Knecht Ruprecht: Gnocchi mit Gorgonzola-Sauce

Sonntag, 6. Dezember 2020


Dieses Jahr - im Dezember kommt man ja so langsam in den Rückschau-Modus - saß ich mit einem Mann am Tisch, der mir erzählte, schon mit Michael Schanze Musik gemacht zu haben. Und mir saß ein anderer Mann gegenüber, der mir totally unverfroren in den Ausschnitt starrte - was deswegen schon befremdlich ist, weil meine Tittengröße das nicht hergibt und mir dergleichen dementsprechen selten bis nie widerfährt (und was ich übrigens seither auch nicht vermisst habe). Und dann war da noch dieser Moment an unserem Tisch, als ein Mann seine Frau (die neben ihm saß) als manisch-notorische Besserwisserin offenlegte. Alles strange Situationen in einem ohnehin seltsamen 2020.

Kennt überhaupt noch jemand Michael Schanze? Der, der die Quizshow für Kinder im Zweiten moderierte, hier extra rausgesucht: 1,2 oder 3 - sieht nicht nur aus wie aus einem anderen Jahrhundert IST auch aus einem anderen Jahrtausend. Die Ratekids sprangen dabei auf drei aufblinkenden Feldern hin und her, die für die Antwortmöglichkeit standen, bis der Moderator  *1, 2 oder 3, letzte Chance… vorbei!* rief. Aufgelöst wurde dann mit: *Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht*

Kinners, was ist das symbolisch, oder? Bis halt das Licht angeht. Doch mittlerweile (man wird ja älter und erfahrener) denke ich: *Oder auch nicht!* Dieses so oft gehörte *Ach, das wußte ich ja gar nicht?!* ist doch in den allerallermeisten Fällen Getue, Gemache, Scheinheiligkeit, Schmierentheater, Laienkasparei, simpelster aller Vertuschungsversuche, mit denen man sogar erfolgreich durchgewunken wird.

Die Wahrheit aber ist, dass wir meistens wissen, wenn etwas schwer schräg läuft. Die Frage ist: WILL man das wissen! 

Heute drückt in Frankreich wie in Deutschland die Gesellschaft niemanden mehr religiöse Muster auf. Jeder hat die Freiheit, sich freiwillig daraus etwas mitzunehmen - oder nicht. Die 10-Gebote etwa stehen für nichts anderes wie praktische Lebenshilfe: wer sich an diesen Geboten orientiert, wendet Unglück von seinem Leben ab. Dafür braucht es keinen Raketentechniker, keine längere Meditationssitzungen oder den Geistesblitz tieferer Erleuchtung - der gesunde Menschenverstand sollte zu dem gleichen Ergebnis finden: sowas kommt von sowas. Oder ganz schlicht zusammengefasst: *Was du nicht willst, was man dir tut, das füge auch keinem anderen zu.* So kompliziert ist es gar nicht.

Mehr und mehr schlußfolgere ich, dass viele (die Mehrheit), die wider diese natürlichen Gesetze handeln, das absichtlich tun. Ganz mit Trude Simonsohn: *Die Leute, die Unrecht tun, wissen, dass sie Unrecht tun. Sie tun es trotzdem.*

Riesig beeindruckend finde ich in diesem Zusammenhang, wie Papst Franziskus manches in der katholischen Kirche versucht gerade zu rücken. Ich wüßte nicht, dass sich vor ihm schon ein anderer Papst im gleichen Maßstab bemühte. In seiner ersten Umwelt-Enzyklika "Laudato Si'" wirft er gar ein Dogma um. So weist Papst Franzikus darauf hin, dass es sich bei dem biblischen Auftrag *Macht euch die Erde untertan* um einen Übersetzungsfehler handelt, denn es müsse heißen:

Macht euch der Erde untertan

So gehen doch Sensationen! Da wundere ich mich sehr, dass eine derart wuchtige Aussagen nicht mehr mediale Aufmerksamkeit erhalten hat (gerade in Zeiten von Klimakrise, fridays for future oder greenwashing.... )

Weiter heißt es in seiner Enzyklika: "Wir sind in dem Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre [der Erde] Eigentümer und Herrscher seien, berechtigt, sie auszuplündern." Zwei kleine Buchstaben, die ausgetauscht den Sinn komplett drehen: der Mensch, der sich nicht über die Erde zu erheben hat, sondern sich selbst zum Untertan der Erde machen soll. Aber auch hier gilt doch wieder gleiches: haben wir doch eigentlich gewußt, dass man sich als Mensch nur einzureihen hat wie alle anderen Lebewesen. Sämtliche indigenen Völker haben uns vorgemacht, wie man im Einklang mit der Natur lebt - um die Probleme zu verhindern, die wir heute im großen Stil haben.

Und - Hand aufs Herz - liegt die Ursache von all dem Übel tatsächlich an zwei falschen Buchstaben?

Hierzu passt wunderbar das Zitat von Gus Speth, der als Professor für Nachhaltige Entwicklung an der Yale-Universität und Chefberater der Nationalen Umweltkommission gegen Ende seiner langen Karriere diese resignierte Bilanz zieht (via *Nachdenkseiten*):

Früher dachte ich, dass die größten Umweltprobleme der Verlust der Artenvielfalt, der Kollaps der Ökosysteme und der Klimawandel wären. Ich dachte, 30 Jahre gute Wissenschaft könnte diese Probleme angehen. Ich habe mich geirrt. Die größten Umweltprobleme sind Egoismus, Gier und Gleichgültigkeit, und um mit ihnen fertig zu werden, brauchen wir einen kulturellen und spirituellen Wandel. Und wir Wissenschaftler wissen nicht, wie man das macht.”

 

 

Da habe ich leider ebenfalls keine Idee. Aber ich weiß, wie man nun schöne, haltbare Rillen dank Gnocchi-Brett (cocuou Hannah) in Gnocchi erhält! Juchhu! Eine würdige Veröffentlichung zum 2.Advent! Für mich nämlich ein echter Durchbruch an der Gnocchi-Front - und ich liebe Gnocchi! Ich bin so begeistert von dem neuen - wieder von den Pasta-Grannies inspirierten - Rezept, dass es bei uns ein Gnocchi-Gericht nach dem anderen gibt mit diesen Zier-Kartoffel-Gnocchi. Und mit ein Grund, wieso ihr hier direkt ein zwei- in-einem Rezept vorgestellt bekommt. Wichtig ist die verwendete Kartoffelsorte: unbedingt mehlig kochend - oder wie die Fränzis (hübscher) sagen: fondante (schmelzend).

 

Zutaten 2-4P*:

für die Gnocchi (4P):
500g Kartoffeln (mehlig kochend/ m: Agria)
200-220g feiner Hartweizengrieß (Semolina) oder Hartweizemehl
Salz
50g Ziegenfrischkäse
1 Eigelb
2 TL Thymian-Blättchen, getrocknet 

für die Sauce (2P):
100g Gorgonzola (m: Bleu de Brebis)
100ml Milch
50ml Sahne
50ml Gemüsebrühe
ein guter Schuß Weißwein (m: Rosé)
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette

Walnüsse, geröstet, gehackt
Salbeiblätter, frittiert
300g Brokkoli, über Wasserdampf gegart (oder Spinat)*

Zubereitung:

Kartoffeln als Pellkartoffeln kochen und noch warm durch die Presse drücken, zuerst mit dem Mehl (oder dem Hartweizengrieß) mischen, dann mit restlichen Zutaten. Den Teig nur so lange kneten, bis er homogen und nicht mehr klebend ist. 

WICHTIG: nicht überkneten, sonst wird der Teig speckig und immer schön mit Hartweizenmehl (oder Grieß) bestreuen, damit die ausgelegten Gnocchi sowie später die kochenden Gnocchi nicht aneinander kleben!

Reichlich Salzwasser zum Kochen bringen. Aus dem Kartoffelteig nacheinander Würste von etwa Fingerdicke rollen, 1cm-Stück abschneiden und diese über das Gnocchibrett rollen. Nebeneinander auf ein Küchentuch auslegen und abdecken bis alle fertig gestellt sind. Die Hälfte (für 2Personen) so lange kochen, bis sie nach oben steigen, dann sofort in kaltem Wasser abschrecken (soll helfen, dass Rillenmuster zu bewahren), gut abtropfen lassen und warm stellen.

Brokkoli über Dampf bissfest garen (oder Spinat waschen, hacken und in ein wenig Butter zusammenfallen lassen).

Ein Viertel des Gorgonzolas für die spätere Deko zur Seite legen. Ansonsten alle Zutaten für die Sauce miteinander erhitzen und glatt rühren - mit Mehlschwitze (roux) binden.

Den Brokkoli (oder Spinat) in die Sauce geben, nochmals abschmecken, Gnocchi unterrühren, mit frittierten Salbei-Blättern (auf dem Foto vergessen), restlichem Blauschimmel-Käse und etwas geriebenen Parmesan dekoriert servieren (bei Spinat anstelle des Salbeis geröstete Walnüsse verwenden).


*Anmerkung m: In meinem aufgegriffenen Rezept der Pasta-Grannies wird der Teig nur mit Kartoffeln und Hartweizenmehl zubereitet (ein Versuch wert). 

Die Menge an Gnocchi reicht für 4 Personen: ich habe daher die Hälfte nebeneinander liegend eingefroren und dann in eine Tüte umgefüllt. Die geforenen Gnocchi habe ich geforen in das kochende Wasser geworfen (sie brauchen deutlich länger bis sie gar sind - und verlieren daher auch etwas von ihrem Rillenmuster). Ich habe sie ebenfalls in kaltem Wasser abgeschreckt, warm gestellt, aber beim 2. Mal (mit Spinat) kurz in einer Pfanne angebraten bevor ich sie unter die Sauce gemischt habe. Saulecker!

Inspiration: Pasta Grannies


4 Kommentare

  1. Bildhübsch sind deine Gnocchi, liebe Micha! Und ja, auch dieser Franziskus stand mit Namenspate. Finden wir ihn doch bewundernswert weltoffen, geradlinig und gleichzeitig bemüht Werte zu erhalten.
    Das mit dem Übersetzungsfehler ist echt krass - gell?! Nochmal ne gaaanz andere Nummer als das verrutschte Komma bei dem Promille Eisengehalt im Spinat. Schließlich gründet in ersterem die Hybris vieler und Grausamkeiten werden als Ausführung des Schöpfungsauftrages ausgegeben.... Viele Grüße von Hannah

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    1. Ganz egal, Hannah, wie man zur Kirche steht (und ich bin schon viele Jahre ausgetreten), so kann man das Bemühen von Papst Franziskus respektabel finden.

      Endlich habe ich DAS Rezept für dein Gnocchi-Brett gefunden. Ich könnte ja gerade jede Woche diese Gnocchi zubereiten - so verliebt bin ich :)
      viele liebe Grüße zurück...

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  2. Liebe Micha! Schwere Worte servierst du uns hier zu deinen köstlich klingenden Gnocchi. Da braucht man ein Weilchen länger zum Verdauen. Die beiden Zitate von Trude Simonsohn und Gus Speth treffen es doch echt auf den Punkt. Und ist leider stimmt das nicht gerade hoffnungsvoll, was die Zukunft der Erde angeht... Aber Aufgeben ist nicht! Ein kultureller Wandel bahnt sich ja hoffentlich nun langsam an, aber weltweit wird das mehr wie eine Lebenszeit bedürfen schätze ich.
    Trotz allem weiterhin hoffnunsgfrohe Grüße, Alexandra

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    1. Liebe Alexandra, ich freue mich, dass du dir über die schwere Kost Gedanken machst - viel leichter ist es doch, diese zur Seite zu schieben und zu verdrängen. Nun, du wirst die Welt nicht verändern (ich auch nicht ;), das einzige, das wir bestenfalls verwandeln können, ist uns selbst. Ansonsten bezweifle ich stark, dass von der Ausbeutung dieses Planeten abgelassen wird - viel mehr stehen doch die Zeichen darauf, irgendwann auf anderen Planeten mit dem gleichen Geist es genauso ausbeuterisch weiterzutreiben. Aber gut, veilleicht wollen manche an das Wunder der Besinnung und Umkehr im großen Stil glauben - ich vermag es (leider) nicht. Und doch schicke ich dir lichtvolle Grüße, denn je dunkler es ist, umso mehr sieht und erkennt man Licht leuchten! Ich danke dir für deine Zeilen!

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