Gastbeitrag: Hannahs rosarote Gnocchi

Freitag, 27. März 2020


Kann man heute in der aktuellen Situation, in der unser Leben so stark von den Gedanken, Nachrichten und Sorgen um, von und vor dem Corona Virus bestimmt ist, einen Blogpost schreiben, ohne darauf Bezug zu nehmen? Zumindest als Gast hier, die ich ja nur hin und wieder etwas schreibe, käme es mir ignorant vor, auch wenn uns hier im kleinstädtisch, ländlichen Bereich die Auswirkungen später und zuerst abgepuffert erreicht haben, als in Ballungszentren. Wir leben in einer Kleinstadt im südwestdeutschen Raum, nördlich von Freiburg und bis vor zwei Wochen schienen die Nachrichten von Covid-19 sich in einer anderen Welt abzuspielen. Dann wurden hier die ersten Schulen geschlossen, es folgten die Kindergärten und nun sind die Auswirkungen der Krise auch hier angekommen - allen voran die Angst und die Unsicherheit aber auch leere Toilettenpapierregale und ausverkauftes Desinfektionsmittel, abmontierte Türklinken, Zugangsbeschränkungen und der Sicherheitsabstand. Das öffentliche Leben ist gen Null gefahren, die Straßen leer. Hier in der Kleinstadt fällt das natürlich nicht so auf, wie wenn in Paris die Champs-Elysées wie leer gefegt ist, aber doch herrscht auch hier der Ausnahmezustand.

Wie gerne würde ich versuchen dem Ganzen etwas Positives abgewinnen zu können, zum Beispiel, dass Familien jetzt mehr Zeit füreinander haben, alle Menschen sich auf das Wesentliche besinnen, anfangen auf ihre Mitmenschen zu achten, ihre Gärten herauszuputzen, zu säen, den unwahrscheinlich blauen Himmel genießen, vielleicht tatsächlich ein schönes Hobby pflegen, für das sonst keine Zeit blieb. Jetzt haben wir die Zeit! Nachdenklich stimmt mich dabei jedoch was der Auslöser für diese krasse Verhaltensänderung ist. Bestätigt das doch wieder einmal, dass wir Menschen unser Verhalten wirklich erst ändern, wenn der Leidensdruck bzw. die Angst immens sind. Warum ist das so? Und schaffen wir es aus dieser Krise – so wir sie denn hoffentlich bald wieder gesund überstanden haben – zu lernen und nicht direkt wieder in alte Muster zu verfallen? Wie gerne würde ich die rosarote Brille aufsetzen und hoffnungsvoll sein. 

Nun, wenn schon nicht rosarote Brille, dann rosarote Gnocchi. Auf Michas Blog als Gast ein Gnocchirezept zu veröffentlichen, grenzt fast an Wagemut, schließlich ist sie so was wie die „Gnocchi-Queen“  - man klicke nur mal auf „Gnocchi“!

So kommt es auch dazu, dass es kurz hintereinander zwei Gnocchi Rezepte hier zum Nachkochen gibt – wir hatten uns nicht abgesprochen. Micha war es natürlich auch, die mich überhaupt dazu animiert hat Gnocchi selber zu machen, und noch besser – die Scheu davor à la „das ist kompliziert“ zu verlieren. Einzig das Rezept muss zuverlässlich sein. Das sind Michas Rezepte bekanntermaßen und auch dieses hier darf ich euch als erprobt anpreisen. Genauso wie Micha verwende ich Ziegenfrischkäse und zwar einen recht festen, den es bei uns gibt. Beim Mehl lässt mich meine Experimentierfreude gerne zu verschiedenen Getreidesorten greifen. Unten gebe ich euch meine Variante mit Buchweizen- und Dinkelvollkornmehl an. Da Buchweizenmehl kein Gluten enthält, gebe ich zur Sicherheit 1 TL Stärke dazu. Natürlich kann man auch einfach nur Dinkel- oder Weizenmehl nehmen. Beim Formen der Gnocchi können ganz Ambitionierte noch mit der Gabel ein Rillenmuster reindrücken. Das spar ich mir meistens, schmeckt auch so. Muss ich ferner noch erwähnen, dass „rosa Klößchen“ natürlich ein Lieblingsessen unserer dreijährigen Tochter sind? Eh, klar.


Zutaten - 4 Personen:

ca. 700 g Rote Bete (davon kommen 150 g in den Gnocchi Teig)
75 g Parmesan
400 g Ziegenfrischkäse
1 Ei
90 g Buchweizenmehl
85 g Dinkelvollkornmehl
1 TL Stärke
Salz
Pfeffer
etwas Mehl zum Bearbeiten

Für das Rote Bete Gemüse:
Olivenöl
etwas Butter
1 Handvoll frische Kräuter
Balsamicoreduktion, ein alter Balsamico oder Apfelbalsamico
Salz, Pfeffer

Zum Servieren:
Walnüsse, geröstet und gehackt, Menge nach Wunsch – ich sag mal: ‘ne Handvoll
geriebener Parmesan

Zubereitung:

Rote Beten in einen Topf mit Wasser geben und gar kochen. Abschrecken, ausdampfen lassen und pellen. Gerne dies auch schon am Vortag erledigen. Auf jeden Fall sollten sie vorm Weiterverarbeiten vollständig abgekühlt sein.

Parmesan reiben. Mit Ziegenfrischkäse, Ei, gut 1 TL Salz und frisch gemahlenem Pfeffer mischen. 

150 g der Roten Bete fein pürieren und ebenfalls unter die Masse mischen.
Mehle und Stärke sieben, dann gründlich in die Rote Bete Masse einarbeiten. ½ Stunde kühl stellen.


Wasser zum Kochen bringen.

Währenddessen das Topping und das Rote Bete Gemüse vorbereiten.
Walnüsse grob hacken. In einer beschichteten Pfanne ohne Fett sanft anrösten. Beiseite stellen.


Die restlichen Rote Beten klein würfeln. Ordentlich Olivenöl plus ein Stich Butter in einer großen Pfanne erwärmen, Rote Beten darin anschmoren, mit Salz, Pfeffer und Balsamicoreduktion abschmecken.

Nun aus der Gnocchimasse kleine Klößchen formen. Ich mache dies mit leicht bemehlten Händen. Die fertigen Kugeln am besten auf einem geölten Blech zwischenlagern (Trick hab ich mal von Petra übernommen). Dann in siedendem (nicht kochendem!) Wasser auf zwei Mal gar ziehen lassen. Sobald sie nach oben gestiegen sind, noch 1-2 Minuten ziehen lassen, dann mit der Schaumkelle abschöpfen und gut abtropfen lassen. 

Frische Kräuter unter das Rote Bete Gemüse mischen und nun die Gnocchi vorsichtig unter das Rote Bete Gemüse heben und nochmal kurz anbraten.
Mit den gerösteten Walnüssen und gerieben Parmesan servieren.

Inspiration: „Gemüse als Hauptgericht“ von Anne-Katrin Weber (BJV Verlag)



©Hannah Nußbaumer, lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Ettenheim, wo sie mit viel Leidenschaft einen Bio-Laden betreiben. Hannah liebt als Gartenarchitektin das Leben mit und im Garten, das Sammeln, Ernten und Kochen. Ohne ihre beiden Herzensmenschen um sich herum wollte sie nicht sein, und ohne schöne (Kinder)Bücher, Stifte und der Möglichkeit sich draußen zu bewegen würde ihr etwas fehlen. Das Binden von Blumenkränzen, das Herstellen eines Hefeteiges sowie das (Er)kennen der uns umgebenden Umwelt sollte ihrer Meinung nach den gleichen Stellenwert haben wie Algebra und Grammatik.
 

4 Kommentare

  1. Wenn rosarote Gnocchi kein Stimmungsaufheller sind, dann weiß ich auch nicht. Mal schauen, wo ich - nun, wo die Wochenmärkte zu meinem tiefen Bedauern geschlossen sind - an meinen Ziegenkäse komme... Aber ich habe da schon eine Idee: wofür lebt man in der Region des Ziegenkäses, wofür lebt man schließlich auf dem Land ;) Ein schönes Rezept - ich werde bestimmt nachziehen, Hannah!

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    1. Liebe Micha, oje, kein Markt, das ist eine Einschränkung! Aber wenn du Nachbarn mit Hühnern hast, dann doch sicher auch welche mit Ziegen, die natürlich auch selber ihren Käse machen und dir gerne aushelfen... Ansonsten: Im Original werden sie mit Ricotta gemacht - ginge sicher auch... Liebe Grüße von Hannah

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  2. Wir haben hier das Problem, dass es kein Mehl gibt ;-) Aber abgespeichert ist das Rezept für später...

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  3. Ohne Mehl ist bei diesem Rezept leider wirklich keine Option, aber da es ja hoffentlich auch wieder eine Zeit nach Corona geben wird, bzw. hoffentlich schon vorher die nächste Mehllieferung bei euch, wünsche ich dir dann umso mehr Freude beim Nachkochen!

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