Miteinander - Lauchpuffer nach Ottolenghi

Mittwoch, 2. März 2022


Als Mädchen habe ich wunderschöne Glücksmomente auf dem Pferderücken erlebt. Eine Beziehung zu so einem sensiblen Tier aufzubauen, birgt viele Augenblicke einer besonderen Nähe. Und sie entstehen nur bei gegenseitigem Vertrauen. Manchmal reichte es, nur Galopp zu denken und das Pferd beschleunigte. Als wäre man alleine über die Gedanken miteinander verbunden. Als würde man zu einem fühlenden Wesen verschmelzen. Ich mochte sehr die Idee aus dem Film *Avatar - Aufbruch nach Pandora* wie die Na'vi ihre Schwänze mit dem Schweif ihrer Pferde verweben beim Aufsteigen - die Verbindung wird sichtbar.

Nicht von ungefähr schaue ich gerne Sendungen, in denen schwierige Pferde in die Hände von erfahrenen Trainern gegeben werden. Jüngst zeigte sich ein Pferd beim Voltigieren sehr angriffslustig: es stieg, stürmte mit zurückgelegten Ohren und bleckenden Zähnen entweder auf einen zu, oder riß sich los, biß gerne sobald es in Gebißnähe stand - bref: kaum zu händeln und wenn unter großer Gefahr. Die Trainerin ließ sich keinerlei Unverschämtheiten gefallen, hielt sofort entschieden dagegen. Die Klarheit im Umgang miteinander ist einer der großen Schlüssel. Aber nachdem sie eine Grenze gesetzt hatte, ließ sie sofort wieder locker und versuchte, Ruhe einkehren zu lassen. Sie meinte, ganz wichtig wäre in solchen Situationen darauf zu achten, dass man sich nicht zusammen in einen Teufelskreis manövriert und sich gegenseitig hochschaukelt. 

Kann man diesen Umgang nicht prima übertragen auf das Zwischenmenschliche? Auch da gehört das Ziehen von Grenzen in allen Formen von Beziehungen dazu. In einer Partnerschaften ist es doch genauso hilfreich, wenn man dem anderen ein Stoppzeichen vor die Stirn gehauen hat, ihm anschließend auch die Zeit zu geben, darüber nachzudenken. Beide ziehen sich zurück und lassen sich wieder etwas Raum. So können beide nochmals überlegen, ja worum geht es dem anderen denn eigentlich, was hat er, wie fühlt er sich, warum gebärdert er sich, wie er sich gebärdet.

Im Umgang mit Kindern kommt zusätzlich hinzu, dass sie nun mal zu akzeptieren haben, dass es Hierachien gibt. Sie wären ohne ihr Eltern gar nicht überlebensfähig. Etwas das heute sehr aus der Mode gekommen ist. Gerne wird ihnen nämlich ein Pippi-Langstrumpf-Taka-Tuka-Land vorgegaugelt, in dem sie alles nach ihren Wünschen verbiegen können. Das entpricht aber nicht der Realität, in der sie sich - früher oder später - eingliedern müssen in eine Gesellschaft. Und eine Paarbeziehung lebt davon, dass man sich abwechselnd mal unterordnen und fügen kann.

Größter Irrglaube all derer, die von einem *Drüben* ausgehen, ist sowieso: ALLE kommen in den Himmel. Und daran angeknüpft: alle kommen in den GLEICHEN Himmel. Anschaulich - um nur ein Beispiel herauszuziehen - zeigt dieses aus Persien stammende Gemälde aus dem 11. Jahrhundert *Mohammeds Paradies*, das dem mit Nichten so ist. Zumindest was einen Teil von Drüben angeht. Dort ist alles streng in verschiedene Hierachien unterteilt. Jeder kommt nur in den Bereich, dessen Geistes Kind er ist. Und wer selbst darüber nachdenkt, kann das nur logisch finden. Allein auf diese Weise kann Unfrieden vermieden werden.

Ich finde das eine sehr beruhigende und schöne Vorstellung vom Jenseits, nämlich dass es einen Ort gibt, in dem *himmlischer Frieden* herrscht. Denn ist nicht die größte Anstrengung hier auf Erden, sich als Pazifist mit Aggressoren rumzuplagen, die nichts anderes im Sinn haben als Überheblichkeit, Ermächtigung, Vergewaltigung, Nötigung, Erpressung, Entmündigung, Einengung, Unterdrückung, Gegeneinander und Provokation?

Das Miteinander (wenn man das überhaupt will) wäre eigentlich gar nicht schwer: wenn man sich gegenseitig achtet und respektiert, im Kleinen wie im Grossen, wenn man sich gegenseitig zuhört und gewillt ist, beiden Bedürfnissen gerecht zu werden. Das zeigt sich im Umgang mit Pferden, die so viel mehr Kraft besitzen wie ein Mensch. Baut man ein Vertrauensverhältnis auf, dann ist das Pferd bereit, selbst seine Fluchtinstinkte zu überwinden. Und der Mensch braucht keine Angst mehr zu haben vor der Stärke des Tieres. 


 

Als Teller gibt es heute endlich mal wieder ein Salat-Plus-Essen. Als Inspiration habe ich das Buch *Genussvoll Vegetarisch* von Ottolenghi zur Hand genommen. Mit einem Alter von fast 12 Jahren bald ein antiquarisches Kochbuch. Als es in seiner deutschen Version erschien, stürzten sich die Foodies darauf wie ein Schwarm Heurschrecken. Jeder Kochblog, der etwas auf sich hielt, stellte ein Rezept daraus vor. Es war DAS Kochbuch, an dem keiner vorbeikam. Sehr lustig in Erinnerung blieb mir dazu die Cover-Rezension von Robert. Da dies ein Rückblick ist, spoilere ich nicht, wenn ich erzähle, dass auch Robert nicht ums Nachkochen herum kam - komischer Einband hin oder her.

Die Kichererbsen und Süßkartoffel-Puffer habe ich euch bereits daraus vorgekocht. Nun also weitere Puffer aus Lauch. Ich habe an dem Rezept ziemlich gebastelt - das Wie dazu findet sich in der Anmerkung.


Zutaten 4P*:

3 Stangen Lauch
3 Schalotten, fein gehackt
150ml Olivenöl (m: deutlich weniger)
1 frische Chili-Schote (m: Harissa)
25g Petersilie
3/4 TL Koriander, gemahlen
1 TL Kreuzkümmel, gemahlen
2 Pr Kurkukma
2 Pr Zimt
1 TL Zucker
1/2 TL Salz
1 Eiweiß (m: weggelassen)
120g Mehl
1 EL Backpulver 
1 Ei
150ml Milch
50g Butter

Kräuter-Dipp:
100g griech. Naturjoghurt
100g Sauerrahm
2 Knofi, zerdrückt
2 EL Zitronensaft
3 EL Olivenöl
1/2 TL Salz
20g Petersilie, gehackt
20g Koriander, gehackt 

Zubereitung:

Für den Kräuterdipp einfach alle Zutaten in einem Mixer fein pürieren (m: klassische Handarbeit geleistet)

Den Lauch in 2cm Ringe schneiden (m: kleiner geschnitten) und zusammen mit den Schalotten in d Hälfte des Olivenöls (m: 2 EL) in etwa 15min weich garen. In eine große Schüssel geben - ebenso Chilischote, Petersilie, die Gewürze, Zucker und Salz.

Das Eiweiß anschlagen, bis weiche Spitzen stehen bleiben (m: weggelassen) und unter das Gemüse heben. In einer anderen Schüssel das Mehl mit Backpulver sowie dem Ei, d Milch und der Butter zu einem Teig verrühren. Die Gemüse-Mischung mit dem Teig vorsichtig vermischen.

In einer Pfanne etwas Olivenöl erhitzen, mit dem Eßlöffel Puffer in das heiße Fett setzen und von beiden Seiten golden und knusprig braten. Auf Küchentücher abtropfen lassen, warm stellen und so fortfahren, bis alle Puffer gebacken sind.

Anmerkung Ottolenghi: Lauch kann gut durch Spinat ausgetauscht werden

Anmerkung m:  Ich habe das Rezept ziemlich umgemodelt für uns zwei. Vorneweg habe ich sehr viel Fett herausgekürzt. Außerdem habe ich 250g Lauch verwendet aber die ganze Mehlmenge (größtenteils Einkorn-Vollkorn). Statt Milch habe ich Kefir genommen. Auf diese Weise ergaben sich 8 Puffer, die uns sehr gut geschmeckt haben/ am besten weil besonders knusprig schmecken die Puffer direkt aus der Pfanne

Quelle: Ottolenghi *Genussvoll Vegetarisch*


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