Wegweiser - das beste, vegane Aprikosen-Eis

Sonntag, 23. Juli 2023


Sagt mal: sind bei euch alle Wespen? Wo sind denn die Wespen alle hin? Letztes Jahr waren sie eine einzige Plage und überall hagelte es Tipps, wie man draußen dennoch in Ruhe Eis schlecken, Orangina trinken, Crêpes essen kann. Und jetzt?! Normalerweise LIEBEN die Wespen unser Treibhaus. Kaum hat der Habib, der unbeeindruckte Wespenjäger, eines entfernt, schon formiert sich ein Stückchen weiter ein neues. Und dieses Jahr sind sie auf einen Schlag verschwunden. Wespenleeres Treibhaus - das gabs noch nie! Setzen die für ein Jahr aus? Pausieren die? Oder sind die jetzt ausgestorben?

Ich habe schon verstanden, dass man sich heutzutage gegenseitig nichts mehr frägt. Dazu gibt es schließlich die Suchmaschine. Und das fiel mir erst so richtig auf, als ich dieses Jahr mit dem Habib ein paar Tage in Ulm verbrachte.

Während der Habib Siesta machte, wollte ich durch die Stadt mäandern. Nun kenne ich Ulm nicht, sondern war zum ersten Mal dort. Und: noch immer trage ich das Handy nicht mit mir spazieren. Für was? Öffentliche Telefonzellen mied ich früher ja auch (unvergessene Stinkbomben!). Außerdem habe ich einen Uralt-Prepaid-Vertrag ohne Roming, so dass ich das Handy eigentlich vor allem dann zücke, wenn ich mit Wlan verbunden bin. Halt nicht unterwegs.

Bref, ich hielt es während meines Ulmer Stadt-Bummels ganz oldschool: ich fragte mich durch. Und die Reaktionen... priceless. Da erst wurde mir so richtig bewußt, WIE weltabgewandt und hinterwäldlerisch wir doch in unserem Tal hinter den sieben Bergen leben. Vorneweg staunte ich, dass ALLE direkt das Handy zückten, wenn ich mich nach dem richtigen Weg erkundigte. Und zwar unabhängig davon, ob es sich um waschechte Ulmer handelte oder Stadtfremde wie mich (da hakte ich nach, das wollte ich dann genau wissen). Wie bizarr ich das fand! Alle schlugen Google-Maps auf. Dabei wäre ich sogar mit einer groben Richtung und einer ungefähren Angabe ganz zufrieden gewesen. Und ich finde, von einem Ortsansäßigen kann man erwarten, dass er das so hinkriegt. Aus sich heraus. Ganz ohne. Ein Mutter-Tochter-Gespann mit Hund kam richtig ins Stuzen ob meines Anliegens - nach dem Weg fragen, tsss, das macht man heute nicht mehr - , so dass die Mutter mich mit gerunzelter Stirn geringschätzend anschaute: *Ja, haben Sie denn kein Handy?* Als wäre ich entweder debil oder komplett mittellos. Oder beides. Auf der Sonnenseite dieser meiner Ulmer-Stadtumfragung ergab sich auf diese Weise aber der ein oder andere, freundliche Plausch über Ulm und das Leben...

Kurzum, ich habe meine Lektion gelernt: man wendet sich nicht mehr an Menschen mit seinen Fragen, sondern direkt an die Maschine. Nur kann die mir bei meiner Wespensuche nicht wirklich weiterhelfen: möglicherweise kommen die Wespen dieses Jahr mit Verspätung. Aber nichts Genaues weiß man nicht.  Wenn ihr also schlauer seid: bitte raus damit!

 


Es gab hier schon lange kein Eis mehr, oder?! Ein veganes Eis aus drei Zutaten als Grundlage... das klingt erstmal zu einfach, um etwas Besonderes zu sein. Oder um überhaupt ganz prinzipiell überzeugen zu können. Falsch. Ganz falsch. Mich hat dieses Eis, für das noch nicht einmal eine Eismaschine nötig ist, völlig eingenommen. Tatsächlich dient es den Aprikosen als hervorragende Basis, um zur Geltung zu kommen. Was mich echt überrascht hat. Die Kokosnote schmeckt man nur dezent, die Datteln gar nicht hervor. Bien sûr sollte man hierfür - gerade ob der überschaubaren Zutatenliste - wirklich gute Produkte verwenden. Keine zitronigen sondern vollreife, süße Aprikosen, keine ausgetrockneten sondern saftige Datteln, keine Emulgator-Kokosmilch sondern gerne eine mit mehr Kokoscreme als -wasser. 

Wer dennoch irgendwie einen Extra-Dreh benötigt, dem empfehle ich entweder Zitronenthymian oder etwas Verveine zuzufügen. Herrlich exotisch macht sich auch der Abrieb einer halben Combava (Kaffirlimette) in dem Aprikosen-Eis , aber dafür fehlt es Deutschland vermutlich an der entsprechenden Kolonie im Indischen Ozean...  So oder so: große Empfehlung.


Geschwister im Blog-Universum:

    **** Hannahs Snickers-Eis 2.0


 Zutaten:

400ml Kokosmilch
100ml Wasser
80g Datteln
250g Aprikosen
(optional: einige Zweige Zitronen-Thymian oder Verveine/ 1/2  Comabava Abrieb davon)

 

Zubereitung:

Datteln mit Kokosmilch und Wasser fein pürieren (m: gemacht in hohem Gefäß und Standmixer = Zauberstab). Dann den Mix auf 2 Eiswürfel-Behälter verteilt und in den Froster verfrachtet. Mindestens 6 Stunden gefrieren lassen. Den Rest abgedeckt im Gefäß gelassen und in den Kühlschrank gestellt.

Nun - nach den 6 Stunden (m: länger, über Nacht) - zuerst die Aprikosen fein püriert - wer mag: zusammen mit den Kräutern - und zur Seite stellen. Nun nacheinander (m: 3 Stück-weise) die Eis-Eiswürfel mit dem Standmixer im Rest püriert. Kokos-Dattel-Masse mit Aprikosenmasse verquirlen und in einem Plastik-Behälter für weitere 4-5 Stunden ins Eisfach stellen.

 

Anmerkung m: wer sich für das Aprikosen-Eis-Plus entscheidet - mit Zitronenthymian, Verveine oder Keffirlimette - sollte darauf achten, dass diese Zugabe wirklich allerfeinst zerkleinert wurde. Sonst wird später das Schleck-Erlebnis gestört! In der Eismaschine erhält das Eis bestimmt etwas kleinere Eiskristalle, aber das Ergebnis von Hand ist ebenfalls völlig zufriedenstellend.

Inspiration: Stern

 

Holzbiene im Passionsblumenrausch

EDIT 8.August: vermelde das erste Wesepnnest im Treibhaus dieses Jahr!

19 Kommentare

  1. Hallo und erstmal danke für das tolle Rezept. Wird nachher gleich ausprobiert. Zu den Wespen: es war im Frühling zu nass und zu kühl für Madame Königin- siehe hier https://www.hessenschau.de/panorama/so-wird-die-wespen-saison-in-hessen-v1,weniger-wespen-100.html

    Liebe Grüße aus dem ebenfalls fast wespenfreien Frankfurt, Dagmar

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    1. Bei uns in Südfrankreich, Dagmar, war das Frühjahr aber überhaupt nicht nass - ich bin also noch nicht ganz zufrieden mit der Erklärung. Also mal gucken, was noch kommt ;) liebe Grüße zurück nach Frankfurt

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  2. Das ist mir vorgestern auch passiert, in einer fremden Stadt nach dem Weg gefragt, und der Herr zückte direkt sein Natel. Hätte ich auch tun können, aber ich dachte mir, das geht doch einfacher bei *Ortskundigen* nachzufragen... Leider nicht!
    Hier in der Westschweiz sehe ich regelmässig Wespen am Holz nagen, aber wo sie heuer die Nester bauen, bleibt mir verborgen. Aber im Gegensatz zum letzten Sommer kaum Wespen, die in der Erde ihr Nest bauen.
    Einen guten Sonntag wünsche ich!
    Al

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    1. Oder, gleicher Gedankengang: bis man doch aufwendig nach dem Handy greift, ist doch viel schneller jemand gefragt, der sich vor Ort auskennt... Aber anscheinend nicht mehr. Anscheinend hat sich das geändert und ich hatte es nur nicht mitbekommen. Darf man das immerhin noch seltsam finden? Oder ist auch das schon rum???
      Aha, in der Schweiz also auch weniger Wespen - ist ja interessant. Ob sie wirklich erst mit Verspätung in diesen Sommer starten?
      ebenfalls einen schönen Sonntag!

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  3. Wenn mich heutzutage jemand nach dem Weg fragt, packe ich auch immer sofort schützend auf meine Handtasche. Kann ja nur ein Vorwand sein ;) Natürlich ist das Quatsch und ja, ich frage manchmal Dinge bewusst nicht im Gespräch, weil ich denke, der andere denkt über mich, ich könne es doch einfach googeln.
    In Hessen war es jedenfalls zu kalt und feucht für die Wespen: https://www.hessenschau.de/panorama/so-wird-die-wespen-saison-in-hessen-v1,weniger-wespen-100.html

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    1. Echt, das hat mich jetzt echt Lachen gemacht! Wenn dich jemand nach dem Weg frägt, dann denkst du direkt an Handtaschendieb! Das ist ja witzig! Oh mann, oder ich bin einfach ein Waldschrat...
      Und ja, danke für den Link, der mir oben bereits gereicht wurde... keine echte Erklärung für Südfrankreich...

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  4. In Ulm, um Ulm und um Ulm herum hatte ich mal eine tolle Stadtführung von jemandem, der sich dort bestens auskannte. Ich erinnere mich gerne daran... Mich persönlich nervt auch der zunehmende Anspruch das Handy immer und überall dabei zu haben und dementsprechend sehr schnell und kurzfristig auf diverse Mitteilungen zu reagieren... Kann und will ich nicht leisten. Wo die Wespen sind? Keine Ahnung. Letztes Jahr hieß es, dass sie aufgrund der Hitze und Dürre besonders agressiv seien, wie nun die Theorie heuer lautet? Vieleicht kommen sie noch. Mehr als die Wespen vermisse ich allerdings die Schmetterlinge. Sehr sogar.
    Dein Aprikosen Eis sieht sehr lecker aus - es hat übrigens noch ein Geschwisterchen bei dir - das WG Eis ;-) Dieses Wochenende wanderten die Aprikosen in deine Tarte mit Lavendel. Dort waren sie auch besser aufgehoben, denn es fehlt ihnen noch die südfranzösische Süße. Wir hören uns bald! Liebe Grüße von Hannah

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    1. Ja, manchmal hat so ein Handy zweifellos seine Vorteile, Hannah, das wissen wir ja, aber ich kann halt nach wie vor gut ohne ;)
      Und was die Wespen angeht, interessiert mich phänomenologisch, warum über so weite Strecken (von hier bis nach D... und noch weiter?) dieses Jahr die Wespen verschwunden sind. Warum?
      Ja, das WG-Eis passt auch gut rein, heute aber sollte dein schönes Eis mal wieder die verdiente Aufmerksamkeit erhalten!
      liebe Grüße zurück...

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    2. In Ermangelung von sonnengeküssten Aprikosen habe ich dieses Eis heute mit Brombeeren gemacht. Die Abkürzung über die Zubereitung in der Eismaschine ließ es uns schon am selben Tag genießen. Sehr köstlich!

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    3. Es spricht wirklich rein gar nix dagegen, die Abkürzung über die Eismaschine zu nehmen - vermutlich sogar eine Verbesserung. Ich wolle lediglich ausprobieren, ob das - wie angegeben - auch funktioniert. Auf Brombeeren müssen wir hier noch warten, sie kündigen sich aber bereits reichlichst an :) Schön, dass euch das Eis geschmeckt hat, Hannah!

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  5. Ich werde immer ganz komisch angeguckt, wenn ich Wege beschreibe: Immer geradeaus bis zur Doppeleiche, dann links bis zur Ampel ....

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  6. Vor ein paar Jahren abends/nachts in Venedig, auf dem Rückweg zum Hotel hoffnungslos verlaufen und der Akku war leer, also im nächstbesten Lokal den Kellner nach dem Weg gefragt. Was heißt hier hochtrabend gefragt, ich habe ihn freundlich angelächelt, den Namen unseres Hotels genannt und ein "per favore" angehängt. Er ging mit uns auf die Straße und es folgte gestenreich eine Litanei von "avanti, avanti, avanti" (also lange geradeaus) zwischen ein paar mal links und rechts immer wieder avanti, avanti, avanti, ..... Irgendwann hatten wir es geschafft. Und avanti, avanti, avanti haben wir in unseren alltäglichen Sprachschatz aufgenommen und denken jedes Mal mit einem Grinsen an den freundlichen Venezianer zurück.
    Bei der Gelegenheit bedankt sich eine stille Mitleserin (aus der Nähe von Ulm ;)), dass wir an deinen überaus klugen und lesenswerten Gedanken teilnehmen dürfen.
    Herzliche Grüße, Birgit

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    1. Diese deine Anekdote, Birgit, passt ja hervorragend dazu, denn genau solche zwischenmenschlichen Geschichten entgehen einem, wenn man nur noch das Handy zückt. Und warum sollte man nicht - einfach mal ganz unverbindlich - aufeinander zugehen, wegen einer Frage? Einer kleinen Bitte? Tja, und manchmal hinterlassen dann solche kleinen Episoden richtig Eindruck, obwohl man nur so kurze Lebenszeit miteinander verbracht hat. #was schön ist, oder :)

      vielen Dank für deinen Beitrag und dass du dir die Zeit genommen hast, mir diese Zeilen zu schreiben - das weiß ich zu schätzen, das tut gut und: es bereichert! herzlich zurück in die Nähe von Ulm

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  7. Wir hüten im Süden des Landes - Nähe Montpellier - die beiden ganz speziellen Katzendamen unserer Tochter. In der wirklich schönen Altstadt von M sassen dann 2 asiatische junge Mädchen neben uns im Strassencafe. HÖFLICHST fragte ich die beiden ununterbrochen ins handy starrende Mädchen, woher sie denn kämen.
    Sofort stoppten sie den handykontakt und es entspann sich auf englisch ein wunderbares Gespräch. Aus Peking kommend studieren sie in Barcelona und lieben Europa etc. Politik war kein Thema sondern ihr gewaltiges Interesse an den Ländern: wie gehts in Frankreich zu und her und wie funktioniert Deutschland. Es war eine weltübergreifende herzliche Stunde umbraust von den Sprachen und Menschen aus alles Welt. Ohne handy. Herrlich
    Aus dem gerade eher kühlen Süden herzliche Grüssle Evi

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    1. Ich glaube, Evi, dass das in Zukunft etwas sein wird, wofür man Seminare besuchen muss, man Hilfestellung benötigt, eine Anweisung, ein Rezept: wie gehe ich auf andere zu? Aber die Vorstellung ist doch eigentlich gruselig! Aber wie schön demonstriert deine Geschichte, wie dankbar (!) Menschen sind, wenn andere den ersten Schritt machen. Und in Ulm hatte ich ganz nette Unterhaltungen (à la *in Ulm bleiben oder vielleicht irgendwann woanders leben* bishin zu *meine kleine Studiumslebensgeschichte mit Auslandserfahrung ;))

      So gehen doch die kleinen zwischenmentschlichen Intermezzi, die den Alltag lebenswerter machen... zumindest meinen! Und da schlägt *echtes Leben* *I-net-Leben* um ganze Welten!
      viele herzliche Grüße zurück!

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  8. Liebe Micha,
    auch bei uns keine Wespen - und auch keine Gelsen! Dafür Zecken ohne Ende ... Irgendwas ist da tatsächlich komisch, anders, keine Ahnung ...
    Dein Eis lacht so direkt zu mir herüber, dass ich es bald nachmachen werde :-)
    Alles Liebe!
    Maria

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    1. Liebe Maria, also über SO weite Strecken mangelt es an Wespen - wie seltsam das ist, oder? Was aber bitte sind denn Gelsen? Zecken haben wir (seither) noch keine, aber vielleicht würde die ein Hund mitbringen, den wir ja wir ebenfalls (noch ;)) nicht haben. Irgendtwas ist komisch, da gebe ich dir recht - allerdings schon länger und auf allen Ebenen...

      ganz herzlich zurück!

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  9. Ich möchte mich auch einmal für die anregenden Gedanken und schönen Rezepte bedanken. Das Lesen bereichert meinen Alltag ebenso wie das Kochen. Falls es eine Erklärung für die (noch?) fehlenden Wespen (auch hier am Niederrhein bisher Fehlanzeige) wäre ich sehr interessiert. Alles Gute in die Drome...

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