Prinzipien: Petersilien-Kartoffelknödelchen mit Rahm-Porree

Sonntag, 24. Februar 2019


Gerade wurde ich gefragt, welche Erkenntnis ich im Bezug auf Kulinarik weitergeben kann. Eine schöne Frage, denn nachdem ich nun bald 8 Jahre blogge, fühle ich mich berufen, dazu etwas sagen zu können. 8 Jahre... tsss. Und bald 14 Jahre Seite an Seite mit dem Habib.

*Zeit* - was ein Mysterium! In der Schule konnten sich je nach Fach und Lehrer 5 Minuten wie die Begegnung mit der Ewigkeit anfühlen. Oder wie monatelang hinter Gitter. Festgeklebt an einen Stuhl. Tja, und jetzt bald 8 Jahre Foodbloggerei. *Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät*. Zumindest weiß ich, wer schuld ist. Der Habib, der alte Zeitbeschleuniger - das hatten wir ja schon.

Aber zurück zu dem, was ich gelernt habe über das Kochen und Essen. Es ist heute ein Konglomerat aus mehreren, schlichten Komponenten, die alle aufeinander abgestimmt sein wollen - etwas, worin sich unser Landleben, die Zufriedenheit, das Zurückgezogene, beziehungsweise das französische *Savoir vivre* wiederspiegelt:

  • Weniger gut gemacht, ist besser als immer noch eins obendrauf setzen zu wollen!
  • Koche schlichte Gerichte gut und variiere sie immer wieder etwas!
  • Setze dich zum Essen hin – gerne in Gesellschaft - und nimm dir dafür großzügig Zeit! 
  • Schalte deine Sinne an!
  • Führe gute und friedevolle Gespräche!

Wer zwischen den Zeilen liest, dem erzählen die Rezepten auf dem Blog nichts anderes. Alltägliche Ernährung kann auf diese Weise lust- und hingabevoll bleiben. Wie frisch verliebt - die Kür am Herd quasi. Wirklich, auf diese Weise erhalte ich mir die Freude am Kochen und ganz nebenbei auch an der Bloggerei.

Diese Petersilien-Kartoffelknödelchen samt dem Rahm-Porree sind ein Spitzen-Beispiel, denn Kartoffelknödel sind in Süddeutschland vom Teig her dem Bubenspitzle/ Schnupfnudeln art- bzw. teigverwandt. Wie allseits bekannt zählen Schupfnudeln zu einer meiner Leibspeisen - daher bereite ich sie gerne und häufig zu (s. Archiv - auch unter Knödel und Gnocchi = alles Spielarten). Logo, brauche ich für sie längst auf kein Rezept mehr schauen. Die mache ich - wie der Fränzi so hübsch sagt - par cœur.  Für das Blog aber habe ich mir eine Waage dazu gestellt.

Für dieses Mal also formte ich sie rund - das gibt im wahrsten Sinne des Wortes einen neuen Dreh. Ähnlich wie bei Pasta - die je nach anderer Form anders zu schmecken scheint - schmecken Knödel einfach anders als kleine Bubenspitzle. Kartoffeln-Knödel-Varianten gibt es wiederum sehr viele - jede Region scheint ein eigenes Rezept zu haben. Wir mögen sie so - mit etwas Biss und angebraten - einfach seit jeher am liebsten.


Zutaten:


350g Kartoffeln, am Vortag gekocht
1 Ei
80g Mehl (m: D1050)
1 Schalotte
2 EL Petersilie 
1 EL Schnittlauch
Salz, Pfeffer
1 Stich Butter
Rapsöl

4 Stangen Lauch (ca. 500g)
20g Butter
150ml Gemüsebrühe
100ml Sahne
Salz, Pfeffer
1 Pr Zucker
(optional: etwas Zitronenabrieb oder Meerrettich)

Veggie-Jus

Zubereitung:

Petersilie fein hacken, Schalotte ebenfalls. Schalotte in der Butter glasig dünsten, kurz vor Ende die Petersilie zufügen und kurz mitbraten. Kartoffeln schälen, fein pressen, mit dem Mehl vermengen. Restliche Zutaten sowie die Schnittlauch-Röllchen untermischen und kräftig abschmecken (Kartoffel braucht entsprechend Salz). Aus dem Teig 10 Knödel formen. Reichlich Salzwasser zum Sieden bringen und die Knödelchen darin garen - fertig sind sie, wenn sie an die Wasseroberfläche steigen. Abschöpfen und abkühlen lassen.

Den Porree putzen, waschen und in Ringe schneiden. Butter in einer großen Pfanne erhitzen und den Porree darin anschwitzen. Mit Gemüsefond und Sahne aufgießen, salzen und pfeffern und die Prise Zucker zufügen. Bei milder Hitze weichgaren - mit einer kleinen Roux binden.

Vor dem Servieren die Knödel halbieren und in Öl von der Schnittseite knusprig braten. Rahm-Porree mit den gebratenen Knödel anrichten - mit etwas Sauce garnieren.

Anmerkung m: Wer mag, würzt den Lauch noch entweder mit Zitrone oder Meerrettich. Ein Schüßchen Noilly Prat schadet in meinem Universum auch nie. Ich habe ihn schlicht und lieblich belassen - der Kontrapunkt machte hier ca 2 EL Veggie-Jus pro Teller
 

7 Kommentare

  1. Liebe Micha, du weißt: Mit so einem Rezept hast du mich SOFORT. Ein paar Kartoffeln mehr am Sonntagabend gekocht und im Nu waren diese Knödelchen heute gerollt. Sehr gut haben sie geschmeckt. Bei uns haben sie den letzten Palmkohl aus dem Garten begleitet. Auch gut. Nicht explizit von dir aufgeführt, weil eigentlich selbstverständlich, aber eben nur eigentlich, wenn man anderswo rumguckt: Deine Rezepte sind immer saisonal (mit dem Bonus, dass du in S-Frankreich lebst) und die Zutaten hochwertig (aus dem eigenen Garten) und "ehrlich" (keine hochverarbeiteten Produkte etc.). Zurück zu den Knödelchen - warum funktionieren hier denn abgekühlte Kartoffeln durchaus prima, und bei vergleichbaren Rezepten ist es wichtig, dass die K. noch heiß durch die Presse und mit Mehl und Eiern vermengt werden? Kannst du mir das erklären? Danke und liebe Grüße von Blitznachkocherin Hannah

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    1. Blitznachkocherin :) - aber echt, liebe Hannah!
      Und ja, frisch und saisonal, das bringt Gartenküche oder *echte* Landküche so mit sich. Danke für den freundlichen und treffenden Zusatz.

      Nun, gute Frage, denn recht hast du, Hannah, gerade Gnocchi wollen meist mit noch warmen, durchgepressten Kartoffen hergestellt werden. Das *Warum* kann ich dir nicht beantworten (ich bin ja keine Lebensmittelchemikerin oder so), aber es macht auf jeden Fall einen Unterschied in der Konsitenz. Mit den frisch gekochten Kartoffeln wird ein Teig fluffiger. Das kann - je nach Knödel oder Gnocchi - auch sehr lecker sein. Meine klassichen Schupfnudeln der Kindheit wurden allerdings bereits mit Kartoffeln vom Vortag hergestellt. Vielleicht bin ich in dieser Hinsicht irgendwie vorbelastet. Aber ich mag es gerne, wenn Knödel wie Bubenspitzle - gerade angebraten - etwas mehr Biss haben. Am Schluß ist es wohl mit Geschmacksache, welche Zubereitung den Zuschlag erhält. Und ich möchte auch nicht garantieren, dass alle Kartoffelteige einfach ersetzt werden können mit vorgegarten Kartoffen, sprich: dass die dann - wie auch immer geformt - zusammenhalten.
      herzliche Grüße zurück, an die schnellste Nachkocherin von Mexico :)

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    2. Danke, Micha, für deine Antwort... Und wahrlich zum Glück muss man keine Lebensmittelchemikerin sein, um zu kochen... Chemieunterricht war für mich so ein Fall #BegegnungmitderEwigkeit ;-)
      und ja, lihabiboun, das mit der Stärke dachte ich mir auch schon... oder dass warm die Bindung mit dem Ei irgendwie anders funktioniert... wie dem auch sei - hier klappt es so und schmeckte sicher auch euch.

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  2. Das klingt so lecker, dass es am Wochenende gleich ausprobiert wird. Hast du eine Idee was als Beilage dazu passen würde? Vielleicht eine Art im Ofen gebackenes Fischfilet? Aber welches?

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    1. Hmmm, Lars, für mich ist das Gericht ja so *fertig* - da bin ich raus und überfragt. Aber du bist doch anscheinend der Nichtvegetarier - also was braucht es denn dann deiner Meinung noch dazu?

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  3. Mehlige Kartoffeln sind wahrscheinlich von Vorteil, ja? Oder haben Sie einfach genommen, was da war? @Hannah: Vielleicht macht das "Liegenlassen" der Kartoffeln ja irgendwas mit der enthaltenen Stärke???? Ich glaube auch, wie Micha, dass "noch warm durchdrücken" einen fluffigeren Teig ergibt - was u.U. gar nicht unbedingt gewünscht ist. Hach, jetzt weiß ich Gott sei Dank, was ich morgen koche .... Un grand merci. Mal wieder.

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  4. Mit diesem Rezept hast du mich voll an deiner Seite ... Ich mag es, wie du die Knödel halbierst und anbrätst, das ist echt eine tolle Idee.
    Und die Zeit, ja die Zeit ... mir kommt sie immer mehr abhanden, gefühlt. Ich starte am Dienstag in die Arbeit - und schon ist es wieder Freitag, alles voller Termine, durchgetaktet... Schon schräg irgendwie, wie sie gerade verfliegt.
    Ich komme grad wenig zum Kommentieren, meine Liebe, ABER: Ich lese jede deiner Zeilen - mit Genuss!
    Alles Liebe vom Mädel

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