Zu Tisch mit #10... R & E & L

Montag, 9. März 2020


Selbst in den dunkelsten Momenten kann man den Habib ein Lächeln entlocken, wenn man ihn an das Segeln erinnert. Ein Geschäftspartner mit mehreren, großen Segelyachten wurde zum Freund und so kam der Habib einst in den Genuß, die Welt vom Wasser aus zu erleben. In seinen gebirgsbachfarbenen Augen funkelt dann die Tiefe des Ozeans, wenn er zurückdenkt an die unendliche Weite des Meeres, an stürmische Winde, dem Ausgeliefertsein der Naturgewalten, die große Freiheit.

Vielleicht rührte aufgrund seiner Begeisterung auch mein Wunsch auf der (überarbeiteten) *Über mich*- Seite ebenso wie in einem marokkanischen Riat mal in der Kombüse einer Segelyacht kochen zu wollen. Vielleicht stachen mir deshalb auch *Sailing la Vagabonde* ins Auge. Eigentlich waren meine Gedanken bei der ersten Begegnung vorurteilsschwanger. Das sah deutlich TOO perfect aus für mich: nach einem hübschen Upper-Class-Model-Paar, welches boho-stylo-deluxe-selbstverliebt über die Weltenmeere schippert. Weil eines weiß ich von dem Habib: Segeln kostet RICHTIG fettes Geld.

Aber nein, die zwei sind keine übersättigten, gelangweilten Kinder wohlhabender Eltern, das erkennt man dann doch schnell. Elayna und Riley sind beide in Australien aufgewachsen in normalen Familien, wo für Geld gearbeitet werden musste: Elayna als Kind einer Australierin und einem rumänischen Auswanderer. Und Rileys Biographie finde ich besonders spannend. Auf einer seiner Reisen nach der Schulzeit durch Brasilien brach er sich das Genick und lag monatelang im Krankenhaus, wo ihm wenig Hoffnung gemacht wurde, je wieder ein Leben auf zwei Beinen führen zu können - eine tiefgreifende Erfahrung, die wohl den Blick auf alles verändert.

Doch der Himmel hielt schützend seine Hand über Riley ebenso wie über seinem großen Traum, das Segeln, den er nie aufhörte zu verfolgen. So arbeitete er u.a. auf Bohrinseln, legte immer etwas vom Verdienst zur Seite, bis er sich vor über 10 Jahren seine erste Yacht in Italien (weil dort billiger als in Australien) kaufte. Der Clou dabei: ohne Segeln zu können! Ist das geiler Scheiß? Er sprang einfach ins kalte Wasser. Learning by doing! 100% Absicherung gibt es nicht, erklärt er sich. Das Leben gleicht keiner mathematischen Formel, keine noch so ausgetüfftelte Strategie kann es *komplett ungefährlich* machen. Manchmal muss man etwas riskieren. *Hihi*, grinst der Habib, *genauso bin ich auch zum ersten Mal in die Wüste aufgebrochen.*

Das letzte Filmchen, das ich mir von den beiden angeschaut habe, berichtet über ihren Landgang, um New York City erstmalig zu besuchen. Und ich fand es ausgesprochen lässig, wie sie das zu gestalten wußten mit einem Kleinkind, ihrem Sohn Lenny, dabei. Die wirken als Gang alle zusammen wirklich tiefenentspannt. Hey, und wie toll ist bitte das Naturkundemusem in NY!!!

Diese Simplicité (Einfachheit), die Zufriedenheit und ihre Naturverbundenheit sprechen mich als Grundstimmung in ihren Filmen besonders an. Eigentlich leben sie nämlich sehr beschränkt auf kleinem Raum aufeinander. Und ich behaupte ohne je einen Fuß auf einen Katamaran gesetzt zu haben: so könnte ich auch leben, das wäre auch was für mich! Und sieht man Rileys und Elanays Gesichtern nicht an, wie gesund, lebendig und lebensfroh sie sind!? So lebenstüchtig...  Und ein tolles Team aka Paar sind sie obendrein. Da guckt man gerne zu!

Natürlich ist mir klar, dass ihre Youtube-Auftritte nicht komplettes *real life* widerspiegeln. Wenn Lenny quängelt und die Heulboje macht - das wird nicht festgehalten, das will ja niemand sehen. Zum Beispiel. Es zeigt vorallem die Rosinen, bei denen jeder leicht neidisch sagt: das hätte ich auch gerne. Aber wieviele wären bereit für das Komplett-Paket? Inklusive solcher Situationen wenn Riley sich wieder an seinem Nacken verletzt mitten auf dem Meer weit weg von allen Krankenhäusern?  Oder Piraten-Begegnungen. Gewaltige Stürme. Oder diese vielen Tage bei Windstille, die man nur einsam dem Ozean gegenübersteht - bei sonstiger völliger Ereignislosigkeit. Die aufwendigen Bootswartungen... sie offenbaren schon ebenfalls: diese Art von Leben ist intensiv und anstrengend, man zahlt immer einen Preis.

Seit Jahren leben die zwei (also neuerdings zu dritt mit Sohn Lenny) nun als Segler auf einem Boot - und es ist kein Ende in Sicht (außerdem ist so ein Boot vermutlich nicht der schlechteste Ort für eine Pandemie...). Möglich gemacht wird ihr Lifestyle von Unterstützern ihrer Youtube-Geschichten, die ihnen monatlich Geld überweisen. Für mich ist das ein wunderschönes, modernes Märchen!!!! (vier Ausrufezeichen) Deshalb halte ich sie heute hier hoch! Elanay und Riley demonstrieren wunderbar, wie es geht, die eigene Lebengestaltung selbst in die Hand zu nehmen. Und zeigen gleichzeitig, wieviel Möglichkeiten und Freiräume dieser Planet gerade bietet - so viel, wie noch nie zuvor! *Du bist es, der diese Welt erschafft, jeden Augenblick.* Daher habt Visionen, traut euch: DREAM BIG! Das leben sie vor - das finde ich inspirierend. Glück kann man unter die Arme greifen...

Ansonsten gebe ich zu, bin ich jetzt nicht allzu tief in ihre Welt eingetaucht, sondern habe mir lediglich eine gute handvoll Filme von ihnen angeschaut (logo, auch den wie sie sich kennengelernt haben ;-) und auf ihrem Blog etwas quer gelesen. Wie gesagt: ich mag vorallem den Spirit. Mein gutes Leben wollte ich ja nicht eintauschen gegen ihres. Aber austauschen würde ich mich eben gerne mit ihnen an meinem *zu Tisch mit...*. Das Gespräch würde ich treiben lassen, ganz so,  wie man es mit einer guten Reise macht: schauen, was passiert. Lediglich eine Frage hätte ich. Und zwar ob sie mich nachvollziehen können, warum ich Greta (also DIE Greta, für die sie unlängst Transport-Schiff machten) in der A-Note (ihre Botschaft *Heal the world*) gut, aber in der B-Note (ihren Ausdruck) unmöglich finde.

Tja, und servieren würde ich den Weltenbürger-Ozzies wohl dieses Karotten-Pü (das ist definitiv auch was für Lenny) samt meinen neuesten Veggie-Puffern, die ich euch als nächstes (spätestens übernächstes) vorstellen werde.






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