Zufriedenheit: grüner Ofenspargel mit Zitronen-Püree

Freitag, 1. Juni 2018


*Ich bin eine 9* sagt die Mutter meiner Kindergartenfreundin über sich. Die Neun ist zudem ihr Lebensmotto. Und ich zweifle keine Sekunde, dass sie nicht nur schönfärbt. Sie war mit Abstand die fröhlichste Person, die ich in meiner Kindheit kannte. Sie IST eine 9.

Die Zahl bringt dabei zum Ausdruck, wie zufrieden man ist mit seinem Leben, auf  der klassischen Skala von 0 bis 10 bewertet, in der 0 die minimalste und 10 die maximalste Menge darstellt, die man erreichen kann, iss klar...

Mit eben dieser Freundin hatte ich es bei unserem letzten Treffen wieder über die Zufriedenheit. Sie erzählte mir von einer Studie, die herausgefunden haben will, dass jeder Mensch seine feste Zahl hat für sein halb volles oder halb leeres Glas. Eine Konstante quasi. Da können Schlaglöcher kommen oder Glückspakete, wie auch immer, spätestens nach etwa einem halben Jahr hat man sich wieder eingependelt bei seiner Zahl. Ausnahmen stellen die ganz großen Schicksalschläge dar wie starke, chronische Schmerzen oder der Verlust eines geliebten Menschen. Ansonsten trägt jeder wie eine Art Triko-Shirt mit eben seiner Zufriedenheitszahl. Faszinierend, oder?

 *Ich glaube*, entgegnete ich, *dass man zur Zufriedenheit auch ein gewisses Talent braucht. Nicht alle Menschen kann man zufrieden machen.* Regelmäßig schaue ich in Gesichter - überwiegend im mittleren Alterssegment sowie darüber hinaus - deren Ausdruck ich nur als *enttäuscht* beschreiben kann. Manchmal sogar bishin zu verbittert. Und ich glaube nicht, dass das Leben allein dafür verantwortlich ist. Gut, machen wir uns nix vor: es KANN ungeheuer viel Scheiße in einem einzigen Leben passieren. Aber dann wedle ich mit der T-Shirt-Zahl und addiere die Fähigkeit, seinem Leben auch einen/ seinen Dreh zu geben. Wie in dem Fanta 4-Songtext: *Du bist der Hauptdarsteller, Regisseur und Kameramann, und du bist ganz nah bei dir und machst, was dir gefällt* (ich werde es als Spoiler unten einspielen, logo)

Oder Stichwort *Vision* (Klappe, die 3te). *Wie hättest du dein Leben denn gerne?* Die Frage muß man sich schon gefallen lassen. Und es sollte einem tunlichst etwas dazu einfallen. Ich halte die Wahrscheinlichkeit für enorm groß, dass man ansonsten spätestens in der Mitte des Lebens generalhadert. So, als hätte einen das Leben um etwas betrogen. Einem etwas vorenthalten. Die passenden Angebote nicht hingehalten. Ja, als hätte das Leben einen vergessen und nur andere bedient. Der Anspruch, dass die Muttersau einen versorgt und die Zitzen hinhält. Und genau das passiert nicht.

Wo bleibt das eigene Zutun, der Wille? Ich bin überzeugt, dass man in sich Andock-Stellen basteln muß mit einer Art von magnetischen Verbindungsstellen, die anziehen, was man sich wünscht. Die Gefahr, dass von alleine rein gar nix passiert, ist herzlich groß. Oder eben, dass man wie eine Amöbe in seichten Gewässern vor sich hin dümpelt. Oder voll die Plankton-Rolle übernimmt. Nur verantwortlich, dass alles nicht so supi läuft, das sind die anderen. Nee, ehrlich, so wird kein Schuh draus!

*Eine weitere Möglichkeit*, meint meine Freundin, *um zu überprüfen, wie es mit der Zufriedenheit steht, sei die Frage: *Wie sehr entspricht dir dein Leben?*
Aber wie gut kennst du dich?

Wer hier schon länger mitliest, weiß, dass das nicht mein letzter Aufruf sein wird in punkto *Lausche in dich hinein* - jedes Blog hat ja so seine Steckenpferd-Themen. Ich reite auf diesem rum. Last call hingegen wieder für den Spargel dieses Jahr. *Kirsche rot - Spargel tot* - fiel hier ebenfalls schon, bedeutet aber, dass man langsam leise Servus Richtung Spargel sagen darf... Das Pü von Nigel Slater gefiel mir so gut, dass ich es bereits zum zweiten Mal zubereitet habe. Ich mache ja alles händisch und rühre dieses Pü so lange mit viel Kraft und Ambition cremig, bis es von der Farbe etwas aufhellt. Tja, und das schmeckt man dann auch...


Zutaten 2P:

250g grüner Spargel
Rapsöl
Salz, Pfeffer
1 Pr Zucker
850g Kartoffeln
1 Zitrone, Abrieb und Saft
(evt. plus)
Salz
300ml Vollmilch
5 EL Olivenöl
etwas Basilikum zum Toppen

Zubereitung:

Die Kartoffeln schälen, in große Stücke schneiden und in einem Topf leicht gesalzenen Wassers zum Kochen bringen. In ungefähr gar 20 Minuten kochen lassen, bis eine Messerspitze leicht eindringt. Die Schale der ganzen Zitrone fein abreiben und beiseitestellen.

Die Milch in einem kleinen Topf erhitzen und vom Herd nehmen. Die Zitrone auspressen (Nigel nimmt 1/2 Zitrone mehr - mir ist der Saft einer ganzen Zitrone bereits etwas zuviel). Die Kartoffeln abgießen, gründlich abtropfen lassen und in die Schüssel einer Küchenmaschine mit Flachrührer geben (oder halt wie ich mit Liebe und Hingabe von Hand). Die Kartoffeln auf langsamer Stufe schlagen und dabei langsam die warme Milch und den Zitronensaft zugießen, bis ein ziemlich lockeres Püree entstanden ist; dann das Olivenöl unterschlagen. Das Püree sollte sehr weich und cremig sein, ohne Klumpen.

Den Ofen auf 200° (O/U-Hitze) vorheizen. Den Spargel mit Olivenöl bestreichen und salzen, pfeffern, sowie mit einer Prise Zucker würzen. Für ca. 10 Minuten im Ofen garen (geht aber wie Nigel vorschlägt auch sehr gut in der Pfanne).

Das Püree auf zwei Teller verteilen und den Spargel darauflegen. Spargel und Püree großzügig mit Olivenöl beträufeln und mit dem Zitronenabrieb garnieren.

Anmerkung m: Bei uns gab es dazu noch confierte Kirschtomaten auf der Kühlreserve - einfach, weil ich sie im Vorrat habe.../ Die Sommervariante ist mit den famosen Ofen-Zucchini und einer Erbsen-Zugabe fürs Pü. 

Quelle: Nigel Slater 
 

 ... der angekündigte Song um den Juni hier blogstandesgemäß einzuläuten, sowie eine Empfehlung obendrauf: Fees Glückstexte lohnen alle - aber ihre Gedanken dazu mag ich besonders...



8 Kommentare

  1. Das Bild von der dümpelnden Amöbe (oder gleich dem Plankton) hat mich jetzt aber kichern lassen...
    Ich habe mal gehört, dass man auch nach umwerfend außergewöhnlichen, lebensverändernden Ereignissen (Lottogewinn...) irgendwann wieder einpendelt. Interessant. Was du beschreibst, habe ich auf jeden Fall auch schon beobachtet.
    Dein Gericht von heute klingt schon so delicious und sieht auch so aus, mmmm...

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    1. Ja, Mond, ich habe das genauso beobachtet. Selbst etwa nach überstehen einer schweren Krankheit - auch die Lebensgewohnheiten pendeln sich dann wieder ein... Schon sehr fazsizierend... liebe Grüße gen Osten!

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  2. Klingt wieder extrem fein! Und Zitrone ist ja sowieso meist eine magische Zutat, oder!? :) Wird nachgekocht! Danke für's Rezept.

    Ach ja.....ich glaube ich bin eine 7! Die Sieben ist mir schon immer sehr sympathisch und außerdem ist da noch Luft nach oben ;)

    Das Regenbogenbild muss aber auch noch erwähnt werden......wunderschön isses :)

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    1. Für meine Begriffe, Hanne, kann man mit Zitrone wirklich nicht viel falsch machen. Obowhl mir der Zitronensaft von 1 1/2 Zitronen hier zuviel gewesen wäre... zu sauer...
      Und ich freue mich mit dir über eine äußerst solide 7 ;)

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  3. Spargel nach deinem Vorschlag auf dieses feine Pü gebettet. Erdbeeren auf Schlagsahnewolken auf deine - auch bei mir die "springigen" Tarteletts ablösenden - super guten Sablés de Breton gebettet, das Kindchen zum Mittagsschlaf unter den Kirschbaum gebettet... Mich gefragt was ich wohl bin - an solchen Tagen fast eine 10 :-) Liebe und zufriedene Grüße von Hannah (mail folgt...)

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    1. Ja, wenn ich das so lese, Hannah, dann klingeln doch die Glocken von *Hau den Lukas*. Viel mehr geht nicht - und ich freue mich für dich mit!

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    2. "Hau den Lukas" musste ich mir tatsächlich googlen ;-) du merkst, ich war noch nicht oft (äh, nie???) auf dem Jahrmarkt, aber ja, viel mehr geht nicht und dafür bin ich auch sehr dankbar, denn es war längst nicht immer so... liebe Grüße

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  4. Jetzt hätte ich mir dein Gericht für dieses Wochenende vorgemerkt - hätte da bloß nicht mein Mann den Knackspargel aus der Biokiste weggefuttert ... OHNE fragen! ;-)

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