Das Tal sieht aus wie Mitte August. Gestern auf dem Markt war die Trockenheit und die Angst vor Gewitter mit Hagel dominantes Thema. Aber ich habe auch - einfach so - eine Kennenlerngeschichte erzählt bekommen, die ich ja horte, weil... ihr wißt Bescheid... Und gelacht mit jemand habe ich auch, dem ich auf den Kopf zusagte, dass sie verliebt sei und sie staunte, dass ich nun schon die Zweite bin in einer Woche, die ihr das unterstelle. Selbst wenn es (noch) nicht so ist, scheint es sie für andere wahrnehmbar bereits zu umkreisen. Gefiel mir sehr, dieser Gedanke!
Ein Grund auf dem Land zu leben, ist unser Frühstück. Erdbeeren und Himbeeren aus dem Garten. Eben noch am Strauch - dann zu oberst auf dem Porridge. Priceless, oder?!
Ein Appartement - das Heimchen - will noch für Nachzügler, die heute erst anreisen, fertig gerichtet werden. Ein guter Moment, um darin Urlaub zu machen, denn auf der Terrasse davor blüht gerade üppig die Kerzen-Palmlilie. Und auf der anderen Seite öffnen sich die Blüten des Sommerflieders.
Anschließend gehen wir Café trinken. Nein, keine Lust auf Markt heute, das hatten wir gestern. Und waren sehr umrundet von vielen Menschen. Heute lieber ruhiger im Grünen. Dazu gabs selbstgebackene Brownies, die ich wohl verbloggen werde. Tags zuvor hatte mich das rosarote Waldvöglein zu sich in den Wald gerufen - eine der letzten Wildorchideen und einer meiner Lieblinge. Rings um das Waldvöglein rankten sich herrlich reife Walderdbeerchen. Das Sammeln der kleinen Beeren war ein wunderschöner, idyllischer Moment - ganz allein im Wald, das Rascheln der Blätter, der GERUCH (!) - den ich sehr genossen habe. Mal wieder ganz bei Goethe: *Sammler sind glückliche Menschen*.
Zurück wieder vorbei an der Drôme - mit Wasserstand wie (s.o.) Mitte August. Wir werden wirklich gegrillt. Die Wettervorhersagen stempeln uns im Südosten Frankreichs weiterhin zu einer der heißesten Regionen von Europa und lassen uns Woche für Woche Wetteraufzeichnungsrekorde brechen. Diese anhaltende Hitze im Frühjahr wird uns Drômois im kollektive Gedächntis bleiben.
Das Mittagessen fällt entsprechend leicht aus - eine Variante des Stew, das es gefühlt ein Mal pro Woche gibt, weil so gut und so leicht zu verändern.
Im Garten tummeln sich die Schmetterlinge an den Blumen, die der Hitze trotzen.
Ich mühe mich weiter ab, endlich *Maschinen wie ich* abzuschließen. Danach werde ich Schluß machen mit Ian McEwan. Was ist das für ein erbärmliches Menschenbild, in dem Intelligenz, Mathematik und Juristerei sowie Begehren über Herzensbildung, echten Werten und Demut stehen. Oder andersherum gedreht schafft McEwan ein gutes Stimmungsbild, was übrig bleibt in einer gottlosen Welt. Gefühle sind nicht programmierbar, Individualität kein automatischer Prozess, Wahrhaftigkeit kein Zahlenspiel und Bewußtsein unendlich viel mehr als Datenauswertung. Wir finden nicht zusammen, dieses Buch und ich. Aber die letzten Seiten rutsche ich jetzt halt noch runter.
Eine Runde Yoga. Stetigkeit gibt mir Halt in einer Welt, die sich in ständiger Bewegung dreht (s. ebenso das Frühstücksriutal). Ja, ich glaube, in Stetigkeit liegt eine Offenbarung verborgen, die wiederum auf das große Mysterium Zeit zurückzuführen ist. *Ich bin mehr als jemals überzeug, dass man durch den Begriff der Stetigkeit den organischen Naturen trefflich beikommen kann* (Goethe).
Tja, und dann halt wieder Gießen - ein Glück haben wir wenigstens noch Zisternenwasser zur Verfügung!
Ein Sommersonntag im Juni, den andere ganz anders erlebt haben. Geknipste Eindrücke davon bündelt wie jeden Monat Caro von *Draußen nur Kännchen*.
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