Je ne suis pas... - Parmigiani-Lasagne

Samstag, 5. September 2020


Non, je ne suis pas Charlie Hebdo! Zum zweiten Mal in diesem Jahr kriselt es zwischen meiner Wahlheimat und mir. Was soll das? Erneut diesen Müll zu drucken, der für so viel Entrüstung gesorgt hatte? Und ein Staatspräsident, der hinsteht und verkündet: *Blasphemie ist Teil unserer Freiheit!* Das ist ja interessant (alamierend): Respektlosigkeit wird neuerdings also unter Freiheit einsortiert?! Vergessen wir Europäer mit der Lust an der Gotteslästerung im gleichen Moment auch unseren Humanismus?

Versteht mich nicht falsch. Selbstverständlich rechtfertigen geschmacklose Karikaturen keine Morde! Aber das zu beleidigen, was anderen lieb und teuer, ja gar heilig ist, entspricht nicht meinem Wertekanon! Ganz im Gegenteil: da schäme ich mich für meine Kultur in Grund und Boden! Religionen eint, dass sie versuchen Wege aufzuzeigen, wie friedliches Miteinander möglich ist. Und ja, Religion kann missbraucht werden. Zweifellos. Das hat die Geschichte mehrfach gezeigt. So, wie alles verdreht und missbraucht werden kann. Für mich sind diese Karrikaturen Missbrauch der Freiheit. Und Missbrauch der Kunst. 

Mit Freiheit muss man umgehen können. Freiheit unterliegt nämlich unbedingt Regeln und Gesetzen - das ist kein heiloses Durcheinander, keine Willkür und hat nichts gemein mit Anarchie. So wie sich in meinem Kunstverständnis ebenfalls die Kunst bestimmten Werten zu unterwerfen hat. *Takt ist der Verstand des Herzens* trifft es Karl Ferdinand Kutzkow so schön. Sind wir dazu nicht mehr fähig? Sind wir so sehr abgestumpft? Sind uns die verletzten Gefühle anderer einfach egal? Haben wir unsere Empathiefähigkeit verloren, eingebüßt, verkauft?

Was ist das überhaupt für eine Doppelmoral? Gegen Hass und Hetze im Internet will man gesetzlich vorgehen, aber in der Politik gehört es zum alltäglichen Geschäftsgebaren? Die eigentliche Absicht hinter dieser erneuten Schmähung ist doch nur zu offensichtlich: ein Mal mehr wird der arabischen Welt von uns Weißen der Mittelfinger gezeigt. Wir sind die Moderne, der Fortschritt, die Leitkultur, bref: *wir sind richtig - ihr seid falsch.* Dass man die Eitelkeit eines Volkes so tumb am nationalistischen Bauch kraulen kann. Ach, diese blinde, dumme, eingefleischte Hybris schmerzt mich umso mehr, als dass ich gerade (zutiefst beeindruckt) *Americanah* lese (FETTE Empfehlung!). Und man fragt sich automatisch, wieviel weitere Jahrhunderte diese Gattung Mensch braucht, um sich dort einzuordnen, wo sie hingehört.

Ich bin und bleibe Micha. Weltenbürgerin. Pazifistin.


Zuerst schleckte ich mir alle 10 Finger nach dieser Lasagne, dann habe ich den Klassiker *Parmigiani di Melanzane* auf den Tisch gebracht. Die Vorzeichen mehren sich, dass die Aubergine mein Lieblingssommergemüse 2020 wird! Und mit frisch zubereiteter Pasta aller Art kann ich mich bekanntermaßen ja stets kulinarisch verwöhnen.

Zutaten 2P:

50g Einkorn-Vollkorn
50g Dinkel 630
1 Eigelb
1 EL grüne Oliven-Tapenade
etwas Olivenöl

1kg Tomate
3 Knoblauchzehen
Thymian
1 Aubergine (ca. 400g)
2 EL grüne Oliven-Tapenade
Salz, Pfeffer
1 Pr Zucker
2 TL Oregano
1 Mozzarella
80g Tomme de Chevre
Olivenöl

Zubereitung:
 
Die Tomaten überbrühen, häuten, halbieren, in eine ofenfeste Form setzen, mit Olivenöl beträufeln, mit kleingewürfeltem Knofi, Salz, Pfeffer, einer Prise Zucker und Thymian würzen und bei 220° (Umluft) ca. 45min in den Ofen schieben (quasi Ofentomaten - nur ein wenig kürzer und unpüriert ;)
 
Aus den Zutaten für die Lasagneblätter einen homogenen Teig kneten und mindestens 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen. Dann den Teig auswellen (m: mit Marcato - Stufe 6 von 7) - ergab 5 Blätter passend für meine Kastenform. In einer breiten, hohen Pfanne Salzwasser zum Kochen bringen und die Lasagne-Blätter nacheinander kochen, abtropfen lassen und auf einem Leinentuch glatt auslegen.

Die Aubergine der Länge nach in Scheiben hoben (m: Börner - zweitdünnste Stufe), nebeneinaner auf ein mit Olivenöl bestrichenes Backpapier auf einem Backblech auslegen. Mit Olivenöl bepinseln und etwas getrocknetem Oregano bestreuen. Ebenfalls für 20min in den Ofen schieben. Alternativ kann man die Auberginen-Scheiben auch in der Pfanne braten.

Mozzarella in kleine Würfel schneiden.

Die Kastenform buttern und nun die Lasagne zusammen basteln: 2 EL von den Ofen-Tomaten, Lasagneblatt mit etwas Tapenade besteichen, ein Viertel von den Auberginen-Scheiben, ein wenig Mozzarella, Tomatensauce, Lasagneblatt... das 3x wiederholen - abschließen mit einem Lasagneblatt, etwas Ofentomaten, dem geriebenem Tomme-Käse, getrocknetem Oregano und etwas Olivenöl. Bei 190° (O/U-Hitze) für ca. 25min in den Ofen schieben.
 

12 Kommentare

  1. Und ich dachte schon, ich bin da allein mit der Empfindung, es gehört sich einfach nicht, und es ist auch keine Satire. Genau wie man sich nicht über an oder mit Corona Gestorbene lustig macht oder über Menschen, die sich an die entsprechenden Vorgaben halten. Es sind offenbar in 160 Ländern noch nicht genug Tote. Moral gilt nichts mehr, Geld, Einnahmen, Selbstdarstellung zählen, sonst nichts. Es gibt übrigens einen Strafrechtsparagraphen (Deutsches Strafgesetzbuch §166), der selbiges unter Strafe stellt. Nur sehe ich keinerlei Bestrafung, im Gegenteil. Eher die Rechtfertigung, egal wo und in welche Richtung!
    Die Lasagne ist toll. Bei uns gab es sie vor 2 Tage in der vereinfachten Form mit gekauften Blättern, da ohne Nudelmaschine, und einer Flasche italiensicher Passata. Ganz toll und gut auch am 2. Tag aufgewärmt.Herzlich, Sunni

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  2. Liebes Salzkorn,
    Deinem Text ist nichts hinzuzufügen. Er sollte dick und fett in allen Zeitungen erscheinen. Respekt ist das Wichtigste im Miteinander - egal, wo und wie jeder Mensch kulturell beheimatet ist. Nur dann kann (vielleicht) auch Vertrauen entstehen.
    Dein Rezept wird ausprobiert. Die grüne Oliven-Tapenade nach Deiner Anleitung steht schon im Kühlschrank. Womöglich werden wir noch Auberginen-Fans.
    Herzlichst,
    Sandkorn

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  3. danke dir für den Beitrag! Ich habe mir damals auch schon gedacht, ob solche Provokationen denn sein müssen...
    Auch dein Rezept gefällt mir, ich mag solche Fusions-Gerichte sehr gern und mische sie je nach Vorratslage,
    lg

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  4. Hab`s auch schon öfters gemacht, allerdings mit Zucchini (da Zucchinischwemme). Aber das probier ich auch noch aus, da ich Auberginen sehr gerne Mag.

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  5. Ich gebe dir recht, zu 100%. Respekt einfordern, dabei aber selbst respektlos sein... Das funktioniert nicht.

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  6. Dein Kommentar spricht mir so sehr aus der Seele -ich kann ihn zu 100% unterschreiben- dass ich mich als ständiger anonymer Leser dazu äußern möchte. Ich finde es ebenfalls empörend, dass der französische Staatspräsident Blasphemie als Teil der Freiheit verkündet. Anstand gegenüber anderen Religionen und Kulturen muss grundsätzlich immer selbstverständlich sein. Auch wenn ich z.B. Herrn Erdogan nicht ausstehen kann, so fand ich dennoch das s.g. „Ziegengedicht“ von Herrn Böhmermann einfach nur widerlich.
    Ich habe mehrfach islamische Länder bereist, z.B. 2 x den Jemen, als es noch möglich war. Natürlich passe ich mich den Menschen dort an, wenn ich das nicht will oder kann, muss ich eben wegbleiben. Selbstverständlich habe ich meine eigene, durchaus sehr kritische, Meinung, aber ich würde nie den Respekt vermissen lassen, den ich allerdings auch von anderen Ländern bzw. Kulturen und Konfessionen erwarte.
    Lieben Gruß Marianne

    P.S. Fast hätte ich das köstliche Lasagne-Rezept vergessen, wird nachgekocht!

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    1. Dass der Böhmermann für diese Art der primitiven Beleidung auch noch Preise einheimste, das schlug doch dem Fass den Boden aus, oder Marianne?! Ja, das hatte gleiche Qualität - aufrühren, Gift streuen, Unfrieden stiften. Dass man solches Gebaren gut findet, künstlerisch, freiheitlich... ich muss es nicht verstehen!

      Die Lasagne kann ich nur empfehlen - aber selbstgebastelte Lasagne ist ja immer ein kulinarisches Fest!

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  7. Hallo Micha, ich gebe 5* für deinen Text und die Kommentare gleich mit. Man könnte glatt verzweifeln, dass scheinbar nicht mal die ermordeten Kollegen Anlass zu selbstkritischer Reflexion geben.
    Das Rezept wird nach Rückkehr vom Camping (mangels Backofen, Nadelholz etc) auf Wiedervorlage gelegt...
    Gruß Regina

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  8. Hallo liebes Salzkorn,

    erst mal vielen Dank für die tollen Rezepte und die mutige Themenwahl in deinem Blog. Ich lese ihn in aller Regelmäßigkeit und das schon seit einigen Jahren und ich freue mich immer sehr über die vielen vegetarischen Kochanregungen, aber auch deine philosophischen Kurzabrisse :)
    Deine Entrüstung über die Karikaturen verstehe ich natürlich, sie sind geschmacklos, schlecht gezeichnet, nicht witzig und sie reproduzieren auf eine sehr plumpe Weise Unterschiedlichkeiten zwischen der sogenannten westlichen Welt und dem (ebenfalls sogenannten) Orient. Trotzdem haben mich dein Text, der sicherlich aus einem wütenden Bauch heraus geschrieben wurde, aber auch die Kommentare die hier gesammelt sind sehr erschrocken. Der Blick auf dieses hoch ethische und komplexe Thema ist mir deutlich zu eindimensional. Auch wenn ich die Karikaturen nicht gut finde, halte ich Religionskritik in einem demokratischen Staat für richtig und wichtig. Und zwar besonders oder eigentlich ausschließlich die, die das System Religion an sich im Fokus hat und nicht diese, die den privaten Glauben einer Person attackiert. Ob Charlie Hebdo das eine oder das andere tut bleibt zu diskutieren, trotzdem bin ich der Meinung, dass ein souveräner demokratischer Staat solche Formen von Religionskritik zulassen MUSS. Gut finden muss sie allerdings niemand.
    Puh in aller Kürze heißt das: beschneiden der Möglichkeit zur Kritik religiöser Systeme: ney, Charlie Hebdo kritisieren und nicht gut finden: yay. Lasagne essen auch yay.

    Herzliche Grüße aus Trier,
    Melina.

    P.s.: Humanismus hat im übrigen mit der Religion so an sich eher wenig am Hut (auch hier ausgenommen: die Religion der privaten Person).

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    1. Du meine Güte, Melina, willst du allen Ernstes das universitärer Überheblichkeitsspiel: *Jetzt definiere mir erst einmal...* lostreten? Wenn du, wie du schreibst,langjährige Leserin bist, dann weißt du, dass ich fähig bin, das System Religion von privater Religiösität zu unterscheiden.

      Aber darum geht es hier nicht. Was ich hier abfrage und aufrufe sind Werte. Exakt aus diesem Grund stellte ich den Humanismus der Religion gegenüber - unabhängig voneinander geht es beiden in ihrem Kern um *Menschlichkeit*. Und wie soll Miteinander ohne Menschlichkeit funktionieren???

      Und ja, in einer Demokratie muss Kritik in alle Richtungen möglich sein. Sofort fällt mir dazu passend der Satz ein, der innerhalb von Beziehungen so gerne gezückt wird: *Das wird man ja wohl noch sagen dürfen* - der meist dann fällt, wenn ihm irgendeine Verletzung vorausging. Der Ton macht die Musik.

      *Beachte das WAS mehr beachte das WIE* habe ich gerade erst wieder Goethe zitiert. Und das WIE der Charlie-Karikaturen war und ist absolut beschissen! Ganz egal ob aus der Perspektive von *System Religion* oder *privater Religiösität*!

      Im übrigen ist das exakt das, was für mich eine Haltung ausmacht: das man hinsteht und sagt: *Dafür bin ich - ohne wenn und aber!* Oder: *Bei solchen Geschichten will ich nicht mitspielen - stehe ich nicht zur Verfügung!* Eindeutig! Unmissverständlich! Wenn dir das *eindimensional* erscheint, dann bin ich dafür das falsche Gegenüber um darüber zu diskutieren.

      viele liebe Grüße zurück nach Trier

      PS: Schön, dass du dich an meinen Rezepten erfreuen kannst :)

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  9. D'accord!!!
    Es gibt Dinge, die darf man zwar sagen, aber wo man einfach die Klappe hält. Nämlich da, wo die stupide Beleidigung anfängt.
    Die Lasagne - absoluter Klassiker. Liebe Grüße nach Frankreich!

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  10. Die Bilder sehen klasse aus. Vielen Dank für das Rezept.

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