Während der Schulzeit litt ich unter fürchterlicher Prüfungsangst. Vor jeder Klassenarbeit zwang sie mich aufs Klo und ein Monster im Nacken flüsterte mir zu: das kriegst du nicht hin, das kannst du nicht, du wirst versagen.
Als würden sie sich gegenseitig bestärken und große, neuralgische Nester bilden, verließ ich mein Elternhaus mit einem ganzen Konglumerat an unterschiedlichen, weitergegebenen Ängsten, die mich alle klein hielten und hemmten. Es kam, wie es kommen mußte, dass ich mit stürmischer Faszination und Begeisterung auf einen waschechten Abenteurer wie meinen Habib reagierte. Was ein Kerl! Einer, der zigfach ganz alleine die endlose Sahara (4000km!) durchquert hatte und sich in Schwarzafrika bewegte wie meiner eins in Bad Segeberg (symbolisch gesprochen ;). Ein Bekannter (Angehöriger) meines Schlages meinte zu den Reisen des Habib lediglich kopfschüttelnd, man müsse die Gefahr ja nicht extra suchen. Dem graute grad so nur alleine bei der Vorstellung vor so viel Unbekanntem, vor so viel Unberrechenbarem. Mochte die Großmutter einst gerne großspurig tönen: *Die Ängstlichen habens im Himmel auch nicht einfacher* - Angst läßt sich nicht einfach abschütteln sondern verbeißt sich wie ein Wolf im dichten Schafspelz.
Die Tage sprachen der Habib darüber, dass unseren Beobachtungen nach immer mehr Menschen ganz offensichtlich Mut fehlt. Und da fiel dem Habib ein andere Vorwurf der Angsthasen ein, von denen er wiederholt zu hören bekam, dass er leichtsinnig sei. In dem Moment floß ein nach innen gekehrtes Lächeln über sein Gesicht: *Leichtsinn... Es ist mir noch gar nie aufgefallen, was das für ein schönes Wort ist!* Wir ließen uns *Leichtsinn* auf der Zunge zergehen und entdeckten dabei, dass *leichtsinnig* das Gegenteil zu *schwermütig* darstellt. Denn wer schwermütig ist, der stürzt sich bestimmt nicht in Neues, der traut sich vorneweg nichts zu, der hängt in bleiernen Seilen gefangen - hingegen läßt der leichte Sinn über manches Hinderniss hinwegfliegen. Laut WHO haben die Pandemiejahre die psychischen Erkankungen weltweit um 25 Prozent ansteigen lassen. Das ist enorm, oder?
*Wir Menschen werden wunderbar geprüft; wir könnten's nicht ertragen, hätt uns nicht den holden Leichtsinn die Natur verliehen* (Tasso/ Goethe). Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Wir wissen Bescheid und doch hilft uns alle Theorie hier nicht weiter. Mut zeigt sich im Tun. Mut geht Wille voraus, Neugier und vielleicht auch Lebenslust (aber bestimmt nicht die Suche nach dem schnellen Kick - um das hier mal abzugrenzen).
Ein anderer Goethe-Liebling ist dieser Satz: *Von der Kraft die alle Wesen bindet, befreit der Mensch sich, der sich überwindet.* Allen Freigeistern und gleichfalls all jenen, die spirituell streben bleibt nur, sich auszuliefern und zu stellen. Ganz, ganz oft geht mir in dem Zusammenhang der kleine, rumänische Junge durch den Sinn, der eine lange, schwere Krebserkrankung überstanden hatte und gefragt wurde, was er anderen Kindern, die Gleiches vor sich hätten, raten würde. Ich schrieb bereits darüber. Er antwortete ernst: *Mutig sein, an sich selbst glauben und jeden Tag beten.* Das ist so weise! Mit diesen drei Eigenschaften gibt er das Rüstzeug um prinzipiell gut durchs Leben zu kommen an die Hand.
Seien wir realistisch: Mut ist für dieses lebensgefährliche Leben unbedingt erfordlich. Unabkömmlich. Grundvoraussetzung. Völlig alternativlos. Und wenn das Außen zu bedrohlich erscheint, dann fängt man eben zuerst mit dem Inneren an.
*In sich zu gehen braucht ganz schön viel Mut, weil es nicht immer schön ist, was man da so sieht. Aber wenn man sich dem stellt, dann findet man plötzlich eine große Freiheit und öffnet sich für anderes. Man entwickelt seine Qualitäten und Werte - das ist ein großer Reichtum* sagt in einem Interview die wunderbare Isa von Zaz, die so singt, wie ich gerne singen könnte (und by the way übrigens auch keinen Alk mehr trinkt). Und deshalb gibts für heute ein Lied von ihr dazu.
Ja, es ist leichtsinnig, sagt die Vernunft - aber es ist, was es ist, sagt die Liebe, die allein den Stern über allem kennt (Erich Fried)! Also nur Mut - raus ins Leben mit euch! Oder strebt ihr anderes an wie ich? Nämlich irgendwann auch rückblickend wie der Habib zu sagen: mein Leben war unglaublich bunt, vielfältig, reich, gefüllt ... mit Leuchten in den Augen.
Ich will hier keine tiefere Anleitung zum Fermentieren geben sondern lediglich ermuntern. Man kann es ganz komplex angehen und viele Bücher drüber lesen. Oder es einfach ausprobieren. Letztere Type bin ich. Damit aber nichts schief geht, muss man dennoch auf Einiges achten. So dass ich euch mal weiterleite zum *Wurzelwerk*, wo man sich einen guten Überblick zum Thema verschaffen kann.
Für jene, die sich einen Ruck geben, mal mit dieser Art der Konservierung loszulegen, bietet das Fermentieren unglaublich viele Möglichkeiten. Und ich denke, dass es sich mittlerweile herumgesprochen hat, wie gesund die dabei entstehenden Mikroorganismen für die Darmflora und damit für die Gesundheit und das Immunsystem sind. Ein nächstes *Auf gehts!*!
Zutaten:
1 Bund Frühlingszwiebeln
1 Orange, Schale und Fruchtfleich
20g Salz (ca. 4 TL) = 2%
Zubereitung:
Kohlrabi schälen, stiften in Julienne (m: Börner-Reibe). In einer Schüssel mit dem Salz mischen und einige Minuten (5-10min) stehen lassen.
Dann die Kohlrabi-Stifte von Hand kneten bis eine Lake-Schicht in der Schüssel stehen bleibt. Die in Frühlingszwiebeln in feine Ringe schneiden. Von der Orange die Schale in feine Streifen und das Fruchtfleich filetieren in kleine Stücke schneiden. Beides untermischen.
In ein entsprechendes Gärglas füllen und dabei gut verdichten. Oben im Gärgefäß ausreichend Platz frei lassen. Ist noch zu wenig Lake da, etwas aus der Schüssel nachfüllen.
Das Beschwerdekit einlegen (m: habe ich nicht), weil das Gemüse immer gut von der Lake abgedeckt sein muss, damit sich kein Schimmel bildet und das Gärgefäß verschließen.
Fermentiansdauer: 7-28 Tage bei Raumtemperatur
Nach 7 Tagen kann man testen - schmeckt es, dann weiterhin im Kühlen lagern, ansonsten weiter fermentieren lassen.
Anmerkung m: die ersten Tage stelle ich das Gärgefäß auf einen Teller, weil durch den Fermationsprozess etwas Flüssigkeit aus dem Glas gedrückt wird - das dauert aber lediglich 4-5 Tage.
Inspiration: *Geschmacksrevolution Fermentieren* Ingrid Palmetshofer (Danke nochmals an die liebe Spenderin - die Karte ist rausgefallen und damit bin ich des Namen verlustig)
****Mit herzlichem Dank für all die freudemachenden Glückwunsch-Mails zum 11. Blog-Geburtstag****
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