Bal kabakli gül böreği - Börek-Rosen mit Kürbis-Walnuss-Füllung

Dienstag, 12. Januar 2021


In Südfrankreich befinden wir uns inmitten eines Ausbruchs einer kleinen Eiszeit. Zumindest fühlt es sich so an. Seit Weihnachten klettern die Temperaturen selbst tagsüber selten über Null. Der Himmel zeigt sich in eben jenem momoton-grau-bleiernen Anstrich, der die Bewohner eines kleinen gallischen Dorfs einst veranlasste zu befürchten, er könne jederzeit auf sie hinabstürzen. Und um sich gegen die feuchte Kälte zu wappnen, benötigt man grob geschätzt eine Tonne an Klamotten, in denen man sich nur bewegen kann wie eines dieser beknackten Teletubbies. Der zusätzliche Mundschutz, die dauer-beschlagende Brille, die triefende Nase, drei Monate kaum Geselligkeit - es ist zum aus der Haut fahren. 

Obendrein erneut verschärfte Beschränkungen... Ich komme mir vor wie ein zu eng geschnürtes Paket, das zu platzen droht. Ganz so, als hätte ich über Nacht mehrere Kleidergrößen zugenommen und nun presst mich alles ein, was ich mir über den Kopf oder Hintern ziehe: alles zwickt, kneift und passt nicht. Von allen Seiten werde ich gedeckelt.

Am liebsten würde ich einen Schrei lassen, mich mit gestreckter Faust ein Mal im Kreis drehen und alles niederbügeln, was mir zu nahe kommt. Ein Befreiungsschlag gegen diesen beißenden Zwinger, der mich umkreist und mir die Zähne zeigt. Ich kann es nicht leiden, wenn man versucht, mich klein zu halten - das hatte ich ausreichend im Elternhaus!

Warum ist nicht wenigstens Beamen schon erfunden?! Eine kleine Auszeit von dem Mist nehmen, mal wieder durchatmen - das würde schon Erleichterung veschaffen. Und zwar - wütend mit den Füßen aufstampfend -  JETZT SOFORT! Ich habe die Nase voll! Selbst die Zeit hat eine eigenartige Kaugummi-artige Konsistenz - die Tage fließen zäh und schwer trennbar ineinander über...

 

 

Ja, Zwergenaufstand, ich weiß. Aber so mache ich mir wenigstens mal etwas Luft. Das ist schließlich schon ein Nadelöhr, durch das die Menschheit gerade gedrückt wird. Wie bedeutungslos aber sind individuelle Befindlichkeiten in Anbetracht geschichtlicher Abläufe, denen man nur staunend (fassungslos) hospitieren kann?! Trotzdem freue ich mich sehr darauf, wenn endlich ein Silberstreifen am Horizont zu sehen ist, der das Ende markiert. Der fehlt mir als hoffnungsstiftendes Licht enorm!

Ich schaue aus dem Fenster bis auf die verhangende Spitze des Troi Becs, jenen Berg, der unsere Tal und damit unseren Panoramablick begrenzt. Gott sei Dank habe ich diese Weite um mich, die schon vieles relativiert. Gott sei Dank ist mein Habibi die erste Wahl von Habibi! Gott sei Dank kann ich uns wenigstens was Feines kochen. Sonst könnte ich Vogelstrauß-Anfälle schwer unterdrücken.

Heute habe ich uns kleine Päckchen gewickelt - um wieder an oben anzuknüpfen. Börek zählt bekanntermaßen zu einem Lieblingsgericht. Börek kennt man in Zigarrenform, als Schneckchen oder als Spirale. Diese türkische Technik eine Füllung mit Teig zu ummanteln finde ich eine besonders hübsche - unten habe ich euch zu einem Youtube-Film verlinkt, der das sehr schön veranschaulicht. Man kann sie einzeln in der Muffinsform backen (prima für Vorspeisenteller) oder nebeneinander in einer dicht schließenden Form! Knuspernder, stimmungsaufhellender Genuss!


Zutaten 2P:

6 Filo-Blätter (Yufka/ Brick-Teig)
250g Kürbis, grob geraspelt
1 Schalotte
2 Knoblauchzehen
2 EL Petersilie, fein gehackt
2 EL Walnüsse, geröstet, gehackt
120g Schafkäse (Feta/ m: Ziegenkäse und ein Rest Bergkäse)
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette
Olivenöl

100g Joghurt (m: Schafsjoghurt)
80ml Milch
25ml Öl  (m: Sonnenblumenöl)
2 TL Mehl
Salz, Pfeffer

flüssige Butter zum Bepinseln

Zubereitung:

Für die Füllung Schalotte und Knoblauch fein würfeln.  In etwas Olivenöl glasig dünsten, geriebenen Kürbis dazu und kurz ebenfalls mitbraten, bis er leicht zusammenfällt. Petersilie untermischen. Würzen und etwas abkühlen lassen. Zusammen mit Walnüsse und Käse in einer Schüssel vermischen.   Joghurt, Öl, Milch und Mehl klümpchenfrei miteinander vermengen, salzen und pfeffern.
Die Yufkablättern ausbreiten - je nach Größe zuschneiden. Ich habe meine rechteckigen Brick-Blätter schräg (nicht genau diagnola) halbiert, so dass ich ein sehr unregelmäßiges Fünfeck erhielt. Große runde Yufkablätter viertelt man - aber das wird euch klar, wenn ihr das unten verlinkte Filmchen anschaut..  
Ein Dreieck auf der Arbeitsfläche ausbreiten und mithilfe eines Pinsels etwas Butter auf ein Dreieck streichen. Mit Zeigefinger und Daumen die Mitte des Teigdreicks leicht anheben und nach rechts verdrehen, um auf diese Weise einen Wirbel zu bekommen. Mitte wie umliegender Teig mit dem Joghurtgemisch besprenkeln. In das Zentrum des Wirbels 1 Esslöffel der Füllung platzieren. Die Seiten des Yufkablattes über die Füllung schlagen. In eine gebutterte Gratinform setzen und das 11 mal wiederholen bis die Form voll ist.  In die Zwischenräume (falls vorhanden) das restliche Joghurt-Gemisch verteilen. Alle Röschen mit Butter bepinseln..  
Im vorgeheizten Backofen bei 190 °C Ober-, Unterhitze ca. 35 Minuten backen.
*Anmerkung m: im Outback bekomme ich nicht den besten Yufka-Teig. Würde ich in der Stadt leben, würde ich ihn mir möglicherweise beim Türken besorgen. Meine Brickblätter waren schon relativ trocken und rissen sehr leicht. Die Röschen funktionieren trotzdem - sie werden nur nicht ganz so perfekt. Bei uns gabs einen großen Salat dazu.
 
 
 

4 Kommentare

  1. Da schreibst du was, Micha! U-Boot-Feeling total auch hier!
    Also Hinterbacken zusammenkneifen, Augen zufetzen und irgendwie durchkommen! Das wünsche ich dir, mir und überhaupt uns allen :-)
    viele liebe Grüße von Sonja

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    1. Ein treffendes Bild, Sonja, wollen wir hoffen, dass wir bald wieder die trüben Gewässern verlassen dürfen... und zudem aus saudoofen U-Boot aussteigen können :)

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  2. Liebe Micha,
    Ich habe lange überlegt, wie ich den Zustand,den du beschreibst, nennen könnte. Es ist für mich wie ein Vakuum, in welchem man gefangen ist, erdrückt wird. Rausgehen und alles Rausschreien ist in solchem Vakuum kaum möglich. Es gibt ein LP Plattencover, was eine ähnliche Empfindung meines Erachtens zeigt, aber ich bin leider so schlecht mit Namen.
    Wenn wir an einem solchen Punkt angelangt sind, dann brauchen wir einen Frühlingstag mit Freunden, ein warmes Beisammensein mit den Menschen, die wir lieben und Orte, die uns gut tun. Dann kann die Seele ihre Mitte wiederfinden und heilen von dem Leiden. Und es ist ein Leiden, was wir in solchen Momenten empfinden. Doch das ist ja das vertrackte an dieser Situation, das was wir in solchen Momenten am dringendsten brauchen, dürfen wir nicht. Wir Bleiben gefangen in dem Erleiden, werden gezwungen zum Ertragen mit wenig Aussicht auf wärmende Umarmungen und wohltuender Gesellschaft.

    Euer Lock Down geht noch weiter, noch strenger, erdrückend wenn wir nicht unsere Kräfte mobilisieren.

    Ich kenne ein ähnliches Gefühl aus einem Tag meiner Arbeit.
    Die letzten zwei Tage vor dem Lock Down im Kindergarten wurden alle und zwar wirklich alle Kinder gebracht! Es wurde genießt, es wurde gehustet, geschnuft und gerotz. Unsere Dienstanweisung lautet eindeutig! Keine Masken!!
    Ich sah mich und putze Nasen, desinfizierte beinahe im 5 Minuten Takt vollgenießte Tische, Spielzeuge, Hände, mich und.....
    Und dann kam das Vakuum und eine Panik stieg in mir hoch.
    Ich dachte an meine Tochter, die Asthma hat,
    an meinen Sohn mit vielen Allergien,
    was ist, wenn ich mich anstecke?
    Mit meinem Mann?
    In Karantäne?
    Was ist mit meiner Mutter, die ich in den ganzen Monaten nur mit Abstand gesehen habe, im Flur, im Treppenhaus
    Was ist, wenn ich mich hier infiziere, weil kranke Kinder wegen der Weihnavhtseinkäufe in den Kindergarten gebracht wurden und ich keine Maske tragen darf

    Ich habe an diesem Tag 5 kranke Kinder nach 3 unfassbar langen Stunden abholen lassen, habe Streit mit meiner Chefin gemacht und gelitten und versucht, meine Ängste wieder unter Kontrolle zu bekommen.
    Diesen Tag habe ich immer noch in mir und deine Schilderung hat mich wieder dorthin katapultiert.
    Mir half mehrere Tage strammes Wandern und das Kochen. Wie Meditation und Heilung Stück für Stück.

    Auch Wenn man diese starken Gefühle wieder in Griff lauern sie doch bei mir noch unterschwellig, doch ich wander und radel und koche weiter!

    Halt die Ohren steif, du bist nicht alleine mit doofen Gefühlen

    und

    Alles ist in Ordnung!

    Liebe Grüße Conni

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    1. Liebe Conni, Ausnahmezustände führen wohl zu gut Stärken und Schwächen vo Augen. Man schaut auch in seine eigenen Abgründe. Für den Habib und mich ist Angst kein Thema: der Habib ist (bereits schon lebenslänglich) ein waschechter Abenteurer, immer bereit notfalls alles auf Risiko zu setzen und in Anbetracht seiner Art und Weise zu Reisen, wurde ihm schon oft vorgehalten, man müsse ja die Gefahr nicht zwingend suchen. Aber darum ging es ihm nie.
      Der Neugier und Erfahrung zuliebe bleibt nur eines: sich ins Leben zu stürzen. Und Angst war und ist noch nie ein guter Ratgeber gewesen. Für nichts. Angst macht klein, beengt und grenzt ein. Und Zwänge haben wir ja nun gerade mehr als genug. Wer hier länger mitliest, weiß, dass ich im Kleinen versuche Botschafterin zu sein, scih seinen Ängsten zu stellen. Ich wünsche mir ja, dass der einzelne Mensch groß und stark, selbstbestimmt und frei wird - für eine bessere Menschheit!

      All deine Bedenken kann ich natürlich dennoch nur zu gut verstehen. Letztlich ist man gerade ja auch maximal verunsichert. Und wenn man zwei Dinge bestimmt nicht will, dann an einer beschissenen Krankheit verrecken oder andere eben mit dieser anzustecken.

      Ich baue auf eine gute Intuition, Lebensmut und les âmes rebelles von uns allen!

      Halte auch du die Ohren steif, wir müssen wohl noch eine Weile tapfern sein, liebe Conni ;-)

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