Wahrscheinlich war der Anfang vom Ende die Erfindung von Fernsehen. Als der Habib und ich vor bald 20 Jahren in Marrakesch über den Djemaa-el-Fna stromerten, blieben wir bei dem Geschichtenerzähler kleben. Eine große Traube an Menschen hatte sich bereits um ihn versammelt und hing an seinen Lippen. Wir verstanden kein Wort, aber das Szenario fesselte mich schwer. Die Zuhörerschaft bestand nämlich fast ausschließlich aus ausgewachsenen Männern. Unvorstellbar in unseren Breitengraden. Aber warum eigentlich?
So oft habe ich es erlebt, dass man an einem großen Tisch mit anderen zusammensitzt und dann hast du - wie es der Habib so einfach und knackig beschreibt - 5 Menschen und 7 Gespräche. Ich gebe ja dem Alkohol die Hauptverantwortung für derlei Zustände. Angesäuselt will jeder zeigen, wer er ist, sich in Position bringen, seinen Stand der Dinge dem Volk verdeutlichen uswusf... brauche ich gar nicht weiter zu beschreiben, kennt jeder, hat man alles so oder so ähnlich zigfach erlebt. Nur leider ermüden mich Plappereien, nur damit etwas geschwätzt ist, maßlos. Und als Applaus-Robbe für eine Selbstdarsteller-Inszenierung tauge ich kaum bis überhaupt nicht. Oder diese Quartett-Spielereien... ich hatte es bereits davon - so geht halt kein wirklicher Austausch. Und ganz ungeschminkt gesagt: nüchern laufen Unterhaltungen anders ab.
Dabei bin ich ganz bei Martin Buber und seiner Aussage, die so gerne als hübscher Kalenderspruch dient: *Alles wirkliche Leben ist Begegnung*. Nichts kann ein Leben mehr verändern, als der richtige Mensch im richtigen Moment. Nix geht tiefer. Nichts regt mehr an, nichts kann nachhaltigeren Eindruck hinterlassen als der unmittelbare Austausch mit jemanden, der vermag, das Herz zu berühren. Oder etwas tiefer aufgehängt: der einen durch seine Art beeindruckt und Respekt abnötigt. Ein wahrhaftiges Gegenüber berührt fast zwangsläufig.
Da kommt doch ein Buch nie hin. Trotzdem wird heute ein Buch, eine Zeitschrift, ein Podcast, ein Hörspiel einem echten Gespräch vorgezogen. Totes Schwarz-auf-Weiß wie meine Zeilen. Zu schade aber auch. Wieso interessiert man sich nicht mehr für einander? Wieso findet nur sehr schwer echter Austausch statt? Vielicht weil man sich für eine wirkliche Begegnung zeigen muss. Sich Öffnen. Nackig machen. Und nicht irgendwelche Selbstvermarktungsstrategien à la Social Media betreiben, um Kunden anzuwerben. SO kommt man nämlich im echten Leben nicht zusammen und gewinnt keine Zuneigung.
Es gab mal wieder Knödelchen. Diese hier - Parmesan-Topfen-Knödel - habe ich wirklich niedlich-klein geformt, etwa Tischtennisballgröße. Sie lassen sich unkompliziert formen, schmecken deutlich nach Parmesan und begleiten mit Sicherheit ebenso gut anderes Gemüse oder eine andere Sauce - die darf man sich also merken. Die Kohlrabi-Sauce habe ich allerdings verändert, weil mir das Original-Rezept entschieden zu viel Fett enthielt. Ich habe stattdessen - wie so gerne - eine kleine Béchamel gemacht.
Zutaten 2P /11 Knödelchen:
60g Toastbrot (m: Dinkel-Toast)1 Eigelb
125g Quark
50g Parmesan
Pfeffer, Salz
Muskatnuss
...
300g Kohlrabi
30g Butter
30g Mehl
ca. 200ml Gemüsebrühe
ein guter Schuß Sahne
ein besserer Schuß Noilly Prat
1 TL Crème fraîche
30g Parmesan
...
2-3 EL Pinienkerne
Kräutersalz
...
Bärlauch/ Schnittlauch/ Frühlingszwiebeln/ Estragon/ Kerbel./ Kapuzinerkesse/ Verveine..
Zubereitung:
Für die Knödel das Toastbrot grob zerkleinern und mit dem Pürierstab in einem hohen Gefäß fein hexeln. Parmesan fein reiben. In einer Schüssel alle Knödelzutaten gut verkneten und mit Muskatnuss, Salz und Pfeffer abschmecken. Zugedeckt im Kühlschrank mindestens 10 Minuten (m: etwas länger) ruhen lassen, die Kugeln lassen sich dann leichter formen - und so ist es auch.
Nun für die Sauce einen halben Liter Wasser mit ½ TL Salz zum Kochen bringen. Kohlrabi in 1cm größe Stücke würfeln und darin 4 bis 5 Minuten garen. Abgießen, dabei das Kochwasser auffangen, Kohlrabiwürfel im Sieb auskühlen lassen. Dann einen Topf mit Salzwasser aufsetzen.
Von der Knödelmasse mit dem Löffel ca. 25g abstechen und mit feuchten Händen Knödel formen – ohne Risse, damit kein Wasser eindringt. Die Knödel bei sanfter Hitze etwa 10 min garen lassen - steigen sie an die Oberfläche, sind sie gar. Herausheben, abtropfen lassen und warm stellen.
Parallel das Gemüse zubereiten. Dafür die Butter in einem Topf schmelzen, das Mehl einrühren und etwas anbraten ohne Farbe annehmen zu lassen. Bei stetigem Rühren mit dem Schneebesen Brühe, Sahne und Noilly Prat einrühren. Salzen, pfeffern und zuletzt den Parmesan (so wie die Kräuter der Wahl - m: Kapuzinerkesse/ Verveine) einrühren. Die Kohlrabi-Würfel wieder warm ziehen lassen.
In einer Pfanne die Pinienkerne (oder
Mandeln/Cashewkerne) darin anrösten, salzen. Gemüse mit Knödel und Nüssen sowie einer Kräuter-Deko servieren.
Inspiration: SZ
Die sind so hübsch klein, dass du sicher Tischtennisballgröße meinst ... Sehr schöne Kombination
AntwortenLöschenDanke, Ulrike, fürs Aufmerken - da hast du ganz recht, was ich meine und schreiben wollte... dann mache ich mich zum Edieren auf!
LöschenOh, ein neues Knödelchen-Rezept, wie schön! Ich habe dieses Jahr das erste Mal eigenen Kohlrabi im Garten, ich glaube, genau darauf wartet er. ☺️
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Sylke