Romantik: gestapelter Gemüseburger

Montag, 9. April 2018


*Oh nein, Sie dürfen das Hundewelpen nicht aussetzen* - so in etwa erhoffte ich mir die Wirkung meines Blickes. Die Miene der Stewardess blieb unbeeindruckt. Ungerührt bestand sie zwölf Minuten vor Landung in Paris darauf, sämtliche Kopfhörer einzusammeln. Auch meinen. 10 Minuten vor dem Ende von *The Shape of Water*! Meine zitternde Unterlippe blieb - mein Glück - nicht unbemerkt. Meine französische Sitznachbarin lieh mir sofort und spontan ihren privaten Hörer und ich konnte den Film fertig ansehen.

Das Ende hätte ich ungern verpasst, denn ich fühlte mich prima unterhalten von dieser romantischen, märchenhaften Geschichte, die in das Amerika der 50er Jahre verlegt wurde - samt Darstellern, die ich mochte: die Hauptprotagonistin sowie deren Freundin aus der Putz-.Kolonne oder ihren schwulen Nachbarn. Guckte ich ausgesprochen gerne zu.

Was mich allerdings brachial störte, das waren die Gewaltszenen. Braucht es die denn wirklich in JEDEM Film? Im Flugzeug konnte ich die flugs vorspulen und übergehen. Richtig aufgeregt habe ich mich dann auf der Heimfahrt im TGV Richtung Drôme dann beim Habib über die nicht zu ertragende Verdrehung: das Gute wird zum Mörder gemacht. Die amerikanische Liebe zur Todesstrafe. Die amerikanische Idee vom Heldentum: *Das Böse* wird benötigt, um mit seiner Eleminierung einen Helden zu zeugen. Die Vergewaltigung von all dem, was *gut* beinhaltet. Krank. Widerlich. Abstoßend. (und wiederkehrendes Muster siehe *Avatar* - auf das leider nicht nur im Kino zurückgegriffen wird).

Der größte Mehrwert des Films für mich, war, das er mir erneut bewußte machte, was eine bedeutende Rolle die Romantik für mich spielt. Mein Lebenselexier. Der Stoff all meiner jungmädchenhaften Träumerei. Ein entscheidender Teil meines Wesens. Und ich bin dem Leben so dankbar, dass es mir diese Hoffnung nicht zerstört hat - etwas in mir wäre sonst mit kaputt gegangen. Nein, im Gegenteil, meine Erfahrung lehrt mich: Dir geschieht nach deinem Glauben. Nicht umsonst lautet mein Lebensmotto hier auf dem Land mit meinem Habib *rustikal-romantisch*. Und bitte: wir reden hier nicht über Teelichter oder ähnlichen Schrott.

Sehr früh, schon als Kind war mir bewußt, wie sehr wir Menschen durch unsere Unterschiedlichkeit vereinzelt sind - der Lattenzaun, ihr erinnert euch. Und wie groß war die Sehnsucht nach einem anderen, dem ich mich öffnen, anvertrauen, hingeben kann - und der das ebenso erwiedert. Aus dem Brustton der Überzeugung kann ich heute sagen: romantische Liebe exisitert. In meinem Leben. Der Zusatz muß wohl dazu, denn weder braucht Romantik jeder, noch wird sie auf diesem Planeten verteilt wie Konfetti. Für mich sind die Momente vertrauter Intimität mit meinem Du die schönsten, tiefsten, lebenswertesten Erlebnisse. Doch es gilt: *Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen* - jeder so, wie er meint oder wie sie braucht...

Nun, damit ihr nicht denkt, dass der Habib und ich nur von Luft und Liebe leben. Gütige Güte *Nein* - für wen würde ich sonst kochen? Heute mal die Gemüsebürger-Idee ein bißchen anders:

Zutaten 2-4P - 8Stück/ 4 Burger:

100g Einkorn-Mehl
180g Kartoffeln (am Vortag gekocht)
350g gedünstetes Gemüse
(1 Karotte
1 kleiner Lauch
Brokkoli)
50g Mais
1 Schalotte
1 Knoblauchzehe
1 EL Stangensellerie
1 Ei groß
2 EL Petersili, fein gehackt
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette
Rapsöl

Sprossen (m: Brokkoli)
4 Blatt Salat
(optional: etwas Käse)
Zaziki*
Ketchup 

Zubereitung:

Das gedünstete Gemüse mittelfein hacken. Die Schalotte, den Knoblauch und den Stangensellerie fein würfeln und in etwas Öl andünsten. Die Kartoffeln fein reiben. Alle Zutaten miteinander vermengen und pikant abschmecken (Buletten vertragen prinzipiell eine leichte *Überwürzung*). 8 flache Buletten mit feuchten Händen formen und abgedeckt auf einem Backblech ca. 20-30min ruhen lassen.

In Rapsöl die Buletten von beiden Seiten goldbraun braten. Wer sich einen Käse-Gemüseburger stapeln will, der gebe etwas Käse auf die Hälfte der Gemüseburger, so lange sie in der Pfanne liegen, nachdem eine Seite bereits gebraten ist - so kann der Käse schmelzen, während die zweite Seite brät.

Die Burger warm halten - am Tisch dann nach Lust und Laune türmen. Ich finde Krautsalat paßt generell. Zaziki (griechischer Joghurt, fein geraspelte, gut ausgedrückte Gurke, Knoblauch, Salz) läßt sich auch gut austauschen durch eine Guacamole. Je nach Gusto.


3 Kommentare

  1. Dich scheint auch die Lust auf Bratlinge überkommen zu haben. Nachdem uns deine Grünkernbratlinge so gut geschmeckt haben, werde ich diese Gemüsebuletten beim nächsten Bratlinggelüst nachkochen und vielleicht auch rustikal romantisch hochstapeln ;-)... Liebe Grüße von Hannah

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  2. wunderbar, Du hast meine Pellkartoffeln im Kühlschrank gerettet!
    Mit Erbsen statt Mais und Zucchini statt Broccoli, wird aber sicher trotzdem gut…
    Liebe Grüße aus der Hauptstadt (am Küchentisch ist immer ein Platz für Dich ;-)

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  3. Ich bin begeistert, echt jetzt! Deinen Ausdampf-Tipp zu Herzen genommen und prompt mit diesen Burgern heute einen Volltreffer gelandet!
    :-)
    Pierina

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