Montessori-Brötchen: Kürbis-Kissen

Montag, 23. September 2019


Während der Regenzeit in Thailand (Teil 2 und 3 folgt... irgendwann...) hatte ich dank des ausgezeichneten Wlans neben ausführlicher Lektüre (dazu komme ich noch... irgenwann...) Gelegenheit einfach im Internet zu daddeln. Dabei nahm ich mir den charmanten Schlaksel Fynn Kliemann genauer unter die Lupe, den allseits bekannten Youtube-Star. Wobei ihm die Bezeichnung nicht ganz gerecht wird, vielmehr ist Fynn ein Hans Dampf in allen Gassen. Mit eigenem Haus, Buch, Platte, Hof, Community, Fernsehserie, Klamotten-Label... Und begonnen hat alles mit ein bißchen Heimwerkerei.

In diesem Artikel kann man sich einen Scherenschnitt erlesen, und kann dabei feststellen, dass es Fynn nicht nur um Selbstdarstellung geht (wie man von einem Influencer erwarten könnte), sondern er ebensogerne für und mit anderen arbeitet. Im ländlichen Norden Deutschlands eröffnete er sein Kliemannsland und verwirklicht dort für alle mitverfolgbar über Youtube das Ideal aller Montessori-Schulen: er lebt sich in seinem Spieltrieb frei aus! Das nötigt einem Respekt ab: Fynn lässt nichts unversucht und gibt vollen Körpereinsatz.

Ich kann gut verstehen, dass seine Mischung aus Tatendrang, Wortgewandtheit, Selbstironie, gekonntem Dilletantismus und Tollptischgkeit seine (Teenie-)Fangemeinde hat, selbst wenn sein Tempo auf Dauer etwas anstrengt. Mich amüsiert besonders, wie Fynn ähnlich einem Kometenschweif das Chaos hinter sich herzieht und die Gegenstände in seiner Umgebung inklusive ihm selbst wie quecksilbrig das Hüpfen beginnen. Vorneweg eint uns zwei aber, dass wir beide Landeier sind und auch in meiner Brust schlägt das Herz eines Handwerkers (Tat-Sache, Baby!). Ja, das ist es, was mir an Fynn überhaupt am besten gefällt, dass er SELBER MACHEN will. Ohne Anspruch auf Perfektion. Er will hauptsächlich mit eigenen Händen was erschaffen, will sich selbst ausprobieren, seinen eigenen Erfahrungen machen. Und zwar in der Praxis.

Kinners, und genau darum gehts. Was andere dir erzählen, was du liest, was du rein theoretisch weißt, ist keine Erfahrung. Deshalb kann ich lebensechte und höchstpersönliche Erfahrung gar nicht hoch genug hängen: es ist das Ambrosia dieses Planeten!!!! WeiL: ohne Erfahrung kein Bewußtsein. Und ohne Bewußtsein keine Erkenntnis. Und ohne Erkenntnis keine Urteilsfähigkeit. Ohne Urteilsfähigkeit keine Eigenverantwortung. Ohne Eigenverantwortung keine Freiheit. Bref: Erfahrung ist der Sinn des Lebens. Bitte schön - gerne geschehen! Hier bekommt nicht nur der Bauch etwas zu verdauen.

Auf das Wort *Hippie-Kommune* reagiert Fynn übrigens allergisch. Sie seien das glatte Gegenteil von Kiffern, die ihm dicken Wollpulli vor Bauwägen abhängen; sie seien ein Arbeitertrupp, der jeden Tag was reißt! (hey, und DIE Art Hippies kann ich auch nicht ab - nur, damit keine Missverständnisse entstehen - mir gehts um Peace & Natur!)

Mag er vor der Kamera gerne mal stümpern, hinter der Kamera ist Fynn hochprofessionell und weiß genau, was er tut und zwar im Umgang mit den Social Media. Als gelernter Mediengestalter, der bis heute in seinem Beruf arbeitet, zeigt Fynn prima, dass das Nebeneinander beider Welten - analoger wie digitaler - sehr gut möglich ist.

Ein wirklicher Visionär ist Fynn nicht. Vielmehr lässt er sich selbst überraschen, wie sich sein Kliemannsland entwickelt. Was ich aber super finde, ist, dass sich Fynn bei allem natürlichen Geschäftssinn, niemals vom Kapital vereinnahmen läßt - trotz massig Angeboten aus der Medienwelt. Als Freigeist geht ihm seine Entscheidungsfreiheit und sein freier Handlungsspielraum über alles. Das beweißt er nicht zuletzt, als er seine erste Platte komplett selbst produziert.

Nee, da kann sich die Jugend definitiv derberen Blödsinn online reinziehen wie den Fynn.


Mir war mal wieder nach unkomplizierten Brötchen. Einzig die Gare braucht etwas Gefühl. Bei uns wird es dieses Jahr leider weder kühler noch feuchter. Wo die Augen hinsehen: nichts als totverbranntes Gras. Es gilt: je kühler die Raumtemperatur umso länger braucht der Teig bei der Teigruhe - während der man ihn faltet - um anzuspringen. Ich habe versucht, das in der Zubereitung zu verdeutlichen...

Zutaten für 8 Brötchen:

Sauerteig  14-16 Stunden bei ca. 25°:
80g Weizen 1050 (m: T110)
80g Wasser
8g Weizen-ASG

Quellstück 12 Stunden vorher ansetzen, kühl stellen:
120g Emmer-Vollkorn
120g Purpurweizen-Vollkorn
10g Salz
20g Goldleinsaat
200g Kefir
60g Wasser

30g Sonnenblumenkerne*
40g Kürbiskerne

25g Chia-Samen
90ml Wasser

Hauptteig:
Sauerteig
Quellstück
160g Emmermehl, hell
4g Hefe
2 EL Sonnenblumenöl
etwas Wasser - ca. 40ml
 
zum Wälzen
Kürbiskerne grob zerkleinert

 
Zubereitung:

Am Backtag die Saaten in einer Pfanne ohne Fett rösten, in eine Schüssel geben und mit kochendem Wasser übergießen. 15min ziehen lassen, dann gut abtropfen lassen. Spätestens mit dem Rösten der Saaten den Chia quellen lassen - ansonsten bereits abends zuvor mit Sauerteig und Quellstück vermengen.

Alle Zutaten außer den Saaten 9min kneten. Dann die Saaten und die und das Öl zufügen und 2 weitere Minuten kneten. Der Teig sollte sich vom Schüsselrand lösen und glänzen. Den Teig in eine geölte Schüssel umfüllen.

30 Minuten ruhen lassen, 1x Falten, 30min ruhen lassen und abgedeckt für 4-5 Stunden in den Kühlschrank stellen.

Den Teig rausholen. Je nach Entwicklung eine gute Stunde (oder kürzer, wenn bereits sehr gut hochgegangen) akklimatisieren lassen, dann auf eine bemehlte Arbeitsfläche vorsichtig sürzen und zart rechteckig ziehen - etwa 32 x 16cm. Davon 8 etwa gleichgroße Quadrate abstechen mittels eines großen, geölten Spachtels. Die Oberfläche anfeuchten und in den gehackten Kürbiskernen wenden. Nochmals abgedeckt 15min gehen lassen.

Bei 230° mit Dampf einschießen und ca. 25min backen.

Anmerkung m: Um purpurreine Kürbis-Kissen zu kredenzen, kürze man einfach Leinsaat heraus und ersetze die Sonnenblumenkerne ebenfalls durch Kürbiskerne. Weizen kann man super durch Dinkel austauschen, Emmer durch Einkorn... ich fordere auf zum Spiel


2 Kommentare

  1. Liebe Micha, nun komme ich hoffentlich wieder öfter dazu, hier bei dir meinen "Senf" dazu zu geben ...
    Um ehrlich zu sein: Gegenüber Youtubern bin ich grundsätzlich eher skeptisch eingestellt. Aber das mag vielleicht an dem alten Problem liegen: Die größten Vorurteile hat man gegenüber jenem, das man gar nicht kennt.
    In diesem Sinne: Ich geh dann mal und zieh mir den Fynn rein ... :-)
    Liebe Grüße!

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    1. Naja, Maria, manche Vorurteile finden schon auch ihre Bestätigung... Dieser Tage habe ich einen Artikel über *Shirin David* gelesen und null-zero-überhauptnichts verstanden. Was soll der ihre message sein, warum finden die Kids toll? Keine Ahnung - erschließt sich mir nicht... Aber Fynn Kliemann und Mady Morrison, die zwei sind so meine *gesammelten Ausnahmen* ;) Vielleicht kommt ja noch was dazu?
      schönes Wochenende euch!

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