Geier - gebackenes Blumenkohl-Sandwich mit Spinat/ Lauch und Käse

Mittwoch, 15. April 2020


Der Geier ist bei uns der größte Vogel im Himmel mit einer Flügelspannweite von beinahe 3 Metern. Und wo ein Geier ist, da ist normalerweise auch ein zweiter. Wenn im Frühling die Schafe im Tal verteilt auf den Wiesen stehen, dann lassen sich die Geier von der Terrasse beobachen. Und eine ganze Kolonie von Geiern - über 40 Stück - die in mächtigen Spiralen der Thermik folgen, ist großes Kino, ist ein eindruckvolles Spektakel!

Ich denke, wenn ich die Geier sehe, an die Pyramiden, die wir in Ägypten besuchten, deren Türstürze oft mit Geier-Hieroglpyphen geschmückt sind, so dass man, um von einem Raum in den anderen zu gelangen, unter ihnen hindurch muß. Wer es versteht: tief symbolisch.

Und mir fallen die Himmelsbestattungen ein, die uns in Tibet begegneten. Und zuletzt im Iran in Zusammenhang mit dem Zoroastrismus, wo wir die *Türme des Schweigens* begutachteten, der Ort an dem die Tote den Geiern übergeben wurden. Gut, müsste (!) ich mich jetzt entscheiden, wo ich lieber Bestatter wäre, dann wohl eher in unserem Kulturkreis. Denn für die Geier müssen die Leichen von den Ragyapas - Gebete rezitierend - entsprechend zerstückelt und die Knochen gar mit Hämmern pulverisiert werden. Auf diese Weise wird der Tote restlos von den Vögeln in den Himmel getragen. Eigentlich ein schöneres Bild.

Für den Toten selbst sollte die Art der Bestattung gleich sein. Egal ob als spiritueller Mensch oder nicht. Denn geht der eine davon aus, dass der Geist samt Bewußtsein ohne Körper fortlebt und die Hülle dann eh nicht mehr gebraucht wird, so hat sich für den Atheisten mit dem Tod ja sowieso alles komplett erledigt. Ein Gedankenspiel, das gut passt zum Fest der Auferstehen, das wir gerade gefeiert haben. 

Nur wurde mir jüngst wieder vor Augen gehalten, dass die Mehrheit der Menschen einfach nullkommanull Vorstellung von *Geist* hat. Ein  Wort, das wohl nur mit Mühe mit Inhalt gefüllt werden kann. Das hat mir die Sendung über Hexenverfolgung regelrecht demonstriert (unterirdisch in dem Zusammenhang auch das Thema der Denunziation - welches, wie ich erschüttert registriere, eine Renaissance erlebt). Aber worauf ich eigentlich rauswollte: im Mittelalter wurden die bereits verschacherten Leichen der *Hexen* wieder ausgegraben, um ihnen dann die Gliedmaßen abzutrennen, damit diese Teufel nicht in ihren Körper zurückkehren und Rache nehmen können. Da schlägt man sich doch die Hand vor den Kopf. Aber soviel weiter sind wir seither nicht gekommen. Ehrlich, kein Wunder kapieren die wenigsten Polarität - oder die Tiefe von Homöopathie...

Nun, um alle meine Geier-Assoziationen loszuwerden, verweise ich euch noch auf den alten, Schwarz-Weiß-Film *Die Geierwally*. Dieser Film war wiederum die Empfehlung eines französischen Freundes, der definitiv mein Telefonjocker für Geschichte und bewegte Bilder wäre. Ein ganz tolles cineastisches Zeitzeugnis!

Zuguterletzt muss ich euch noch die Geschichte von meinem sensationellen Geier-Foto erzählen. Erkennt ihr auf dem einen Bild die Feder, die der Geier im Flug verliert? Exakt diese habe ich später ganz am Rande unseres Gartens in einer Hecke gefunden. Hätte ich keine Beweis-Dokumente - das würde mir doch kein Schwein glauben, oder?!


Zurück zum Teller. Wir essen nachwievor viel Kohl, weil ich uns damit auf einen Einkaufsschlag mit viel Gemüse eindecken kann. Und das Einkaufen von Lebensmitteln war noch nie freudloser wie momentan. 

Die Blumenkohlscheiben halten gebacken gut zusammen. Wir haben diese Sandwiches schon gegessen in der Spinat-Wildkräuter-Edition (jedes frische Kraut erhält gerade seine Extra-Aufmerksamkeit - das werdet ihr in den kommenden Rezepten sehen) und in der Variante mit Lauch (der nun bald anfangen wird zu schießen und runter muss vom Feld). Wir bevorzugten als Füllung den Lauch, der sich geschmacklich besser ins Gesamte einfügt. Wirklich lecker, die knusprige untere Blumenkohl-Scheibe, der zerlaufene Käse... nicht von ungefähr habe ich dieses Gericht bald wieder auf den Tisch gebracht.

Zutaten 2P:

1 Blumenkohl (600g)
2 Frühlingszwiebeln
(oder junger Knoblauch)
4 EL Butter
Salz, Muskat
2 Eier (M)
40g Einkorn-Vollkornmehl
50g Semmelbrösel
200 g Blattspinat/ Wildkräuter
(oder besser: 2 Stangen Lauch)
125 g Raclettekäse in Scheiben
Butter/ Öl

Zubereitung:

Blumenkohl in Röschen teilen (m: über Wasserdampf al dente gegart) und im Universalzerkleinerer oder in einem guten Mixer fein mixen - allerdings nicht zu völligem Mus.

Frühlingszwiebeln (oder junge Knoblauchstangen) putzen und in feine Ringe schneiden und diese kurz in etwas Butter schwenken. Mit wenig Salz und Muskat würzen. Abkühlen lassen.

Den Ofen auf 220 Grad vorheizen (Umluft 200 Grad).

Blumenkohl mit Eiern, Zwiebeln und Mehl und Bröseln mischen, abschmecken. Die Masse soll so fest sein, dass man sie gerade gut formen kann. Ein Backblech buttern (besser auf Backpapier) oder mit einer Silikonmatte auslegen.
Die Blumenkohlmasse darauf zu 4 Rechtecken formen, die an Toastscheiben erinnern. Mit jeweils ein wenig Bröseln bestreuen.

Im Ofen etwa 20 Min. backen, dann herausnehmen und abkühlen lassen.

TK-Spinat einfach auftauen lassen und dann gründlich ausdrücken. Oder frischen Spinat waschen und in reichlich kochendem Salzwasser einmal aufwallen lassen, dann abgießen, abschrecken und ebenfalls ausdrücken. Ein paarmal durchschneiden, dann leicht salzen. (im Falle von Lauch: diesen in Butter kurz rösten, 3-4 EL Gemüsebrühe dazugeben, mit Salz, Pfeffer und einer Prise Zucker würzen und weich garen).

Butter in einer Pfanne aufschäumen lassen, alle 4 Blumenkohl-Scheiben mit der Bröselseite nach unten einlegen (ging in meiner größten Pfanne nur nacheinander - also jeweils 2 Scheiben), das geht am besten mit einem breiten Pfannenwender.

Zwei Scheiben mit Spinat belegen, 2 Min. backen. Spinat mit Käse belegen und mit Pfeffer bestreuen.

Mit den beiden anderen Blumenkohlscheiben belegen (m: Deckel auflegen), noch kurz durchwärmen und dann auf Teller setzen.
 
Quelle: SZ-Magazin










6 Kommentare

  1. Echt, ganz großes Kino mit den Geiern!! Genau deswegen u.a. hatte ich bei euch gebucht :-)

    Aber das Essen nicht minder! Ganz lecker!

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    1. Das *hatte*, Elvis, lässt mich natürlich etwas aufseufzen. Aber ja, Geierbeobachtungen - dieses Frühjahr fast täglich. Da hält man schon inne, egal was man tut. #sehenswert - kann ich dazu nur sagen ;-)

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  2. Liebe Micha, das ist ja wirklich ein Spektakel bei euch am Himmel! Das muss man wirklich mal "live" gesehen haben - hoffentlich bald. Wobei in meinem Empfinden die Geier - als Aasfresser - auch eher ein negatives Image haben - vermutlich zu Unrecht. Das mit der Geierfeder kann kein Zufall sein - ein Omen - ein gutes hoffentlich. Das Rezept musste ich irgendwie erst zweimal durchgucken, bis ich schnallte, dass das echt sehr lecker sein muss - ist so ein bisschen wie die Gemüsecontent Blumenkohlpizza - oder? Und die fanden wir toll! Jedenfalls - Blumenkohl ist bereits dafür im Kühlschrank! Liebe Grüße von Hannah

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    1. Liebe Hannah, als Fötus beginnt man als Aas endet man. Und keines der beiden Wörter touchiert das Mysterium von Werden und Vergehen...

      Meine Empfehlung für dieses Sandwich kann ich nur unterstreichen - alles, was es in kürzester Zeit zwei Mal gab, kann nur besonders lecker gewesen sein. Zumindest was den *Lecker-Maßstab* unserer Welt entspricht ;-)

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  3. There is a sense in everything!....Herzlich, Sunni

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    1. *Alles, was geschieht, ist Symbol* - Goethe
      herzlich zurück...

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