12-Monate-Durchsteher: Basilikum-Tagliatelle mit Auberginensauce

Donnerstag, 5. November 2020


Unsere Siebenschläfer im Rollladenkasten haben längst Ruhe gegeben. Da rappelt gar nichts mehr im Karton. Und Feriengäste können es bestätigen: sonst rein gar nichts los, aber während ihrer kurzen, wachen Phase im Sommer drehen sie täglich fünf Minuten so richtig am Rad. Das hört sich an, als ob eine ganze Gnu-Herde den Dachstuhl durchquert - und nicht etwa eine Sippe knopf-äugiger, extrem ortsanhänglicher Nager. Mich erinnert ihr lärmender Bühnenmoment immer an den legendären wie erfrischenden Hildegard Knef Ausspruch, die auf die Frage, wie sie sich jung halten würde, antwortete: *Ich habe ein einfaches Rezept, um fit zu bleiben - ich laufe jeden Tag Amok!*

Tja, aber nach ihrem Blitz-Gastspiel ist ihr Pulver auch direkt wieder verschossen. Die angefutterte Fettreserve muss schließlich für länger halten. Da muss man mit seiner Energie haushalten: Füße still halten, nicht zu oft blinzeln und tief durchatmen. Tatsächlich schlafen Siebenschläfer nicht wie man ob des Namens ableiten könnte, sieben sondern sogar acht Monate. Es dünkt einen an einem grauen, nebeligen, kalt-feuchten Novembertag jetzt nicht als das schlechteste aller Lebenskonzepte. Nicht das abenteuerlustigste, gut, stattgeben, auch nicht das energetischste, aber ja, gerade mal für länger Abtauchen...

Andererseits würde man dann so grandiose Monate wie den Februar verpassen. Und auf den fiebert doch die Menschheit in diesen Breitengarden schon jetzt - ein viertel Jahr vorher - entgegen. Ein weiterer Monat ohne nennenswerte Farbe, entsprechende Lichteinstrahlung und Hoffnung auf bald wieder sprießende Natur. Mein persönlicher Wonnemonat... Man könnte sich dieses Jahr an Fasching als Siebenschläfer verkleiden. Für die Kracher-Party mit einem weiteren Haushalt. Nur so eine Idee... Wenn Traditionen zwei Jahre hintereinander aussetzen, kann man die dann als endgültig erledigt aus dem Kalender streichen? Es bleibt spannend. Vielleicht stellt die Menschheit ja in Kürze fest, dass *Kür* keiner mehr braucht und *Pflicht* völlig ausreicht für einen gesunden Überlebenswillen. Ach, alles so ein bißchen am Wackeln momentan...

Bevor einen durch Wetter- oder Pandemiefühligkeit wiederkehrende Vogel-Strauß-Momente übermannen - hey, Kopf in Nacken, wie sind Homo sapiens, wir sind 12-Monate-Durchsteher, jammern ist was für Winterschläfer - halten wir uns an Frauen mit Erfahrung. Wie die Pasta Grannies. Die wissen, dass eine Portion frisch hergestellte Pasta wieder rosige Wangen zaubern können. So einfach erweckt man seine Sinnesfreude für den Augenblick! Nicht erst beim Essen bereits beim Auswellen der Nudeln - und nebenbei wird der Sommer ein wenig auf den Teller zurückgeholt!


Beim Nudelteig habe ich mich an mein Rezept gehalten: pro Person und 100g Mehl ein Ei. Ganz simpel. Der entscheidende Tipp für alle Pasta-Frischlinge ist, zum Verarbeiten von frischer Pasta Hartweizenmehl zu verwenden: dann verklebt die Pasta weder beim Auslegen auf dem Küchentuch noch während dem Kochen im Salzwasser! Merke!

Auch bei dem provola affumicata (einem geräucherten, mozzarella-ähnlichen Käse) mußte ich improvisieren, denn an den war natürlich in Frankreich nicht zu kommen.

Besonders spannend finde ich hier, wie die Auberginen gebraten werden. Da habe ich sofort Gefallen gefunden:  auf diese Weise zubereitete Auberginen nennt man auf Italienisch auch funghetto, das bedeutet 'wie ein Pilz'!


Zutaten 2P: 
 
Pastateig:*
100g Mehl (m: D1050)
100g Hartweizen
2 Eier
2-3 EL gehackte Basilikum
1 EL Olivenöl

Sauce:
1 Aubergine
250g Tomaten-Sugo*
1 Kugel provola affumicata*
2 EL Olivenöl
Salz, Pfeffer

einige Basilikum-Blätter
etwas geriebener Parmesan 


Zubereitung:

Aus den Zutaten für den Pastateig einen homogenen, nicht klebenden Teig kneten und 30min abgedeckt ruhen lassen.

Auberginen schälen und in 2cm große Würfel schneiden. Leicht salzen und für 30min in einem Sieb Wasser ziehen lassen. Das Salz dann abspuülen und die Würfel anschließend trocken tupfen. 

Etwas Pflanzenöl in einer großen Pfanne bei eher höherer Hitze erwärmen und die Auberginenwürfel darin derart anbraten, dass sie dabei nebeneinander und nicht übereinander liegen - gegebenenfalls portionsweise. Dabei achten, dass die Auberginen nicht anbrennen: sie sollen goldbraun werden. Kein weiteres Öl hinzufügen, sonst werden die Auberginenwürfel matschig (was wir nicht wollen - s.o Pilze!)

Wer kein Tomaten-Sugo vorrätig hat, bereite es jetzt zu (s. Anmerkungen).

Nun den Pastateig dünn auswellen (m: Marcato) und in Tagliatelle von 1cm Breite schneiden. Reichlich Salzwasser zum Kochen bringen, Nudeln darin etwa 2min kochen. Dann die Pasta zusammen mit dem gewürfelten Käse, den Auberginen unter die Tomatensauce mischen (wenn nötig, die Sauce mit etwas Pastawasser flüssiger machen).

Auf Teller verteilen und mit Basilikum-Blätter und Parmesan bestreuen.

Anmerkung m: die Pasta Granny verwendet hier auf 400g Mehl 3 Eier und 3 EL Mehl, aber ebenfalls halb Hartzweizenmehl

wer kein Tomatensugo wie ich griffbereit hat, der kann eine kleine Zwiebel würfeln, in Olivenöl anschwitzen und mit gehackten, stückigen Tomaten und einigen zerrupften Basilikum-Blätter dickflüssig einkochen lassen. Würzen mit Salz, Pfeffer und einer Prise Zucker.

Als Ersatz für provola affumicata wird scamorza empfohlen - ich habe improvisiert und einen Mozzarella und etwas Saint Marcellin verwendet.

Inspiration: Pasta Grannies


3 Kommentare

  1. Mmmh fein, vielen Dank. Vlt steige ich doch noch in die Nudelproduktion ein.....Man kann auch von den Auberginen Scheiben schneiden, diese salzen und Wasser ziehen lassen, mit einem Küchenkrepp abtrocknen und dann erst in Würfel schneiden.LG Sissi

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  2. Hallo Micha
    Was ist bei dir Hartweizenmehl? Ich habe bei uns nur "Griess" gefunden - mahlst du das noch zusätzlich?
    Liebe Grüsse
    Anja

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    1. Hallo Anja, ich beziehe mein Hartweizenmehl bei der Drax-Mühle - aber mit sehr feinem Hartweizengrieß müsste man das Hartweizenmehl auch ersetzt bekommen. liebe Grüße zurück...

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