Wenn es einen Gott gibt, dann schaut er sicher nicht wohlgefällig auf die weiße Menschenrasse. Bei diesem kleinen Gedankenspiel sind wir uns einig, oder? Hey, so viel realistische Selbsteinschätzung muss drin sein. Kolonialismus, zwei Weltkriege und ein dritter in Arbeit, die Ausbeutung der Erde, der Umgang mit Tieren... © by white race. Karma - die Konsequenz aller Taten - löst sich nicht einfach in Luft auf.
Man könnte meinen, jetzt zu Weihnachten ploppt hierzulande noch ein letzter Restbestand auf eines Bedürfnis, sich Göttlichem hinzuwenden. Aber nimmt man mein kleines Blog-Event vor Jahren mit der Frage *Was bedeutet für dich Weihnachten* repäsentativ, dann spielte für nicht eines meiner teilnehmenden Mädels mehr Spiritualität eine Rolle in der Auseinandersetzung mit Weihnachten. Kirche und Religiösität sind rum. Vorbei. Aber einen Ersatz haben wir ebenfalls nicht dafür. Wir haben uns von Gott abgewendet. Wir brauchen Gott nicht mehr.
Warum soll es Gott geben? Weshalb sollte ich mich der Dramatik des Lebens stellen? Wodurch Leben entsteht, kann ich doch mit Maß und Zahl analysieren. Wozu mich eingliedern, wo ich bereits über den Dingen stehe.
Gut veranschaulicht die Arte-Doku *Spiritualität 2.0 - der Traum vom optimierten Ich* was es bedeutet, keine Verbindung mehr zu haben zur universellen Einheit: angehimmelte Gurus puschen in bester Ami-Life-Coach-Leistungssport-Manier Menschen dazu mittels Autosuggestion ihr Ego zu boostern um im Außen besser anzukommen. Auf dem Weg zum Maximus. Das Große, das wir anbeten, sind wir selbst. Na denn man tau!
Ja, die Beziehung zu Gott hat jeder selbst zu knüpfen. Höchst individuell. Keine Zwischeninstanz, keine Mittler von Nöten. Genau deswegen: Erstmal muss man Gott irgendwo finden (Rilke). Ganz wie meine Investigativ-Journalisten, denen ich die letzten Jahre verstärkt zuhöre, betonen: Information ist eine Holschuld und keine Bringschuld. Nur wer Fragen hat erhält Information. Gleiches gilt für die spirituelle Suche. Keiner kommt mit dem Silbertablett vorbei und reicht Antworten.
Allahu akbar heißt übersetzt eben nicht *Gott ist groß* sondern *Gott ist größer* - das macht einen gewaltigen Unterschied, für alljene, die darüber nachdenken. Ich will in der Lage sein, in allen Tempeln der Erde das
jeweils Größte anzubeten, sagt Rilke sinngemäß. Denke so gross du nur kannst - Gott ist größer. Und dann sehne dich nach dieser Nähe.
Ein spiritueller Weg beginnt definitiv nicht esoterik-like mit einem Kindergeburtstag à la *Du bist ganz wundervoll, so wie du bist*, sondern, rollt sich eher umgekehrt auf. Ihr kennt bestimmt die Anekdote: Ein Lama wird gefragt: Wie erhalte ich Erleuchtung? Die Antwort lautet: Klo putzen, Klo putzen, Klo putzen. Ohne, dass man sich selbst nicht dem stellt, was im Inneren im Weg steht - Ängste und Hochmut - gibt es keine Weiterentwicklung. Nicht zu vergessen das Familienkarma (oder neudeutsch die transgenerationale Weitergabe von Traumata), das in Bann schlägt. Schlüssel zur Befreiung sind Erfahrungen, Erkenntnis und Selbstreflexion. Auf diese Weise knüpfe ich einen Draht zu meinen eigentlichen Beweggründen - meinem Wesen, das ganz unabhängig ist von Dingen wie Namen, Herkunft, Adresse, Alter, Beruf, Kreditkarte, Freunde, Beruf, Partner. Sonst nämlich wird es schwer bis unmöglich, anzunehmen was war, was aber jetzt nicht mehr zu ändern ist - sei es noch so ungeheuerlich. Daher gilt es, seinen Frieden mit der Vergangenheit zu schließen. Kein Neustart ist vorher denkbar, sondern nur neues Karma stapelt sich obendrauf. Also *nimm dein Bett und wandle!*
Die Hoffnung aller Suchenden winkt in der Ferne: die Überwindung des Ego, der Mensch, der sich freiwillig Werten unterstellt, der in der Lage ist, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen, der das Mentale zum Schweigen bringt, der sich innerlich leer und zum Gefäß machen kann, und im stillen Bewußtsein Kontakt zu der Welt findet, die unsere eigentliche Heimat ist, der geistigen Welt. Doch dieser Gnadenakt ist nicht für alle bestimmt - ganz wie beim Lottospiel: alle können gewinnen, aber halt nicht jeder. Die Evolution ist verschwenderisch. Nicht jede Kaulquappe wird zum Frosch.
Schon gar nicht die Kaulquappen, die nicht von ihrem Sockel runterzusteigen wollen und auf eigene Bedeutung pochen. Oder selbst keinen blassen Schimmer haben, was sie bewegt. Wieviel Mensch - im höchsten Sinn des Wortes - in einem steckt, beweist sich einzig im Praxistest, jenseits von aller Philosophie und allen Wortspielereien, für sich ganz allein: Es ist nicht genug, zu wissen, man muss auch anwenden. Es ist nicht genug, zu wollen, man muss auch tun.“ (Goethe)
Mitten während das Blog im anstrengenden Baustellenmodus hängt, schlage ich euch eine vegane Festtages-Inspiration vor. Die gedämpften Brötchen Hua Juan - wieder mal inspiriert von Susanne - sind schick und lecker und passen sowohl zu jedem Salat wie jedem Eintopf. Wir waren beide überzeugt. Eine schöne Abwechslung auf dem Eßtisch und das Zubereiten hat mir Spaß gemacht.
Fünf Versuche zum Formen hatte ich, was sich als weniger tricky herausstellte als angenommen. Trotzdem sehen sie entschieden nach *Prototyp* aus. Das geht noch deutlich hübscher. Mein Stolperstein war das Öl, mit dem ich zu großzügig war beim Anschwitzen der Frühlingszwiebeln umging, so dass mir die kleinen Origami-Brötchen fast aus den Fingern geflutscht sind, wenn ich sie beim Drehen halten wollte. Eigentlich sind diese Schönlinge echt gut machbar und kein Hexenwerk.
Die gibt es also 100 pro wieder und dann werde ich zu dem Rezept *Making of*-Fotos nachposten, bis dahin erklärt dieses kleine Youtube-Filmchen mehr als hundert Worte.
Zutaten 2P/ 5 Stück:
150g Mehl (30g Einkorn-VK/ 120g T65)
5g Hefe
1/2 TL Haushaltsnatron
1 EL Sonnenblumenöl
15g Rohrzucker
1/2 TL Salz
85g Wasser
2 kleine Frühlingszwiebeln
Chili-Flocken
2-3 EL Sonnenblumenöl
Salz, Pfeffer
Zubereitung:
Alle trockenen Zutaten in eine Teigschüssel geben und vermischen. Öl und Wasser zugeben und alles zu einem glatten Teig verkneten, der sich vom Rand der Schüssel löst. Bedeckt an einem warmen Ort zu doppelter Größe aufgehen lassen; das dauert ungefähr eine Stunde.
Inzwischen aus Backpapier 5 Quadrate
mit ca. 7 cm Seitenlänge zuschneiden. Die Frühlingszwiebeln putzen und
in feine Röllchen schneiden. In Olivenöl anschwitzen bis sie gerade beginnen leicht golden zu werden - salzen, pfeffern und mit Chili würzen.
Die Arbeitsfläche leicht mit Mehl bestäuben und den Teig zu einem Quadrat von 25 x 25 cm ausrollen. Die Oberfläche mit dem Öl bepinseln.
Nun das obere Drittel des Teiges über die Füllung klappen, dann das untere Drittel darüber schlagen. Das so entstandene Rechteck in 10 gleich breite Streifen schneiden. Zwei Teigstreifen übereinander legen. Mit einem Essstäbchen der Länge nach mittig den Teig nach unten drücken, bis er an den Seiten hochkommt. Teigstreifen umdrehen, die glatte Seite ist nun oben. Mit Gefühl in die Länge ziehen. Mit den Streifen eine Schlaufe formen - Teigenden werden in den Fingern zusammengehalten und in diese Schlaufe quer ein Essstäbchen quer einführen. Dieses 2 Mal um sich selbst drehen. Dann - die Teigenden mit einer Hand gen Boden drückend - das Eßstäbchen mit Druck nach unten rausziehen. Die Teigenden mit einer Hand weiter halten, mit der anderen Hand das Stäbchen nach unten drückend herausziehen. Das fertige Bao auf ein Stück Backpapier legen.
Die fertigen Baos mit einem Geschirrtuch bedeckt nochmals 40 min ruhen lassen.
Zum Garen Wasser in einem Dämpftopf erhitzen und die Bao 12 bis 15 min dämpfen.
Die Hua Juan schmecken frisch und noch warm am besten, man kann sie aber auch gut unter Dampf oder in der Mikrowelle regenerieren.
Quelle: magentratzerl / Youtube - Anleitung
Joyeux Noël euch allen!
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