Mein letztes Leben widmete sich bekanntermaßen der Kunst. An der Akademie hielt ich seinerzeits ein Referat zu Klimts *Beethovenfries*, dessen Abbild sehr lange meine Wohnzimmerwand schmückte. Alleine über Stilisierung und Ornamentik ließen sich ganze Romane füllen. Ich will euch in eingeschränkter Form (fragmentarisch) mit Inhalt und Hintergrund zum *Beethovenfries* vertraut machen. Faszinierend für mich ist dabei die Verschlingung mehrerer Künstler: Schiller-Beethoven-Wagner-Klimt - die sich alle nacheinander-miteinander am gleichen Thema versuchten und zwar dem größten von allen: der Sinn des Lebens beziehungsweise die Erlösung des einzelnen Menschen.
Für die Gruppenausstellung 1901 hatte Klimt (1862-1918) sich die Neunte Sinfonie Beethovens für seinen Zyklus zum Vorbild genommen, in der wiederum Beethoven Schillers (1759-1805) Gedicht *An die Freude* dem berühmten Chor unterlegt (*Freude schöner Götterfunken*). Beethoven erfuhr zu Wiener Secessionszeiten (= Klimt-Zeit) eine kultartige Verehrung, was mit Wagner (1813-1883) zu verdanken ist. Zwar war die Uraufführung der Neunten (1824) durchaus enthusiastisch gefeiert worden, doch vertraten unter den Rezensionisten genauso einige die Meinung, dass Beethoven beim Komponieren wohl nicht mehr ganz dicht war (weil so außergewöhnlich/ neuartig). Für Wagner beinhaltete sie jedoch nicht mehr oder weniger als *das Geheimnis aller Geheimnisse*.
So erstaunlich wie bemerkenswert empfinde ich bereits die Ausgangsprämisse und zwar jener Teil in Schillers Gedicht, der nicht jedem Menschen eine Seele zuspricht - die menschliche Seele als keine selbstverständliche Grundausstattung, sondern als etwas zu erringendes:
Ja, wer auch nur eine Seele
Sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wer’s nie gekonnt, der stehle
Weinend sich aus diesem Bund!
Drei Seitenwände bilden in Klimts Beethovenfries eine zusammenhängende Erzählung. Für einen kleinen Post zu einem Plätzchen-Rezept würde es natürlich zu weit führen, sämtliche Elemente aufschlüssen zu wollen. Grob zusammengefasst schickt Klimt stellvertretend für alle (weil nicht allen vergönnt dafür geschaffen zu sein) *den wohlgerüsteten Starken* los auf die Suche nach Glück, hinaus in das Abenteuer Leben, vorbei an feindlichen Gewalten, mit der Hoffnung Leid hinter sich zu lassen, das Irdische zu überwinden und in rein geistigen Sphären erlöst zu werden. Ganz im Sinne von Goethe: *Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen*
Es lohnt sich, die vielen wunderbaren Details des Beethovenfries genauer zu betrachten. So kämpft der Ritter nicht nur mit *offenem Visier*, nein, er verzichtet gar als Beweis für seinen Mut und seine willensstarke Entschlossenheit ganz auf den Helm, den er abgelegt hat. Die Rittergestalt ist in der Symbolkunst sehr verbreitet: sie verkörpert den Handelnden, der dem *Schönen-Wahren-Guten* verpflichet ist. Er ist die Allegorie all der Tugenden, um die die schwache Menschheit bittet. Ganz am Ende stellt Klimt den Ritter nackt dar - seinen schützenden Harnisch hat er nun völlig abgelegt, den braucht er angekommen im Paradies nicht mehr.
In der Schlussszene leiten weibliche Gestalten als Sinnbilder der Künste hinüber in *das ideale Reich*, sie bilden die Brücke zu dem Feinstofflichen - von dort zu dem *Chor der Paradiesengel* (Schlusschor von Beethovens Neunter) - zu einem in einem Kuß verschmolzenem Paar (Schillers *Dieser Kuß der ganzen Welt*). In und mit diesem Kuß vereint sich die Dualität - das irdische Prinzip - von Erde und Himmel, Mann und Frau, Materie und Geist, Leid und Freude. Der Sinn der Schöpfung der Erde und der Sinn eines Menschenleben symbolisch verbunden in einem sich eng umschlungenen, küssenden Paar...
Meine letzten Plätzchen für diesen Advent sind aus frisch gemahlenem Einkorn gebacken - für mich DAS Urgetreide 2018. Keine Bange, sie schmecken deshalb nicht *gesünder*, aber sie erhalten einen Biss, den ich besonders (Achtung frisch aufgeschnapptes Wort) *appart* finde (klingt so *nostalgisch-schick*, oder?). Die Gewürze machen - klaro - erst den richtigen Dreh. Dafür habe ich euch im Rezept drei Möglichkeiten zur Auswahl gestellt.
Zutaten - ca. 2 Bleche:
300g Einkorn-Vollkorn (oder Dinkel-Vollkorn)
175g Butter
1 Pr Salz
50g gemahlende Mandeln
120g Rohrzucker
3 EL Schlagsahne
1 1/2 EL Sugar Spice*
80g Mandelblättchen
Zubereitung:
Aus allen Zutaten außer den Mandelblättchen zügig einen homogenen Teig kneten und 1 gute Stunde kalt stellen.
Den Ofen auf 180° (O/U-Hitze) vorheizen. Den Teig auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche etwas vorwellen. Dann die Mandelblättchen auf der Arbeitsfläche verteilen und den Teig darauf auf ca. 3mm Dicke auswellen. Mit einem Ausstecher (∅6cm) Kreise ausstechen, mit der Unterseite (Mandelseite) nach unten auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen.
Auch die nächsten Ladungen, wenn der Teig dann wieder zusammengeknetet und neu ausgewellt wird, werden super. Fast noch köstlicher, weil mehr Mandeln. Und ich finde, sie sehen immernoch sehr hübsch aus - allerdings bleibt der Clou wohl, wenn die Mandeln nur auf der Unterseite kleben. Schneller gegessen (rausgepickt) hatten wir uns aber die letzteren...
Im vorgeheizten Ofen ca. 10-12min backen.
In einer Dose aufbewahrt ca. 5 Wochen haltbar.
*Anmerkung m: Alternative zu Sugar Spice das typische Spekulatius-Gewürz (wie etwa gerade ganz aktuell nach Ottolenghi) oder schlichter: 1/4 TL Kardamom, 1 Msp Nelke/ 2 Msp Piment, 172 TL Vanille-Pu (so habe ich die erste Ladung gebacken)
300g Einkorn-Vollkorn (oder Dinkel-Vollkorn)
175g Butter
1 Pr Salz
50g gemahlende Mandeln
120g Rohrzucker
3 EL Schlagsahne
1 1/2 EL Sugar Spice*
80g Mandelblättchen
Zubereitung:
Aus allen Zutaten außer den Mandelblättchen zügig einen homogenen Teig kneten und 1 gute Stunde kalt stellen.
Den Ofen auf 180° (O/U-Hitze) vorheizen. Den Teig auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche etwas vorwellen. Dann die Mandelblättchen auf der Arbeitsfläche verteilen und den Teig darauf auf ca. 3mm Dicke auswellen. Mit einem Ausstecher (∅6cm) Kreise ausstechen, mit der Unterseite (Mandelseite) nach unten auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen.
Auch die nächsten Ladungen, wenn der Teig dann wieder zusammengeknetet und neu ausgewellt wird, werden super. Fast noch köstlicher, weil mehr Mandeln. Und ich finde, sie sehen immernoch sehr hübsch aus - allerdings bleibt der Clou wohl, wenn die Mandeln nur auf der Unterseite kleben. Schneller gegessen (rausgepickt) hatten wir uns aber die letzteren...
Im vorgeheizten Ofen ca. 10-12min backen.
In einer Dose aufbewahrt ca. 5 Wochen haltbar.
*Anmerkung m: Alternative zu Sugar Spice das typische Spekulatius-Gewürz (wie etwa gerade ganz aktuell nach Ottolenghi) oder schlichter: 1/4 TL Kardamom, 1 Msp Nelke/ 2 Msp Piment, 172 TL Vanille-Pu (so habe ich die erste Ladung gebacken)
Beethoven war zur Uraufführung seiner Neunten bereits seit 4 Jahren taub: *Wir
Endlichen mit dem unendlichen Geist sind nur zu Leiden und Freuden
geboren, und beinahe könnte man sagen, die Ausgezeichnetsten erhalten
durch Leiden Freude.*
Bonjour Micha
AntwortenLöschenGerne bedanke ich mich - einmal mehr - für die vielen Stunden, die ich mit deiner stets interessanten Lektüre und den köstlichen Rezepten (so, wie z.B. dieses hier) verbringen durfte. P.S. Nachgebacken wird erst ab Februar ... ;-)
Sonnigwarme Grüsse aus dem "Machetenland"
Peter
Hallo Peter,
AntwortenLöschenWo ist Dein "Machetenland"? Meinst Du etwa Mexiko?
Hallo Micha,
Danke für die neue Anregung zum Lesen, denken und backen. Seit langer Zeit lese ich hier bei Dir und backe öfter mal was von Deinen Vorschlägen. Das Bauernbrot mit Kartoffeln und Buttermilch kommt, in abgewandelter Form, oft auf den Tisch. Als ich von den "mexikanischen Bohrern" las, hätte ich Dir fast ein paar geschickt. Vielleicht wird es ja sogar nochmal was...
Viele Grüße aus Mx,
Wieland
Hallo Wieland
LöschenDie Antwort findest du unter: https://salzkorn.blogspot.com/2018/06/machete-mediterraner-nudelsalat.html
Ein "Insider" von Micha und mir. Ich spreche von Thailand.
Beste Grüsse aus Nordthailand bzw. aus den Pampas, absolut ohne Touris.
Die sehen sehr lecker aus :)
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Ela