12 von 12 - Mai 2020

Dienstag, 12. Mai 2020













Wer im Mai nicht liebt, der liebt auch im Dezember nicht. Der Mai ist ein Rausch, ein Fest, eine Labsal in Grün. Dieses Jahr blüht alles früher, gedrängter, dichter beieinander - es war endloser Frühsommer. Gut hier zu sehen im Vergleich - der Garten im Mai und Juni ist pure Freude. Doch die Akelei sind schon fast wieder am Verblühen. Ach, und die hüfthohen Löwenmäulchen - eine Augenweide! Endlich erhalten wir ein bißchen Regen. Mit dem fruchtbaren Nass kann man das Gras wachsen hören. Der Heiratsmonat Mai. Wann, wenn nicht jetzt. Ich finde, das macht Sinn. 

Der Morgen beginnt mit Porridge (ich verlinke nicht mehr, oder?), nachdem ich eine Runde gehulahupst habe. Das tut den inneren Organen gut, der Verdauung sowieso, ich groove mich ein in den Tag und sortiere dabei etwas meinen Tagesablauf. Die Rotschwanzkinder in unmittelbarer Nähe zum Esstisch sind nicht zu überhören - lange geht es nicht mehr und sie sind flügge.

Der Dienstagsmarkt findet mit Ende des confinement wieder statt. Man darf sich nun wie gewohnt selbst bedienen, aber er befindet sich noch nicht an seinem angestammten Platz. Weiterhin unter Polizei-Beobachtung. Fast alle tragen Mundschutzmasken - viele selbstgenähte. Gestern hat die Gemeinde welche in unseren Briefkasten geworfen. Die Figur am Denkmal steht mahnendes Beispiel. Aber wieviele von den kleinen Läden, die so sehr das Bild des ländlichen Frankreichs prägten, werden diese Zeit überstehen?

Zuhause setzen wir uns mit Caro und Croissant zusammen. Der Habib hatte eine Doku gesehen über Paare, die schon lange zusammen waren. Er erzählte mir davon, weil ihm eine Antwort besonders gefallen hatte und zwar auf die Frage nach den schönsten Momenten ihrer Beziehung. Einer der Befragten überlegte sehr lang, blickte seine Frau an, und antwortete dann: *Der tägliche, gemeinsame Kaffee, während dem wir uns stets Zeit für ein echtes Gespräch genommen haben.* Klingt zunächst unspektakulär: ein gemeinsamer Kaffee. Aber ich liebe diesen Moment mit dem Habib auch sehr. Dabei geht es nie um Organisation (wer macht wann was ect....), sondern es ist die Gelegenheit für interessierten, zugewandten Austausch. Ein Ritual, auf das ich nicht verzichten wollte! Dann eben nicht auswärts im Café sondern zuhause. Hauptsache mit dem Habib!

Mittagessen. Auf Insta würde das wohl #Buddha-Bowl heißen. Egal wie man es nennen mag: ich habe diesen Teller mit viel Appetit gegessen: Couscous mit fêves, Erbsen, ein paar confierten Tomaten, etwas Avjar, grüner Spargel, Frühlingszwiebeln... lecker!

Danach mache ich mich auf die Suche nach Weißdorn. Bisher habe ich in unserer näheren Umgebung nur eingriffeligen entdeckt. Ich will aber zweigriffeligen Weißdorn. Praktisch ist es, wenn man in hügeliger Landschaft lebt. Ein paar Höhenmeter weiter ist die Natur noch hinterher. Dort finde ich auch endlich meinen Strauch... vorbei an den vielen Feldern voller Wildorchideen für die die Drôme so bekannt ist.

Außerdem sind wir dabei ein Beet mit Wildkräuter und Wildblumen anzulegen. Heute sind mit eingezogen: Esparsette, wilde Petersilie, Siegwurz und echtes Labkraut. Unser eigentlicher Kräutergarten lässt wirklich keine Wünsche offen: Oregano, Salbei, Rosmarin, Lorbeer, Beifuß, Estragon, Wermut, Majoran, Fenchel, Thymian, Zitronentyhmian, Zitronen-Verbene, Liebstöckel, Schnittlauch, Petersilie, Zitronengras, Meerrettich, Kerbel, Ysop, Bohnenkraut, Melisse, Minze, Borretsch, Sauerampfer, Rauke. Jetzt wollen wir unseren blühenden Garten um Heilkräuter erweitern. Das macht mir viel Freude und es ist spannend, sich in dieses Gebiet mehr einzufuchsen.

Draußen werden die Beete mit Habib-Zöglinge voller und voller. Es gedeiht diesen Frühling besonders gut unter seinen Händen. Und jedes Jahr lernt man wieder etwas dazu. Es ist zweifellos sehr viel Arbeit. Aber eine die dem Kopf, dem Gemüt gut tut. Wie hatte Maret so schön geschrieben: *ein Rettungsschirm* selbst in trüben Zeiten. Oder Shakespeare der so klug meint: *Unser Körper ist unser Garten und unser Wille der Gärtner.* Im Garten hat man Zeit über solche Dinge nachzudenken.

Süße Pause mit den ersten Mara de Bois, mariniert in dem gerade erst angesetzten Holunderblüten-Sirup, getoppt mit einer Portion schmusiger, geschlagener Sahne. Geniesen kann so einfach sein!

Der Abend war gefüllt mit dem Einwecken des Holunderblüten-Sirups, Yoga (mit dem Geruch von sanfter Heringslake in der Nase = Weißdorn, der zum Trocknen ausliegt) und nun Bilder soritieren fürs Blog. Nebenher schauen wir die Arte-Sendung zum Thema Alkohol... voilà, voilà...

Ach, und als Spezial: ein Pony-Selfie - wobei der Wind und der Garten... eigentlich sieht er sonst *gerade* und nicht *selbst* geschnitten aus - das müsst ihr mir halt einfach glauben... Edit: war gedacht als goodie für treue Stammleser/innen - nun ausgetauscht mit dem eingeweckten Holunderblütensirup.

Mehr Einblicke in ihren Tag am 12. des Monats zeigen andere Blogs bei Mme Kännchen, die mit großer Beharrlichkeit dieses Event seit Jahren ausrichtet.


8 Kommentare

  1. Liebe Micha,
    herzlichen Dank für all die schönen Fotos, Blicke in euren Garten, Landschaft, dein Gesicht und deine Erlebnisse, Gedanken und Gefühle. Das gemeinsame Paar-Kaffee-Trinken-Erlebnis für eine Beziehung als unspektakuläres, aber wichtiges Element - bestätige ich :-) Dass Thema Heilkräuter fasziniert mich auch. Manche kommen ungerufen und von alleine in meinen Garten: Sehr spannend!
    Wohltuende regnerische Grüße, Susanne

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    1. Ja, das finde ich auch spannend, Susanne, dass manche Kräuter ihren Weg *irgendwie* in den Garten finden. Seit ich etwa brav um unsere Wildorchideen herummähe, siedeln sich immer mehr unterschiedliche Orchideen an. So, als wüßten sie, dass man sie hier schätzt. Liest sich natürlich volle esoterisch - allein... ich habe keine Erklärung, warum sich immer mehr zusammenfinden, die vorher einfach nicht im Garten standen. Als Beispiel ;)
      Wohltuende regnerische Grüße :)) zurück...

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  2. Liebe Micha,
    wie hübsch du aussiehst mit deinem Pony und wie ebenso hübsch die anderen 11 Fotos.....Dieser spezielle Geruch des Weissdorns begleitet mich auch immer beim Joggen. Ach ja, in einem normalen Jahr sollten wir mal wirklich im Mai nach F kommen! Hier hats gerade die Eisheiligen, ganz liebe Grüße von Margot

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    1. Was würden wir uns über ein Wiedersehen freuen - das brauche ich wohl nicht zu schreiben, oder Margot?! Und vielen Dank für deine Schmeichelei... das mögen wir Mädchen ja :) herzliche Grüße nach M...

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  3. Liebe Micha
    hab Dank für die Bilder. Nährende Natur - was für ein Geschenk. Darf ich fragen, welche Teile des Weissdorns du verwendest? Blüten? Blätter oder beides? Und trocknest du sie? Ich habe vor einer Woche erstmals Oxymel angesetzt. Mit Fichten- und Lärchensprossen, Thymian, Lungenkraut und Spitzwegerich. Von Herzen viele viele wohltuende Garten- und andere Tage mit deinem Habib. Herzlich, Lisa

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    1. Ich bin ja noch, liebe Lisa, volle Novizin auf dem Gebiet der Allopathie - dafür aber eine umso enthusiastischere :) Also ich trockne die jungen Blätter und Blüten, die man wirklich gut runter von den Zweigen ziehen kann. *Oxymel* muss ich mal googeln - klingt aber sehr spannend - wie alles in diese Richtung ;) Um den Spitzwegerich habe ich vorsorglich dieses Jahr schon mal zusätzlich (zu den Wildorchideen) herumgemät.
      herzlich zurück...

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  4. Liebe Micha, wie farbenfroh und sommerlich euer Garten schon ist - ich staune und bin einmal mehr traurig... Und nicht nur euer Garten strahlt Lebensfreude, Lebendigkeit und Fröhlichkeit aus, auch auf anderen Fotos sieht man die, wären da nicht auch jene, die daran erinnern, dass doch alles anders ist und es nicht wirklich ein "Zurück zu Vorher" gab. Ende des confinement hin oder her. Herzliche Grüße an dich und deinen Habib schickt - mit Blick auf segensreichen Regen auch hier - Hannah

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    1. Den Mai, Hannah, müssen doch alle Gärtnerseelen lieben! Geht doch gar nicht anders, oder? Ansonsten stimmt etwas im Gärtnerherzen nicht. Mich lenkt das von der Außenwelt gut ab - in unserem Garten, in unserem Tal... heile Welt. Und ich muss, um mir das einzureden oder gar einzubilden, noch nicht einmal Alkohol trinken ;-)
      regensegensreiche Grüße zund herzliche Grüße zurück!

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