Kaum ein Gericht verbinde ich so sehr mit dem Wort *Heimwehküche* wie Grießflammerie. Ja, vielleicht ist es für mich sogar der Inbegriff dafür. Man möchte jetzt meinen, dass das verwoben ist mit Erinnerungen an die eigene Kindheit. Aber nein, faktisch bekam ich das als Kind selten bis nie vorgesetzt.
Mein Vater zählte zu der Nachkriegsgeneration, die als Kinder einmal zu oft satt gemacht wurden mit einem schlichten Grießbrei. Es ist daher eine Speise, die ich erst nach dem Ausziehen für mich entdeckte. Und doch habe ich mit dem Wort *Grießflammerie* direkt eine große Wohnküche vor Augen mit einem Holzofen, die kissenbelegte Eckbank um den Holztisch dazu, wo sich alles versammelt, weil die Küche einfach der kuscheligste, geselligste und wohl riechendste Raum im ganzen Haus ist. Nichts davon hat mit meiner eigenen Erlebniswelt gemein. Tatsächlich hatten meine Eltern eine dieser fiesen Küchen in dunkelbraun, abgetrennt vom Eßzimmer wegen der Gäste und den Gerüchen, in der man sich einmal im Kreis um eine Armada an Einbauschränken drehen konnte.
Grießflammerie mit Heimwehküche zu assoziieren ist also nichts anderes wie geistige Schönmalerei – die bei mir allerbestens funktioniert. Etwa wenn ich Grießflammerie löffle (oder selbst den kleinen Bruder *Grießbrei*). Und ich zweifle stark, dass man Grießflammerie viel besser machen kann, als nach diesem Rezept: Was ein Schmelz an Konsistenz. Für mich absolutes Wohlfühlessen. Es schmeckt nach schöner, geborgener Kindheit, selbst wenn man sie nicht hatte... Vielleicht aber zielt die Sehnsucht auch auf ein anderes zuhause ab, weil man ahnt, dass die Erde nicht die einzige Heimat sein kann - wie in dem Gedicht von Thomas Brasch:
Mein Vater zählte zu der Nachkriegsgeneration, die als Kinder einmal zu oft satt gemacht wurden mit einem schlichten Grießbrei. Es ist daher eine Speise, die ich erst nach dem Ausziehen für mich entdeckte. Und doch habe ich mit dem Wort *Grießflammerie* direkt eine große Wohnküche vor Augen mit einem Holzofen, die kissenbelegte Eckbank um den Holztisch dazu, wo sich alles versammelt, weil die Küche einfach der kuscheligste, geselligste und wohl riechendste Raum im ganzen Haus ist. Nichts davon hat mit meiner eigenen Erlebniswelt gemein. Tatsächlich hatten meine Eltern eine dieser fiesen Küchen in dunkelbraun, abgetrennt vom Eßzimmer wegen der Gäste und den Gerüchen, in der man sich einmal im Kreis um eine Armada an Einbauschränken drehen konnte.
Grießflammerie mit Heimwehküche zu assoziieren ist also nichts anderes wie geistige Schönmalerei – die bei mir allerbestens funktioniert. Etwa wenn ich Grießflammerie löffle (oder selbst den kleinen Bruder *Grießbrei*). Und ich zweifle stark, dass man Grießflammerie viel besser machen kann, als nach diesem Rezept: Was ein Schmelz an Konsistenz. Für mich absolutes Wohlfühlessen. Es schmeckt nach schöner, geborgener Kindheit, selbst wenn man sie nicht hatte... Vielleicht aber zielt die Sehnsucht auch auf ein anderes zuhause ab, weil man ahnt, dass die Erde nicht die einzige Heimat sein kann - wie in dem Gedicht von Thomas Brasch:
Was ich habe,
will ich nicht verlieren,
aber wo ich bin,
will ich nicht bleiben,
aber die ich liebe,
will ich nicht verlassen,
aber die ich kenne,
will ich nicht mehr sehen,
aber wo ich lebe,
da will ich nicht sterben,
aber wo ich sterbe,
da will ich nicht hin.
Bleiben will ich,
wo ich nie gewesen bin.
Rezept für 4 Förmchen à 125ml:
250 g Milch
½ Vanilleschote
½ TL Zimt, frisch gerieben
20 g Butter
40 g Zucker (nach Geschmack/ m: Vollrohrzucker)
Prise Salz,
Zitronenschale
40 g Hartweizengrieß
1 Eigelb
2½ Blatt Gelatine
250 g Sahne
1 cl Rum
Zubereitung:
In einem Topf die Milch zusammen mit Vanilleschote, ausgeschabtem Vanillemark, dem Zimt, Butter, Zucker, Salz und etwas Zitronenschale aufwallen lassen. Dann den Grieß langsam einrieseln und unter ständigem Rühren etwa 5 Minuten quellen lassen.
Den Grießbrei vom Feuer nehmen und das Eigelbe unterrühren, ebeno die eingeweichte Gelatine dazufügen und auflösen. Zitronenschale, Zimtstange und Vanilleschote entfernen.
Jetzt den Grießbrei in eine Schüssel umfüllen und auf lauwarm abkühlen lassen. Bevor die Masse zu fest wird (30 Grad), die steif geschlagene Sahne und Rum unterrühren.
Förmchen mit kaltem Wasser ausspülen und Grießmasse einfüllen. Gut einen halben Tag kühl stellen, damit die Masse durchziehen kann und fest wird.
Anmerkung m: bei uns gabs dazu ein Mal diese Orangen oder in etwa diese warmen Beeren (gebunden mit etwas Speisestärke und angereichert mit etwas Zimt und Zitronenschale).
250 g Milch
½ Vanilleschote
½ TL Zimt, frisch gerieben
20 g Butter
40 g Zucker (nach Geschmack/ m: Vollrohrzucker)
Prise Salz,
Zitronenschale
40 g Hartweizengrieß
1 Eigelb
2½ Blatt Gelatine
250 g Sahne
1 cl Rum
Zubereitung:
In einem Topf die Milch zusammen mit Vanilleschote, ausgeschabtem Vanillemark, dem Zimt, Butter, Zucker, Salz und etwas Zitronenschale aufwallen lassen. Dann den Grieß langsam einrieseln und unter ständigem Rühren etwa 5 Minuten quellen lassen.
Den Grießbrei vom Feuer nehmen und das Eigelbe unterrühren, ebeno die eingeweichte Gelatine dazufügen und auflösen. Zitronenschale, Zimtstange und Vanilleschote entfernen.
Jetzt den Grießbrei in eine Schüssel umfüllen und auf lauwarm abkühlen lassen. Bevor die Masse zu fest wird (30 Grad), die steif geschlagene Sahne und Rum unterrühren.
Förmchen mit kaltem Wasser ausspülen und Grießmasse einfüllen. Gut einen halben Tag kühl stellen, damit die Masse durchziehen kann und fest wird.
Anmerkung m: bei uns gabs dazu ein Mal diese Orangen oder in etwa diese warmen Beeren (gebunden mit etwas Speisestärke und angereichert mit etwas Zimt und Zitronenschale).
Quelle: SZ - Anna Schwarzmann
Oh ich liebe Grießflammeri und mache es immer nach einem Rezept von Witzigmann! Das hier klingt aber auch wirklich gut, werde ich sicherlich mal ausprobieren!
AntwortenLöschenzuweilen sieht man Griessflammeri sogar in Sterneküchen. Es muss was dran sein, das die Menschen fasziniert. Selber habe ich noch nie welchen gegessen.
AntwortenLöschenGrießkoch heißt das in Österreich und ich bin dem auch verfallen - früher war es ein Notfallsdessert, mittlerweile gibt es das hier in verschiedensten Varianten und immer mag ich es gern.
AntwortenLöschenWieder einmal Applaus zu deinen schönen Fotos!
Das Gedicht ist wunderschön, und, wie ich finde, sehr wahr. Gekochten Grieß habe ich auch erst während meiner ersten längeren Absenz von Zuhause kennen (und lieben) gelernt - und viel zu lange nicht mehr gegessen. Danke fürs Erinner-mich!
AntwortenLöschenDas Thema Grießbrei, Grießpudding, Grießschnitten führte früher bei uns zuhause zu heftigen Diskussionen. Mein Vater liebte das, weil er es als Kriegskind wohl auch für sich in seiner Vorstellung mit der Wärme und dem Schmelz einer behüteten, heimeligen Kindheit verband, die er ab dem Alter von 4 Jahren nie mehr hatte. Meine Mutter hasste Süßspeisen. Deshalb gab es bei uns zuhause keine.
AntwortenLöschenWarmer Grießbrei löste bei mir ein Krankenhaus-Kindheitstrauma aus, weil ich Konsistenz und Geschmack so ungenießbar fand, dass ich ihn täglich im geflochtenen Papierkorb des Krankenzimmers versenkte.
Ich war schon lange erwachsen, als ich mich endlich traute, Grießpudding zu probieren... und hin und weg war. Manchmal lohnt es sich ein Trauma zu überwinden. :-)
Und jetzt habe ich sehr große Lust auf diesen Pudding, mit seinen Vanillepünktchen oben drauf....
Herzlich, Katja
Das Gedicht ist eines der Lieblingsgedichte meiner Jugend.
Löschen"Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin." Ein wunderbarer Satz.
AntwortenLöschenSeit langem "leise" Mitleserin Deines Blogs, der neben Rezepten immer wieder Tiefsinniges, Weitergedachtes schenkt - dafür und v.a. für die vielen Brotrezepte ein herzliches "Danke" aus der Schweiz. Frage: lässt sich Flammerie auch ohne das Eigelb machen?
AntwortenLöschenAch.
AntwortenLöschenSo schön.
Ich habe noch nie Flammeri gegessen, mag Grießbrei aber auch nicht besonders. Der Mann dafür umso mehr.
Das Gedicht ist so schön und erwischt mich gerade in einem Moment, wo ich es bestimmt noch öfter in Gedanken wieder aufrufen werde.
@Carlotta: Wenn du der Quellenangabe folgst, wirst du sehen, dass die ursprüngliche Menge sogar doppelt so hoch ist, also etwa für acht Personen ausgelegt (je nac Förmchengröße). Für mich ideal auch für Gäste, da toll vorzubereiten und SO lecker ;)
AntwortenLöschen@Robert: Frau Scharzmann - Urheberin dieses Rezeptes - arbeitet im *Gasthof Widmann* der zwar nicht sternedekoriert ist aber zumindest eine Michelin-Empfehlung aufwarten kann. Also wenn Grießflammerie so gut wie hier serviert wird, dann ist er für mich voller Sterne :). Sollten du und Frau L. mal wieder einem eurer raren Süßzahn-Anfälle heimgesucht werden, ja dann empfehle ich sehr diesen Flammerie.
@Susi: Eigentlich ist Grießbrei vorallem ein Kinderessen - für mich aber eines aus dem man nicht rauswachsen kann. Merci für dein Kompliment zu den Fotos, Susi :)
@Charlotte: *Erinner-mich* - wie süß gesagt Fräulein Vergißmeinnicht :)
Ja nicht, beides gut, schön, dass wir zwei uns da so einig sind...
@Katja: Witzigerweise bekomme ich bei *Grießschnitten* regelrecht Schüttelfrost. Ich finde alle Süßspeisen, an denen man sich satt essen soll, gruselig. Einen der ganz vorderen Plätze nimmt dabei Grießschnitten ein. Süßes mag ich wirklich nur als Dessert.
Ach, und Katja, wieder einmal eine Gemeinsamkeit: das Gedicht stand in meinem allerersten WG-Zimmer in XL an der Wand... ;)
@Julia: Nicht mehr so brennend wie in meiner Jugend, aber immer noch einer der Sätze, denen ich verbunden bin...
@Lisa: Vielen Dank, Lisa, für deine freundlichen Zeilen, die mir sehr viel bedeuten! Und zur Eigelb-Frage: Das Weglassen wird die Konsistenz auf jeden Fall verändern. Vielleicht könnte man das Ausgleichen mit etwas mehr Gelatine - es wäre ein Versuch wert... Schön ist eben an diesem Flammerie die für mich *ideale* Konsistenz: gerade so fest, dass er eben so die Form hält.
@Christina: Na, vielleicht kannst du mit einem Grießflammerie deinem Trauten einen heimeligen Moment bereiten - und er gibt dieses Gefühl dann auf andere Weise wieder an dich weiter... so als Vorschlag ;)
Wunderbar!
AntwortenLöschenIn jeder Beziehung.
Gruß, Peter
Großartig! Und ich kann Dir das total nach empfinden :)
AntwortenLöschenEine ähnlich Version hat meine Oma auch immer zubereitet, wobei statt Sahne das übrig gebliebene, aufgeschlagene Eiweiß unter den Griesbrei gehoben wurde...
Ich habe Griesflammerie noch nie gegessen. So eine wohlige Küche, wie du sie beschrieben hast, kann ich zum Glück mein Eigen nennen. Das Gedicht gefällt mir sehr, aber ich möchte bleiben wo ich bin :)
AntwortenLöschenHeimwehküche …ein Stichwort, bei dem mir das Herz aufgeht. All diese wunderbaren Rezepte unserer Eltern und Großeltern, oft mit wenig Aufwand zu kochen, sind einfach das Beste. Diesen Grießpudding hat meine Großmutter mit Karamellsoße gemacht. Deine Orangenvariante spricht mich sehr an.
AntwortenLöschenLiebe Grüsse,
Claudine
Wie schön, wenn man sich mit Grießflammerie die eigene Kindheit neu erfinden kann! Ich beneide dich um die Fähigkeit, Orangen zu filetieren...meine werden immer eine Sauerei!
AntwortenLöschenLiebe Micha, logo passt Grießflammeri auch wunderbar in diese Zeit. Heute deine Luxusvariante ausprobiert und das erste (halbe) Schälchen lauwarm genossen. Schmeckt schon "undurchgezogen" oberlecker! Einzig - was meines Erachtens nicht ganz hinkommt, ist die Angabe, dass das Rezept 4 x 125 ml Förmchen füllt. Zum Glück - denn das wäre ein trauriger Schwund! Bei mir waren es 5 1/2 nicht ganz randvoll gefüllte 160 ml Weckgläschen. 5 sind noch da zum Genießen und im Frühling schwelgen. Ganz herzlich, Hannah
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