Fushion: Mediterrane Schupfnudeln mit Artischocken und Oliven

Freitag, 31. Juli 2015

In Zeiten von Umani, Superfood, Paleo usw. muß sich Fushion-Küche ganz weit hinten anstellen. Als old-school bestenfalls. Vielleicht sogar als überholt. Das gibts schließlich schon EWIG. Wer mixt nicht einfach weltweit zusammen, beliebig, wie es ihm paßt und setzt einen klingenden Namen dazu. Notfalls zückt man: Revolution - damit sollte alles erlaubt sein. Neue Namen - neue Kunden. Auf derartige Marktstrategien reagiere ich großzügig gelangweilt. Deshalb werde ich meine Nahrung nicht im Internet bestellen, sondern weiter schauen, was der Garten hergibt. Egal was andere irgendwo für neue Trends ausrufen.

Ich habe heute also fusioniert in der Küche und mein badisches Grundnahrungsmittel konsequent einfranzösischt. Was hat es lange gebraucht, bis mir klar wurde, dass Bubenspitzle eigentlich das Gleiche sind wie Gnocchi - nur in anderer Form in einem anderen Land. Und ich liebe Gnocchi! Genauso innig wie Schupfnudeln.

Damit meine Schupfnudeln - ein Wort, dass selbst der alkoholisierteste Fränzi wohl nie über die Lippen bekäme - sich richtig schön einschnuckeln in die französische Küche wurde sehr viel Thymian an den Teig gegeben. Und getrocknete Tomaten. Dazu Knoblauch, Oliven, Artischocken und Zitronenbasilikum - tja und kein Einheimischer wäre auf die Idee gekommen, dass dieses Gericht einen völlig unaussprechbaren Namen hat...
Zutaten:

300g Kartoffeln (am Vortag gekocht)
120g Mehl
1 Ei
2 TL getrockneter Thymian
50g Tomaten, getrocknet, in Öl eingelegt, klein geschnitten
Salz

3 kleine Artischocken
1 rote Zwiebel
2 Knoblauchzehen
grüne und schwarze Oliven
Olivenöl
Zitronenbasilikum, in Streifen geschnitten
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette
1 Zitrone 

Zubereitung:

Für die Schupfnudeln die Kartoffeln schälen und durch die Kartoffelpresse drücken. Mit allen anderen Zutaten mischen und auf einer bemehlten Arbeitsfläche zu einem homogenen Teig verkneten. Zu zwei langen Rollen formen von ca. 2cm Dicke. Stücke von etwa 1,5cm Breite abschneiden und mit den Handflächen länglich rollen.

Reichlich Salzwasser zum Kochen bringen. Die Schupfnudeln wie sie fertig sind ins Wasser geben und sobald sie an die Wasseroberfläche steigen mit einer Schaumkelle rausheben, abtropfen lassen und auf eine Platte nebeneinander setzen.

Die Artischocken rüsten, vierteln und in Zitronenwasser zwischenlagern. Die Zwiebel schälen, halbieren und in feine Streifen schneiden. Den Knoblauch fein würfeln.

In zwei Pfannen etwas Olivenöl erhitzen. In der einen Pfanne die Schupfnudeln rundherum knusprig braten. In der anderen Pfanne zuerst die Artischocken anbraten. Wenn die etwas Farbe angenommen haben die Zwiebeln mitdünsten (damit die Aritschocken schneller gar werden gebe ich gerne 2-3 EL Gemüsebrühe dazu und lege den Deckel für 3-4min auf - aber Vorsicht: sie sollen nicht weichgekocht werden, sondern gar sein, aber noch Biss haben). Zuletzt Knoblauch und Oliven untermischen. Salzen und pfeffern.

Vor dem Servieren beide Pfanneninhalte miteinander vermengen, mit Piment d'Espelette würzen und den Zitronenbasilikum darüber streuen.

5 Kommentare

  1. Hach, du sprichst mir aus der Seele. Ich finde dieses permanente Ausrufen neuer Foodtrends mehr als lästig. Was gestern die ultimative Glückseligkeit brachte, ist heute schon böse, uncool oder sonstwas. Ich finde, mit frischen Zutaten und ein bisschen gesundem Menschenverstand kann man nicht viel falsch machen. Und auf jeden Fall wird der Wunsch nach einer Kartoffelpresse dringender. ;-)

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  2. Liebe Micha,
    wieder ein tolles Rezept, das voll auf meiner Spur liegt. In Sachen Ernährungstrends bin ich auch eher uncool. Ich esse was mir schmeckt und das zu jeder Tageszeit.
    Ich freue mich weiterhin auf deine Rezepte, die alle so herrlich inspirierend sind.
    Liebe Grüße Marion

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  3. Wow, das sieht großartig aus :) Schupfnudeln hab ich noch nie selbst gemacht, das sollte ich mal probieren - finde sie nämlich total lecker und die Supermarktfertigware mag ich nicht kaufen. Könnte jetzt eine Riesenportion von deinen mediterranen Schupfnudeln verdrücken!
    LG
    Ela

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  4. Ich hab zu diesem Thema einen ganz tollen Artikel im Fool Magazine gelesen, der sich rund um die Fusion der amerikanischen und der mexikanischen Küchen dreht. Da steht "Is it traditional? No, it's not. Does it taste good? Hell, yeah! [...] is it authentic? Of course it is authentic. Because it responds to the way a group of people live, cook, eat, metabolize, imagine and crave their food. It responds to the legitimate impulse to express the way we live and grow through what we do and create." Gerade bei der kulinarischen Verschmelzung zweier aneinander grenzender Länder kann also doch nur so gutes wie französisierte Schupfnudeln entstehen, oder?

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  5. Trends sind beim Essen doch genauso egal wie in der Mode - was schmeckt und passt ist gut. Schupfnudeln mag ich sehr gerne mit Chilikarut, Speck und Zwiebeln, aber auch mit Zimtzucker und Apfelmus, so gab es sie früher bei uns unter dem Namen Bubespitzle... so politisch unkorrekt dürfte man sie heute wahrscheinlich nicht mehr nennen., ;-)
    Mediterran hab ich damit noch nie experimentiert - warum eigentlich? Mir fällt grade kein Grund ein.

    Herzlich, Katja

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