Wir leben in einer seltsamen Zeit. Nicht, dass die zuhause oder im Garten so anders wäre. Nee, da ist alles soweit wie immer: der südfranzösische Sommer ist gewohnt trocken, nur die Temperaturen spielen Flohwalzer und der Mistral zauselt mit mehr Ausdauer. Aber sonst... offene Türen, barfußlaufen, Tomaten pflücken, Pflanzen gießen...
Was komisch ist, ist nicht das Innen-, sondern das Außenleben. Und wie die Überschrift dazu lautet, muss ich gar nicht mehr schreiben. Haben wir alle verinnerlicht: 2020 ist das Jahr von Covid. Ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. Wetten werden bereits entgegengenommen, ob 2021 die Überschrift behalten darf. Mit Freunden steht man linkisch voreinander und weiß nicht mehr recht,
wie viel Nähe angebracht ist. Bises (Küsschen) besser nicht gerade. Und dann enttäuschte Gesichter, die spiegeln: ach und ich dachte, ich zähle zu deinem inneren Kreis. Jetzt zeigt es sich erst richtig... Unsere Singles leiden bekennenderweise besonders darunter, dass Grenzen anders gezogen, Distanzen neu justiert werden. Feriengäste erzählen, dass eine Reise nach Frankreich manchen ihrer Bekannten dünkte, als würden sie nach Papua-Neuguinea aufbrechen - was eben noch Nachbarland war oder gar ein einziges Europa, scheint weiter auseinander gerückt denn je. Entfernungen werden nicht mehr mit neutralem Maßstab sondern gefühlsschwanger wahrgenommen: *Ja, und was ist, wenn was passiert*... Das Damoklesschwert, es schwebt über allem. Ja, wenn was passiert, dann will man am liebsten daheim sein.
Aber, Kinners, mit der Einstellung *Ja, wenn was passiert*, braucht man gar nicht erst vor die Tür. Pfffhhh, kein Purzelbaum ist auf diese Weise zu schlagen. Denn - wissen wir alle auch: *Passieren kann jederzeit und immer IRGENDETWAS*. So geht Leben. Den Garantie-Schein, dass man ungeschoren durchkommt, gibts nicht auf die flache Hand dazu. Und ist obendrein äußerst unwahrscheinlich. Hey, nicht missverstehen: ich rufe hier nicht zu Dummheiten auf. Nur merke ich, wie mich diese andauernden Updates samt täglicher Zahlenjonlage der Informationsindustrie rammdösig macht. Mir kommen nämlich die Dauer- Informationen wie Puzzle-Teilchen vor, die jeweils zu einem anderen Puzzle-Spiel gehören: keines passt ins andere. Nehmen wir als Beispiel die Zahl von nahezu 7 Tausend Todesfälle, die aktuell weltweit an einem einzigen Tag an Covid sterben - eine ansteigende und somit beunruhigende Zahl.
Aber um diese Zahl nur ansatzweise einorden zu können, fehlen mir Bezüge. Ich müsste wissen, wieviel Menschen überhaupt täglich weltweit sterben. Oder wieviel Menschen im Verhältnis dazu täglich an anderen Krankheiten sterben. Oder wieviel Covid-Tests in welchen Ländern getätigt werden... Oderoder... Ich werde mit Zahlen bombardiert, die lose in der Luft hängen, nach viel Sachkunde aussehen, Objektivität und Neutralität vorgaukeln, und mir keinerlei Anhaltspunkt geben. Greift man nur die Untersuchungen zu der Sterblichkeitsrate in den USA heraus, dann erkennt man, wie schwierig es ist, aus diesen Zahlen Schlußflogerungen zu ziehen, weil ein Strauß von Umständen diese Auswertungen beeinflusst. Also: wer setzt mir aus all den Bruchstücken ein Ganzes zusammen? SO bin ich nur verwirrt...
Mir gehts wie Maria: ablenken und auftanken kann ich am besten draußen in der Natur. Und dieses Jahr bin ich besonders oft am Streunern, weil ich am Kräutersammeln bin. Ich lerne viel dazu, erkenne, bestimme, blättere in schlauen Büchern, lese, rieche und atme auf den wilden Blumenwiesen durch...
In zwei Varianten stelle ich euch diese Bällchen - deren Inspiration mal wieder auf Susanne zurückgeht - vor: zuerst in einer süßlich-orientalischen Version mit Spirelli (Bild 2) und schlichter Tomatensauce, dann in einer herzhaftern Auflage mit Käse und Kräuter, Ofentomaten und selbstgemachten Orcchiette. Pasta hilft übrigens... im Zweifelsfall..
Zutaten 2-3 P:
125g Soja-Geschnetzeltes, getrocknet
125ml Wasser, kochend
50g Semmelbrösel
70ml Milch
40g Parmesan, gerieben
40g Mandeln, gehäutet, nicht zu fein
15g Rosinen, gehackt
1/2 TL Zimt
1/4 TL Pimenton dela vera
2 TL Miso, dunkel
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette
2 TL Oregano, getrocknet
1 Ei, groß*
Sonnenblumenöl
------ zum Zweiten:
100g Soja-Geschnetzeltes
100ml kochendes Wasser
50g Semmelbrösel
80ml Mandelmilch
50g Comté, gerieben
40g Mandeln, nicht zu fein
2 TL Miso
1 TL Senf
2 TL Oregano
1/2 Bund Petersilie
1 Ei
Salz, Pfeffer
125g Soja-Geschnetzeltes, getrocknet
125ml Wasser, kochend
50g Semmelbrösel
70ml Milch
40g Parmesan, gerieben
40g Mandeln, gehäutet, nicht zu fein
15g Rosinen, gehackt
1/2 TL Zimt
1/4 TL Pimenton dela vera
2 TL Miso, dunkel
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette
2 TL Oregano, getrocknet
1 Ei, groß*
Sonnenblumenöl
------ zum Zweiten:
100g Soja-Geschnetzeltes
100ml kochendes Wasser
50g Semmelbrösel
80ml Mandelmilch
50g Comté, gerieben
40g Mandeln, nicht zu fein
2 TL Miso
1 TL Senf
2 TL Oregano
1/2 Bund Petersilie
1 Ei
Salz, Pfeffer
Sonnenblumenöl
Zubereitung:
Soja-Geschnetzeltes mit heißem Wasser übergießen und mindestens 10min quellen lassen. Semmelbrösel in (Mandel)Milch ebenfalls einweichen. Dann mit den jeweiligen Gewürzen kräftig abschmecken. Bällchen (etwas kleiner als Tischtennisball-Größe) mit nassen Händen formen: Masse muss gut zusammenhalten und leicht kleben.
Öl in einer Pfanne erhitzen und die Bällchen ringsherum knusprig braten, auf Küchen-Krepp abtropfen lassen und warm stellen. Mit Pasta und Tomatensauce der Wahl servieren (und entweder mit Pinkienkernen oder Parmesan... beispielsweise)
Anmerkung m: bei der süßlichen Variante bedenke man beim Würzen, dass das Soja-Geschnetzelte bereits eine gewisse Süße mit sich bringt
und für alle ohne Ofentomaten - das ist die eingeköchelte Sauce zu den Spirelli:
1 Schalotte
2 Knoblauchzehen
1/2 Paprika, rot, geschält
5 Tomaten, gehäutet
2 Lorbeerblätter
Salz, Pfeffer
1 Schuß Rotwein
Harissa
2 EL Pinienkerne, geröstet
2 Knoblauchzehen
1/2 Paprika, rot, geschält
5 Tomaten, gehäutet
2 Lorbeerblätter
Salz, Pfeffer
1 Schuß Rotwein
Harissa
2 EL Pinienkerne, geröstet
Du hast recht, liebe Micha ... "Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben" - das ist ein Spruch, den ich in letzter Zeit öfter höre. Und er stimmt. Aber irgendwie gehöre ich grad auch zu den "Schissern" und bleibe lieber daheim. 2020: Urlaub in Österreich - weil es hier wunderschön ist. Aber auch: Weil es ja sein könnte, dass von einen Tag auf den anderen die Einreise ins Heimatland nach einem Urlaub am Meer schwierig wird, weil der Arbeitgeber nicht erfreut reagieren könnte, ... Ach, das alles ist echt nicht einfach.
AntwortenLöschenRaus in die Natur! Frieden suchen :-)
Alles Liebe!!!
*Die Ängstlichen habens im Himmel auch nicht leichter* war ein Spruch meiner Oma! Ja, liebe Maria, da ist auch was dran. Ich frage mich halt, wie lange dieser Ausnahmezustand anhalten soll? Das Virus verschwindet ja nicht einfach wieder - es scheint mir alles nicht zu ende gedacht...
LöschenRaus in die Natur! Frieden suchen
unterstreiche ich ein weiteres Mal von dir
mit den herzlichsten Grüßen zurück...
Hallo, durchschnittliche Sterberate D ist ca 2.600. Inwieweit diese sich dieses Jahr erhöht, kann keiner abschätzen, dazu kann man erst im Januar etwas sagen. Relationen lassen sich leicht errechnen. 2017/18, das ja immer großspurig als Vergleich mit soooo hoher Todesrate genannt wird: 9 Millionen Deutsche waren nachweislich an Influenza erkrankt, davon sind 25 000 verstorben (ob mit oder an Influenza, egal, jedenfalls waren sie infiziert.) Das sind 0,36%. Zahlen sind da oft verwirrend. Jetzt haben wir ca. 200 000 Infizierte und rund 10.000 Tote(ob mit oder an Corona auch da unerheblich). Leicht zu errechnen: 5%. Ähnlich lässt es sich auf die Bevölkerung anderer Staaten oder der Welt umrechnen. Fakt ist: Vorsicht ist in diesem Fall (siehe Zahlen!) schon angebracht.Wir hatten vorgestern die Info, dass es unseren Arzt, Chirurgen, bei einer OP eines unehrlichen Patienten erwischt hat und wir damit zu den Kandidaten für Quarantäne zählen, denn wir waren in der fraglichen Zeit bei ihm, rein freundschaftlich, nicht als Patient, was auch unerheblich ist. Alles kompliziert und strapaziert die Nerven doch sehr. Bleibt gesund! Herzlich, Sunni
AntwortenLöschenZahlen, liebe Sunni, erwecken den Anschein neutral, objektiv, bewiesen und sachlich zu sein - aber mein Link zu dem Ärzteblatt legt deutlich offen, dass die Deutung sehr komplex ist, wenn man Faktoren wie Psyche, Wirtschaft, Zustand von Klinken/ Personal sowie Ängste mit berücksichtigen will.
LöschenDieser Artikel im Deutschlandfunk kam mir da genau recht(den ich partout nicht mehr finde): O-Ton war aber, dass der Umgang mit dem Dauerthema Covid in den Medien weniger aufklärt wie Ängste schürt.
Kommt gut durch die komplizierte Zeit, die sich bei euch gerade noch etwas mehr verkompliziert hat. Alles Gute, Sunni!
Mir war das "vorher" gar nicht bewußt, aber ich zähle auch zu den Schissern. Urlaub fällt dieses Jahr aus. Allerdings zum Teil auch deswegen, weil ich mich im Urlaub einfach fallen lassen möchte und das ist grade schwierig; das nimmt mir etwas die Lust.
AntwortenLöschenSchön, dass Dir die Polpette gefallen haben - ich habe noch Sojahack und probiere deine Variante mal aus.
Wie und wo Urlaub, liebe Susanne, kann jeder nur für sich selbst beantworten - und wird letztlich dafür (wie stets im Leben ;) selbst die Konsequenzen tragen müssen. Hauptsache, du findest etwas Entspannung!
LöschenUnd ja, vielen Dank für deine vielen tollen Anregungen - du bist eine meiner absoluten Lieblingsmusen... sagte ich aber schon mal, oder ;-)
Wir haben den Urlaub auf jeden Fall sehr genossen und waren erstaunt und irgendwie erleichtert wie "normal" sich das öffentliche Leben in Frankreich schon wieder gestaltete: Maskenpflicht "Comme tu veux" - nicht überall natürlich, aber doch vielerorts. Volle Märkte und sogar auch "Bises" konnten wir sehen. Ist das nun Leichtsinn oder nicht? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall ist auch hier ein Unterschied im Verhalten (ländliches Südfrankreich vs. BW) ganz deutlich.
AntwortenLöschenDeine Polpette gefallen mir in beiden Varianten - ich glaube die orientalische noch nen Tick mehr - hey, DU musstest also für Rosinennachschub sorgen?! ;-)
Viele Grüße von Hannah
Das ist schön, liebe Hannah, dass euch der Urlaub gut getan hat - nach einer anstrengenden Zeit sind solche Erholungsphasen besonders wichtig, oder? Und da wir ja mitten in der Natur leben, überwiegt das *normal* - was soll an und in der Natur auch *unnormal* werden. Wobei der Begriff *Normalität* wohl 2020 eine ganz neue Dimension erhält :)
LöschenWer wen wie nah an sich ranlässt - auch dass wieder eine individuelle Entscheidung. Maskenpflicht ist aber dieser Woche wieder verschärft - so wie in den meisten europäischen Ländern ebenfalls.
Die Polpette sind sehr fein - die übrigen Rosinen stammten genau davon ;). Allerdings muss man mit Süße bei dem Sojahack etwas aufpassen, da es schnell zu süß wird und der herzhafte Ausgleich dann schwer betont werden muss...
ganz viele liebe Grüße zurück...