Voll Retro: Rumbombe...Törtchen

Mittwoch, 7. November 2018


Um das Budget für ihre Klassenfahrt aufzustocken, mischt sich von Zeit zu Zeit unter die südfranzösische Markttische ein Stand von Schülern, der selbstgebackene Süßwaren nebeneinander reiht mit der Hoffnung, davon etwas zu verkaufen. 

Ohne jetzt Wurzel-schnippisch sein zu wollen, aber wie gut, dass die noch nie die Kuchentheken gesehen haben, wie sie typisch waren für ein badisches Dorffest (Gilt das für weitere Teile Deutschland? Und auch noch für heute? Sagt doch mal!). Hey, jede Feier der Feuerwehr, des Sport- oder Musikvereins, jedes Strassenfest bot Kuchen und Torten feil, dass einem die Augen übergingen. Da wurden echte Feuerwerke abgefackelt. Die Frauen (schon wohl meist Frauen) haben gebacken, als ginge es um ihr Leben. Da ließ man sich nicht lumpen. Also wirklich nicht. Das hatte etwas mit Prestige zu tun. Die meisten Gebäckstücke sahen aus, als kämen sie aus einer professionellen Backstube: alleine die kunstvoll verzierten, gefüllten Torten, die ich bis heute nicht hinkriege.. Bombe!

Meine Erinnerung an diese privat bestückten Kaffee&Kuchen-Theken hatten nicht im entferntesten etwas gemein mit diesen lustlosen Muffins, glanzlosen Tartes und halbgeglückten Kuchen, mit denen diese französischen Kinder hoffen, eine Mark dazuzuverdienen. Keine Ahnung was da los ist? Lauter Erstlingswerke, Meuterei der Mütter, Patchwork-Overkill, Väter ohne Backambitionen? Rein von den Backergebnissen kann diese Aktion kaum ernst gemeint sein. Kundschaft? Wohl nur Verwandtschaft.

Nun, zurück zur Bombe, denn EXAKT die kam mir wieder in den Sinn. Einer der sensationellsten Kuchen meiner Kindheit! Totally 80er und volle 90er und seinerzeits ein beliebter Star: die Rumbombe! Äußerlich hat sie Ähnlichkeit mit dem Maulwurfskuchen (wie ihn Petra beipsielsweise aufgefrischt zeigt), von den inneren Werten ist sie artverwandt mit dem Rotweinkuchen. Kurz: ein weiterer Retro-Kracher. 

Damals als man eben erst begann auf die E's als Inhaltsstoffe stoffelig zu reagieren, störte es niemand, wenn auch Kinder einen Alk-getränkten Kuchen aßen. Rumbombe for everybody quasi - keine Promille-Diskriminierung für Minderjährige. Und ja, ich mochte diese Bombe schon im Grundschulalter gerne. Mais bon: eure Kinder - das müsst ihr wissen.

Eigentlich ein ganz einfacher Kuchen (ihr kennt mich): Biskuit, Buttercrème - c'est tout! Etwas tüffteln musste ich für meine Rumbombe dennoch und holte mir Inspiration bei diesem Rezept sowie diesem (von letzterem darf man ruhig die Ganache übernehmen - sieht doch gleich nochmals schicker aus). Ich habe mich für die Törtchen-Variante entschieden, weil ich Menu-Gäste erwartete und ein *individuelles-Rumbömchen* als Erlebnis servieren wollte. Deutlich schneller geht die Bombe von statten, wenn man sie als Kuchen fabriziert. Original kenne ich sie ohne jede Früchte - mir gefiel die Idee aber, die Füllung etwas aufzufrischen und verwendete ein Drittel eingelegte (eigene) Pfirische und 2/3 gekochte Quitten (wie ungefähr hier).

Spielarten bieten sich endlos an. Die Alkis dürfen ihren Lieblingshochprozentigen statt des Rum zum Aromatisieren verwenden. Oder man kürzt ihn ganz raus und stellt eine fruchtige Buttercreme (beispielsweise mit Himbeeren) her oder gibt ihr eine Zitronennote... oderoder. Mir schwebt direkt mal wieder so eine Art *Schwarzwälderkirsch*-Edition vor: mit Schoko-Biskuit, Schattenmorellen und Kirsch... Am Ende werde ich wohl als Liebling aber stets beim Original landen: der Rumbombe.


Zutaten -  1 Rumbombe oder 10 kleine Bömbchen:

Biskuit
6 Eier
200g Zucker
1/2 Tonkabohne, groß
1 Pr Salz
150g Mehl
50g Speisestärke
1 TL Back-Pulver

Füllung:
500ml Milch
50g Zucker
1 Päckchen Vanille-Pudding
230g Butter
12 EL Rum*
350g Früchte*
(m: 2/3 Quitten /1/3 Pfirsiche)
200-250g Schoko-Glasur

Marmelade*


Zubereitung: 

Ofen auf 180° O/U-Hitze vorheizen.

Den Boden einer Springform von 26cm Durchmesser mit Backpapier auslegen, die Ränder fetten.

Für das Biskuit Mehl, Speisestärke und Backpulver sieben und in einer Schüssel zur Seite stellen. Die Eier trennen. Eigelb mit 50g Zucker mit einem Schneebesen gut verrühren. Den Eischnee mit einer Prise Salz und dem restlichen Zucker (150g) steif schlagen. Eischnee und Mehlmischung abwechselnd unter das Eigelb ziehen - dabei darauf achten, dass die Masse luftig bleibt.

Das Biskuit auf der mittleren Schiene 40min backen. Auskühlen lassen.

Eingemachten Früchte sehr gut abtropfen lassen.

Aus Milch und 50g Zucker nach Anweisung den Vanille-Pudding kochen (ich habe noch etwas Extra-Vanillemark zugefügt), in eine Schüssel umfüllen, mit Folie abdecken (um zu verhindern, dass sich eine Haut bildet) und zusammen mit einer Butter über Nacht neben den Kühlschrank stellen (so hat beides gleiche Raumtemperatur und das verhindert das Gerinnen beim späteren Zubereiten der Buttercrème). Für diese am nächsten Tag die Butter cremig aufschlagen und dann nach und nach löffelweise den Pudding untermischen. 

große Rumbombe:

Den Biskuit in 3 Scheiben schneiden, die unterste als Boden verwenden und mit Marmelade bestreichen. Die beiden anderen in 1cm Würfel schneiden. Das Obst würfeln. Biskuitwürfel, Buttercrème, Rum in einer Schüssel vermengen und auf dem Boden kuppelartig türmen - im Kühlschrank kalt werden lassen, dann mit Schoko-Glasur überziehen (geht aber auch die schickere Bömchen-Variante in groß mit großer Schüssel als Formhilfe - s. Beschreibung *Bömbchen*).

 für die Bömbchen:

Vom Boden her je 2 Scheiben à 1cm abgeschnitten - die dritte Scheibe ist dann etwas dicker, damit der Boden für meine Törtchen nicht vom Verhältnis zu dick wird - für eine große Rumtorte darf der Boden unten ruhig bis knapp 2 cm dick sein. Für kleine Törtchen nun aus den zwei dünnen Scheiben 10 Törtchen à 8cm Durchmesser ausschneiden. Die Böden oben mit Marmelade bestreichen. Den Rest der Biskuit klein würfeln: etwa 1/2cm. Ebenso das Obst. Nun die Füllung wie oben miteinander vermengen: Biskuit, Obst, Rum, Buttercrème.

Formen: dafür eine kleine Schüssel (Tasse ca. 170ml Inhalt) mit Frischhaltefolie auslegen, Masse einfüllen und gut festdrücken, einen ausgestochenen Biskuitboden darauflegen, den etwas andrücken, Schüssel auf einer Platte umdrehen und ohne Folie (die bleibt an Törtchen) abziehen. Den ganzen Vorgang 9 mal wiederholen. Kalt stellen, und wenn Masse fester geworden ist die Folie abziehen und mit Glasur oder Ganache überziehen.


*Anmerkung m: Früchte - anhand der Rezepte, an denen ich mich orientiert habe, könnt ihr ebenso Ananas verwenden, nur Pfirsiche oder die Früchte ganz weglassen. Den Rum mischt ihr in der Menge dazu, wie ihr das lecker findet. 12 EL fände ich persönliches Maximum. Wer den Rum besonders intensiv vorschmecken will, mariniert den in Würfel geschnittenen Biskuit damit. Auch Rum-Aroma hat gut funktioniert (etwa 1/2 Fläschchen). Den Vanille-Pudding könnt ihr selbstverständlich eigenständig (ohne Fertigprodukt - also mit Ei und Speisestärke zubereiten... wenn ihr wollt). Marmelade: ich nahm mein Zwetschgenmus, weil ich die Törtchen mit den Karamell-Zwetschgen zusammen servierte - Bitterorange fand ich aber noch leckerer. Aber, logo, könnt ihr die Marmelade eurer Wahl verwenden...

14 Kommentare

  1. Die Törtchen sehen voll lecker aus, die Rumbombe ist die Lieblingstorte meiner „ Männer“,
    lg

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    1. Na dann, Sanne, erzähle ich dir ja nix hier nix Neues. Ist dein Rezept meinem ähnlich? Machst du etwas anders?

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  2. Rumbombe hat als Kind so schön gekribbelt im Bauch :D. Bis heute eine meiner liebsten Hüftvergolder :D

    Liebe Grüße
    Helena

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    1. Ahh, wie schön, Helena, du kennst die Bombe auch. Gleiche Kindheitserinnerungen *tschakka* ;)

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  3. Aus dem Nähkästchen der Dorffeste/KiTa-Basar-Kuchenbäckerin von heute: die kunstvollen Torten sind mittlerweile in der Minderheit und Muffins, Rührkuchen und einfache Obstkuchen haben die Oberhand gewonnen. Aber mindestens eine Schwarzwälder Kirschtorte ist trotzdem immer dabei auf dem Buffet!

    Und Deine Rumbombe klingt fantastisch :)

    Liebe Grüße!

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    1. Hat sich also doch geändert - richtig gemutmaßt... Aber, Juliane, du kennst die Kuchen-Basare (genau, das war das Wort) von früher doch auch noch so spektakulär und angeberisch, oder?

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    2. Absolut, früher waren die Kuchenbuffets ein richtiggehender Backwettbewerb der Mütter mit einem tolleren Kuchen-Kunstwerk als dem anderen!

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    3. Hach, dann fühle ich mich bestärkt und verkläre nicht. Denn ORIGINAL so habe ich das auch gesehe: Wettbewerb total :)

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  4. Das sieht ja lecker aus....wird es bei uns zu Weihnachten geben.
    Ja, die Küchenbuffets sehen auch hier m Rheinland noch so aus, und so reichhaltig, dass sich die Tische biegen.

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    1. Hmmm, dann hängt das Angebot wohl mit vom Verein ab? Oder der Region? Hach, Verallgemeinerungen... wie leicht stimmen sie nicht mehr.

      Und ja, genau, Dixie, Weihnachten hatte ich für die Bömbchen auch schon im Hinterkopf - gerade wenn man viele Esser am Tisch sitzen hat. Sie kommen auch bestimmt auf meine klassischen Festtags-Menu-Boards...

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  5. Das sieht ja super lecker aus, fast verdächtig für einen Weihnachtsnachtisch:-)

    Ok, ich musste schmunzeln bei der Beschreibung für die Backorgien anlässlich der Schulverkaufsfeste. Ich schickte immer eine Schwarzwälder Kirschtorte ins Rennen, und die war ruckzuck weg!!

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    1. Na, bei Schwarzwälderkirsch werde ich auch schnell schwach - ich wäre eine, die mithelfen würde, damit die Torte schnellstens verschwindet ;-)

      Und ganz genau: Weihnachtnachten als prima Gelegenheit dafür war auch mein Gedanke...

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  6. Also an exorbitant tolle Kuchen, Törtchen und Torten auf Dorffesten (in Schwaben) kann ich mich jetzt nicht erinnern. Vielleicht weil ichs auch nicht so mit süß hatte und habe.... Aber die Rumbombe erinnert mich an was. Damals, bevor das Internet groß raus kam , gab es ja auch immer wieder mal solche - nennen wir es Trends (wo hatten die das damals her?) Z.B. die ersten Zucchini in schwäbischen Gärten. Ein Alptraum, da es nur noch Zucchini gab. Gefühlt jeden Tag. Über Wochen. Oder auch der Trend mit den DIY-Sachen aus Salzteig..... Und.... der Rumtopf. Meine Mutter, hat damals auch immer ambitioniert (obwohl sie eigentlich gar keine alkoholischen Getränke mag) Früchte in diesem Rumtopf eingelegt. Aber dann: Was tun mit dem Ergebnis? U. a. gab es dann Bisquitrollen mit Sahne und den Früchten aus dem Rumtopf.

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  7. Oh wow die Rumtorte kenne ich ja gar nicht. Bin ich wohl ein paar Jährchen zu jung ;-) Aber diese Tortenstars sind ja meist nicht umsonst so lange beliebt, das heißt da habe ich wohl noch etwas nachzuholen und werde das Bömchen bei Gelegenheit mal nachbacken.. Vielleicht als Kuchenbeitrag für das nächste Familienfest. Da wird nämlich meist ein ebenso tolles Buffet aufgefahren wie an der Kuchentheke sämtlicher Dorf- und Sportvereine :-)
    Liebst Alexandra

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