ausgebüchst: Red Cabbage Ragù

Sonntag, 21. Mai 2023

 

Mit unserem letzten, kurzen Aufenthalt in Deutschland wurde mir bewußt, dass ich nun schon fast 20 Jahre nicht mehr im Land meiner Muttersprache lebe. Und das merke ich. Distanz schafft klare Gedanken, heißt es. Und so staune ich über die typisch übergepflegten Gärten deutscher Vorstädte, in der die Natur so sehr wie möglich gezüchtigt, gestutzt und beherrscht wird - Gärten, die mir vertraut sind, denn in einem solchen bin ich aufgewachsen. *Alles schön schier* beschreibt es Dörte Hansen in *Altes Land*. Alles soll aussehen, als wäre alles in Ordnung. Alles steht in Reih und Glied. Alles steht an dem ihm zugewiesenen Platz. Das Fremde, Unbekannte, Wilde, das ist nicht Willkommen. Hier, demonstriert das Haus samt gestalteter Rasenfläche, hier bei uns haben wir alles im Griff.

In meiner Jugend hat mich genau das beengt, dieses Gefühl, dass keiner ausscheren, keiner aus der Reihe tanzen darf. Kein Mensch und kein Löwenzahn. Das meint jetzt gar nicht diesen ins Gegenteil verkehrte Spirit à la *ich bin ganz anders-quer-transgender-anarcho-Kunstfigur-Dingens* samt *undjedersollesmitkriegenundgutheißen*. Sondern ich rede vom Ausbüchsen, vom Ausprobieren, vom Erfahrungen sammeln - für sich ganz alleine. Dazu gehört, dass man auch mal Regeln bricht, Grenzen überschreitet, Risiken eingeht, Fehler macht. Wie schwarzfahren. Über eine rote Ampel rauschen oder schneller fahren als erlaubt ist, weil auf weiter Strecke alles frei. Oder mal die Schule schwänzen. Einen Tag blau machen... Ihr wißt, was ich meine.

Dieses kleinteilige Regelkonforme ist doch wie ein Schraubkorsett, das einem die Luft zum atmen nimmt, das gar nicht zuläßt, dass man eigene Wege sucht, dass man die Möglichkeit gar nicht hat, die eigene Beurteilungsfähigkeit zu üben und auf die eigene Wahrnehmung vertraut. Eben dass man ins Straucheln kommt und dabei ins Nachdenken gerät. Ganz schnell und ganz leicht und ganz bequem paßt man sich an, wenn der Druck von außen groß genug ist... ohne weiter nachzudenken. Weil es alle so machen... 

Selbstverständlich braucht eine Gesellschaft Spielregeln. Aber höher als alle Vorgaben steht doch die Moral, der man sich innerlich freiwillig unterstellt. Und dafür muss man nun mal Erfahrungen sammeln. Das ist absolut alternativlos, weil Erfahrungen nicht übertragbar sind. An der Stelle verlinke ich gerne nochmals den Text von Johannes (Reisedepeschen) *Polemik gegen die Regelwut*.

Im Grunde funktioniert *Erwachsenenbildung* (nenne ich es jetzt einfach mal so) wie Kindererziehung. Es werden klare Grenzen gesetzt, aber innerhalb dieses Rahmens ist man frei. Sonst krätscht man ja permanent dazwischen, bevormundet, verbietet, entmündigt, entmutigt, beherrscht und versklavt ... und gibt am Ende noch die Gedanken vor! Sonst bleibt am Ende nur, als kleine Ordnungswidrigkeit *frei sein* mit der Kreide auf die Strasse zu schreiben! Aber, Leute, so geht doch Leben nicht.



Der Frühling 2023 macht temperaturmäßg Bocksprünge wie ein junges Geißlein. Gerade ist ein Schmorgericht genau das richtige Comfort-Food. Ich schicke dabei herzliche Grüße an Stephanie raus - vielen Dank für die Empfehlung, die Pasta hat uns super geschmeckt... wie alle Rezepte, die du mir seither weitergeleitet hast!


Zutaten 2P:

1 mittelkleiner Rotkohl
1 rote Zwiebel
4 Knoblauchzehen
2 EL Tomatenmark + 1 Glas Ofen-Tomaten
(erstzweise: 1 Dose gute, aromatische Tomaten)
Rotwein (ca. 75ml)
1 kleiner Bund Petersilie
1 TL Rohrzucker
Harissa
Salz, Pfeffer
Olivenöl
200g Rigatoni (oder andere Röhrennudeln)


Zubereitung:

Von dem Rotkohl wenn nötig die äußeren Blätter entfernen und halbieren und in insgesamt 6 Spalten schneiden.

In einem schweren Bräter bei starker Hitze Olivenöl erhitzen und die Spalten einlagig und gesalzen so lange anbraten, bis sie von beiden Seiten Farbe angenommen haben - dauert ein paar Minuten. Notfalls nacheinander braten. Auf einem Schneidebrett zwischenlagern und etwas auskühlen lassen.

Die Hitze reduzieren und die gewürfelte Zwiebel in Öl glasig dünsten. Kurz vor Ende den fein gehackten Knofi zugeben. Parallel reichlich Salzwasser für die Pasta aufsetzen. Und den Kohl nun samt Strunk feiner schneiden.

Tomatenmark zu den Zwiebeln geben, salzen, pfeffern und etwas rösten, dann restliche Tomate zufügen, Rotwein anschütten und einreduzieren lassen (2-3min).

Nun Rotkohl zufügen, Zucker und die Hälfte der fein gewogenen Petersilie, außerdem etwas Wasser beischütten (ca. 50-70ml) und bei kleiner Hitze und aufgelegtem Deckel etwa 15min schmoren lassen - so lange, bis der Kohl noch etwas Biss hat. Nochmals abschmecken und mit Harissa schärfen.

In der Zwischenzeit die Nudeln al dente kochen und beim Abschütten etwas vom Kochwasser auffangen. Die Pasta mit der Sauce mischen und wenn nötig für die richtige Konsistenz mit etwas Nudelwasser strecken. Die restlichen fein geschnittene Petersilie darüber streuen und servieren.

Inspiration: Stephanie bzw. Cooking App der NYT


1 Kommentar

  1. Das freut mich sehr, dass es erneut eine gut getroffene Empfehlung war, euch geschmeckt hat; ist ja eigentlich eine unaufgeregte Kombi die Rotkohl-Pasta, aber sehr lecker aromatisch ja und schnell und günstig noch dazu. Gestern hatten wir deinen „Kaffeekuchen“ auf dem Tisch, bei schönem Sonnenschein im Garten gegessen, immer wieder sehr köstlich. Herzliche Grüße nach Gigors Stephanie

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