Absichtlich: Cannelloni mit Spinat, Brokkoli und Ziegenkäse

Sonntag, 2. April 2017

Seit Kindergartenzeiten kenne ich sie und nun nippen wir bei Sonnenschein an einem Café und ich staune sie ein bißchen an, wie sie so dasitzt, so entspannt, nicht trotz, nein einfach mit vier Kindern und einem  - wie ich finde - äußerst anspruchsvollen Halbtagesjob. Lächelnd sagt sie: *Ich bin dabei die Suppe auszulöffen, die ich mir eingebrockt habe. Ja, klar, manchmal kann es anstrengen, aber hey: es ist genau das Leben, das ich immer wollte.*

Nicht, dass sie uns nicht allen bekannt ist, die Fragen aller Gretchen (bereits gestreift hier), die da lautet: *Wie hättest du denn dein Leben gerne? Wie soll es sein? Wie stellst du es dir vor?* Doch wieviele von uns haben darauf wirklich eine Antwort? 

Wir haben die Freiheit. Die Freiheit der Entscheidung, die Freiheit des Willens, die Freiheit der Wahl. Wir müssen lediglich klar WISSEN, was wir wollen. Komischerweise reagieren die meisten darauf nicht mit der zu erwartenden Begeisterung. Die Eigenschaften, die einen erwachsenen Menschen ausmachen - bewußt und eigenverantwortlich (auch darüber hatte ich es schon) -  scheint Abwehrreflexe wachzurufen: da klebt schließlich das garstige Wort *Konsequenz* daran. Aber auch das große Wort *Individualität*.

Dabei bedeutet *Freiheit* ja nahezu alle Möglichkeiten (selbst Genderwechselei - teilweise fallen heutzutage selbst natürliche Grenzen). Leider - das haben wir spätestens mit den Inet-Suchmaschinen gelernt - hilft ein Ausschlußverfahren bei der Suche nach dem *Wie* nicht wirklich weiter. Es beschleunigt das ganze Unterfangen schon enorm, wenn man direkt ein Schlüsselwort parat hat. Obendrein ist die Antwort auf diese Frage nicht übertragbar, denn das kann nur jeder für sich formulieren. *Puhh*, stöhnte eine andere Freundin: *iss ja alles auch irgendwie ein lebenslanger Prozeß*. Man läuft halt Gefahr, dass das Leben abläuft, ohne eine einzige Zielidee.

Nehmen wir Aljoscha dazu, der in Dostojewskis (sensationellem!) Meisterwerk *Der Großinquisitor* in einer bestechend überzeugenden Parabel und einem beeindruckenden Szenario zwischen Gut und Böse schlußfolgert: *Der Mensch kann mit Freiheit überhaupt nix anfangen.*

Aber ganz ehrlich, machen wir uns nichts vor: ohne unser willentliches Eingreifen wird es kompliziert bis unmöglich mit der Zufriedenheit. Wenn ich mir vorstelle, ich würde jeden Tag von jemand anderem bekocht. Katastrophenszenario - nicht auszudenken! Wie sollte der denn immer wissen, worauf ich Lust habe?! Ich will entscheiden, was bei uns auf den Teller kommt. Mein Leben - mein Bauch. Und bei dieser Pasta hätte ich vor Selbstzufriedenheit platzen können. Ich liebe frische Pasta, wieso ich sie uns überdurchschnittlich oft serviere. Schließlich bin ich die Exekutive...


Zutaten: 3-4P*

Pastateig:
40g Hartweizenmehl
40g Einkornmehl, hell
2 Eigelb
1 EL Öl
Sal

200g Brokkoli*
150g Spinat*
1 Schalotte, fein gewürfelt
2 Knoblauchzehen, fein gewürfelt*
1 Ziegenfrischkäse
(ca. 110g)
1 Ei
1 EL Semmelbrösel
Piment d'Espelette
Salz, Pfeffer

400g Tomatensugo
(m: 200g Tomate pur
200g Ofentomaten)

2-3 EL Comté, gerieben

Zubereitung:

Pastateig wie gewohnt, dünn auswellen (mit Marcato und dünner von Hand), in 10cm breite Bahnen schneiden (ergab bei mir 9 Stück). In einer großen, tiefen Pfanne reichlich Salzwasser zum Kochen bringen und die Teigstreifen nacheinand darin garen und glatt auf einem sauberen Leinentuch ausbreiten.

Spinat von den Stielen befreien, in reichlich kochendem Wasser zusammenfallen lassen, kalt abschrecken, gut ausdrücken, mittelfein hacken.

Brokkoli über Wasserdampf garen. Etwas abkühlen lassen, zusammen mit dem Ei und dem Ziegenkäse pürieren. Gut salzen. Pürierten Brokkoli mit Spinat, Zwiebeln und Knoblauch vermengen. Semmelbrösel untermischen und abschmecken mit Salz, Pfeffer und Piment.

Tomatensugo erwärmen und abschmecken (Salz, Pfeffer, Zucker, Harissa).

Die Füllung zylinderförmig nacheinander der Länge nach auf die Teigbahnen setzen und daraus Zigarren rollen. In eine gefettete Gratinform setzen, Tomaten und geriebenen Käse darüber geben und in den vorgeheizten Ofen schieben - insgesamt etwa 25min:  200° OU-Hitze 15min, 200° Umluft 10min

*Anmerkung m: passend zur Jahreszeit kann man in die Cannelloni wunderbar Bärlauch einarbeiten - und je nach Vorliebe nur Brokkoli oder nur Spinat verwenden...


.... und wenn es vielleicht noch irgendwo klemmt mit der groben Ausrichtung, vielleicht liegt es daran:


11 Kommentare

  1. 'Mein Leben - meine Bauch' tönt doch schon nach sehr viel Freiheit des Lebens. Schöne Pasta. Gruss Bea

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    1. Im Auf und Ab des Lebens meinen es die Wellen gerade gut mit mir - ablesbar an meiner Appetitlichkeit und der Stetigkeit, mit der ich gerne koche... liebe Grüße

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  2. Das mit dem sich jeden Tag bekochen lassen - das kann ich maximal drei Tage lang entspannt aushalten. Danach möchte ich wieder selbst an den Herd. Zum einen koche ich zu gerne, zum anderen bestimme ich gerne selbst :-) Darum sind wir auch im Urlaub immer gerne Selbstversorger und wenn es dann noch einen schönen Wochenmarkt am Urlaubsort gibt, dann bin ich glücklich.
    Zum Thema "Glück" bzw. "Zufriedenheit" gebe ich dir schon recht. Man muss schon wissen, was möchte und sich klarmachen, dass man manchmal auch ins kalte Wasser springen muss dafür. Aber manchmal zeigt sich, dass der Weg viel schöner ist als das Ziel und manchmal findet man auf dem Weg auch eine ganz neue Abzweigung, an die man gar nicht gedacht hat. Man muss sie aber dann auch sehen - und dafür ist es wichtig, im hier und jetzt zu verweilen. Denn wer sich zu sehr auf das "wie sollte das Leben sein" konzentriert, verpasst sehr schnell, wie schön das Leben doch gerade jetzt, in diesem Moment, ist - selbst wenn nicht alles perfekt ist.

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    1. Da reden wir ein bißchen über zweierlei: ich meinte weniger die alltäglichen *Croissant oder Pain au Chocolat*-Fragen, sondern vielmehr die grundsätzliche (individuelle) Lebensplanung...

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    2. Ist schon klar, dass es um die individuelle Lebensplanung geht :-) Aber auch bei der grundsätzlichen Lebensplanung sollte man nicht nur "in der Zunkuft" leben, denn sonst bekommt man gar nicht mit, wann der Punkt gekommen ist, an dem eine Kurskorrektur - oder auch mal eine kräftige Wende - gefragt ist. Denn es ist gut möglich (wenn nicht sogar sehr wahrscheinlich), dass das, was mit Anfang 20 noch wie ein toller Lebensplan aussah, mit Mitte 30 nicht mehr das ist, was zu einem passt. Und wenn man nur dem Plan folgt, läuft man große Gefahr, sich in den Plänen zu verlieren. Und wer dann denkt: "ich brauche noch das und das (sei es "DER EINE" Job, das eigenes Haus, ein Garten oder Kinder) und dann habe ich mein Lebensglück" ist auf dem besten Wege, richtig unglücklich zu werden. Denn vielleicht passt DER EINE Job inzwischen gar nicht mehr zu einem etc. pp.
      Die Gewichtung von Werten ändert sich, so wie wir uns mit den gesammelten Lebenserfahrungen ändern. Manches wird wichtig, das uns bislang lächerlich banal vorkam, andere Werte-Vorstellungen belächeln wir plötzlich.
      Und wer nicht bemerkt, das er sich geändert hat, befolgt dann zwar seinen Plan, wird aber nicht glücklich, weil der Plan nicht mehr zu ihm passt. Aber um das wahrzunehmen, muss man im Jetzt ruhen. Das ist nicht immer einfach - an manche Lebensträume/-pläne hat man sich so sehr gewöhnt, dass es sehr schwer fällt, sie loszulassen. Das kenne ich sehr gut, denn ich habe beruflich gerade eine solche Wendung hinter mir. Und das war keine Kurskorrektur, sondern ich bin da ganz scharf vom geplanten Weg abgebogen. Das war im letzten und vorletzten Jahr nicht immer einfach, bis der neue Weg klar war.Und das klappt nur mit einer guten Selbstwahrnehmung und das im hier und jetzt.
      Und im sich stets wandelnden, nie perfekten Jetzt steckt soviel Potential für Glück und Zufriedenheit, selbst in schwierigen Phasen. Denn wer sich zu sehr in "wie soll mein Leben aussehen" verliert, der übersieht auch leicht, wie schön es doch in aller Unperfektheit gerade jetzt ist - auch wenn , oder gerade weil die Pläne nicht so funktionieren, wie man das geplant hat.


      Aber was immer wichtig war und ist: Selbst in solch holprigen Zeiten kann ich sehr viel Glück und Zufriedenheit im niemals perfekten Jetzt finden. Aber dafür muss man dann auch in der Gegenwart ruhen.

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    3. Wir verstehen uns wirklich komplett miss, Stefanie! Mir ging es in dem Text darum, die Frage in den Raum zu werfen: Hast du eine Antwort auf die Frage *Wie möchtest du dein Leben gestalten* - eigenverantwortlich und bewußt. Greifst du ÜBERHAUPT und JEMALS in dein Leben ein als *Regisseur, Drehbuchautor, Kameramann* - so wie die Fantas singen.

      Das hat rein gar nix mit *fixen Ideen* zu tun oder einem seltsamen Plan A, der auf Lebzeiten in Stein gemeißelt ist.

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  3. >Schließlich bin ich die Exekutive...
    Der Brüller ! You put a smile on my face!
    Danke! & LG Axel

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  4. Puh, schwere Kost, Micha! Viel schlimmer als nicht zu wissen, wohin man will mit seinem Leben ist doch, irgendwann in einem Lebensentwurf zu sitzen und sich zu denken "SO wollte ich es aber nicht!". Die Kunst ist dann doch, entweder alles zu ändern oder sich zu arrangieren und zufrieden zu sein. Darauf eine Portion Cannelloni, bitte!

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    1. Eines ist schon mal gewiß: die Perfektion gibt es nicht. Trotzdem gibt es Grundsatzentscheidungen. In wie weit ich die leben und umsetzen kann, hängt mit daran, wie wichtig mir diese Werte sind. Und wenn man wo anders rauskommt, als man so im Sinn hatte, dann ist das doch eine Suppi-Erkenntnishilfe, klarer für sich zu werden... Portion schon unterwegs!

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