kleine, wilde Horde - Rote Bete Kugeln mit Grünkern und Salzzitrone

Donnerstag, 11. August 2022

 

Wenn die Stadtmaus im Sommer für eine Landpartie aufbricht und ihre gewohnte Umgebung verläßt, dann tut sie das mit vielen romantischen Vorstellungen im Gepäck: sie träumt vom Barfußlaufen, davon, auf der Terrasse zu frühstücken oder mit offenem Fenstern zu schlafen, von frischer Luft und Stille, Grillengezirpe und Sternschnuppen.

Ja, nickt, die Landmaus, alles richtig, genau so isses, richtig ausgemalt - es wurde lediglich das Prinzip des Ausgleichs vergessen. Denn diesem Planet liegt das Schöpfungsmodell der Polarität zugrunde. Harmonie und Idylle offenbaren sich nur punktuell. Damit einem bei den warmen Temperaturen nicht zu wohlig wird, schwärmt eine Heerschar von kleinen bis winzigen Wilden aus, die alle schwererziehbar sind: Fliegen, die mit bewundernswerter Präzision und gleicher Beharrlichkeit, sich wieder und wieder auf ein und die selbe Stelle setzen können (beim Kochen in der Küche gerne irgendwo an der Wade), Ameisen, die ihre Kolonien in Strassen durch die Wohnung schicken, der Sierenenton von Stechmücken, der direkt auf die Großhirnrinde zielt, Kellerspinnen, die in Waschbecken stranden, Wespen, die Angriffe fliegen, sobald das erste Marmeladenbrot gestrichen ist, im Dachgebälk ein nacht- und hyperaktiver, polternder Siebenschläfer, Teddybär-äugig, der auf Großwild macht, Hornissen, Spinnenläufer, Schlangen uswusf...

Davon wird die Stadtmaus überrascht und fühlt sich schnell sehr gestört. Das kennt sie so nicht mehr, darauf war sie nicht vorbereitet, das hatte sie sich anders vorgestellt. Hmm, nickt wiederum die Landmaus, die das Szenario samt Unbehagen bereits kennt, ja, wie darin eingeschlossen - bien sûr - die ganze einschlägige Kleinplage, aber so geht nun mal Sommer: die Natur lebt. Es bleibt nur, sich damit zu arrangieren. Die Alternative wäre, mit der Chemiekeule zurückzuschlagen. Oder mit dem ein oder anderen Life-Hack, der mal besser, mal schlechter funktioniert. Backpulver gegen Ameisen einzusetzen etwa - klappt bei mir nicht. Eine saubere Küche ist noch immer der beste Schutz vor ihren Autobahnen. Oder Moskitonetze: sie halten effektiv die Blutsauger ab - und gleichzeitig jeden frischen Windhauch. Sehr erheiterte uns mal das entdeckte KO-Spray gegen Schlangen, das in einer Apotheke verkauft wurde. Schlangen sieht man wirklich äußerst selten und wenn, dann sind sie schneller weg, als man gucken kann. Aber Angst ist halt ein gutes Geschäftsmodell, das wurde uns unlängst ja in aller Deutlichkeit vorgeführt... Wovor man sich zu schützen versucht, in dem man sich nachts von innen hier en pleine campagne einschließt, das habe ich allerdings noch nicht herausgefunden.

Ein Life-Hack wußte mir dieses Jahr zu imponieren. Er wurde uns in einem kleinen Resto demonstriert. Und zwar gibt man drei bis vier Löffel Kaffeepulver in ein feuerfestes Behältnis (z.B. Aschenbecher), zündet ein Streichholz an und legt es zu dem Pulver. Der Kaffee fängt nicht an zu brennen, er glimmt lediglich vor sich hin. Der entstehende Rauch mit seinem intensiven Geruch hält die Wespen fern. Funktioniert!

Wir benötigen einen solchen Kniff nicht, denn wir haben direkt neben unserem Terrassentisch ein Hornissennest. Bester Wespenausbremser überhaupt. Leider aber schlemmen die sonst so friedlichen Hornissenkameraden, mit denen ich regelmäßig zusammenstoße, weil wir ja um in den Garten und wieder zurückzugehen  den gleichen Weg benutzen, das reife Obst unserer Obstbäume und fressen viele Früchte an bis auf. Ohne je gestochen worden zu sein, damit alle Mutmaßungen ausgeräumt wären, das muss ich bestimmt dazu erwähnen. Bref,  ich sags ja: es hat alles eine Kehrseite. Oder um wieder auf den Sommmer zurückzukehren: irgendetwas kitzelt, kribbelt, krabbelt und schwirrt immer.

 

 

Das heutige Gericht passt zu den heißen Temperaturen. Aber Vorsicht: schmeckt gesund! Also das kann man schon mal machen, Bälle zu formen anstelle daraus Bratlinge zu basteln, aber ich sags lieber gleich dazu. Wir sind doch Gemüse-Frikadellen deutlich mehr gewohnt (ein Ei darunter gezogen, Patties geformt und dann ab in die Pfanne zum Anbraten) - ich vermute daher, dass uns die gewohnte Version besser gefallen hätte.

So aber war es tatsächlich ein leichter, frischer Sommerteller mit buntem Salat - in der Art der Raffaello-Werbung, ihr wißt schon, alles ganz luftig und unbeschwert. 


Zutaten - ca. 10 Kugeln*:

eine rote Bete (m: mittlere Größe aber mit Grün)
1 Karotte
1 Zwiebel
2 Knoblauchzehen
1/2 Salzzitrone, die Schale davon
2 Zweige Rosmarin
1 TL Kreuzkümmel
100g Grünkern-Schrot
1 EL geschroteter Leinsamen
1/4 TL Pimenton de la verra
Kräutersalz
Pfeffer
Piment d'Espelette
Olivenöl 
150ml Gemüsebrühe

Sauce:
300g Zucchini (m: hellgrün-schalig)
wenig Gemüsebrühe
50ml Kokos-Crème (nicht -milch)
Kokosfett
Raz-el-Hanout
Salz, Pfeffer

Zubereitung:

Zwiebel und Knofi fein würfeln. Rote Bete schälen, Stiele und Grün waschen und trocken schleudern, die Karotte bürsten, die Rosmarinnadeln von den Stielen entfernen und fein wiegen. Rote Bete sowie die Karotte in einen Hexler geben. Das Fett in einem Topf erhitzen und die Zwiebel mit dem Knofi darin glasig braten. Das Gemüse zufügen und kurz mitrösten.

Dann den Grünkernschrot und außerdem die Gewürze und den Leinsaat (außer der Salzzitrone) zufügen, die Gemüsebrühe anschütten und alles bei aufgelegtem Deckel ca. 15min sanft köcheln lassen. Dabei immer wieder umrühren. Gegen Ende aufpassen, dass die Masse nicht anbrennt (gegebenenfalls noch etwas Flüssigkeit zufügen). Die richtige Konsistenz ist erreicht, wenn alles beginnt anzuhängen - dann noch ein bißchen weiter kochen lassen.

In eine Schüssel umfüllen und etwas auskühlen lassen, kleingeschnittene Salzzitrone untermischen. Nochmals würzig abschmecken. Dann etwa 10 Kugeln daraus formen und wer mag wälzt sie noch in einer Saaten-Nuss-Mischung (brauchts aber nicht wirklich).

Nebenher die Zucchini-Sauce zubereiten. Dafür das Kerngehäuse der Zucchini entfernen, das Zucchinifleich kleiner schneiden und im Kokosfett zusammen mit dem Raz-El-Hanout anbraten. Dann Brühe samt Kokoscreme angießen und bei kleiner Hitze und geschlossenem Deckel gar kochen. Pürieren und abschmecken

Anmerkung m: 3 Kugeln pro Personen reichen, um sich satt zu fühlen.

Inspiration: Syl  Gervais - Blog

 

vom anderen Trupp: der Hummelschwärmer, der Bruder vom Taubenschwänzchen

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