Schlachtplatte: Easy Tempeh Bacon im Fladenbrot

Montag, 19. Juli 2021

 

Warum ausgerechnet Veganer so scharf auf Gerichte sein sollen, die an totes Fleisch, Sehnen und Muskeln erinnern, erschließt sich ja wohl nicht wirklich. Scheint doch so widersprüchlich, wie wenn sich ein Kanibale um ein Salatblatt reißt. Oder ein TRex seine Hauer in eine Graslandschaft vergraben will. Oder eine Kuh heißhungrig auf ein Schwein losgeht... aber ihr werdet mich verstanden haben. Schizo also?

Der Hauptgrund all derer, die in den Industrieländern dem Fleischkonsum abgeschworen haben, dürfte der sein, dass man mit dem Umgang von Tieren nicht nur nicht einverstanden ist, sondern das als völlig unmoralisch und inakzeptabel empfindet. Ich brauche nicht betonen, dass ich dieser Bewegung sehr zugetan bin. Wieder kann ich an der Stelle nur ein Mal mehr Milan Kundera zitieren: *Die wahre menschliche Güte kann sich in ihrer absoluten Reinheit und Freiheit nur denen gegenüber äußern, die keine Kraft darstellen. Die wahre moralische Prüfung der Menschheit, die elementarste Prüfung (die so tief im Inneren verankert ist, dass sie sich unserem Blick entzieht) äußert sich in der Beziehung der Menschen zu denen, die ihnen ausgeliefert sind: zu den Tieren. Und gerade hier ist es zum grundlegenden Versagen des Menschen gekommen, zu einem so grundlegenden Versagen, dass sich alle anderen aus ihm ableiten lassen*.

Was alles noch rein gar nix mit Geschmack zu tun hat. Wie etwa mein Alokohl-Verzicht. Hat mir gut geschmeckt - daran liegts nicht. Von mir selbst also auf andere geschlossen gibt es eben die Gruppe, die mit Fleischgerichten aufgewachsen ist. Und für die triggern manche Essen - wie etwa Frikadellen - wohl Kinderheitserinnerungen. Oder noch schlichter: einfach einstige Gewohnheiten. Da Verzicht und Kapitalismus ein Gegensatzpaar darstellt,  werden also Fleischersatzprodukte gebastelt. Dem Konsumenten solls schließlich an nichts mangeln.  

 


 

Bei Geschichten, in denen so etwas wie Methylzellulose als Binder verwendet wird, bin ich raus. Das hat rein gar nichts mit dem zutun, wie ich kochen will. Ich bin dafür, sich von der Natur zu ernähren, da will ich die Erhnährungsindustrie soweit es geht raushalten. Gilt doch für sämtliche Bereiche, in denen eine ganze *Inustrie* ihre Finger drinne hat, dass... aber rühren wir besser nicht dran... 

Direkt kommt mir das Salz in den Sinn (der Habib schrieb dazu einen seiner raren Gast-Artikel), das als Paradebeispiel demonstriert, dass künstliches Industrie-Salz und natürliches Salz Welten trennt bei äußerlicher Gleichheit. Da mögen manche mit dem Verstand nicht drüberspringen, aber wie sagt die Alte in Goehtes *Das Märchen* so schön: *Ich weiß, was ich weiß.*

Heute stelle ich euch den *Easy Tempeh Bacon* von The Minimalist Baker vor.  Ums gleich vorweg zu nehmen: dafür reicht eigentlich noch nicht einmal mehr das neu-eingeführte Steak-Parameter. Das einzige, das mich an Schinken *zart* erinnert ist, das Aroma von geräuchertem Paprika, aber ansonsten hat dieser Tempeh einfach nichts, GAR nix mit Bacon zutun. Ob es nicht viel mehr um einen Rezeptetitel geht, der Aufmerksamkeit generieren soll? Macht schon mehr her als *rauchig gewürzte Tempeh-Streifen*, oder? Gebe ich eine 1, damit wir dieses Spiel noch weiterhin spielen können. Geschmacklich bekommt er von mir eine 7 - kann man ruhig mal machen.

Zumal wir hier auf dem Wochenmarkt seit einiger Zeit einen Stand haben, der *Tempeh artisanal* (also handangefertigten Tempeh) anbietet. Allerdings für den stolzen Preis für 4,50 das Stück. Doch als Teil des bunten Miteinanders bereicherte der Tempeh durchaus, um mein schön gepolstertes Fladenbrot damit zu befüllen. Das Fladenbrot wiederum ploppte bei mir in einem Gespräch mit Robert auf, als es um unsere Anfänge ging, denn bei ihm hatte ich die Brote einst entdeckt. Tatsächlich schrieb ich ihm dazu - als seine Blogleserin - die erste Mail, eine Problem-Mail, denn meine Brote hatten sich so gar nicht aufplustern wollen. Ich war sehr aufgeregt eine Antwort erhalten zu haben. 2009. So lange ist das schon her. Damit euch die Brote gelingen, gebe ich euch als Hinweis: lieber etwas dünner ausrollen als man denkt (eben nicht Strudelteig-dünn, sondern 1mm davor), dann klappt dieses stets neu zu befeuernde einfache Fladenbrot - auf das ich bestimmt immer wieder zurückgreifen werde - auch bei euch und macht Spaß und Freude!

 



Zutaten:

Tempeh-Bacon:
1 Tempeh
1 EL Sonnenblumenöl 
3 EL Tamari
2 1/2 EL Ahornsirup (m: weniger)*
1 1/2 EL geräuchertes Paprika-Pulver
1 1/2 EL liquid smoke (m: weggelassen) 
(m: 1 TL getrockneter Thymian)
eine gute Prise Salz 
Pfeffer
Piment d'Espelette

Zubereitung:

Den Tempeh in dünne Streifen schneiden (the Minimalist Baker macht daraus eine Wissenschaft - ich glaube nicht, dass das am Resultat viel ändert - aber das dürft ihr gerne überprüfen) - ca. 2-3mm dick.

Die Gewürze miteinander vermischen. Es sollte ziemlich salzig, rauchig und etwas scharf und etwas zu süß schmecken (denn das Ahornsirup muss die Bitterkeit des Tempeh ausgleichen - m: war bei mir kaum nötig, da der Tempeh wenig bitter ist).

Den Tempeh zu den Gewürzen geben und darin ca. 10-15min marinieren lassen - gerne eine Pinsel zusätzlich verwenden, damit auch alle Streifen von der Marinade ummantelt ist.

Ofen auf 200°C vorheizen. 

Die Tempeh-Streifen nebeneinander auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen, 10min backen, wenden und großzügig mit der restlichen Marinade bestreichen. Weitere 8-10min backen bis sie gebräunt und leicht knusprig sind. Sofort essen (oder auch bis 5 Tage im Kühlschrank aufbewahren).

Quelle: the Minimalist Baker


Zutaten - 4 Fladenbrote:
150g Mehl (m: T65)
6g frische Hefe
1/2 TL Salz
90g Wasser
2 TL Olivenöl

Zubereitung:

Für den Teig: Hefe in etwas Wasser auflösen. Alle Zutaten in die Schüssel der Küchenmaschine geben und 5 Minuten lang zu einem glatten Teig kneten. Teig ca. 1 Stunde gehen lassen. 4 gleich grosse Kugeln zu etwa 60 g formen und diese 10 Minuten zugedeckt entspannen lassen.

Backofen mit einem umgekehrten Backblech auf 275°C aufheizen . Jede Kugel mit dem Nudelholz rund 2 mm dick ausrollen. Je 2 Fladenbrote auf das Blech schieben und 3 Minuten backen. Herausnehmen und mit einer Schere aufschneiden.

Quelle: Robert von Lamiacucina

 

*Anmerkung m: wir haben das Fladenbrot mit Saltblättern, Tomate-Gurke-Basilikum-Salat und gegartem Gemüse aus Fenchel und roter Zwiebel gefüllt

 

4 Kommentare

  1. Es spricht ja überhaupt nichts gegen eine pflanzliche Ernährung. Privat und im Job stört mich immer, dass das so heißen muss, wie das tierische Pendant. Aber deine rauchig gewürzten Tempeh-Streifen nehme ich gern. Ich weiß jetzt endlich, was ich mit meiner Kostprobe anfange

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  2. seit ca. 3 jahren esse ich kein fleisch. aus gesundheitlichen gründen und weil ich verwandte nimmer essen mag.aber ab und an kriege ich heißhunger auf eine leberkässemmel. die man mit nix ersetzen kann. ersatzprodukte lehne ich generell ab. finde ich auch verlogen. vegane würste - da beisst man ja ideologisch ins schwein. ausserdem sind die industrieprodukte voller schlechter zutaten.
    das schöne am vegetarischen leben- frau hat fast keinen körpergeruch.
    obwohl ich gar keine köchin bin, lese ich deine beiträge immer gerne. du sprichst mir oft aus der seele.
    liebe grüße
    ingrid

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  3. Ja, liebe Micha, da sagste mal wieder was! Mir, die ich seit meinem 6. Lebensjahr (und das ist jetzt echt ne Weile her ;-)) vegetarisch/vegan esse, ist sogar manchmal die "Wurstform" - z.B. von deinen sagenhaften Tempeh Würtschen - etwas suspekt. Aber da kann man ja Abhilfe schaffen... "Schlachtplatte" - was für ein "Gruselgericht" auf der Speisekarte. Ich kann mir nicht helfen, aber derjenige, der sich das auswählt, verliert bei mir gleich an Symphathiepunkten. Mit Tempeh koche ich gerne und probiere das obige Rezept sicher bald aus. Mir / uns hat von Minimalist Baker auch das Peanut marinated Tempeh sehr gut geschmeckt. (Ahornsirup reduziert, die US Rezepte finde ich einfach zu süß) Probier das doch mal aus, könnte mir vorstellen, dass ich es auch mögt. Herzliche Grüße von Hannah

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  4. Hallo und danke, danke, danke für deine Worte! Du sprichst mir aus der Seele.

    Ich bin seit knapp 30 Jahren Vegetarierin und finde es einfach nur paradox, wenn Veganer/Vegetarier sich aus Ersatzprodukten Fleisch zusammenbauen müssen, nur um den Geschmack zu haben. Wie widersprüchlich ist das denn bitte?

    Ich habe mich mit allen Konsequenzen dazu entschieden, vegetarisch zu leben und somit auf Fleisch zu verzichten. Wenn ich den Fleischgeschmack brauche und es weiterhin essen mag, dann darf ich eben kein Vegetarier werden - so einfach ist das.

    Noch dazu sind in den gängigen, nachempfundenen Ersatzprodukten so viele Zutaten enthalten, die ich meinem Körper auch nicht antun möchte. Gesund ist etwas anderes.

    Mich regt auch die Frage auf: "Ah, du bist Vegetarier - aber Fisch isst du, oder?"
    Nein!! Ich bin Vegetarier, also esse ich keine toten Tiere. Und Fische sind Tiere, oder etwa nicht? Nur weil sich so viele Menschen Vegetarier nennen, die es gar nicht sind, denn sie essen Fisch, werde auch ich oft in eine falsche Schublade gesteckt. Mich als Vegetarier ärgert das maßlos. Es sind bestenfalls Pescetarier.

    Über Flexitarier und den ganzen neumodischen Kruscht will ich mich jetzt an dieser Stelle gar nicht auslassen, oben habe ich mich ja schon genug echauffiert...

    Liebe Grüße aus dem Schwarzwald!
    Sandra

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