Wenn man als Paar oder Familie in Deutschland sagt: *Wir machen es uns heute gemütlich*,
grenzt man sich ab, ohne dem anderen die Tür vor der Nase zuzuschlagen.
Obwohl man exakt das tut. Sorry, wer hier nicht wohnt, muß heute leider
draußen bleiben. Sonntage, dunkle, graue, regnerische, kalte Sonntage
sind der Gemütlichkeit zuliebe überhaupt erst erfunden worden. Der
Rückzug ins private Nest mit Wollsocken an den Füßen - den niemanden
etwas angeht. Zeugen unerwünscht. Besuch sowieso.
Schade nur, dass es diese Redewendung im Französischen nicht gibt. Und sich auch nicht so einfach umschreiben läßt - wie hier bei Arte
in einem hübschen, kleinen Rundumschlag erklärt wird. Wirklich schade! Zu
gerne würde ich manchmal darauf zurückgreifen. So ein einfacher Satz und
so selbsterklärend. Die freundlichste aller Arten an die Türklinke ein
Schild zu hängen: *Do not disturb*. Lieb gemeinte (wie das so
gerne vorweg geschoben wird, bevor einer gleich disst) 0 Punkte für die
Außenwelt. Internes Maxi Cosy!
Im
deutschsprachigen Raum brauche ich niemand zu erklären, dass es bei der
Umsetzung von Gemütlichkeit die verschiedensten Ausprägungen gibt. Ich
beispielsweise bestehe auf eine *Gemütlichkeitshose*, also eine, die
unter keinen Umständen irgendwo unnötig zwickt. In Süddeutschland auch *Schlabber-oder Schlumpelhose* genannt. Und - logo,
Kochblog - en plus was anständiges zum Essen. Und Kissen. Und jetzt nicht ZU viel Bewegung. Andere Eckpunkte sind
durchaus variabel. Strenge oder generell einengende Vorgaben beißen sich
bekanntermaßen mit Gemütlichkeit.
Aber
Grenzen lassen sich in meinem Gemütlichkeitsreich ziehen. Jogginghosen
etwa müßten schon extrem stylisch und mit geradezu beeindruckender
Selbstverständlichkeit getragen werden, um nicht das Edikett
*Verwahrlosung* zu erhalten. Das nämlich hat mir der Habib beigebracht: *Vergeude deine Zeit nicht, in dem du der Anerkennung der falschen Leute hinterher rennst.*
Kann ich nur weiter empfehlen. Lieber adrett zu hause als auf der
Straße. Da halten wir es arabisch. Ohne zu übertreiben und in die andere
Richtung gen Stylingfieber zu kippen, versteht sich. Sicherheitshalber - um allen Missverständisse vorzubeugen - umsingt das der Monsieur Aznavour in charmantestem deutsch-französisch!
Uns
habe ich ein passendes Essen gekocht. Nix
gästetaugliches (weil... eben), nix herrausragend raffiniertes. Mit Béchamel-Saucen gewinnt man heutzuztage sowieso keinen
Blumentopf mehr. Darin versenkt eine ordentliche Portion geschätzten
Rosenkohls. Einen, den so viele und so unverständlicherweise verachten. Das kleinste und beste aller *Wirs* mag die Kombi aber zu
gerne.
Zutaten 2P:
Gnocchi*:
250g Kartoffeln, mehligkochend
1 Eigelb
100g Ziegenfrischkäse (original: Ricotta)
75g Mehl (evt. 25g plus)
30g Parmesan, frisch gerieben
50g délice de tomate*
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette
500g Rosenkohl
1 Schuß Noilly Prat
100ml Sahne
Butter
Mehl
Kräutersalz
1-2 EL weißer Balsamico
Pfeffer
Zubereitung:
Die Kartoffeln waschen und in einem Topf mit Wasser knapp bedeckt aufsetzen. Die fertig gegarten Kartoffeln abgießen und noch heiß pellen. Die gepellten Kartoffeln zweimal durch eine Kartoffelpresse drücken.
Die durchgepressten
Kartoffeln mit dem Ziegenfrischkäse, dem Mehl, dem Eigelb, dem Tomaten-Délice, den Gewürzen und dem
Parmesan zu einem glatten Teig mischen. Den Teig auf einer bemehlten
Arbeitsfläche zu
etwa 2cm dicken Rollen formen. Mit eine Messer in 2cm lange Stücke
schneiden. Wer mag formt nun noch nach mit den Händen zu kleinen Kugeln
und drückt mit einer Gabel den Gnocchis ein Muster auf. Oder benutzt ein Gnocchibrett (2018 sowas von auf der Wunschliste)
Die Gnocchis in leicht
kochendes Salzwasser geben. Wenn sie nach oben steigen, mit einer
Schöpfkelle herausheben und in kaltem Wasser abschrecken. Auf einem
Teller zwischenlagern, bis alle Gnocchis fertig sind - dadurch abtrocknen lassen.
Parallel dazu den gewaschenen Rosenkohl in kaltem Wasser aufsetzen und so lange garen, bis er noch etwas Biss hat. Abschütten, das Kochwasser auffangen (und wer mag blanchiert den Rosenkohl der hübscheren Farbe zuliebe). Mit Butter und Mehl eine Roux herstellen, das Rosenkohl-Kochwasser nach und nach unter Rühren anschütten - zusammen mit dem Noilly. Mit der Sahne zu einer cremigen Sauce vermengen und würzig abschmecken mit Essig, Salz und Pfeffer.
Parallel dazu den gewaschenen Rosenkohl in kaltem Wasser aufsetzen und so lange garen, bis er noch etwas Biss hat. Abschütten, das Kochwasser auffangen (und wer mag blanchiert den Rosenkohl der hübscheren Farbe zuliebe). Mit Butter und Mehl eine Roux herstellen, das Rosenkohl-Kochwasser nach und nach unter Rühren anschütten - zusammen mit dem Noilly. Mit der Sahne zu einer cremigen Sauce vermengen und würzig abschmecken mit Essig, Salz und Pfeffer.
Die Gnocchi von beiden Seiten in etwas Öl anbraten und gemeinsam mit dem Rosenkohl servieren.
*Anmerkung m: Gnocchi? Meine Spezialität - ich wollte es nur mal wieder erwähnt haben!
Das délice de tomate kann auch durch *Pesto rosso* ersetzt werden. Oder in Öl eingelegte, pürierte Tomaten.
Oh wie ich dieses Lied liebe... ❤ Wunderbarer Beitrag und danke für das Rezept. Ich koche gerne etwas von Dir nach und wenn mein Mann fragt: "Von Salzkorn?" sind nicht viele Worte nötig.
AntwortenLöschenSei herzlich gegrüßt aus dem allertiefsten Osten Deutschlands
Betty
Diesen Kommentar habe ich wiederum, Betty, meinem Habib weiter getragen - SOWAS von charmant... ich habe mich richtig gefreut! Vielen Dank!
LöschenHmm, ich glaub ich klau die Rosenkohl-Idee von Dir und kombiniere sie ganz dreist mit den Sellerie-Gnochi aus Ottolenghis Kolumne im Guardian ;)
AntwortenLöschenDa muß ich wohl mal gucken gehen, Georg, nach den Gnocchi. Du hast mich neugierig gemacht. Zumal ich auch schon mal mit einer Variante von Sellerie-Gnocchi auf die Schnauze gefallen bin. Sagst du mir, ob das Rezept funktioniert?
LöschenBei mir gewinnst Du mit Bechamel jeden Blumentopf!
AntwortenLöschenUnd das aus der Tastatur von einer, die in Puncto *Kochen-Multikulinarisch* kaum bis gar nicht zu überbieten ist. Also das macht echt Rückenwind, Susanne ;-)
LöschenAch, ich liebe dieses Lied! Auf der Top-5-Schlussmachlieder war dies stehts Nummer 1 ;) Bei mir würdest Du für ne Béchamel übrigens sehr wohl nen Blumentopf gewinnen, ich mag die gerne, Trend hin, Trend her!
AntwortenLöschenSchönen, gemütlichen Abend!
Julia
Siehste, Julia, *Schlußmachlied* wäre ich jetzt gar nicht drauf gekommen (mangels großer Erfahrung - und wenn dann GANZ andere Lieder im Kopf) aber eigentlich naheliegend... Hey, und yippieh - das wird ja ein richtiger Béchamel-Club hier :)
Löschen"Lommelklamotten" heißen die bei uns, und was gibt es Schöneres als es sich mit seinen Lieblingsmenschen gemütlich zu machen? Dein Teller lacht mich sowas von an, dass ich heute direkt ein paar Kartoffeln mehr gekocht habe, dann gibt es morgen - ... richtig: Salzkörnchens Sonntagsessen!
AntwortenLöschenEinen gemütlichen Abend wünscht euch Hannah
So, gesagt, gekocht - ein Sonntagsessen, das auch an einem verregneten Montag wunderbar mundet! Danke
AntwortenLöschenMit den Kartoffeln vom Vortag haben die Gnocchi auch gut zusammen gehalten, Hannah? Ja, oder?! Und danke dir für deine Rückmeldung. Ein gutes Essen nimmt MINDESTENS eine Nuance Grau aus einem verregneten Tag ;-)
Löschenoh, das hätte also mit den vorgekochten Kartoffeln auch schiefgehen können? Gut, dass ich das nicht wusste. Ich gebe zu, dass meine nicht ganz so kompakt waren wie deine auf dem Foto aussehen und ich mir beim Rezept notiert habe "evtl. tatsächlich 100g Mehl" - ich hatte nur 75g genommen... Aber es waren eindeutig Gnocchi und kein Brei. Ich habe sie allerdings auch gut trocknen lassen - auf eingeöltem Backblech (ich glaube das war ein Trick von Petra?)und mein Ziegenfrischkäse ist ein recht fester. Und dann, ja, wie gesagt: Sehr, sehr lecker!
LöschenGetestet und für gut befunden :)
AntwortenLöschenIch habe auch Kartoffeln am Vortag schon gekocht und gestampft, den Ziegenkäse durch Quark ersetzt, getrocknete Tomaten püriert und noch ein bisschen Tomatenmark dazu gegeben. Konsistenz war super! Ich bin mit etwas weniger Mehl ausgekommen. Die gibt es irgendwann mal wieder :)
Lieben Gruß von Kristin