Wenn Frankreich morgen chinesisch verwaltet wird, dann lebe ich hier genau
so weiter. Das ist eine Aussage, die ich dieses Jahr öfters rausgehauen
habe. Und dann schaute ich in zweifelnde, entgeisterte Gesichter und
erhielt eigentlich unisono die Antwort: *Das glaube ich nicht, dass du dann weiterhin so frei leben kannst. Ohne Demokratie. Ohne Meinungsfreiheit.* Ich merkte wohl: ich wurde für bekloppt erklärt.
Aber hey, nix davon, was Obrige beschlossen haben, beeinflußt mein alltäglichliches Leben hier in dem Haus, von dem aus ich ins Tal schaue. Bestimmt würde sich dann periphär das ein oder andere ändern. Möglicherweise ändert sich die Währung, zahlt man andere Steuern, vielleicht müßte ich eine Mütze tragen, wäre die gängige Musik eine andere oder ich müßte heimlich auf die Guinguettes zum Tanzen gehen. Vielleicht gäbe es weniger Bananen - ich weiß es nicht. Aber DAS würde mein Leben nicht wesentlich ändern, damit würde ich zurecht kommen - im Gegensatz zu Krieg.
Nehmt die Geschichtsbücher. Da wandern Grenzen ein bißchen nach rechts oder links, nach oben oder unten. Und dafür sind Menschen gestorben. Es ist mir ein unfassliches Rätsel. Und nachher sitzen Kravattenträger an Tischen, deren Angehöre nicht *gefallen* oder verstümmelt sind, unterzeichnen Verträge und einigen sich auf neue Grenzen. Bis zum heutigen Tag. Das ergibt doch keinen Sinn.
Mit Nationalitäten wische ich mir den Hintern ab - ich hatte es bereits davon: ein Lieblingspost von mir. Vaterland ist nichts, worüber ich mich identifiziere. Wenn mich das Reisen eines gelehrt hat, dann, dass ich überall leben kann. Existentiell ist es überall auf der Welt das Gleiche: du mußt essen, du mußt aufs Klo, du mußt schlafen. Und dann gibt es noch eine Regel, die man befolgen muss: halte dich von Politik fern. Dann kann man überall leben.
Weil ungemütlich bis gefährlich
wird es, wnn man systemkritisch denkt und redet (s. Julian Assange).
Dann ist die Überschrift, unter welcher Art der Regierung man lebt,
egal. Da sind sich nämlich alle herrschenden Schichten gleich: Kritik
mag man nicht. Wer das beachtet, lebt überall.
Gerne füge ich an der Stelle die Episode von den Großeltern an von der verstorbenen Frau des Habib. Die haben im dritten Reich Juden zur Flucht in die Schweiz verholfen. Auch darüber erzählte ich schon. Keiner wußte etwas davon - noch nicht einmal die Familie. Sie redeten nicht, sie machten einfach. Und wollten möglich Konsequenzen ganz alleine tragen.
SO geht gelebte Freiheit. Das ist doch etwas Innerliches und bestimmt nicht etwas, das von Außen vorgegeben wird. Nur weil mir irgendjemand sagt, ich habe das gut zu finden oder aber dadagen zu protestieren, ist das noch lange nicht MEINE Meinung. Die bilde ich mir doch höchstpersönlich selbst. Unabhängig davon, wer gerade hupen darf. Ich rede doch nicht Blödsinn hinterher, nur weil das gerade gängiger Konsens ist. In Freiheit zu leben, bedeut, sich freiwillig Werten zu unterwerfen - und nicht, weil man dafür belohnt oder bestraft wird. Mit der Bürde individueller Freiheit muss man schon alleine zurecht kommen. Das ist doch nicht schwer zu verstehen!
Wobei der Hund wohl in den unterschiedlichen Erfahrungen begraben liegt. Ohne die kein Verständnis, keine Erkenntnis, kein Urteilsvermögen. Ich habe bereits in unterschiedlichen Ländern gelebt. Und aus diesen Eindrücken und Erlebtem speißt sich meine Haltung zum Thema *Weltenbürger*. Dabei vertraue ich meiner Wahrnehmung - ganz so, wie ein befreundeter Psychoanalytiker mal formulierte: *Der Irsinn beginnt da, wo du an deiner eigenen Wahrnehmung zweifelst.* So einfach lasse ich mich in meinen Auffassungen nicht in die eine oder andere Richtung schubsen. Oder vom Pazifismus abbringen.Ende der Zucchini-Saison - ein Teil der Zucchinipflanzen mußten der Senfsaaft bereits weichen. Noch ist aber die Möglichkeit, Neues auszuprobieren. Dieser Zucchini-Cake eignet sich nicht nur hervorragend als Salat-Plus-Essen sondern macht sich mindestens so gut als Grill-Begleitung.
Es gilt wie eigentlich bei allen Zucchini-Rezepten (man kann es nicht oft genug wiederholen): viel hilft viel. Mehr ist mehr! Zucchini braucht ordentlich Unterstützung. Grundeigentlich bildet der Cake nur eine Basis und dann dürft ihr mit Gewürzen um euch werfen. Meine Version ist zitronig geworden.
Zucchini-Cake:
2 Zucchini (ca. 700g)*4 Eier
100ml Milch
60ml Öl (m: Olive)
1 kleiner TL Zucker (m: Rohrzucker)
120g Mehl, gesiebt (m: 60g Einkorn-VK, 630 Dinkel)
11g Back-Pu
1 mittlere Karoffel, grob gerieben
2 Schalotten
3 Knoblauchzehen
2-3 EL Parmesan (m: Comté)
150g Ziegenfrischkäse
1 Salzzitrone
2 TL Zitronen-Thymian
1/2 Bund Basilikum
Salz, Pfeffer
Olivenöl
Zubereitung:
Zucchini in feine Scheiben von ca. 2mm hobeln. Mit Salz bestreuen, mischen und etwas Wasser ziehen lassen. Dann in etwas Olivenöl kurz (2-3min - nicht länger) dünsten, dabei den Deckel auflegen - Zucchini-Scheiben sollen nicht durchgebraten sein oder Farbe annehmen.
4 Eier mit dem Schneebesen verquirlen zusammen mit Zucker (gibt goldene Farbe), Salz und Pfeffer. Milch zufügen, ebenso Öl und zuletzt das gesiebte Mehl samt Backpulver untermischen. Gut vermengen, bis alles schön glatt und homogen ist.
Die Kartoffel schälen, grob reiben, dann gut ausdrücken (m: nacheinander zwischen den Händen) und gemeinsam mit der fein gehackten Schalotte und dem Knofi unter den Teig heben. Außerdem kommen die Kräuter hinzu: fein geschnittenen Basilikum, die feinst geschnittene Schale der Salzzitrone und der Zitronen-Thymian.
Ofen auf 180°C vorheizen.
Zuletzt die Zucchini-Scheiben dazu geben. Diese mit einer Schaumkelle aus der Pfanne heben, um das beim Dünsten abgegebene Wasser nicht mitzunehmen. Dann den geriebenen Käse zufügen sowie den in Würfel geschnittenen Ziegenfrischkäse.
Eine Form von 28cm gut buttern und den Boden mit Backpapier auslegen. Die Cake-Masse einfüllen, glatt streichen. Im vorgeheizten Ofen ca. 45min backen lassen.
Auskühlen lassen, dann Stürzen und in Scheiben schneiden. Entweder lauwarm zum Salat oder gut gekühlt zum Grillen - beispielsweise.
Anmerkung m: in welche Richtung ihr den Cake mit Gewürzen trimmt, liegt an Euren Vorlieben. Sehr gut passen auch getrocknete, in Öl eingelegte Tomaten und entkernte Oliven. Dann mit Thymian, Oregano und/ oder Rosmarin begleitet, Piment d'Espelette, Pimenton de la vera... ihr macht das schon!
Ich habe dem Teig ganz am Schluß noch 2 EL Semmelbrösel zugefügt, weil meine Zucchini beim Garen nicht viel Wasser verloren hatten - zu flüssig sollte der Teig nicht sein. Nehmt ihr kleine, knackige Zucchini sollte das nicht notwendig sein. Mehr als 700g Zucchini würde ich nicht empfehlen (ich hatte etwas mehr verwendet).
Inspiration: YT - Ricette dolci
Ich darf auf meinem eigenen Blog immer noch nicht kommentieren - irgendeine Cookie-Einstellung hakt und ich checks nicht. Bis dahin wieder auf diese Weise:
Vielen Dank für die unterschiedlichen Perspektiven auf dieses Thema. Schön vielfältig - so mag ich das. Mit derlei Feedback macht Gedankenteilen wirklich Freude!
Mir wurde nochmals mehr bewußt, dass ich mehr *unter Menschen* als in *politischen Konstrukten* lebe. Und wie sehr die Dinge stets zusammenhängen. Keine Freiheit ohne Frieden. Keine Freiheit ohne Mut. Kein Mut ohne Vertrauen. Kein Vertrauen ohne Ehrlichkeit.... so verstricken sich Werte zu einem Ganzen. Und im Rahmen der kleinsten Möglichkeiten schafft sich jeder Mensch sein Reich selbst.
Guten Morgen hinüber zu Dir, liebe Micha, aus dick eingenebeltem Sonntagmorgen,
AntwortenLöschendanke für den michaelischen Text. (Heut ist Michaeli).
Dazu gibts von mir meinen Lieblingstext als Antwort:
"Selbst denken ist der höchste Mut. Wer wagt, selbst zu denken, wird auch selbst handeln." Bettina von Arnim
Hab weiterhin GUTE Zeiten dort bei Euch.
Wie immer fliegen herzliche Grüße rüber
Evi
Du schaust übertragen in ein zweifelndes, entgeistertes Gesicht mehr.
AntwortenLöschenDer Zucchini Cake wird nachgebacken. Der Anstoß zu persönlichen Denkweisen finde ich gut. Man kann durchaus etwas für sich positives daraus finden.
AntwortenLöschenAls regelmäßige Leserin und Nachkocherin möchte ich diesmal außer dem Dank für ein gutes Rezept noch etwas anmerken: Wer in einer Diktatur gelebt hat, weiß, dass sie das Gegenteil der Freiheit ist. In der Diktatur wirst du beobachtet, überwacht, beschränkt, eingeengt. In der Diktatur kannst du auch im Privaten nicht mehr reden und handeln, wie du magst. Und du denkst die Konsequenzen deines Handelns immer mit. Auch die mutigen Menschen, von denen du schreibst, haben das mitgedacht, wie du selbst sagst. Frieden ohne Freiheit gibt es nicht.
AntwortenLöschenHerzliche Grüße von einer, die von Nationalitäten genauso wenig hält wie du
Als jahrelange Leserin Deines Blogs (und damit meine ich sowohl Deine Rezepte als auch(!) Deine bereichernden Gedanken) möchte ich mich ausnahmsweise zu Wort melden.
AntwortenLöschenDu schreibst, dass sich Dein Leben nur peripher verändern würde, wenn Du auf einmal in einem bspw. chinesischen (= faschistischem) System leben würdest. Weil Du weiterhin in Deinem Mikrokosmos, also in Deinem Haus und in Deinem Tal, sein könntest. Und dass Du mit den möglichen Veränderungen (anderer Musik, Währung, Steuern, Kleidung etc.) zurecht kämst, weil sie Deinen Lebensmittelpunkt nicht im Nerv träfen. Verzeih, aber ich widerspreche. Nicht mehr sagen oder schreiben zu dürfen, was man denkt, diktiert zu werden, nicht mehr reisen zu können oder oder einer permanenten Zäsur zu unterliegen, ist mehr als die Abwesenheit von Demokratie. Das IST Krieg. Krieg gegen die Persönlichkeit und gegen die Menschenwürde. Und der betrifft irgendwann jeden. Gefühlt mal früher oder später.
Ich verstehe durchaus, was Du sagen möchtest: Jeder Mensch ist Gast auf der Welt, Nationalitäten sind schnuppe und dass Krawattenträger neue Grenzen ziehen und Soldaten in den Tod schicken, ist der Irrsinn schlechthin. Stichwort: Weltenbürger und Pazifismus. Letzteres ist ein Lebensgefühl, das man in sich trägt. Da bin ich ganz bei Dir.
Auch stimme ich Dir zu: Ist man erst einmal Opfer des Krieges oder des Faschismus geworden, kann man nur noch - mit viel Mut - versuchen, integer und ohne große Worte (die vermutlich ohnehin tödlich wären) zu leben. Siehe die bewundernswerten Großeltern von Habibs verstorbener Frau.
Aber gerade weil sich das Weltgeschehen derzeit von seiner schlechtesten Seite zeigt, ist es meines Erachtens mehr denn je notwendig, ja nahezu eine moralische Pflicht, politisch zu sein, zu handeln und Zeichen zu setzen. Um genau - wenn überhaupt noch möglich - Krieg und Faschismus und dessen Ausbreitung zu verhindern. Es gibt so unfassbar viele (politisch wie religiös motivierte) Blindwütige, die wie Herdentiere unbedacht einer Richtung folgen. Aber wer der Herde folgt, sieht bekanntermaßen nur Ärsche von hinten. Verzeih die Ausdrucksweise. Genau deshalb ist nicht Abkehr sondern Hinwendung zur Politik meiner Ansicht nach die einzige Chance, die wir haben.
Mit sehr herzlichen Grüßen, Kerstin (die in zwei Ländern lebt und das Glück der Freiheit kennt und genießt)
"Wenn mich das Reisen eines gelehrt hat, dann, dass ich überall leben kann. Existentiell ist es überall auf der Welt das Gleiche: du mußt essen, du mußt aufs Klo, du mußt schlafen. Und dann gibt es noch eine Regel, die man befolgen muss: halte dich von Politik fern. Dann kann man überall leben." Tolle Sätze die ich 1:1 unterschreiben kann. Ich müsste nur noch lernen, den vorletzten Satz zuende zu denken und zu beherzigen. Das hängt ja auch ein wenig davon ab, in welchem Umfeld man lebt und wie sehr "aussteiger-mäßig" man sein Leben finanziell gestalten kann. Selbstdenkende Menschen haben aber - so zumindest mein Eindruck - in den letzten vier Jahren ein paar gute Wege gefunden, weiter durch diese verrückter werdende Welt zu gehen.
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