Dünkel: Rote Bete-Flammkuchen mit Petersiliencrème und Ziegengauda

Sonntag, 23. Oktober 2022

 

Ich kann es nicht leiden, wenn im Schuh die Socke Richtung Zehen rutscht. Was ist das ein gruseliger Scheiß, den die Socke da anstellt? Das kann einem jeden Spaziergang versauen. Und bedeutet unabwendbar das Ende der Socke in diesem Haushalt.

Dünkel kann ich ebenfalls nicht ab. Man dünkt sich erhaben, nur weil man in eine bessere Schicht geboren ist, sich attraktiv glaubt, sportlich, intelligent, gerissen, mächtig, weil man das dickere Auto/ Lastenfahrrad/ Handtasche... fährt, weil man sich für wichtig, unersätzlich, einmalig, aussergewöhnlich nimmt - die Auswüchse von Dünkel sind so zahlreich wie Sand am Meer. Und immer gleich bescheuert. Und es steht ausnahmslos niemandem gut zu Gesicht, die Nase ein paar Zentimeter höher zu tragen. Da kann doch keiner für Verständnis erwarten - echt nicht!

Dieser innerlich erlebten Erhabenheit, die vielen Besitzern möglicherweise noch nicht einmal bewußt ist, sind wir doch alle schon begegnet. Einbildung ist auch eine Bildung, hieß es früher. Und wenn man den Dünkel auf Erden eleminiert bekäme, weicht die Menschheit auf eine der vielen anderen, geistigen Krankheiten aus. Ich gebe den Glauben in der Hinsicht auf. Wenn Dünkel nur nicht so nerven würde als Gegenüber. Am liebsten würde man gegen diesen selbstgezimmerten Podest treten und rufen: *Komm runter, du Freak!* Oder mit der Nadel in diesen prallen Luftballon der Blasiertheit stechen. Aber gegen Selbstverblendung ist nunmal kein Kraut gewachsen.

Obwohl: eigentlich schon. Die Selbstwahrnehmung. Die Gewissenserforschung. Der gesunde Menschenverstand und damit eine natürliche Begabung sich selbst richtig einschätzen zu können. Mit Christian Morgenstern: *Höher als alles Vielwissen stelle ich die stete Selbstkontrolle, die absolute Skepsis gegen sich selbst.* Oder mit dem Habib: die *Große Null* als Lebenseinstellung, weil die sich von ganz alleine einstellt bei einer aufrichtigen Hinwendung zum Größten. Zu viel verlangt, ich weiß.

Strumpfhosen, die im Schritt Richtung Kniekehlen rutschen, machen mich auch wahnsinnig. Als würde einem zwischen den Oberschenkeln eine Schwimmhaut wachsen. Auch infernaler Superscheißdreck. Darum trage ich eigentlich nur Leggins, weil dem Gefühl gehe ich lieber aus dem Weg. Die Chance habe ich bei Dünkel ja leider nicht. 

 


Flammkuchen ist immer eine gute Idee, wenn es in der Küche schnell gehen soll und man nicht riesig Lust zum Kochen hat. Hiermit Vorschlag 15 zu einem weiteren dieser Gattung! Und ein - bei aller Bescheidenheit - richtig guter sogar. Zumindest innerhalb meines Geschmacksuniversums.


Zutaten 2P:

Flammkuchenteig
160g Dinkel 1050
60g Einkorn-Vollkorn
1 TL, klein Salz
1 EL Sesam
1 TL Koriander, geschrotet
2 EL Öl
120ml Wasser

Belag:
eine mittlere Rote Bete, gekocht
1-2 EL weißer Balsamico 
1 EL Olivenöl
1 kleine, rote Zwiebel
1 kleiner Bund Petersilie
150g Crème fraîche
Salz, Pfeffer
Ziegengauda
Kreuzkümmel
ein paar Granatapfelkerne (optional)

 

Zubereitung:

Für den Flammkuchenteig das Mehl, das Salz, den Thymian und das Öl mit 60ml Wasser in einer Schüssel vermengen und zügig erst mit einem Holzkochlöffel, dann mit den Händen zu einem glatten Teig verkneten. Bei Bedarf noch etwas Wasser zugeben. Teig beiseite stellen. 

Den Ofen mit einem Pizzastein vorheizen (ca. 250°). 
 
Die Rote Bete in Scheiben von ca. 2-3mm schneiden und diese marinieren mit dem Balsamico und dem Olivenöl. Salzen und pfeffern. Die Zwiebel schälen, halbieren und in feine Streifen schneiden.
 
Die Petersilie fein wiegen und mit der Crème fraîche vermengen. Salzen und pfeffern.

Den Flammkuchenteig teilen, jeweils schön dünn auswellen, dann auf ein Backpapier verlegen. Mit der Crème bestreichen, den Rote Bete-Scheiben und den Zwiebelringen belegen und mit Käse bestreuen. Zuletzt den Kreuzkümmel und die Granatapfelkerne darauf verteilen. Nochmals leicht würzen, mit Olivenöl beträufeln und die Flammkuchen im heißen Ofen nacheinander knusprig braten.

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