ein weiteres Musketier: Dreikorn-Kasten

Sonntag, 17. Februar 2019


Also manchmal wäre eine Gruppe schon hilfreich. Ein Arbeitskreis. Oder eigentlich - für diesen speziellen Fall - idealerweise ein Lesezirkel. Ich habe nämlich dringenden Klärungsbedarf!

Aber fange ich von vorne an. *Der Graf von Monte Christo* von Alexandre Dumas fiel mir in die Hände. *Ist das nicht Weltliteratur, die man gelesen haben sollte*, fragte ich mich? Nunja, lautet mein Urteil im Nachhinein - kann man, muss man aber nicht. Dumas (schaut euch mal sein Konterfei an - was ein Halodri, oder?) galt seinerzeits als Star der Feuilleton-Szene und das trifft es ganz gut: *der Graf von Monte Christo* ist ein Unterhaltungsroman unterlegt mit einer holzschnittartigen mittelalterlichen Moral (dem Guten widerfährt Gerechtigkeit, dem Bösen straft das Leben) angereichert durch etwas laue Sinnlichkeit, bref: für mich die Verwirklichung einer maskulin-angehauten Schmonzette.

Überraschender Nebeneffekt: wie sehr Dumas das Kiffen huldigt (das hätte man mir mal früher stecken müssen, dass man mit dem Herrn Grafen als kleine *Legalize-it-Bibel* wedeln kann). Cannabis verherrlicht er als direkte Gabe aus dem Himmel, als handle es sich um nichts weniger als DAS Ambrosia. Wer nach der Lektüre nicht umgehend diese Engelsleiter erklimmen will, hat keinerlei Tendenz zu Rausch. Um sich diesem Genuss richtig öffnen zu können, erklärt Dumas, brauche es Zeit um entsprechende Rezeptoren auszubilden. Die Freude an Austern oder Trüffel stelle sich ja üblicherweise auch nicht direkt mit dem ersten Konsum ein (da spricht der Kenner). Tssss, griff mein Gedächtnis ein, wenn ich mich nur erinnere, wie sehr wir Mädels uns anfangs mühten, den Alk irgendwie runterzubekommen. Wir behalfen uns mit Criss-Sekt, diesem bappsüße Ungetränk oder hielten uns eine ganze Party-Nacht an Baileys fest. Schlimmes Flashback-Örrgs!

Bon, mich hier nicht falsch verstehen. Ich bin Kraft meiner Erfahrung der Überzeugung, dass Kiffen doof macht. Und zwar *doof* im Sinne von knalldumm, zu heiß gebadet, luschenlappig, einfältig wie Dösköppe, geistige Hinkefüße, Dumpfbacken, Schaumschläger, Nebelbojen mit eklatanten Gedächtnisdefiziten sowohl Kurzzeit wie Langzeit betreffend, samt einer Veränderung der Leistungsfähigkeit des Gehirns bishin zu psychoiden Ausfällen. Für ein bißchen gechilltes Abhängen und kurz Nirvana atmen (was von Ihnen totally übertrieben ist, Monsieur Alexandre Dumas) steht das nicht für - meiner Meinung nach. Aber bitte, es gilt: jeder muss selbst wissen, welche bêtises in seinem Leben den Zuschlag erhalten. Keinerlei Ratschläge im Umgang mit Suchtmitteln meinerseits.

So, aber wo ich eigentlich rauskommen will, ist folgende Entdeckung. Und zwar glaube ich, dass Ian McEwan für *Abbitte* beim Monte Christo Grafen gewildert hat. Raub geistigen Eigentums. Und zwar ausgerechnet für den Dreh-und Angelsatz seines Romans. Wenn ich den jetzt verraten würde, dann wäre das ein fieser Spoiler für alle, die noch vorhaben diesen zu lesen. Aber fasse ich es mal so zusammen: dieser eine Satz enthält ein ungewöhnliches und äußerst poetisches Bild. Sollen zwei Dichter tatsächlich auf  die gleiche Idee gekommen sein? Kinners, ick gloob dat nich!

Direkt habe ich im Netz gesucht, ob sich dort ein Beweis finden läßt, der mein Verdacht erhärtet - aber keine Antwort erhalten. Liebe Leserschaft - Sie sind gefragt! Ja, ich weiß, hier geht es mal wieder um astreinen Mumpitz - so oder so herum: schietegal für die gesamte Menschheit. Nur ich kenne mich: ich weiß, dass mir das nie wieder aus dem Kopf geht... Und mit so einem Blödsinn darf man seine Gehirnwindungen nicht verkleben! Habt ihr vielleicht nur den McEwan gelesen - ihr wißt, welchen Satz ich meine - diesen bildhaften Vergleich gibt es doch nicht einfach so zwei Mal? Hach, das kupfert mich, ich kann euch gar nicht sagen wie!

Alexandre Dumas kennt man auch als Schriftsteller des Romans *Die drei Musketiere* (oder möglicherweise wie ich als Ideenlieferant für den Film). Brote dazu habe ich in Anlehung bereits gebacken. Nun erweitere ich durch einen Dreikorn-Kasten, den ich von Stefanie übernommen habe. Emmer-Einkorn-Roggen - eine Kombi, die gut gehen muss und nur gut gehen kann. Ein sehr leckeres Brot, das meinen Vorlieben wunderbar entspricht - Danke, Stefanie!


Zutaten à 2 Brote von je 600:

Sauerteig
150g Roggen, fein gemahlen
150g Wasser
15g Sauerteig

Brühstück
110g Sonnenblumenkerne , geröstet
25g Hanfsamen
100g Emmer, fein gemahlen
300g kochendes Wasser
12g Salz

Hauptteig:
Sauerteig
Brühstück
200g Emmer, fein gemahlen 
150g Einkorn, fein gemahlen 
8g Hefe
120 g Wasser 

Vollkornmehl zum Formen

Zubereitung:
 
Für den Sauerteig am Voraband Mehl, Wasser und Sauerteig zu einem homogenen Teig verrühren und 14-16 Stunden bei Raumtemperatur gehen lassen. 

Für das Brühstück alle Zutaten vermischen, abkühlen lassen und  in den Kühlschrank stellen.

Am nächsten Tages alle Zutaten für den Teig erst 5 min auf kleiner Stufe kneten, dann bei hoher Geschwindigkeit bis zur vollen Glutenentwicklung kneten (ca. 8 –10 min).

Den Teig 90 min gehen lassen.

Den Teig halbieren und zu langen Broten formen und in der Kleie wälzen. In die gefettete Kastenformen (500g-Formen) setzen.
90 min gehen lassen. 

Den Ofen in der Zwischenzeit auf 250°C aufheizen. Die Brote in den Ofen schieben und 10 min mit Dampf backen. Nun die Temperatur auf 200°C reduzieren und weitere 40 min backen. 




9 Kommentare

  1. Bei der literarischen Frage kann ich dir leider nicht helfen, denn das ich den Grafen gelesen ist laange her. Da war ich noch mehr Kind als Teenager und hatte eine "Musketier-Phase" - und da war ich für das Buch wahrscheinlich viel zu jung. An die Sache mit dem Kiffen kann ich mich nämlich gar nicht erinnern. Wahrscheinlich müsste ich nochmal...
    Deine Musketier-Variante des Dreikornkasten hingegen finde ich aber Topp, da könnte ich mir jetzt am liebsten direkt ein Scheibchen klauen...

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    1. Es hätte mich aber nicht gewundert, wenn gerade du, Stefanie, vielleicht hättest einspringen können. Schließlich haben wir in Blütejungenjahren schon nach gleichen Büchern gegriffen (#Federica de Cesco). Und herzlichen Dank nochmals für das schöne Rezept: ein schönes, saftiges Brot!

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  2. Da ich bislang weder Dumas' "Graf" noch McEwans "Abbitte" gelesen habe, kann ich zu dieser spannenden literarischen Beobachtung und Frage leider auch nichts sagen. Ich möchte aber zum Thema Cannabis etwas Ergänzendes beitragen. Bei allen positiven oder negativen Erfahrungen, die man individuell mit dem Rauchen dieses Krautes machen kann — Tatsache bleibt, dass es sich dabei um eine Pflanze handelt, die seit Tausenden von Jahren für ihre verschiedenen medizinischen Wirkungen in der östlichen Heilkunde bekannt ist. Von diesen Heilwirkungen abgesehen, ist Cannabis auch eine Nutzpflanze, aus der u.a. Seil und Textilien hergestellt und Öle gewonnen werden. Es gäbe noch sehr viel mehr über Cannabis zu sagen. Es ist jedenfalls eine überaus interessante Pflanze wie so viele andere Geschenke der Natur, und dass sie auch noch Zugänge zum Bewusstsein zu öffnen vermag (über die körpereigenen Cannabinoid-Rezeptoren!), ist wahrhaftig ambrosisch ... Aber gewiss, ob man derlei sucht und "braucht", muss jede/r selbst wissen. Sicher ist auch, dass derlei Zugänge einen Preis haben, und dass sich der Preis, denn du "Doofmachen" nennst, beim unbewussten Umgang mit den Wirkstoffen bzw. bei deren Missbrauch einstellen kann. Offenbar hat’s beim Dumas doch noch zum Schreiben von Weltliteratur gereicht — trotz (oder dank?) dem Kiffen ;-) ... Ein herzlicher Gruß! Rose

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    1. Die Natur, Rose, hat wirklich viele Kräuter hervorgebracht. Ob Melisse, Klatschmohn, Kamille, Stechapfel, Baldrian - sagt nicht mehr über den Menschen aus, der sich an diesem Kräutertopf bedient? Ben, ich bin #Team Nüchternheit und halte dabei einen der schönsten Brandbriefe ever hoch und zwar von Charles Baudelaire *Berauscht euch*
      ... weitermachen ;-)

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    2. Chalres Baudelaire ist übrigens im Kommentar verlinkt - extra für dich...

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  3. Ganz bei dir bezüglich des Kiffens. Und das Brot wird ausprobiert!

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    1. Dann zwei Mal *Tschakka*, Katrin - ganz einhellig, wir zwei!

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  4. Herzlichen Dank. Wie schön, dass du den Charlie erwähnst –– an den, bekanntlich ein Kiffer-Club-Kollege von Dumas, dachte ich nämlich auch, kaum hatte ich mein Textlein oben gepostet, und ich hätte dir den Verweis auf ihn beinahe noch als PS hinterhergeschickt –– nun freut's mich, dass der Gedanke auch so "angekommen" ist ;-) Wunderschön in der Tat sein "Enivrez-vous" und besonders die Zeile "jede, wie es ihr gefällt" ... Somit ein Hoch auf den Rausch, ein Hoch auf die Nüchternheit, die auf ihre eigene Art berauschend ist, und ein Hoch auf eine der schönsten Facetten des Lebens, die Poesie.

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    1. Nur damit wir nicht aneinander vorbeireden (wie ich irgendwie leicht befürchte), Rose Baba, hole ich mir zusätzlich den adorablen Kipling als Verstärkung, um nochmals meinen klaren Standpunkt 'Nüchternheit' zu untermauern: *Oh East is East, and West is West, and never the twain shall meet, Till Earth and Sky stand presently at God's great Judgement Seat.*

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