Nicht nur mein Hang zu kernigen Vollkornbroten verrät meine deutschen, kulinarischen Wurzeln, ebenso meine Liebe zu Sauerkraut - womit ich gleichzeitig ein französisches Vorurteil bediene, nämlich dass ALLE Deutsche gerne Sauerkraut essen.
Im Verkauf aber stammt das Sauerkraut dann wieder aus dem Elsaß. Das französische Selbstverständnis ist verblendet egozentrisch. Da wird sich gerne gebärdet wie ein kleines Mädchen, das sein glitzerndes Prinzessinnenkleid angezogen hat, das fasziniert an sich herabblickt, das sich dabei um sich selbst dreht und strahlend in die Welt schaut: da kann nur Applaus kommen!
Was? Wie? Andere Mütter sollen auch schöne Töchter haben? Aber doch nicht außerhalb Frankreichs! Man ist sich einfach sicher, dass Frankreich die hübschesten Mädchen, den besten Wein, die verwegensten Liebhaber, die eleganteste Mode, das leckerste Essen, die klingendste Sprache, die größte Käsevielfalt, die stimmungsvollste Musik, den perlendsten Champagner, die herrlichsten Landschaften undundund... hat. Der stolze Franzose - schamloses Leitkultur-Lebensgefühl: die Nase wird mit zusätzlich zurückgelegtem Nacken nach oben getragen. Oder eben: *Was man liebt, das weiß man auch zu loben!*
Und irgendwie haben die Fränzis es geschafft, das französische Selbstbewußtsein zum Exportschlager zu machen. *Leben wie Gott in Frankreich* sagen wir Deutsche und bestaunen das französische Savoir-Vivre. Wer nach Frankreich kommt, freut sich auf all die Köstlichkeiten, mit denen er selbst den Kofferraum ausstopfen will. Die Selbstverliebtheit der Franzosen ist irgendwie ansteckend.
Nun, ich liebe die französischen Produkte zum Kochen auch - von mir kann man keinen Widerspruch erwarten. Selbst wenn ich dabei mindestens so verankert bleibe in der deutschen Küche oder meiner Leidenschaft zur frischen italienischen Pasta. Kulinarisch bin ich überzeugt polyamor. Oder panamor - nennt es, wie ihr wollt. Da bleibe ich mir treu.
Fakt ist: das ist die beste Sauerkraut-Tarte, die ich je gemacht habe. Daran wird nicht weiter rumgetüftelt: das gibt meine Standart-Sauerkraut-Tarte. Der schmelzende, charakterstarke Münster in der Mitte ist die Krönung! Für Sauerkraut-Fans und Käsefreunde ist diese Tarte ein großes Fingerschlecken! Und für mich eine amour fou - franco-allemand!
Zutaten 2P/Tarteform ⌀22cm:
Tarteboden:
50g Einkorn-VK
50g Roggen-VK
40g Dinkel 1050
2 TL Thymian
Salz, Pfeffer
70g Butter
2 TL Crème fraîche
etwas kaltes Wasser
400g Sauerkraut (roh)*
1 Zwiebel
2 Knofi
1 kleiner Apfel
1 TL brauner Zucker
2 TL Thymian
3 Wacholderbeeren
2 Lorbeerblätter
70g Crème fraîche
1 Ei
Salz, Pfeffer
etwas Gemüsebrühe
Olivenöl
100g Münster
Zubereitung:
Zuerst das Sauerkraut vorbereiten - idealerweise ist es (wie bei mir) der Rest vom Vortag. Zwiebel und Knofi frein würfeln. In Olivenöl anschwitzen und den fein gestifteten Apfel (m: mit Schale) mitschwitzen, sobald die Zwiebel glasig ist. Den Zucker darüber karamellisieren lassen. Sauerkraut, Gewürze und etwas Brühe anschütten. Bei kleiner Hitze und geschlossenem Deckel etwa 40min weich garen. Die Brühe sollte nahezu verkocht sein. Etwas abkühlen lassen, dann die Lorbeerblätter entfernen (wen es stört: ebenfalls die Wacholderbeeren).
Parallel den Tarteteig zubereiten: dafür die Butter in kleinen Flöckchen unter das Mehl (dem die Gewürze zugefügt wurden) untermischen. Dann so viel kaltes Wasser wie nötig untermischen und zügig zu einem homogenen Teig verkneten. In Folie wickeln und mindestens eine halbe Stunde kalt stellen.
Ofen auf 200°C (m: Intensiv-Backen) vorheizen.
Eine Tarteform (⌀22cm) buttern. Den Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche auswellen und die Form samt Rand damit bekleiden.
Die Crème mit dem Ei vermengen, anschließend das Sauerkraut unterziehen. Die Hälfte der Masse auf den Tarteboden verteilen. Den in Scheiben geschnittenen Münster darauf setzen, dann abdecken mit der zweiten Hälfte des Sauerkrauts.
In den heißen Ofen schieben. Für 20min backen, dann auf 180° runterschalten und weitere 20min backen.
Anmerkung m: mein Sauerkraut habe ich selbst fermentiert/ schneller und praktischer ist, wenn man auf bereits gekochtes Sauerkraut zurückgreifen kann - weshalb ich immer die doppelte Menge Sauerkraut zubereite / mit 500g Sauerkraut habe ich die gleiche Tarte auch schon gebacken...
Kommentar veröffentlichen
Für Kommentare gilt: die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) wurden an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.