Ich habe einen neuen Goethe-Liebling:
Nicht Wünschelrute
nicht Alraune
die beste Zauberei
liegt in der guten Laune
Eigentlich eh klar: wenn's läuft, dann läuft's. Dann ist man auch gut drauf, dann fliegen einem die gebratenen Tauben quasi von ganz alleine in den Mund. Kennt man, hat man alles schon mal erlebt. Allerdings geben diese Zeitabschnitte sehr leider nur ein kleines Intermezzo zwischen vielen anderen Epochen, die man bereitwillig überspringen würde für diese *läuft-wie-geschnitten-Brot-Perioden* und *aus-der-Bahn-hab-Schlittschuh-an-Phasen*. Weil wenn ein Gewicht wie ein Wackerstein auf der Brust liegt, dann ziehen die Mundwinkel nicht freiwillig nach oben. Wie auch?! Trotzdem frage ich mich, ob man das umdrehen kann. Die Dauerschleifengrübelei mit, was war zuerst da: das Huhn oder das Ei? Die gute Laune oder der Lauf? Irgendwelche Erfahrungsberichte aus dem echten Leben?
Nun, wir streiten wohl nicht, wenn ich behaupte, dass jemand, der mit sonnigem Gemüt ausgestattet ist, eine größere Freude für sein Umfeld hermacht als das gegenteilige Exemplar. Schaut man direkt in zitronensaure Mimik, dann arbeitet man irgendwie schon gegen Widerstand an. Da wird einem die Tür vor der Nase zugeschlagen... nur vom Anblick.
Zufällig hörte ich den Fetzen eines Interviews mit einem Sänger, der sowohl in Japan, Belgien, Deutschland und Vietnam groß geworden ist. Fragt mich nicht nach dem Namen und nagelt mich nicht wegen den Ländern fest - in etwa diese Mischung. Er erzählte, dass es ihm nur immer wieder in Deutschland widerfahren würde, dass es heißt: *Hey, warum hast du denn so gute Laune?! - also dass er sich dafür rechtfertigen muss, gehobener Stimmung zu sein. Gute Laune wäre doch eine Lebenseinstellung und ganz normal. Sehr erfrischend. Und etwas skeptisch Kraft seines Alters denkt man im gleichen Moment: mal schauen, wie lange es trägt...
Aber eben kein Typ vom Team, der guckt, wie sieben Tage Regenwetter. Sagt man das noch? In Frankreich gibt es eine sehr ähnliche Bildmalerei: un visage long comme un jour sans pain (ein langes Gesicht ziehen wie ein Tag ohne Brot). Tsss, die Fränzis und ihr Brot, das sie zu allen Mahlzeiten brauchen. Selbst begleitend zum Mittagessen. Und weil ich selbst ja auch so gerne Brot esse, macht mich der Spruch lächeln. Wobei er wohl eher gemünzt ist auf Vergangenheiten, in denen gehungert wurde...
Ich backe mittlerweile am liebsten meine Vollkornbrote, das wissen treue Leser. Die mische ich auf, indem ich zwischendurch Semmeln zubereite. Mindestens mit ca. 50% Vollkorn. Weißmehl ist mein Ding nicht mehr. Und wenn dann nehme ich helles Dinkelmehl. Zum einen schmeckt mir Dinkel besser, zum anderen ist Dinkelmehl für faule Bäcker - es darf nicht lange geknetet werden, sondern braucht zwischen zwei kurzen Knetgängen einfach ein bißchen Zeit.
Irgendwie war mir nach Toast. Gefühlt ewig her, dass wir das zuletzt gegessen haben. Das Grundgerüst dazu entlieh ich mir beim Brotdoc Björn. Ich schneide den Toast nach Abkühlen in Scheiben, trenne diese durch Backpapierstreifen und so können wir uns nach Lust und Bedarf aus dem Froster bedienen. Passt gut zu unseren Essgewohnheiten und schmeckt super! Gute Gelegenheit auch mal wieder Werbung aus Überzeugung für den Online-Versand Minerva zu machen: seine Brotbackformen sind absolut spitze und deshalb von mir - nun nach Jahren: klarer Daumen hoch mit dicker Empfehlung.
Zutaten 2 Brote - für 1kg-Formen:
Vorteig*:220 Dinkel-Vollkorn
220g Wasser
2g Hefe
...
Kochstück
50g Dinkel-Vollkorn
220g Milch
...
Hauptteig:
Vorteig
Kochstück
230g Dinkel-Vollkorn
600g Dinkel 630
210g Wasser
60g Butter, weich
20g Zucker
20g Rüben-Sirup
20g Salz
22g Hefe
Zubereitung:
Den Vorteig kann man flexibel ansetzen: entweder bei 2 Stunden Raumtemperatur gehen lassen, oder 1 Stunde anspringen lassen und dann über Nacht (10-12 Stunden) in den Kühli (ich habe ihn auch schon morgens angesetzt und nachmittags gebacken, dann etwa 7 Stunden im Kalten geparkt) - also je nach gewünschtem Zeitplan
Kochstück in einem Topf unter ständigemRühren mit dem Schneebesen zum Kochen bringen und auf die Konsistenz von Pudding einkochen lassen - dann abkühlen lassen.
Für den Hauptteig alle Zutaten miteinander vermengen, ca.3min kneten, dann abgedeckt ca. 15min ruhen lassen und nochmals 3min kneten. Nun ca. 45min abgedeckt ruhen lassen. Den Teig teilen.
Eine Hälfte jemals nochmals vierteln, rund wirken, dann straff zu 4 Zylindern wirken. Diese mit der Rollnaht Richtung Seitenwände in die gefettete Form setzen. Weitere ca. 45-50 min gehen lassen.
Bei 200° ca 40-45min backen. Schwaden nicht notwenig. Wer hat und mag mit Deckel (nicht wirklich notwenig, wird auch so ein schöner Toast)
Inspiration: Brotdoc
Sehr schön. Bekommst Du Dinkelmehl 630 auch in Frankreich? Oder bestellst Du aus D? Die Gare passte perfekt.
AntwortenLöschenHabe in den letzten Monaten bei Dir immer reingeschaut. Mir gefällt, dass Du so oft auch philosophische / metaphysische Themen ansprichst und diskutierst, auch wenn wir nicht immer zu 100 Prozent einer Meinung sind. Schnittmengen gibt es aber viele und auch zwischen den Zeilen steht ne Menge. Hoffe immer noch, dass Bahar und ich mal bei Euch vorbeischauen können. Die Mädels sind bald groß - dann wird es einfacher. Mach weiter so!
Dinkelmehl bekomme ich hier in Frankreich mittlerweile auch, Björn, nur deutlich teurer. Oft nehme ich mir welches von unseren D-Besuchen mit. Oder bitte Feriengäste von dort um Sherpa-Dienste ;)
LöschenIch kann nur über Themen schreiben, die mich selbst beschäftigen und eine Relevanz haben. Daher, dass ich überzeugte Individualistin bin, erwarte ich gar nicht, dass man meinen Gedanken folgt - jeder hat seine eigenen Erfahrungen zu machen. Und eigentlich sollte es für eine *alte* Demokratie das natürlichste der Welt sein, dass man mit vielen Menschen zusammenlebt, die unterschiedlicher Meinung sind... Trotzdem freue ich mich über *gemeinsame Schnittmengen* und vielleicht auf ein Kennenlernen in der Zukunft!
Hallo! Kann ich Rüben-Sirup durch Honig ersetzen? Leider bekomme ich ersteren hier nicht. Danke & LG
AntwortenLöschenJa, das kannst du hier machen - der Geschmack ist zwar völlig unterschiedlich, aber in dem Toast nicht derart entscheidend.
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