Heute wird nicht darüber sinniert, ob ein Nutella-Brot auch Butter braucht - zu Ostern ist deep talk dran. Tsss, deep-talk, wie albern kann ein Wort sein, oder? Ich hätte gerne, dass ihr ein Gedankenspiel mitmacht. Schön unverkrampft. Ganz so wie es Dostojewski in *Die Brüder Karamasow* handhabt, bzw. die kleine, darin enthaltene Parabel: *Der Großinquisitor*. Nämlich einfach mal als einerlei angenommen, ob es Gott wirklich gibt oder ob er lediglich eine Erfindung des Menschen ist. Erstmal egal ob uferlose Phantasie oder beweisbarer Realismus. Um sich mit dieser großartigsten aller Ideen auseinander zu setzen, spielt das im Wesentlichen keine Rolle. Denke dir ein Wesen so groß, so weise, so schöpfend, so kreativ, so liebend, so lichtvoll, so mächtig, so allumfassend und alldurchdringend wie du in der Lage bist – und nenne es Gott, Allah, Manitu oder Shiva…. und stelle dich in Beziehung dazu. Spiritualität für Einsteiger.
Wobei sich Dostojewski klar festlegt: Ein Wunder ist es, dass ein solcher Gedanke – der Gedanke der Notwendigkeit eines Gottes – einem so wilden und bösen Tier wie der Mensch in den Kopf kommen konnte: So heilig, so rührend, so weise und so ehrenvoll für den Menschen ist dieser Gedanke.
Allein der Gedanke! Allein die Vorstellung! Allein die Möglichkeit!
Denn allein der Versuch, sich zu einem solchen Wesen in Relation zu setzen, gibt einen ganz anderen Maßstab. Wenn nicht der Mensch sich selbst als Maß aller Dinge nimmt, sondern er über sich freiwillig eine Macht installiert, ändert das in der Bewertung einfach alles: nach innen wie nach außen.
Bei manchen provoziert die Vorstellung einer solchen Existenz Ängste. Nichts anderes was die Geschichte von Frank Schätzing in *Der Schwarm* erzählt. Ich blieb in der ersten Folge der Serien-Verfilmung hängen (das Buch kenne ich nicht), weil mich die Parallele faszinierte zu den Orcas, die in der Straße von Gibraltar immer wieder Segelboote angreifen. Was als Wissenschaftskrimi beginnt, geht in eine Phantasy-Story über. Grundidee ist, dass die Natur zurückschlägt und als (Achtung Spoiler) ungreifbare Intelligenz, die alle Meereswesen durchströmt, sich gegen die Menschheit stellt.
Das Mindset ähnelt Goethes Beobachtung (Wilhelm Meisters Wanderschaften): *Man fürchtet ein bekanntes oder unbekanntes mächtiges Wesen, der Starke versucht es zu bekämpfen, der Schwache zu vermeiden, beide wünschen es loszuwerden und fühlen sich glücklich, wenn sie es auf kurze Zeit beseitigt haben.*
Für Goethe ist die einzige Antwort gegenüber einer höheren Macht das Gefühl der Ehrfurcht.- als Grundgefühl aller Spiritualität. Kann man denn Ehrfurcht vor einer Maschine empfinden, die Daten auswertet und sich eigenständig weiterprogrammiert? Selbst bei unterschiedlichem Maßstab (s.o.) wohl eher nicht. Ehrfurcht ist ein Gefühl, das mehr benötigt als die Anerkennung einer Überlegenheit. Und: letzteres ist reine Kopfsache. Wer sich abgenabelt hat von der Vorstellung einer Schöpfung, also wenn der Bezugspunkt nicht hin zu etwas Höherem leitet, der nimmt sich als Mensch zwangsläufig selbst als Mittelpunkt.
Nirgendwo kommt das deutlicher zu Tage als in den Social Media. Mehr kann Mensch nicht um sich kreisen, der Tanz um sich selbst, der Kult um die eigene Person,. Da hat die Götterdämmerung längst eingesetzt. Da sitzt man höchstpersönlich im Thron und zeigt für niemanden so viel Interesse wie für sich selbst. Wen soll man da noch anbeten - außer vielleicht andere Nixi-Superstars. Und gut, ja, für jene ist vielleicht die KI der Weisheit letzter Schluss.
Was wäre das eine traurige Geschichte. All die Jahrtausende dauernde Entwicklung dieses Planeten von Dinosaurier über Ötzi mündet darin, dass der Mensch sich einer Maschine unterstellt. Nun, das hier ist ein großer Spielplatz, jeder sucht andere Erfahrungen. Aber große Entscheidungen stehen an: Geist oder künstliche Welt. Für jene, die nach geistiger Entwicklung streben, gilt es sich mit Fragen auseinanderzusetzen wie: wozu und an was sich orientieren? Was unterscheidet die Menschen wesentlich? Überlegungen, die bereits Mozart umtrieb (s. die Zauberflöte). Was trennt niedere Liebe von höherer Liebe? Wer gleicht mehr einem triebhaften Tier? Oder anders gedreht: wie kann Mensch das Tier in sich überwinden? Wie kann Mensch sich veredeln?
Wieviel Prozent der Christen wissen überhaupt noch, was an Ostern gefeiert wird. Was meint ihr? In Frankreich sind es sicher weniger als 50 Prozent.
Ich habe ein Salat Plus-Essen für Euch. Die Knödel garen im Ofen und werden so am Boden schön knusprig, innen sind sie flaumig. Dazu kann man jeden Salat machen, auf den man Lust hat. Ein unkompliziertes Essen, das gemeinsame Schnittmenge hat mit einem meiner Lieblingsthemen: den Puffern.
Zutaten - 6 Stück/ 3P:
400g Kartoffeln (m: Mona Lisa)350g Kürbis (m: Butternut)
1 Zwiebel
3 EL frische Kräuter (m: Petersilie, Bärlauch, Knoblauch)
1 Ei
150g Frischkäse
60g Semmelbrösel
60g Hartweizengrieß, fein
1 TL Kümmel, gemahlen
Piment d'Espelette
Butter
Olivenöl
Tomme de Brebis
Was für ein wunderschönes Essen!!! Und wenn ich das Rezept lese, weiß ich auch schon, daß es schmeckt ☺️ Vielen Dank, liebe Micha, für deine klugen, nachdenklichen Worte - und das blumige Gericht 😘🌸
AntwortenLöschenHanne, ein frohes, fröhliches, friedliches Ostern! Und Farbe und Blumen nehmen wir Landmädchen, oder :)
LöschenZum Anbeißen - sind Deine Rezepte! Richtig farbenfroh!
AntwortenLöschenFrohe Ostern an Dich! Laßt es Euch gut schmecken! Grüße Luitgard
Liebe Luitgard, auch dir ein frohes Osterfest! Schade, dass man Essen noch nicht durch die Matrix schieben kann - ich hätte dich gerne dazu eingeladen!
LöschenEinen wunderschönen Ostersonntag, liebe Micha, danke für diesen goetheanischen Oster-"Spaziergang", (Faust-reif). Für mich gehört natürlich auch der freie Schiller-Geist dazu. Christus als Synonym für alle Freiheit/Spiritualität genommen : darf man das noch sagen? Ich ruf es zu Dir hinüber, den wunderschönen russischen Gruss zum Osterfest. "Christus ist auferstanden" sagt man und die Antwort lautet: "Ja, er ist wahrhaftig auferstanden" Und ja, du hast Recht, hier in Frankreich sind rund um uns in all den kleinen Dörfern die Kirchen geschlossen. Dennoch: der Frieden dieses Festes (wie auch immer wir es benennen) muss in uns entstehen und leben. Wundervolle Gedanken von dir ziehen also heute ihre gute Bahn hinaus in unsre Welt. Danke. Herzgrüssle Evi
AntwortenLöschenAuch dir, Evi, frohe Ostern! Und gerade gestern erst wieder Rilke aus seiner 7. Elegie zitiert: Nirgends, Geliebte, wird Welt sein, als innen. Unser
LöschenLeben geht hin mit Verwandlung.
Jeder hat ganz alleine spirituell zu streben - das ist Zeitgeist. Die Tempel müssen innerlich errichtet werden. Aber ich verstehe deinen Ostergruß und weiß, wie er gemeint ist und erwidere ihn gerne! Der Friede sei mit uns! Man kann es nicht oft genug sagen, nicht oft genug hören, nicht mehr danach streben...
herzliche Grüße zurück!