Hier bei mir stößt man ja immer wieder auf Wissenschaftskritik. Das bedeutet nicht, dass ich per se der Wissenschaft skeptisch gegenüber eingestellt bin. Gar nicht - der Forschungsdrang liegt in der menschlichen Natur. Für nichts anderes sollte Wissenschaft stehen. Meine Kritik bezieht sich vielmehr darauf, dass die Grenzen der Wissenschaft heute gerne außer Acht gelassen werden (ganz mit dem Dalai Lama in diesem Post).
Damit ziele ich vor allem auf das anvisierte Detailwissen, bei dem mir das Interdisziplinäre entschieden zu kurz kommt (um nur einen Post zu verlinken, der das aufgreift: zur Trauma-Forschung). Die unterschiedlichsten Bereiche von Wissenschaften müssten untereinander deutlich mehr im Austausch stehen. Bruchstückhaftes und zusammenhangloses Wissen ist prinzipiell Fehler anfällig. Das ist auch der Grund, weshalb realistisch betrachtet ein Großteil wissenschaftlicher Erkenntnisse auf tönernen Füße steht - man sollte immer damit rechnen, dass neuere Forschung alte Übereinkünfte hinfällig machen könnte. Außerdem gehe ich mit Einstein: *Die Wissenschaft dient der Menschheit am besten, wenn sie sich vorbehält, alle Thesen anzuzweifeln.* Nur auf diese Weise, mit der größtmöglichen hauseigenen Sekpsis, schürft der Forschende tiefer und tiefer. Das gilt im Individuellen wie Allgemeinen (s. Post zum James Webb- Teleskop... ich wiederhole mich)
Selbst den sog. Experten kann die Sicht leichterdings verstellt sein durch fehlende Unabhängigkeit - sei es was die Forschungsgelder angeht, die Parteienzugehörigkeit, der eigene Status... Mache ich es wie so gerne über das pars pro toto - nichts geht über ein anschauliches Beispiel! Hier aus meinem nächsten Umfeld.
Einer Freundin, nennen wir sie Nathalie, setzten schweren Herzrhythmusstörungen zu. Aber in so ausgeprägter Form, dass sie nachts kaum noch zu Schlaf fand. Das wiederum wirkte sich auf ihr Berufsleben aus: sie war nicht mehr in der Lage, ihrer Arbeit nachzugehen, musste krank geschrieben werden. Ebenso litt ihr Alltag als Familie mit drei Kindern sehr darunter, weil sie sich ständig schwach und matt fühlte. *Ich sah mich schon den Rest meines Lebens damit beschäftigt, mein Herz beim Stolpern zu beobachten*, seufzte sie. Drei unterschiedliche Kardiologen suchte sie auf - Termine, auf die zu warten waren - und keiner konnte ihr wirklich weiterhelfen. Der letzte Herz-Spezialist riet ihr trotz Ungereimtheiten dennoch zu einer Operation am Herzen.
Nathalie verfolgte in ihrer Not das Prinzip der Streuung: sie redete in alle Richtungen über ihre Probleme. Im Telefonat mit einer Freundin erwiderte diese, Momentchen, sie lese gerade die Biographie von Orphray Winter (das ist immer die Stelle, an der ich beim Erzählen kurz mal fassungslos den Kopf schütteln muss - WER bitte, liest denn die Biographie von Orphray Winter, dieser amerikanischen Talkshow-Moderatorin und Multi-Millionärin????? Vermutlich die gleichen, die nach der Biographie von Michelle Obama greifen.... tsss, andere sind anders, echt!).
Nun, also um den Faden wieder aufzugreifen, in dieser Lebensgeschichte werden ähnliche Symptome mit einer ähnlichen Odysee beschrieben. Kurz und gut: wenige Tage später maschierte Nathalie mit exakt diesem Buch zu ihrer Gynäkologin mit den Worten:*Auf Seite 154 finden Sie die Ursache für meine Beschwerden* (Seitenzahl erfunden) - ein hormonelles Problem, das auf die Menopause zurückzuführen ist.
Jetzt machen rund die Hälfte der Weltbevölkerung Frauen aus und eben diese 50 Prozent durchlaufen in der Mitte ihrer Lebensjahre auch diese hormonelle Umstellung, genannt Menopause. Nix riesig Seltenes. Oder anders gesagt: man steht auf einem Wissens-Gulli. Stand 2023. Einen Schuldigen hat man bereits gefunden: es liegt am männlich geprägten Blick der Wissenschaft. Immer gut, einen zum draufhauen zu haben - das lerne ich ja gerade. Aber vielleicht liegts auch an mangelnden Forschungsgeldern. Ist es nicht so, dass Medizin heute vor allem Money bringen muss. Oder aber wie erkläre ich mir sonst *den Megatrend in Health-Care-Aktien zu investieren*? Im Falle meiner Freundin Nathalie entkam sie nur knapp und auf wundersame Weise (Orphray sei Dank) einer Herz-OP. Und mit ein paar Tabletten, die ihre hormonellen Schwankungen ausgleichen, steht sie wieder voll im Leben. Helden-in-Weiss-Geschichten gehen anders.
Thematisch passen die Pilz-Pufferchen sehr gut dazu, denn soetwas wie *ein Spezialgebiet* kennt ein Pilz nicht. Ganz in Gegenteil, die unterirdische Vernetzung der Pilze untereinander sucht seinesgleichen, so dass auch gerne von Wood-Wide-Web als Vergleich gesprochen wird. Und nicht nur dass Pilze unter sich stehen auf große Entfernungen in Kontakt, nein, sie tauschen sich ebenso mit ihren umgebenden Pflanzen aus - ein sehr spannendes Thema (sehr schön dazu *Spektrum - Die vernetzte Welt der Pflanzen*)
Kulinarisch bieten Pilze eine schöne Abwechslung zum Kohl. Diese Pufferchen habe ich nun wiederholt gemacht, weil sie einfach ausgesprochen lecker sind bei prima Konsistenz. Sie sind gar so gut, dass sie unter den Patties gut unter die Top 5 gelangen. Ich stelle euch demnächst hier mal ein Ranking zusammen.
Hier an diesem Teller seht ihr, wie ich mindestens ein Mal pro Woche gerne koche: ein Stew (immer ein bißchen anders), Gemüse-Pufferchen dazu, Salat, Gemüse - fertig. Bon, das hier ist jetzt die Sonntagsaussagabe.
Zutaten 4 Stück/2P:
250g Champignons1 kleine, rote Zwiebel
2 Knoblauchzehen
20g Sonnenblumenkerne
20g Haferflocken
30g Semmelbrösel
2 EL Petersilie
2 EL Tamari
1-2 TL Harissa
(oder wahlweise: 1 TL Dijon-Senf)
Salz, Pfeffer
(optional: Workshister-Sauce)
Zubereitung:
Pilze putzen, klein schneiden und in einer heißen Pfanne einige Minuten ohne Öl braten - zur Seite Stellen und abkühlen lassen. Zwiebeln und Knofi fein würfeln und in Öl glasig dünsten.
Petersilie etwas kleiner hacken, dann sämtliche Zutaten in einen Hexler geben und solange mixen, bis die Masse bindet - als nicht zu Mus pürieren, sondern darf noch etwas Struktur haben, soll aber eine homogene Masse bilden. Gut würzig abschmecken.
Mit feuchten Händen Puffer formen, auf Backpapier setzen und im Kühlschrank ca. 20-25min ruhen lassen.
Die Pufferchen lassen sich gut in Öl in der Pfanne braten, für größere Patties kann man auch den Ofen anschalten: bei 200°C ca. 20-25min braten - davor diese von beiden Seiten mit Öl bepinseln.
Inspiration: Elephantastic Vegan
Anmerkung m: Für Patties in einen Burger würde ich sie deutlich größer formen - wohl doppelt so groß (die Zutatenmenge reicht dann in diesem Fall für 2 Patties) und dann auch eher im Backofen zubereiten. Bisher immer als Puffer zubereitet.
Beruflich probiere ich die Brücke zwischen Wissenschaft und Politik und ich gebe dir völlig Recht – Das Silo-Denken und -Wissen ist ein Riesenproblem. Zum Thema männlich geprägte Forschung empfehle ich gerne "Invisible Women" von Caroline Creado Perez (aber kennst du bestimmt schon, wenn du dich mit dem Thema ein bisschen auseinandergesetzt hast) und ich als bekennende Feministin sehe überhaupt keinen Widerspruch zwischen dem Problem des männlichen Primats und den fehlenden Forschungsgeldern – die werden ja auch nach wie vor mehrheitlich von Männern vergeben. Finde den Fehler... ich wünsche dir einen prima Sonntag. Hier gibts heute Spätzleauflauf mit Schwarzwurzeln, um mal wieder so richtig schön saisonal-regional zu kochen. Viele Grüße, Lara
AntwortenLöschen*Silo-Denken* - sehr schön, Lara! Noch nie gehört oder gelesen, läuft mir aber direkt rein, das Wort! Und ja, du hast ganz recht, das ist kein Widerspruch. Aber ich habe weniger Lust auf die Gruppe *Männer* mit meiner Kritik zu springen wie denn die deutliche größere *Wissenschaft als solches*. Bei genauerem Hinschauen setzen wir nämlich alle Pferde (alles Vertrauen, allen Glauben) in die Wissenschaft, die aber in vielen Bereichen noch fehler- und lückenhaft ist. Das will man sich nur ungern bewußt machen. Dir auch einen schönen Sonntag mit vielen liebe Grüßen zurück....
LöschenLiebe Micha,
AntwortenLöschenich freu mich auf dein Patties-Ranking - und bin gleichzeitig gespannt, denn die Fülle an Möglichkeiten hier auf deinem Blog sind mittlerweile unendlich!!!
Alles Liebe :-)
Maria
Liebe Maria, du machst doch bestimmt auch viele Gemüse-Bratlinge - rücke gerne ebenso mit deinen Lieblingen raus... kulinarisch ist das gerade ein Lieblingsthema von mir! bises zurück...
LöschenLiebe Micha, auch ich bin gespannt auf dein Patties Ranking - mal sehen ob meine Favoriten deiner Pflanzenpflanzerln auch eure top 5 / top 10 sind.... Viele Grüße von Hannah
AntwortenLöschenDann hoffe ich, Hannah, dass du bei der Gelegenheit dein Puffer-Ranking auch offen legst ... quasi als Retour-Kutsche
LöschenBin mehr als gespannt und freue mich drauf!
AntwortenLöschenDie Bratlinge nehme ich mit, sehen zu köstlich aus und genauso schmecken sie sicher auch, dass geht gar nicht anders bei den Zutaten.
Liebe Grüße,
Jesse-Gabriel
Du begleitest mich ja nun auch schon so lange, Jesse-Gabriel, es müßt mich sehr wundern, wenn dir die Pilz-Patties nicht schmecken. Bei uns kamen sie sehr gut an :) mit herzlichen Grüßen zurück...
LöschenLiebe Micha,
AntwortenLöschendeine Pilz-Patties gab es hier gestern in der Burger-Variante im Ofen gebacken. Mit Rotkohl-Slaw ein Träumchen und echt nicht aufwändig, gibts wieder! Deine Masterclass-Veggie-Bolognese wurde hier auch SEHR gerne gegessen, dank deiner Vorlage habe ich mich erstmals an Grünkern und Soja-Geschnetzeltes gewagt. Lecker, dankedanke! Deine Rezepte sind echt immer wieder eine Bereicherung für unseren Speiseplan. :)
Du hattest damals bei unserer Abfahrt übrigens Recht: Wenn wir das nächste Mal bei euch Urlaub machen - und das haben wir uns fest vorgenommen - dann wohl zu viert... ;) ganz liebe Grüße von Annelie
Das ist aber schön, dich hier zu lesen, Annelie :) Und was ein kulinarisch-hübsches Feedback. Wir haben halt den gleichen Geschmack! Und die Pilz-Patties kommen in meinem Ranking weit nach vorne - genau aus den von dir genannten Gründen!
LöschenDann freue ich mich auf unser Wiedersehen *mit Verstärkung*, viele liebe Grüße zurück!