Stich: Tarte flambée à la manière de bucheronne

Mittwoch, 4. September 2019


Manchmal gerate ich in Gespräche, die mich ans Quartett-Spielen erinnern. Kennt ihr noch diese ozzz-überober-langweiligen Autoquartett-Spielkarten? Wie ich gerade ergoogelt habe auch *Supertrumpf* genannt. Man versucht mit den besten, technischen Daten seiner aktuellen Spielkarte (Höchstgeschwindigkeit/ Motorleistung/ Anzahl der Zylinder...) die Werte der obersten Spielkarte der anderen zu übertrumpfen. Gelingt das, macht man einen Stich und darf in dieser Runde diese Karten seiner Mitspieler einkassieren.  

Oft habe ich das nicht gespielt. Spätestens nach vier Runden sackt einem doch das Kinn gen Brust ob des Stumpfsinns und der Eintönigkeit. Wo soll da der Gag sein? Hat man halt mal jemand übertrumpft... und?

Derlei Spielerei kommen mir immer mal wieder in Unterhaltungen unter. Solche lassen sich erkennen etwa durch Überleitungen zur eigenen Wortmeldung wie: *Das ist ja noch gar nichts. Also I-C-H... * Halt ganz so, als würde man Quartett spielen aber inkognito jedoch mit vergleichbaren Spielregeln. Nich,  à la: *ich weiß halt noch ein bißchen mehr Schlaumeisterei, habe das deutlich bessere Dingenskirchen, die oppulentere Fitzlibutzli-Referenz, das gewaltigere Todschlag-Argument... BÄM! TRUMPF! Spiel-Satz-Sieg!

Aber Kinners: das bringt doch null Spaß. Außer dass eben einer den anderen mit irgendeiner Wichtigtuerei übertrumpft. *Was du schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen* - aber doch nicht andere Leute damit belästigen. Wer sich an das Individuelle hält, der geht von der Andersartigkeit der anderen aus und misst sich nie, überhaupt gar nie mit seinem Gegenüber. Welchen Sinn soll das auch ergeben? Ehrlich, das ist das glatte Gegenteil von einem erquicklichen Gespräch! 

Ja, ich weiß, in dieser Hinsicht bin ich versaut. Nicht von ungefähr steht in meiner *über mich* Seite, wie gerne ich mit dem Habib rede. Nach all den Jahren höre ich unverändert niemandem lieber zu als ihm, bin immer noch gespannt, was der Habib wahrnimmt, auf seine Eindrücke, seine Beobachtungen und neugierig auf seine Einschätzungen. Das ist SO bereichernd. Und SO horizonterweiternd. Zwei Paar Augen sehen mehr als eines... wenn beide gerne Welt und Menschen gucken. Das ist ein großes Geschenk und keine Selbstverständlichkeit, das wird mir mehr und mehr bewußt.

Ich habe auf diese Weise - als wunderbare Begleiterscheinung - meine Sinne deutlich gewetzt. Schließlich will ich nicht erleben, dass dem Habib im Gespräch mit mir der Kopf auf die Seite kippt vor Ermüdung...


Um ein Haar hätte ich diese Tarte *Salami-Pizza... nicht* getauft -  war optisch meine erste Assoziation. Außerdem kitzle ich bekanntermaßen gerne. Nun ist es ein *Flammkuchen nach Art der Holzfällerin* geworden - in Anlehnung an diese Bratkartoffeln. Für die hat der Habib damals eine Bratpfanne gewonnen (von Heike, die leider nicht mehr bloggt), eine Geschichte, die er bis heute sehr gerne erzählt. 

Preisverdächtig finde ich genauso diesen Flammkuchen. Superlecker! Sehr gut ließe dieser sich variieren mit gebratenen Pilzen, die man unter die Zwiebeln mischt. Oder man kürzt die Tapenade raus und bereichert die Zwiebeln durch mitgedünstete Apfelschnitze - ebenfalls bestimmt köstlich!

Zutaten 2P:

Flammkuchenteig:
160g Dinkel 1050
60g Einkorn-Vollkorn
1 EL Öl
Salz
1 TL Koriander, frisch geschrotet
1/2 TL Kreuzkümmel
120ml Wasser 

ca. 2 EL Crème fraîche
2 TL grüne Tapenade
Salz, Pfeffer  


1 Gemüsezwiebel
etwas Öl
2 TL Thymian
Salz, Pfeffer
1 Pr Zucker

100g Käse (m: Tomme de Montagne)

200g neue Kartoffeln (m: Vitelotte) 
3 TL Thymian
Salz, Pfeffer
Olivenöl 

Deko: Basilikum

Zubereitung:

Für den Flammkuchenteig das Mehl, das Salz, den Koriander und das Öl mit 120ml Wasser in einer Schüssel vermengen und zügig erst mit einem Holzkochlöffel, dann mit den Händen zu einem glatten Teig verkneten. Bei Bedarf noch etwas Wasser zugeben. Teig beiseite stellen. 

Den Backofen mit einem Pizzastein auf 220° C vorheizen.

Die Kartoffeln schrubben und so fein wie möglich (m: ca. 2mm)  in eine Schüssel hobeln. 1 1/2 El Olivenöl sowie den Thymian zugeben, salzen und pfeffern. Alles gut durchmischen.

Ein Backblech mit Backpapier belegen und die Kartoffelscheibchen möglichst einlagig darauf verteilen. Das Blech für etwa 10 Minuten in den Ofen schieben, bis die Kartoffeln anfangen, braun zu werden.

Den Ofen mit einem Pizzastein auf 250°C hochfahren. 

Den Flammkuchenteig teilen, jeweils schön dünn auswellen, dann auf ein Backpapier verlegen. Mit der Tapenade-Crème bestreichen. Dann jeweils hälftig mit Zwiebeln, Käse und Kartoffelscheiben belegen. Nochmals leicht pfeffern und die Flammkuchen im heißen Ofen nacheinander knusprig braten.

Anmerkung m: Flammkuchenteig nach Juliane - der mich in seiner Schnelligkeit, Luftigkeit und prima Handhabe absolut überzeugt. Außerdem sollte - für mein Dafürhalten - Falmmkuchen ein Blitz-Essen sein!

 
Geschwister im Blog-Universum:


russischer Bär an Kugeldistel

3 Kommentare

  1. Liebe Micha,
    zu meinem Leidwesen haben sich Autoquartett, Dinoquartett, Pferdequartett ... auch in die Tage unserer Kinder hinüber gerettet und ich war immer froh, wenn ich nicht mitspielen musste! Schließlich ist auch bei Dinosauriern Größe nicht alles. - Aber vielleicht hilft es ja zu erkennen, dass Werte und das wirklich Interessante an einem Menschen nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich sind (irgendwie muss man sich das ja auch bisschen schönreden). :-)
    Der Flammkuchen sieht sehr köstlich aus. Leider bekomme ich hier nicht diese leckeren lila Kartoffeln, die dem ganzen optisch und sicher auch geschmacklich nochmal einen Extradreh geben. Aber mit Pilzen, die den Kartoffeln noch etwas helfen, kann ich mir das auch gut vorstellen.
    Herzliche Grüße, Sylke

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Könnte sein, Sylke, dass ich mit einem Pferde-Quartett zwei Runden länger am Ball bleiben würde... da hätte ich vielleicht noch den Ehrgeiz, meine Lieblingspferdekarten zu sammeln. Nur so richtig endlos trägt selbst der Ansporn nicht.
      Deine Art, das Quartett schönzureden, gefällt mir allerdings RICHTIG gut :-) Für ein zukünftiges Wer-toppt-wen-Gesrpäch lege ich mir deine Erkenntnis direkt als Todschlag-Argument zurecht: *Bei Dinosauriern ist Größe auch nicht alles!* (ich freue mich schon auf die Gesichter :) (Leider fehlen mir für Runde 2 die Kenntnisse - sticht man dann mit Gebiss/ Schnelligkeit??)

      Und ja, die lila-Karotffeln hübschen diesen Flammkuchen definitiv auf - geschmacklich machen sie allerdings nicht mehr her wie jede andere Kartoffel...
      herzliche Grüße zurück gen Dresden!

      Löschen
    2. Die Top- Kategorie für Runde 2:
      „Lebte vor xyz Jahren“ (oder: wer zuerst kommt malt zuerst). Was sagt uns das? Die Erfahrung macht es! :)
      Liebe Grüße, Sylke

      Löschen

Für Kommentare gilt: die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) wurden an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.