Neugier: Lasagne aux carottes, fines herbes et comté

Mittwoch, 8. März 2023

 
 

Das Bild hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt und bereitet mir Freude, wann immer ich daran denke: ein kleiner Junge, vielleicht 2 Jahre alt, wird von seinem Vater im Buggy geschoben. So weit so unaffällig. Was aber direkt ins Auge sticht ist, WIE das Bübchen im Buggy sitzt. Er sitzt nämlich aufrecht, gar leicht nach vorne gelehnt, fast ein wenig angespannt - beide Hände halten sich am Sicherheitsbügel fest, mit wachen Augen und gespitzten Ohren. Wie auf einem Wachposten. Wie ein Jäger im Hochsitz. Wie in der Achterbahn vor dem Start. Als würde hinter jeder Ecke etwas Großartiges warten, etwas Spannendes zu entdecken sein. Neugier am Anschlag, mittendrin im großen Park der Sensationen, im Abenteuer Leben, das Fleisch gewordene Sesamstraßenlied:  tausend tolle Sachen, die gibt es überall zu sehen... A-l-l-e-s aufregend! Der Anblick amüsierte mich sehr!

Warum ist diese Art der Begeisterung schwer aufrecht zu erhalten? Anstelle von *aufregend* empfindet man das Leben später eher als *anstrengend*. Derart gespitzte Sinne bei einem Erwachsenen kenne ich eigentlich nur von meinem Habib, dem alten Afrikadurchquerer. In der Wüste muss man sich auf sich verlassen können, da kann man niemanden nach dem Weg fragen - zumindest nicht damals, als der Habib durch die Sahara turnte. Ich weiß auch noch, wie mir diese Wachheit zum ersten Mal an ihm auffiel. Ganz am Anfang, als der Habib und ich zusammengekommen sind, machten wir einen Ausflug an die Mittelmeerküste. Und ich erinnere mich, wie der Habib beim Mittagessen auf der Resto-Terrasse mit eben diesem Interesse für alles und jeden seinen Blick schweifen ließ. Wie eine Art gesteigerte Aufmerksamkeit. Ich stutzte darüber, denn ich begann dann ebenfalls den Kopf zu drehen: anscheinend entgeht mir was. Erde als großes Mysterium.

Neugier macht das Leben definitiv lebenswerter. Aber wie im Urwald auch, gilt es die Wahrnehmung zu schulen, Fährten lesen zu können, Vögelrufe auseinander zu halten uswusf - all das kann Orientierungshilfe bieten, all das kann im Dschungel gar lebenswichtig sein. Kunst-Unterricht samt seinen Bildbesprechungen wäre eine tolle Möglichkeit, um den Blick zu trainieren. Sehen, richtig sehen will gelernt sein. Und wenn das Auge weiß, worauf es zu achten hat, übt es mit der Zeit, Informationen viel schneller abzugreifen, zu filtern, zusammenzusetzen und auszuwerten. Mir hat in dieser Hinsicht die Beschäftigung mit Homöopathie Türen geöffnet.

*Wieviel Geheimnisse weißt du*
 *Drei* versetzte der Alte
 *Welches ist das wichtigste?* fragte der silberne König
 *Das offenbare* versetzte der Alte 
                  (Goethe - Das Märchen)

Das größte Geheimnis ist das Offensichtliche - das ist doch stark, oder?! Aber es braucht dafür *Augen, die sehen und Ohren, die hören können*. Stattdessen benutzen wir unsere Grundaussattung *Wahrnehmung* schlecht bis ungenügend (von Gedankenkraft will ich hier jetzt gar nicht anfangen). Und durch das Handy geben wir das Restvermögen sogar noch ab an ein Maschinchen. Blöder Fehler, saublöder Fehler. Damit steht man bereits mit einem Fuß im Irrsinn, der bekanntlich dort anfängt, wo man seiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr trauen kann...


 

Ziehe ich als Beispiel unser Lieblingsresto ran, das mich zu der heutigen Lasagne inspiriert hat. Diese haben wir dort schon zwei Mal gegessen, jedes Mal eine veritable Portion, die gut sättigte und wenig Platz für anderes übrig ließ außer einer kleinen Salat-Dekoration. Der verdiente Mittelpunkt gehörte der Lasagne, zurecht unangefochtener Star. Warum, das werdet ihr beim Nachkochen selbst herausfinden. Fines herbes bezeichnet übrigens eine Mischung aus frischen Kräutern, ich habe dafür Petersilie, jungen Knoblauch sowie Frühlingszwiebeln und Estragon verwendet.

Sehr oft ist ihr *assiette du jour* nämlich das Gegenteil: sehr überladen. Viele unterschiedliche kleine Gerichte, Geschäcker und Aromen drängen sich dicht an dicht nebeneinander. Das macht manchmal Spaß, manchmal ist es aber auch einfach zu viel des Guten.

Und weil sich alles in Allem spiegelt, gilt Gleiches für ihre Passion für Dekoration. Das Resto ist mit viel Liebe zum Detail eingerichtet, aber es kracht mehr und mehr aus seinen Nähten, man weiß gar nicht mehr, wohin zuerst gucken. Übertrieben halt.

Kleine Beobachtungen wie diese machen den Alltag zum Erlebnis. Ich glaube, das ist mit einer der Gründe, warum ich mir das nicht entgehen lassen will. Und weil man mit der Zeit merkt, dass die Sinne sich schärfen lassen, je mehr sie auf Habacht sind. Und weil man seiner Beobachtungsgabe immer tiefer vertraut und damit seinem eigenen Urteil. Und Urteilsfähigkeit ist in meinem Universum, in dem der freie, eigenverantwortliche Mensch das Ideal ist, ein angestrebtes Ziel.


Zutaten 2P:

Lasagne-Blätter:
50g Kamut-VK
50g Dinkel 1050
1 Ei
Salz
....
500g Tomaten (m: halb stückig, halb Ofen-Tomaten)
2 Knoblauch-Zehen
2 Lorbeer-Blätter
1 TL Rohrzucker
Salz, Pfeffer
Thymian
Harissa
2 EL Balsamiko-Reduktion 
....
2 Karotten
150g fines herbes (frische Kräuter/ oder Mangold, nur das Grün)
100g Comté

 

Zubereitung:

Pastateig zubereiten, dafür alle Zutaten zu einem homogenen Teig kneten und eingewickelt mindestens 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.

Dann die Sauce auf den Weg bringen. Dafür in Olivenöl den fein gewürfelten Knofi anschwitzen, Tomate zufügen, salzen, pfeffer, Thymian und Lorbeer-Blätter zufügen, würzen mit Zucker und Harissa und offen bei kleiner Hitze einreduzieren lassen auf etwa 300ml. Lorbeerblätter entfernen und abschmecken mit Balsamico-Reduktion. Gebenenfalls nochmals nachwürzen. Die Tomatensauce sollte sämig und gut würzig sein-

Karotten bürsten, der Länge nach halbieren und dann der Länge nach in lange Scheiben schneiden. In etwas Salzwasser mit einem kleinen Stich butter und einer Prise Zucker weich garen.

Die frischen Kräuter waschen, trocken schütteln - von Stielen befreien (Petersilie) und mittelfein hacken. (Mangold von den Stielen befreien (und diese für ein anderes Gericht verwenden), waschen und über Wasserdampf garen. Dann kleiner schneiden).

Pastateig dünn auswellen (m: Marcato)  und in 5 gleichgroße Stücke schneiden. In einer breiten, tiefen Pfanne Wasser erhitzen, salzen und die Teigplatten nacheinander darin kochen. Auf einem sauberen Küchentuch glatt auslegen.

Den Ofen auf 200°C vorheizen.

Die 1kg-Form buttern und nun die Lasagne schichten: dafür mit ein wenig Tomatensauce beginnen, dann ein Lasagne-Blatt - Tomatensauce - Karotte - Mangold - Käse (geraspelter Comté) - Lasagneblatt .... mit einem Lasagneblatt, Tomatensauce und Käse abschließen.

Die Lasagne etwa für 25min in den Ofen schieben.
 
Anmerkung m: fines herbes wird eine Mischung aus unterschiedlichen frischen Kräutern bezeichnet - je nach Jahreszeit Petersilie, Kerbel, Schnittlauch, Estragon (aber auch Basilikum, Koriander... je nach Rezept und Aromenwunsch) - sie würzen diese Lasagne nochmals mit - und die Qualität der Sauce ist entscheidend bei dieser Lasagne: die muss schön sämig und gut würzig sein. Dadurch dass ich sie bereits 2 Mal zubereitet habe und beim 2. Mal die Sauce zu *dünn* wurde, weiß ich das gewiß. Wer keine Ofentomaten hat, nimmt stattdessen stückige Tomaten und zwar möglicherweise insgesamt 600 g, die dann auf die Hälfte einreduziert wird


Sommervariante: hier war die Sauce besser geglückt = würziger und sämiger

4 Kommentare

  1. Der Wille, Neues zu lernen und mentale Herausforderungen zu meistern, beeinflussen das Gehirn eines Menschen in positivem Sinn bis ins hohe Alter. Ich wäre jetzt gerade neugierig darauf, deine Winterlasagne mit der zu wenig sämigen Sauce zu probieren. LG

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    1. Es ist ein bißchen mehr Arbeit, die Lasagneblätter selbst zu machen - aber bei jemanden wie dir, der die filigransten Ravioli bastelt, braucht es dazu bestimmt keine Ermunterung. Auf gar keinen Fall aber darf die Sauce *zu wenig sämig* sein (das war ein Fehler, der mir beim 2. Mal machen unterlief = Foto 1) - ganz im Gegenteil steht und fällt die Qualität dieser Lasagne mit ihrer würzig-sämigen (!) Sauce (s. Foto 3)!

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