Es war in dem Jahr, in dem wir in der schönen Altbau-Wohnung mit Loggia wohnten. Und besonders die Loggia liebte ich sehr - gut geschützt vor fremden Blicken, wie eine konkave, eckige Laube, umgekehrt schaute man in die Krone eines großen Baums, überall Töpfe mit Pflanzen, ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen passte darauf: ein viertes, grünes Zimmer draußen. Wir waren noch gar nicht lange zuvor eingezogen, aber es passte alles. Der Preis! Die Holzdielen! Der Grundriß! Bereits wenn man die Wohnung betrat, verströmte der rautenförmigen Flur, von dem alle Zimmer abgingen, eine wohlige Athmo. Was die Innengestaltung anging, hatte ich mich richtig ausgetobt - da konnte ich noch aus dem Vollen schöpfen und mich in den großen Töpfen der Theater-Werkstätten bedienen. Die Schlafzimmerwand, an der das Bett stand, hatte ich zur Hälfte mit Dschungel bemalt, das schmale Badezimmer mit vielen Muscheln beklebt und gut, ja, die Küche war mir im Nachhinein beurteilt etwas puppenstubig geraten, aber das bügelte der alte Spülstein und der Terrazzo-Boden wieder aus. Überhaupt: Terrazzoboden! Wie schmuck und pflegeleicht ist bitte ein Terrazzoboden? Wie konnte der nur aus der Mode kommen?? Ich hatte es mir dort prima nestig gemacht, ich mochte diese Wohnung.
Ich mochte auch die Wochenend-Ausflüge aufs Land in das Ferienhaus der Eltern meines Freundes, die Pferde, die dort direkt vor der Haustür standen, die Ausritte, die Abende vor dem Kaminfeuer, mit den nackten Füßen wieder im Gras zu stehen, das Gefühl, in dieser Familie aufgenommen worden zu sein und geschätzt zu werden - etwas, das eine tiefe (wenngleich auch illusionäre - wie sich später rausstellte) Sehnsucht stillte, weil es mir in meiner Kindheit daran so sehr gemangelt hatte.
*Schön und gut*, wandte mein bester Freund ein, *aber wir hatten es doch von dir und deinem Freund. Jetzt lass doch mal den ganzen Tingeltangel drumherum weg. Darum kanns ja nicht gehen. Wie sieht es denn aus, wie stehts um euch? Wie sind deine Gefühle für ihn?*
Es war der Sommer, in dem der Alkohol auch wieder besonders gut schmeckte. Ich erinnere mich an eine Feier mit Freunden, bei der ich die Zermonienmeisterin des Ausschanks machte mit dem guten selbstgebrannten Obstler aus dem Dorf meiner Großmutter: *L'eau de vie, allein das Wort, lasst es euch auf der Zunge zergehen und die Wärme die Kehle runterfließen. Klare Getränke - klare Gedanken!* Auch da hatte ich mich getäuscht; das Aufwachen am nächsten Morgen war fürchterlich.
Es war, als hätte mein bester Freund mit seiner direkten Frage wie mit einer spitzen Nadel in die Seifenblase meines schillernden Konstrukts gestochen. Über die Antwort musste ich nicht nachdenken, die wußte ich augenblicklich: *Es ist schon lange vorbei. Vielleicht hatte es nie richtig begonnen.* Der Anfang vom Ende. Welke Blätter. Vorgezogener Herbst.
Es war in dem Sommer, in dem die Stadtbäume ihr Laub schon im August abwarfen, weil es derart lange anhaltend trocken und heiß im Süden Deutschlands war. Ganz so, wie jetzt hier in unserem Tal die alten Eichen beginnen, ihre braun gefärbten Blätter zu verlieren und es beim Spazierengehen manchmal raschelt wie im Herbst. Dabei ist erst August. Jetzt fiel endlich erlösender Regen, der zumindest wieder unsere Zisternen füllte, aber der die verdorrten Blätter in den Baumkronen nicht mehr grün färben kann.
Zu dicken, grauen Nebelschwaden voller Luftfeuchtigkeit passen Eintöpfe zeitlos gut. Dieser hier wurde dafür gedacht, um die schönste aller Bohnen, die coco rouge, darin zu baden. Ihr könnt aber ebenso auf andere, getrocknete Bohnenarten ausweichen.
Zutaten 2P:
1 Stück Kombu-Alge
3 Kartoffeln (m: Charlotte)
1 rote Paprika, geröstet, gehäutet*
1 Zwiebel
2 Knoblauchzehen
100g Soja-Geschnetzeltes
150g Ofentomaten
1 EL Ajvar
1/2 TL Koriander, geschrotet
1/2 TL Kreuzkümmel
1/2 TL Paprika-Pulver
1 Msp Pimenton de la verra
100ml Kokoscrème
etwas Gemüsebrühe
Salz, Pfeffer
Harissa
Balsamico-Reduktion
Olivenöl
Zubereitung:
Die Bohnen - falls bereits ganz getrocknet - am Abend zuvor in Wasser einweichen. Mit neuem Wasser aufsetzen und einem Stück Kombu-Alge gar kochen. Das dauert etwa 45min. Abschütten und etwas vom Kochwasser auffangen. Alge entsorgen.
Das Soja-Geschnetzelte mit der gleichen Menge kochendem Wasser übergießen und etwa 10 min ziehen lassen. Zwiebel und Knoblauch fein würfeln. Die Paprika ebenfalls in in kleine Würfel schneiden.
Die Zwiebel in dem Olivenöl glasig dünsten, Knoblauch, Kreuzkümmel, Koriander, Paprika-Pulver und Pimenton zufügen und ebenfals kurz mitrösten. Die Kartoffeln schälen und in Würfel schneiden. In etwa 250ml Kochwasser der Bohnen etwas Gemüsebrühe zufügen (mit der Brühe steuert man die gewünschte Sämigkeit des Eintopfs - also dementsprechend später noch etwas Flüssigkeit zufügen oder zurückhalten). Paprika mitbraten.
Nun Ofentomaten, Kokoscreme und Brühe anschütten, Ajvar, Soja-Hack, Bohnen und Kartoffeln untermischen und bei geschlossenem Deckel sanft köcheln lassen.
Abschmecken mit Balsamico-Reduktion und garnieren mit etwas Petersilie und Koriander.
*Anmerkung m: ich ziehe meine Paprika üblicherweise bereits geröstet und gehäutet aus dem Froster, weil ich beim Kochen mir diesen Arbeitsschritt gerne erspare. Zur besseren Bekömmlichkeit kann man die Paprika auch mit dem Sparschäler dünn von ihrer Haut befreien.
Die Kombu-Alge in den Bohnen gibt man übrigens ebenfalls der besseren Verträglichkeit ins Kochwasser. Man kann die Coco-Rouge für diesen Eintopf auch durch andere getrocknete Bohnen austauschen - soweil weiße wie rote wie schwarze.
Da Petersilie derart viele gute Inhaltsstoffe besitzt, koche ich die Stängel von ihnen bei Möglichkeit stets mit - vor dem Servieren entferne ich sie dann wieder.
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Ich liebe Eintopf! Besonders in der Herbst- und Winterzeit ist der eine echte Wohltat. Dein Coco Rouge Eintopf klingt auf alle Fälle super lecker und wird diesen Herbst ganz bestimmt von mir nachgekocht!
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