliche Grüße, Sylke

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    1. Tja, dieser Winter, liebe Sylke, ist völlig anders als die davor. Aber ähnlich waren sie sich ja alle nicht.

      Und der nächste Beitrag zu *Paris ist weit weg* ist schon in der Warteschleife. Mir macht diese Reihe nämlich auch Spaß. Fern ab allem saudoofen National-Gedöns liebe ich die Kabbeleien zwischen den Kulturen und Regionen!

      Und, was sagt deine Gang zu den Puffern?
      ganz herzlich zurück...

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    2. Die Puffer waren der Renner! Kleine Änderung: Blumenkohl mit Curry im Backofen geröstet, in Ermangelung von Reismehl Weizenmehl genommen und da ein Kind Petersilie verabscheut, diese durch Schnittlauch ersetzt. Aber ein bisschen künstlerische Freiheit am Kochtopf muss ja auch sein... ;-)

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  4. Die Bilder lassen mich mit dem Geruch von Lavendel in der Nase zurück. So ein bisschen Sommer im trüben Januar-Grau ist genau das richtige!
    Aber auch die Bratlinge lesen sich sehr fein und werden für den nächsten Blumenkohl in der Gemüse-Abo-Tüte vorgemerkt!

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    1. Also ich, liebe Stefanie, bin den europäischen Winter nicht mehr gewohnt. Gut, dass es schon langsam deutlich heller wird. Etwas mehr Farbe würde aber auch nicht schaden. So ein bißchen Lavendel-Therapie tut mir gerade auch gut! ganz viele liebe Grüße...

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  5. Deine Lavendelbilder sind wahnsinnig schön ... Das wären sie bestimmt auch MIT dir, aber eben genauso ohne ... Blumen sprechen doch für sich. Und diese Influencer, tssss.... Kopfschüttelnd und mit liebem Gruß, Maria

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    1. Du meinst, liebe Maria, ich hätte mich - so wie die Influs - von mitgebrachten Trittleitern in die Beete fallen lassen sollen, während der Habib den Foto-Boy macht. Abgesehen davon, dass ich den Habib dazu nicht überredet bekäme, ich überlasse den Schmetterlingen SEHR gerne den Fokus :)

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  6. Was für ein Teller! Er ist ja leer schon so wunderschön und dann noch mit diesen Pflanzenpflanzerln! Sind vorgemerkt.
    Und beim Angucken der Lavendelfotos hab ich vorm Computer den Duft in der Nase. Wie auch ganz real jeden Abend beim Einölen der Kleinsten mit Lavendelöl. Für eine gute, ruhige Nacht. Liebe Grüße von Hannah

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    1. Lavendelöl, liebe Hannah, sollten auch die widerspenstigsten Nichtschlafenwoller ins Bettchen bringen - rein theoretisch. Ansonsten beruhigt es die Mama, stimmts ;) liebe Grüße zurück...

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  7. Hallo Micha. Da musste ich doch direkt mal recherchieren, da ich beruflich recht viel mit Chemie zu tun habe. Der Stand des von dir verlinkten Artikels war von 2014 und wenn man die aktuelle REACH-Seite anschaut, dann steht dort, dass Lavendelöl tatsächlich gekennzeichnet werden muss. Aber schau dir die Erläuterung an: "Danger! According to the classification provided by companies to ECHA in REACH registrations this substance may be fatal if swallowed and enters airways, causes serious eye irritation, is harmful to aquatic life with long lasting effects and may cause an allergic skin reaction." Und das stimmt nun mal. Wieso sollte darüber nicht aufgeklärt werden müssen? Bloß weil das gefährliche Material natürlich extrahiert wird und nicht chemisch synthetisiert? Ist dann Opium auch keine gefährliche Droge? Anscheinend gelten die strengen Regeln jedenfalls schon seit einer Weile (keine Ahnung, wie es in Frankreich umgesetzt wird) und bisher scheinen die Bauern nicht reihenweise pleite zu gehen... das mal als kritische Gegensicht von einem ätherischen Öl-Fan, die trotzdem auch die Perspektive der Gesetzgeber versteht. Trinke gleich genüsslich meinen Schlaftee mit Lavendel :) Lieben Gruß, Lara

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    1. Danke für deine Erweiterung, Lara. Wobei mich das Reglement an die amerikanischen Gebrauchsanweisungen für Mikrowellen erinnert. Manche Dinge sollte sich der gesunde Menschenverstand alleine erschließen und nicht ALLES sollte unter einem Hagel an Vorschriften erschlagen werden. Mais bon, wie immer gibt es für alles FÜR und WIDER Argumente - jenachdem von welcher Perspektive man es betrachtet. Darauf einen Lavendel-Tee ;)

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