Unbekümmert - das schöne Wort und einer der schönsten Zustände überhaupt! Unbekümmertheit scheint in immer weitere Fernen zu rücken in Zeiten, in denen menschliche Grausamkeit den Mediennalltag bestimmen. Wie soll man heute unbekümmert sein können, habe ich mich gefragt? Denn öfters schon zitiert diesen Goethe (aus diesem tollen Artikel vom DLF):
Dein Los ist gefallen verfolge die Weise,
Der Weg ist begonnen, vollende die Reise,
Denn Sorgen und Kummer verändern es nicht,
Sie schleudern dich ewig aus gleichem Gewicht.
Manchmal fühlt man sich wie Christopherus, das Leid der ganzen Welt auf den Schultern. Wie soll man rund laufen, wenn schwere Gedanken bedrücken? Sie werfen einen wirklich aus innerem Gleichgewicht. Manchmal reicht es aus im Außen zu sehen, was Menschen anderen antun können. Ein Mal Nachrichten gucken - *bums*, schon vorbei mit der Leichtigkeit. Mir gruselt.
Kindliche Sorglosigkeit und Bewußtheit treten scheinbar wie ein
Gegensatzpaar auf. Du kannst entweder das eine oder das andere
haben. Sobald die Bewußtheit dazu kommt, kommen auch die Sorgen dazu. Zwar ist es unmöglich etwas Zukünftiges komplett durchzudenken, aber alleine sich die Möglichkeit vieler Konsequenzen bewußt zu machen, reicht aus um Ängst zu schüren. Angst ist prinzipiell kein guter Ratgeber. Angst lähmt. Schlimmer noch: wer in seine Ängste rutscht, der wird darin auch untergehen. Der läßt von einem Unterfangen, das ihn ängstigt, besser die Finger.
Ein Beispiel: mit schlotternenen Knien vor Angst darf man kein Segelboot besteigen. Aber ohne ungeheueren Respekt vor den Naturgewalten ebenfalls nicht. Respekt ist das große Schlüsselwort, das Wissen, dass es Kräfte gibt, die vielviel größer sind als ich und die außerhalb meiner Kontrolle liegen. Sich diesen Kräften auszuliefern, hinzugeben und anzuvertrauen - und zwar in Bewußtheit, das ist für mich Spiritualität im Allgemeinen.
Ohne Naturbezug wird es schwierig. Überhaupt ist es eine entscheidende Frage, zu was sich der einzelne in Bezug setzt. Verblendete Wichte, die sich für die Krone der Schöpfung halten, beurteilen das Ausmaß des Himmels nach dem Brunnenrand - wie ein Frosch, der im Brunnen lebt. Je größer aber die Kraft als Gegenüber in der Vorstellung ist, je tiefer man diese Kraft fühlt, zu der man einen Bezug sucht, umso einfacher fällt Demut.
Wie Leichtsinn, darüber hatte ich es schon, ein Geschwister von Unbekümmertheit, erblühen die beide nur in Respekt und Demut. In leidvollen Lebenssituationen wird Demut ganz besonders zur Herausforderung. Daher greifen viele auf Rauschmitteln zurück, um sich der Situation nicht stellen zu müssen und ziehen die Illusion der Realität vor. Das kann ich sogar nachvollziehen, aber ich habe verinnerlicht, dass Flucht nur in die Irre führt. Und wie das so ist mit der Bewußtheit (eine phänomenale Eigenheit dieses mächtigen, geistigen Instruments): Bewußtheit läßt sich nicht rückgängig machen weil im Gemüt verwurzelt. Was ein Mal bewußt geworden ist, läßt sich nicht mehr umkehren. Was den Weg ins Bewußtheit gefunden hat, das bleibt (die Herdplatte ist heiß). Und was by the way der große Unterscheid zu *lernen* ist, mit dem Bewußtheit so gerne in einen Topf geworfen wird. Erlerntes kann wieder verlernt werden.
Um in Bewußtheit eine innere Sorglosigkeit herzustellen, gibt es in meiner Vorstellung nur eine Möglichkeit: sich ganz einer klügeren, weisen, geistigen Macht hinzugeben und anzuvertrauen, mit der man ständigen Umgang pflegt. Wo sollte man in der Not sonst Zuflucht suchen und wo Trost finden? Diese Herzensverbindung herzustellen, durch das tägliche innere Gespräch mit diesen unsichtbaren Mächten, ist der eigentliche, spirituellen Weges - unabhängig welchen Namen man Gott gibt. Und wer eine Hilfestellung benötigt, was eine individuelle Spiritualität unabhängig aller Religiösität bedeuten könnte, dem empfehle ich Goethes Glaubensbekenntnis: * Bekenntnis einer schönen Seele*. Es hilft auch zu unterscheiden, wer lediglich fromm daherschwätzt und wer weiß, was selig ist, weil bereits innig verbunden mit diesen Mächten - ein solcher diskutiert nicht mehr. Wie geht Glaube, fragt sich Goethe:
Ja, wer nur schildern könnte, was ich [im Gebet] fühlte. Ein Zug brachte meine Seele nach dem Kreuze hin, an dem Jesus einst erblaßte, ein Zug war es, ich kann es nicht anders nennen, demjenigen völlig gleich, wodurch unsere Seele zu einem abwesenden Geliebten geführt wird, ein Zunahmen, das vermutlich viel wesentlicher und wahrhafter ist, als wir vermuten. So nahte meine Seele dem Menschgewordenen und am Kreuz Gestorbenen, und in dem Augenblick wußte ich, was Glauben ist.
Alles, das im Ofen mit Käse überbacken wird, nennt sich hier automatisch Soulfood. Dieses Nudel-Gratin wartet mit zwei Schichten cremiger Lauch durchkreuzt von zwei Schichten Veggie-Bolo auf - das kann gar nicht anders, das muss schmecken.
Zutaten 1P /Gratinform für ca. 1,5l:
300g Lauch30g Butter
15g Mehl
225g Milch
Salz, Pfeffer
Muskatnuss-Abrieb
....
160g Maccheroni
....
40g Grünkern
25g Soja-Geschnetzeltes
20g Sonnenblumenkerne
1 rote Zwiebel
1 Karotte
1 Stück Stangensellerie
3 Knoblauchzehen
150ml Gemüsebrühe
350g Ofentomaten
ein guter Schuß Rotwein
1 EL Rosmarin, fein gehackt
1 TL Thymian, getrocknet
1 EL Tomatenmark
Rohrzucker
1 EL Soja-Sauce
2 EL Balsamico-Reduktion
Harissa
Salz, Pfeffer
1 Mozarella
Olivenöl
Zubereitung:
Zuerst die Bollo herstellen: Grünkern grob schroten und zusammen mit dem Soja-Geschnetzelten mit kochender Gemüsebrühe etwa eine halbe Stunde quellen lassen. Zwiebel und Knofi würfeln, Karotte und Sellerie in Brunoise schneiden. Zwiebeln in Olivenöl glasig dünsten. Gemüse kurz sowie Tomatenmark kurz mit braten, dann Rotwein anschütten und komplett einreduzieren lassen, nun Grünkern und Sonnenblumenkerne, Gewürze und Ofentomaten zufügen. Salzen, pfeffern, mit Zucker und Harissa würzen. Bei geschlossenem Deckel etwa 20 min köcheln lassen - zuletzt mit ofenem Deckel, bis die Bolo schön schmusig ist. Abschmecken mit Soja-Sauce und Balsamico-Reduktion.
Parallel die Lauch-Béchamel zubereiten. dafür den Lauch in feine Ringe schneiden (je nach größe vorher der Länge nach halbieren). In der Butter bei sanfter Hitze nahezu weich garen ohne Farbe annehmen zu lassen. Mehl einrühren, dann die Milch und immer gut mit einem Schneebesen glatt rühren. Salzen, pfeffern und mit Muskatnuss würzen.
Nudeln in reichlich Salzwasser al dente kochen. Dann unter die Lauch-Béchamel mischen.
Gratinform buttern.
Ofen auf 200°C vorheizen.
Zuerst die Hälfte der Lauch-Nudeln auf den Boden der Gratinform verteilen. Darüber die Hälfte der Bollo, dann wieder die Lauch-Nudeln - zuletzt mit Bollo abschließen. Den Mozzarella in Scheiben darauf verteilen, mit etwas Thymian bestreuen und im Ofen in etwa 30 min knusprig backen.
"Liegt dir gestern klar und offen,
AntwortenLöschenwirkst du heute kräftig frei,
kannst auch auf ein Morgen hoffen,
das nicht minder glücklich sei"
J.W. Goethe
Als kleiner Gruss, z.Zt. Katzen-hütend in Bern.
Herzlich Evi
So weit so gut bei Schönwetter, Evi,
Löschenaber wenn der Sturm tobt im Kriegsgebiet,
dann ist rum mit innerer Mitte...
Wie kommt eine Seele unbeschadet durch solche Zeiten?
nachdenkliche Grüße zurück an Allerheiligen gen Bern...
Da hast Du natürlich völlig recht, liebe Micha.
AntwortenLöschenUnd egal, wo wir uns befinden - hier grad in Bern, weit ausserhalb der Stadt, oder im "heimischen" Cher, das Gerumpel, der Sturm sind relativ fern.
Ich bin alt. Ich halte meine Seele gut fest. Wenns jedoch hart kommt, weiss man dann, wie standhaft wir dann sind....
Nachdenklich bin ich natürlich auch.
Dank Dir für Deine Antwort und Grüsse nach Westen.
Morgen geht es für uns noch weiter.
Mit Heinrich Heine im Gepäck: "Im traurigen Monat November wars, da fuhr ich nach Deutschland hinüber..."