aktuell: Lichtkornroggenbrot mit Einkorn und Kürbiskernen

Samstag, 25. August 2018


*Nichts ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, dass er genug davon habe* (René Descartes). So gesehen müßte man meinen, es ließe sich wunderbar in Eintracht nebeneinander leben. Der funkelnde, gesunde, klare Menschenverstand - oder wenigstens die Einbildung davon. Blöd wird es eigentlich nur, weil jeder Recht haben will. Dabei bestimmt meist der Standpunkt schon die Perspektive. Und der ist - soweit ist man sich einig - in aller Regel subjektiv gefärbt. Denn betrachtet man etwas im Raum, dann findet sich für alles, wirklich alles ein Pro und Contra Argument. Eben je nach Perspektive. *Jeder hat seine Wahrheit*, heißt es dann. Nur so richtig zufrieden ist man damit auch nicht. Was macht man mit einer Wahrheit, die in ihrer Biegsamkeit einer jungen Weide gleicht.

Mir kommt zum Thema *Recht haben* gerne das Bild von drei blinkenden Kästen in den Kopf. Kann sich noch jemand an das Kinder-Quiz mit Michael Schanze erinnern? *Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht*. Und in allerletzter Sekunde waren viele noch auf das Feld gesprungen, wo die meisten anderen standen... Im Zweifelsfall hat einfach die Mehrheit recht.

Ohne ein Modell, um uns auf diesem Planet Halt zu verschaffen, kann keiner. Irgendeine Orientierung brauchts. Ob mit oder ohne metaphysischen Überbau - Konstrukte gibt es derlei reichlich.

Gerade Menschen, die sich auf die Wissenschaft stützen, sind der festen Meinung, besonders unvoreingenommen zu sein. Man hofft auf soetwas wie *objektive Realität* (Link via Mme Kaltmamsell) und baut auf Struktur, Methode, System, Normen, Standarts und Überprüfbarkeit. Soweit so gut. Phönomenologie und Beobachtung tragen bereits weit. Was aber, wenn eine der Säulen-Prämissen der Wissenschaft als solches auf äußerst anfechtbarem Fuße steht. Und zwar - Achtung: hier beißt sich die Katze in den Schwanz - nach heutigem Stand der Wissenschaft. Ich rede von dem Faktor Zeit. 

Ohne den Konsens unserer momentanen Zeitvorstellung ist Ordnung, Miteinander, Logik und Wissenschaft nicht vorstellbar. Unterschiedliche Zeitepochen entsprechen immer einer anderen Zeitqualität. So wie überall im Weltraum eine andere Qualität von Zeit herrscht. Als kleines Beispiel: wie etwa Leistung definieren (physikalisch: Leistung = Arbeit x Zeit), wenn der Zeitbegriff in der Geschichte immer wieder neu gefunden werden muß.

Die Wissenschaft ist sich nicht sicher, ob der Mensch Zeit je vollständig verstehen kann. So lange bestimmt vor allem der psychologische Zeitpfeil unser Verständis von Zeit - also die Vorstellung, dass in einem Raum Zeit gerichtet ist und zwar von einer Vergangenheit in eine Zukunft. Im Prinzip ein Konstrukt, ein unvollständiges Provisorium, auf das man sich gemeinsam verständigt, so lange kein anderes Modell mehr überzeugt. *Dass die Naturgesetze, im Vergleich zum Verstand des Menschen, keinen Unterschied zwischen Vergangenheit und Zukunft machen, ist das Rätsel, das Wissenschaftler seit jeher versuchen zu lösen.*

Daher schließt sich mit Fug und Recht die Fragen an: Kann Denken überhaupt frei sein? Ist Denken nicht viel mehr sehr leicht kulturell, ja epochal beeinflußbar (um nur zwei Komponenten zu nennen). Viele halten an ihren Überzeugungen mit gleicher Kraft fest wie Gläubige. Kein Wunder. Unser Denken ist unsere Existenz. Und so haben wir das innerlich auf einen goldenen Sockel gestellt. Wie diesen Sockel ins Wanken bringen, wenn das Denken falsch gepolt ist? Und wer kann das überhaupt beurteilen? Eine Crux mit der Wahrheitsfindung. Oder anders gesagt: Es bleibt schwierig...

Aktuell backe ich gerne schnell. Die Temperaturen in der Küche waren in der letzten Zeit alles andere als verlockend, sich länger als notwendig dort aufzuhalten. Dieses Brot buk ich nun zum zweiten Mal (doppelte Menge), weil mich die Schnelligkeit, der Geschmack sowie die sehr gute Frischhalte-Qualität für sich eingenommen haben. Und alleine das Wort *Lichtkornroggen* klingt doch wie Musik, oder?


Zubereitung - 1 Kastenform à 1kg:

Sauerteig - 12 Stunden bei ca. 25°:

150g Lichtkornroggen-Vollkorn, grob
150g Wasser
17g Roggen-ASG (aufgefrischt)

Brühstück - mit Sauerteig ansetzen, abkühlen lassen
und im Kühlschrank lagern:
75g Einkorn-Vollkorn, grob
75g Lichtkornroggen-Vollkorn, grob
120g Wasser, kochend
5g Salz

Quellstück - Mit Sauerteig ansetzen und im Kühlschrank lagern:
100g Kürbiskerne
50g Sonnenblumenkerne
50g Restbrot
9g Salz
200g Wasser

Chia-Quellstück - mindestens 3 Stunden quellen lassen:
30g Chia-Samen
70ml Wasser

Hauptteig:
Sauerteig
Brühstück
Quellstück
Chia-Samen
150g Einkornmehl, hell *
50g Roggen 1150
5g Hefe
ca. 50ml Wasser (eventuell +20ml)

Zubereitung:

Sauerteig, Brühstück, Quellstück und Chiasamen rechtzeitig ansetzen.

Alle Zutaten für den Hauptteig miteinander vermengen und 8min kneten. 40 Minuten Teigruhe, nochmals 3min kneten, dann den Teig mit Hilfe eines Löffels oder Teigschabers in eine vorbereitete (m: gefettete) Kastenform füllen und glatt streichen. (m: mit gehackten Kürbiskernen bestreut)

Den Teig gehen lassen, bis er die obere Kante der Kastenform erreicht dauert - dauert etwa 1 Stunde.

Das Brot mit Dampf bei 240° einschießen (m: mit vorgeheiztem Backblech) und fallend auf 200° etwa 70min backen. Die letzten Minuten ohne Form. Klopfprobe.

*Anmerkung m: Das helle Einkornmehl ist gut ersetzbar durch Dinkelmehl 1050 oder 630


Inspiration: Gerd aka Ketex

5 Kommentare

  1. Ui was ist denn Lichtkornroggen? Ist das eine besonders selektierte anthroposophische Getreidesorte? Das Rezept hört sich sehr lecker an!

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    1. Hmmm, mit Anthroposophie hat der Lichtkornroggen nix zu tun (wie ich übrigens auch nicht) - aber möglicherweise kann man das in Eurethmie übersetzen?! Es handelt sich allerdings um eine Demeter zertifizierte Sorte - ich beziehe diesen Roggen über die Drax-Mühle... Und ich schätze diese milde, goldende Roggensorte sehr!

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    2. Vielen Dank! Das hilft mir weiter und ich werde dein Rezept auf jeden Fall ausprobieren.

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  2. Leistung = Arbeit / Zeit!!
    Da halt ich es schon mit den Naturwissenschaften!

    Ansonsten, unabhängig vom explizit esoterischen, lese ich das Blog ganz gern.
    Schöne Zeit
    TH

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    1. Vielen Dank, TH für das Korrigieren - so geht die richtige Formel für Leistung. Was allerdings an den wesentlichen Gedanken dieses Artikels nichts ändert. Genausowenig wie an der Relativitätstheorie. Ansonsten kann man es durchaus mit der Naturwissenschaft halten - wenngleich sie nicht der letzte Ratschluß ist. Und das hat nix mit Esoterik zu tun, von der ich mich entschieden distanziere...

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