Herbergsmutter Plus und Minus 1 - Parmigiana di Melanzane

Freitag, 21. August 2020

Um etwas genauer aus dem Alltag einer Herbergsmutter zu erzählen - damit die Festtagswoche zu unserer neuen Homepage ihren Höhepunkt findet - versuche ich beide Seiten ein wenig zu beleuchten: Licht und Schatten. Nachwievor finde ich, dass es ein toller Beruf ist (wenn man von Beruf reden will), sein Geld mit dem Vermieten von Ferienwohnungen zu verdienen. Daher offenbare ich vier Qualitäten, die mir daran besonders gefallen und drei, die weniger Spaß bringen - schließlich überwiegt haufenweise das Gute. Ich fange also mit dem Positiven an (und werde damit im nächsten Post auch schließen), denn leichterdings könnte ich endlos Vorteile listen: alleine der Morgen ohne Wecker, die viele Freizeit oder dort zu leben, wo andere Urlaub machen...  Aber ich vesuche es strukturiert:

Wenn wir unterwegs auf Reisen waren, trafen wir viele, die davon träumten, irgendwann irgendwo eine Lodge/ Herberge/ Bed&Breakfast aufzumachen und das Spiel umzudrehen: umgekehrt Reisenden eine Unterkunft anzubieten. Ist doch aber auch toll, den äußeren Rahmen mitgestalten zu dürfen, für die *schönste Zeit des Jahres* von anderen Menschen, oder? Mitgestalten deshalb, weil dieses Tal, dieser Ausblick, diese Natur nicht unser Verdienst ist. Die Ferienwohnungen allerdings hat der Habib mit seiner eigenen Hände Arbeit erbaut und mit viel Schweiß und Energie diesem Hang abgetrotzt. Dafür bewundere ich ihn bis heute sehr! Dieser ungeheuere Kraftakt über Jahrzehnte, diese Schinderei machte diese Existenz überhaupt erst möglich - und wird gerne übersehen, wenn es JETZT so wirkt, als würden wir vor allem eine ruhige Kugel schieben. 

Ich hatte es bereits mal erwähnt, dass ich besonders gerne den Moment mag, wenn ich zuletzt ein kleines Blumensträußen auf den Tisch des fertig gerichteten Appartements stelle - dann ist meine Arbeit getan. Diese Geste ist stets begleitet von den besten Wünschen: wenn es nach mir ginge, dann verbringen hier alle samt und sonders eine schöne Zeit. Aber das liegt nun nicht mehr in unserer Hand: wie sie ihre Ferien mit Inhalt füllen, dafür sind die Urlauber selbst verantwortlich - wir bieten lediglich *den äußeren Rahmen*.

    Um schnell und effektiv die Ferienwohnungen wieder für die nächsten Feriengäste richten zu können, hat alles seine Ordnung und seinen Platz. Auf diese Weise erkennt man direkt: fehlt etwas oder ist etwas kaputt gegangen. Ich brauche nur den Küchenschrank zu öffnen und sehe sofort, ob alles vollständig ist - dafür habe ich diese Gegenstände ja zigfach in der Hand innerhalb einer Saison. Kinners, und ich verstehe es nicht, warum man für die Dauer einer Woche eine Ferienhaus-Küche komplett umräumen und umgestalten muss (hier schaue ich wieder wie bei den Teelichtern schräg zu den Mädels). Mag ja sein, dass für die ein oder andere ein anderes Arrangement sinnvoller erscheint. Bitte - dafür sind wir unterschiedlich. Aber für ein paar Tage könnte man es doch auch so nehmen, wie es vorgegeben ist. Es würde mir auf jeden Fall Arbeit ersparen. Glücklicherweise ist diese Lust an der Ummodelei die Ausnahme und nicht die Regel!

Komme ich zu dem nächsten Punkt, der mir viel Freude bereitet und dazu zählen zweifellos die Vorher-Nachher-Gesichter mancher Feriengäste. Es ist wirklich großartig - und kleiner kann ich es nicht ausdrücken - wie sehr sich manche Gesichter glätten und entspannen nach zwei Wochen Aufenthalt (und so lange braucht es, um anzukommen und durchzuatmen - binnen einer Woche kann kein Mensch sich akklimatisieren und etwas Abstand gewinnen zu seiner sonstigen Routine). Damit dass auf gar keinen Fall unbemerkt bleibt, weißen wir unsere Gäste darauf auch hin, damit sie im Spiegel (oder Gesicht ihres Partners) diese Feststellung selbst überprüfen, weil der Unterschied derart offensichtlich ist. Darüber kann ich mich riesig mitfreuen und genau das ist es, was ich einen *erfolgreichen Urlaub* nenne.

     Nicht wie man meinen könnte der Tatbestand, dass man logischerweise immer wieder das Gleiche erzählt à la *Kompost ist keine Biotonne* oder so nervt (das gehört einfach dazu), sondern SELBSTVERSTÄNDLICH sind wir so, wie wir leben, auch klassische Ökos. Der Umgang mit den Ressourcen dieser Welt liegt uns am Herzen. Das bedeutet unter anderem, wir versuchen alles Materielle so lange es geht zu erhalten - völlig im Gegensatz zu dem Anspruchdenken nur das Neueste ist gerade gut genug. Den subversiven Hinweis darauf macht auf der Homepage das Adjektiv *rustikal* vor den Ferienwohnungen (Insider wissen, dass *rustikal-romantisch* für mich sowieso das allumfassendste Güte-Siegel schlechthin ist ;). 

Bon, dafür muss man aber pfleglich mit den Dingen hantieren - selbst wenn sie als Feriengast nur geliehen sind. Und weh tut mir in dem Zusammenhang auch der Umgang mit Wasser. Wir leben in einer Region, in der Wasserknappheit schon lange ein großes Problem darstellt, worauf wir unsere Besucher dementsprechend aufmerksam machen. Dennoch ist 2 bis 3 x Duschen am Tag heute wohl für viele Standard - selbst wenn man direkt vom Baden in einem der glasklaren Bäche zurückkommt. Lange Zeit konnte bei uns die Waschmaschine einfach mitgenutzt werden, aber nachdem wir wiederholt beobachteten, welches Schindluder damit von manchen getrieben wird (ein Maschinengang für zwei Unterhosen und ein Paar Socken) braucht es dafür eine Genehmigung - uncool aber prinzipienfest.

Weiter gehts das nächste Mal mit meinen absoluten Highlights, die das Volldoofste am Vermieten abfedern müssen - und es auch können!


Klassiker sind Klassiker, weil sie einfach super schmecken. So wie Parmigiana die Melanzane. Und es liegt an derlei Gerichten, dass sich die Aubergine noch zu einem echten Lieblingssommergemüse aufschwingt - kaum möglich mich zurück zu erinnern, an Zeiten als ich schwere Startschwierigkeiten mit der kleinen Keule hatte. Dabei sollte ich es mittlerweile wissen: ein gutes Rezept macht ein gutes Essen - c'est tout! Eigentlich unglaublich, dass sich hier im Fundus noch keine Version der Parmigiana di Melanzane findet. Hiermit nachgeholt! Ein Knaller mit wenig Zutaten - am leckersten mit einem grünen Salat... in unserem befand sich noch eine halbe Gurke.
 
Zutaten 2P:
 
500g Aubergine (m: zwei mittlere)
600g Tomaten (m: Roma)
1 Zwiebel
2 Knoblauch-Zehen
5 Zweige Basilikum
Salz, Pfeffer
1 Pr Zucker
1 Mozzarella
80g geriebener Käse (m: Tomme de brebis)*
etwas getrockneter Oregano
 
etwas Mehl zum Panieren (m: D1050)
Öl zum Backen 

Zubereitung:

Die Aubergine in 1/2cm dicke Scheiben schneiden (m: Börner-Hobel), mit etwas Salz bestreuen und etwas ziehen lassen (m: 15min). Dann abtupfen und die Hälfte davon in Mehl wenden - man kann diesen Arbeitsschritt weglassen oder alle panieren. Panierte Auberginenscheiben brauchen deutlich mehr Öl - werden aber leckerer - it's up to you (ich mag die Variante halb/ halb). Dann alle Scheiben von beiden Seiten schön golden in Öl braten und auf einem Küchenkrepp etwas entfetten.

Parallel das Tomaten-Sugo zubereiten: Zwiebel und Knofi fein würfeln. Tomaten in kochendem Wasser kurz baden und dann enthäuten. Zwiebel und Knofi in Olivenöl anschwitzen. Tomaten in Stücken dazu, Basilikumblätter rupfen und ebenfalls unter die Sauce mischen. Nun schön schlonzig nahezu auf die Hälfte einkochen lassen. Dabei salzen, pfeffern und mit der Prise Zucker würzen. Fein pürieren (wer mag, darf das Sugo auch durch die Flotte Lotte drehen) und nochmals gut abschmecken - die Sauce trägt später von der Würze zusammen mit dem Käse die Auberginen mit.
 
Ofen auf 200° vorheizen.
 
In einer Gratinform in 3 Schichten stapeln: mit etwas Tomatensauce beginnen, dann Auberginenscheiben darauf verteilen, ein wenig Käse, Tomate, Aubergine, etwas Käse, Tomate, Abergine, Tomate, viel Käse - ein wenig Olivenöl darüber träufeln, Oregano bekitzeln und für 20m in den heißen Ofen. Dann noch kurz unter den Grill, bis der Mozzarella schön golden ist.
 
Anmerkung m: welchen Käse ihr zu dem Mozzarella gesellt ist Geschmacksache: Parmesan, Pecorino... ich mag den Tomme gerade sehr. Auch wie ihr die Auberginenscheiben behandelt - alle panieren oder keine oder wie ich halb/halb - selon le goût!
 


8 Kommentare

  1. Wie sehr du doch recht hast. Wir haben oft in Ferienhäusern Urlaub gemacht, in Frankreich, in Dänemark, Italien...Immer habe ich versucht, alles genau da hinzustellen, wo der Gastgeber es plaziert hatte, mit Sinn dahinter. Ich denke da immer an den alten Spruch "Mein Haus, meine Regeln".Und man ist GAST, und als solcher hat man sich zu verhalten. Dabei ist es völlig egal, ob ich dafür zahle oder nicht, es ist eine Frage des Anstandes. Mehrmals duschen???? Auch so eine Krankheit! Herzlich, Sunni

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    1. Da schreibst du was, Sunni! Es zeigt sich schnell und von ganz alleine, wer welchen Wert höher stellt: Gast oder Kunde. Und eigentlich mag ich das Kundenspiel gar nicht - deshalb verdiente ich einst mein Geld fürs Studium lieber in der Küche als im Service. Aber gut, mittlerweile kann ich auch professionelle *Kundenfreundlichkeit*. Gastfreundschaft ist mir allerdings lieber... herzlich zurück!

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  2. Rustikal-romantisch finde ich immer gut. Das macht für mich Urlaub aus. Im Urlaub kann ich auf vieles verzichten, finde ich zu mir selbst zurück. Was gibt es besseres?
    Urlaub haben wir immer in Ferienhäusern gemacht. Hauptsache, die Natur und das Essen im Lande stimmt.

    Zwei Wochen Urlaub ist sicher optimal und super gut für die Haut und das eigene Wohlbefinden, drei Wochen sind das Beste. Mir würde z.Zt. auch ein verlängertes Wochenende reichen *seufz*

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    1. Dann haben wir definitiv etwas gemeinsam, Elvis. *Rustikal-romantisch* kann in meinem Universum schwer getoppt werden! Wobei ich nicht finde, dass man in unseren Appartements auf etwas verzichten muss - ganz im Gegenteil, sie sind sehr gut ausgestattet. Aber es kommt halt auf den Maßstab an. Wer High-End-Super-Neuigkeiten sucht, wird enttäuscht.

      Na und dann wünsche ich dir mal ein schönes, langes, entspanntes WE, das hoffentlich in der Zukunft auf dich wartet!

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  3. Ich glaube bei dem "Sachen falsch irgendwo hinstellen" musst du mehr in Richtung Männer schielen. Ich versuche immer alles so zu lassen, wie ich es vorgefunden habe, aber mein Mann räumt im Urlaub einfach ohne Plan alles in die Küchenschränke, wie es ihm passt... ;)
    Ich habe mein Leben lang davon geträumt Herbergsmutter zu sein... aber wie das manchmal so ist, jetzt - wo ich es mit ein wenig Aufwand könnte - will ich es nicht mehr. Zu sehr würde ich mich an (manchen) Gästen reiben, zu viel Stress wäre mir das insgesamt. Aber ich sehe durchaus die Vorteile und finde euren Lebensentwurf sehr sympathisch!

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    1. Dann, Katrin, nehme ich die Jungs in meine Liste der Verdächtigen auf und lasse meinen Blick in Zukunft kreisen :-) Wobei ich wirklich von *kompletten Schrankumräumungsaktionen* spreche - wenn die Tassen zu den Gläsern gestellt werden oderoder... das ist ja auch schnell wieder an den Ursprungsplatz plaziert!
      Und ja, ich kann auch verstehen, wenn mein seinen Wohnraum - und wenns nur der Garten ist - nicht teilen will, weil man sich selbst einen richtig privaten Rückzugsort wünscht. Aber eine Saison geht ja keine 12 Monate durch, so dass diese Zeit dann auch wieder kommt!

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  4. Zum Thema Sachen umstellen faellt mir ein, dass ich manchmal beim besten Willen nicht mehr weiss, wohin was gehoert und das falsch einraeumen in der Regel keine Absicht ist, z.B. nach dem Abwaschen :-)

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    1. Ja, das kommt vor, Eva, und das finde ich auch halb so wild. Nein, siehe Katrin, was mir wirklich Arbeit macht, ist wenn ganze Regale hin und her geräimt werden...

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