Realtalk: Muffins mit Schoko, Nuss und Frucht

Sonntag, 1. September 2024

 

 

Mit Rauskommen der Serie habe ich auf dem Kanal von Dave bei Youtube *The Race* gebingt. Direkt mittendrin im Thema Jungendsprache, worauf ich hinaus will. Aber ich drehe vorher noch eine Volte.

Endlich kann man den Youngstern mit der Hilfe von *The Race* mal erklären, wie der Habib in seiner Jugend auf Weltentdeckung loszog. Nämlich genau so. Ohne Geld. Und ohne Handy. Tsss, heute völlig fancy und eine echte Challenge - und eben exakt die Grundidee von *The Race*. Naja, und Trampen war zu Habibi-Jugend-Zeiten erst im Begriff erfunden zu werden, Kartenmaterial von etwa besuchten afghanischen oder syrischen Dörfern nicht angedacht und Couch-Surfing, BlaBla-Car und Flixbus selbstredend noch lange nicht am Start. 

Wobei der Mut, mit dem sich der Habib ins Abenteuer stürzte, immer schon bestaunt wurde. Und ein bißchen vorgeführt fühlen sich heute wie damals viele, dass lediglich die Neugier auf fremde Länder, andere Kulturen und Begnungen mit anders denkenden Menschen ausreicht, um loszuziehen. Da macht es einer vor: Just do it! ist  möglich. Es gehört halt die Zauberkraft *Überwindung* dazu. Plus, nicht zu vergessen, ein Stückchen gnadenreiches Papier: ein  entsprechender Reisepass, der Grenzen öffnet. Was aber Generationen übergreifend eint - und *The Race* prima vor Augen führt -, ist die Erfahrung, dass Leben mit dem Faktor X, die Ungewissheit, was der heutige Tag bringt, alles um ein zigfaches spannender, intensiver, erlebnisreicher macht. Sowie der Erkenntnis, was für ein wundervoller Wert praktizierte Gastfreundschaft ist. Gilt doch die altbekannte Weisheit heute mehr denn je: Alle Menschen sind Ausländer - fast überall.

Ein neues Modewort der Jugend ließ mir allerdings jedes Mal beim Fallen einseitig die Augenbraue hochrutschen (innerlich - meine Gesichtsmuskeln lassen ein derartiges Mimenspiel nicht wirklich zu). Und zwar das Wort *Realtalk*. Das ist ja wohl die Jung-Alternative zu dem inflationären Lieblingswort vieler Deutscher *tatsächlich*. Einem Wort, bei dem meine Augenbrauen schon gar nicht mehr wissen, wo sie hinrutschen sollen, wenn jeder zweite Satz mit *tatsächlich* beginnt.  

Die Frage, die sich mir stellt, ist, wenn ich Worte wie *Realtalk* oder *tatsächlich* vorausschicken muss für eine Aussage, wie habe ich denn dann den kompletten Rest zu bewerten. Alles vorher ist nur Geföhne? Nur-so-dahin-geschwätzt? Selbstdarstellung? Pressemitteilung? Verkaufsgespräch? Werbeverantstaltung? Show-Buisness? Politik? Unterhaltungsindustrie? Versteht ihr, was ich meine? Ich kapiere nicht, wozu dieser Zusatz à la *jetzt mal ernsthaft* (jetzt schalte ich mal das Hirn an) gebraucht wird. Warum unterhalte ich mich denn mit jemanden? Doch genau weil ich eine ehrliche Meinung hören will. Es leuchtet mir überhaupt nicht ein, warum man einzelne Sätze mit einem *Achtung jetzt tatsächlich/ Realtalk* unterstreichen muss. Das Kurioseste dabei finde ich ja, dass die Gesellschaft Ehrlichkeit anscheinend gar nicht mehr erwartet!!

Als Vergleich, als kleines Spiegelbild ziehe ich eine Habib-Geschichte heran, wie Tuaregs sich in der Wüste begegnen. Da setzt man sich zusammen um ein winziges Feuer, das gerade ausreicht, um Tee zu machen, dabei tauscht man sich aus und unterhält sich. Jeder Satz mit Gehalt und keine Phrase dabei: Jeder Satz gesprochen mit der Hand auf dem Herz. Jetzt könnt ihr dagegen halten, Stadt-Kultur geht nun mal anders und wir sind auch nicht mehr auf Kamelen unterwegs. Aber bleibt die Qualität einer menschlicher Begegnung nicht stets die gleiche - unabhängig von Ort, Zeit und Kultur? Eben in dem man sich einander öffnet und sagt, was man denkt? Ohne Aufrichtigkeit keine Begegnung. Und ohne Ehrlichkeit in der Beziehung kein Glück und kein Vertrauen. Vielleicht kann man, vielleicht muss man Aufrichtigkeit üben. Beispielsweise in dem man einfach bei seiner Geschichte bleibt, immer ein und derselben Version der Geschichte und sie unabhängig vom Gegenüber immer gleich erzählt.

 


Füllhorn-Zeit. Da weiß man gar nicht, mit welchem Obst man etwas Süßes backen soll vor lauter Auswahl. Diese Muffins-Idee kann man wunderbar ebenso verwenden für Brombeeren. Thymian läßt sich gut austauschen mit Lavendel, Walnuss gegen Haselnuss oder Mandeln... Rauskommen werden saftige und trotzdem lockere, aromatische Muffins. Ich habe unsere kleinen, intensiven Feigen genommen, die kaum größer sind als ein Tischtennisball. Wie meist gesellte ich der Feige etwas Piment und Thymian zur Seite - zum Ausgleich ihrer Süße.

 

12 Muffins:

140g Butter, weich
125g brauner Zucker
1 Pr Salz
2 Eier
200g Mehl (m: D630)
2 TL Back-Pu
30g Nüsse, geröstet, gemahlen (m: Walnüsse)
50g Nüsse, geröstet, gehackt (m: Walnüsse)
2 EL Kakao (oder auch 2 EL mehr, wer mag)
50g Schoko-Drops
120ml Milch
40g Crème fraîche
2 Msp Piment
1/2 TL Kardamom
2 TL Thymian
200g Feigen (oder Brombeeren), klein geschnitten
 
Deko: jeweils ein paar gehackte Nüsse, Schoko-Drops, Feigen und Thymian

Zubereitung:

Ofen auf 175°C (O/U-Hitze) vorheizen.

Butter mit Salz und Zucker cremig aufschlagen. Gewürze zufügen. Mehl und Back-Pu mischen (wer mag: gesiebt). Eier nacheinander unter die Butter unterrühren. Dann abwechslend Mehl und Milch untermischen - dabei nur so viel rühren wie nötig.

Crème und Kakao, Drops und Nüsse dazu geben. Zuletzt die Früchte vorsichtig unterheben.

Muffinsform mit Förmchen rüsten.

Den Teig gleichmäßig auf die 12 Vertiefungen verteilen. Mit gehackten Nüssen, Frucht und Schoko-Drops sowie Thymian verzieren.

Für ca. 30 min im Ofen backen.

Anmerkung m: Die Muffins schmecken am nächsten Tag richtig durchgezogen noch besser.


Die Kommentarfunktion verweigert sich mir (Sch...gmpfhh....), aber dann halt so:

Was gebt ihr mir für ein warmes Gefühl, dass die Matrix eben doch kein luftleerer Raum ist, in dem man schneller vergessen wird, als man *Coucou* schreiben kann. Ich danke euch allen für die lieben Worte! Hoffentlich finde ich wieder etwas mehr Zeit für das Blog. Und wenn, dann liegt es mit an eurem Feedback. Am Schluß hat sich hier nach all den Jahren eine kleine eingeschworene Gruppe gebildet (eine zauberhafte Vorstellung für mich) - denn zusammen ist immer leichter als alleine: sogar vorm Computer :)

9 Kommentare

  1. Oh das klingt fein,werde das Rezept mit Brombeeren testen.🙋‍♀️LG Gabi ,Reinhard und Lea

    AntwortenLöschen
  2. oh bin ich froh von dir zu lesen. Die Pause war schon recht lang. Liebe Grüße rena

    AntwortenLöschen
  3. Erstmal......SCHÖN, daß du wieder hier bist!!! ☺️ Deine vorgestellten Muffins klingen super-fein. So saftig, würzig, schokoladig, fruchtig - alles drin was ich mag! Die stehen jetzt auf meiner Backliste ganz oben. Mal schauen, ob ich auch so wunderschöne Förmchen dazu bekomme...Danke Micha für deine Gedanken und das Rezept 😘

    AntwortenLöschen
  4. Liebe Micha, deine feinen philosophischen Texte: endlich können wir sie wieder genießen! Wie recht Du wieder mal mit diesem Text hast. Immer bei der Wahrheit bleiben in unseren Erzählungen. Danke und herzliche Grüßle in diesen beginnenden Herbst hinüber zu Dir Evi

    AntwortenLöschen
  5. Wie schön wieder von Dir zu lesen! Und die Muffins klingen enorm lecker. Spätsommersonnengrüße, Marion

    AntwortenLöschen
  6. Liebe Micha,

    den obenstehenden Kommentaren mich anschließend: Schön von dir zu lesen! Und da bei uns sowohl die Feigen reifen als auch der Tiefkühler gut gefüllt mit Brombeeren ist, werde ich diese Muffins sicher bald nachbacken. Zu deinen Gedanken - ja, tatsächlich ertappe ich mich manchmal auch am häufigeren Gebrauch von "tatsächlich" ;-) Ehrlich gesagt finde ich das aber immer noch vertretbarer als "ehrlich gesagt", was auch meiner Beobachtung unpassend häufig verwendet wird - oder anders gesagt - ich frage mich dann immer, wenn mein Gegenüber "ehrlich gesagt" einbaut: War der komplette Rest also "unehrlich"? Na, hallo?! Was ich aber am seltsamsten finde ist das "Alles gut", was dem "Passt scho" / "kein Problem" entsprechen soll, wenn man z.B. jemand versehentlich angerempelt hat / jemandem im Weg stand... "Alles gut". Echt jetzt? Wenn alles gut wäre, wenn ich mit meinem Einkaufwagen 10 cm beiseite rücke. Na, dann. Also das wäre ja tatsächlich ein Traum! Ehrlich jetzt. Liebe Grüße von Hannah

    AntwortenLöschen
  7. Sooo schön wieder etwas zu lesen, habe dich, deine Beitäge sehr vermisst.
    Rezept wird ganz bestimmt nach gebacken.
    Viele Grüße,
    Jesse-Gabriel

    AntwortenLöschen
  8. Wie schön, dass du wieder da bist. Ich freue mich auf neue Gedankengänge und Rezepte von dir.
    Viele Grüße
    Regine

    AntwortenLöschen
  9. Schön, wieder von Dir zu hören liebe Micha. Deine Lebensweisheiten und besonders auch die wunderschönen Bilder aus Deiner Heimat haben mir gefehlt. Ganz zu schweigen von Deinen köstlichen Rezepten. Herzlich willkommen zurück. 🤗

    AntwortenLöschen

Für Kommentare gilt: die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) wurden an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.