Seit Jahren läuft - wohl besonders stark im englisch-sprachigen Raum - eine Debatte, ob man das Wort *Weihnachten* nicht durch *Feiertage* ersetzen sollte. Es gibt Vorschläge, die *Weihnachtsferien* in *Winterferien* umzubenennen und kritische Hinweise darauf, dass die Verwendung des Wunsches *Fröhliche Weihnachten* nicht mehr zeitgemäß wären und daher ausgetauscht werden sollte durch das politisch korrektere *Fröhliche Feiertage*. Aus Inklusionsgründen.
Das lässt mich schon stutzen. Gilt das genauso für Europa (so wie es die Gleichstellungsbeauftragte der Europäischen Kommission anstoßen will)? Brauchen wir Weihnachten nicht mehr? Nun ist (oder man muß ja sagen war) der Schutz von Minderheiten seither eine tragende Säule der Demokratie: jeder sollte den Raum erhalten, seinen Lebensentwurf frei leben zu dürfen - selbst wenn eine Mehrheit eine andere Auffassung vertritt. In der Gender-Diskussion erhält man manchmal den Eindruck, dass eine Mehrheit sich gar nach einer Minderheit richten soll, aber lassen wir dieses Fass zu (#alles irgendwie verdreht)...
Nahezu zweitausend Jahre lang formte das Christentum das Abendland und jedes einzelne Jahr wurde strukturiert durch den christlichen Kalender. Die christliche Kultur prägt(e) übergreifend ganz Europa. Und gerade als Deutsche, die in Frankreich lebt, fällt mir wiederkehrend auf, wie unglaublich groß darin trotzdem (oder deshalb ?) die kulturelle Diversität von Europa erblühen konnte. Für mich ist eben die Vielfalt der unterschiedlichen Kulturen Europas wertvollster Schatz, sein funkelndster Reichtum. Zudem geben Sitten und Gebräuche den Menschen Wurzeln, Halt und Orientierung - gerade in schwierigen Zeiten von Vorteil. In Tradition steckt außerdem das schöne Wort *bewahren*: das Weitergeben von Werten von Generation zu Generation, in dem das Wissen unserer Vorfahren behütet wird.
Manche sprechen von einem *Kulturkampf*. Ohne Traditionen und ohne Religion sind Menschen für führende Eliten (egal welcher politischen Couleur) leichter zu lenken. Nix Neues. Und die ersten Weichen stellt man, in dem in den Sprachgebrauch eingegriffen wird. Ganz mit Wittgenstein: *Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.*
Als anschauliches Beispiel kann man *Allerheiligen* und *Allerseelen* dafür heranziehen. Tout un coup, von einem Tag auf den anderen wurde der klassische Friedhofsbesuch um den Verstorbenen zu gedenken, europaweit ersetzt durch das amerikanische Helloween mitsamt seinem ganzen Tingeltangel. Nun wird eifrig verkleidet, gegruselt und dekoriert - die Kinder mögens lieber... Erst entfernt man einen Begriff, mit ihm seinen Inhalt und dann wird ein neues Wort etabliert samt anderen Inhalten. GANZ anderen Inhalten.
Daran anknüpfend musste ich feststellen, dass mein kleines, erstes und einziges Blog-Event 2017 mit der Frage *Macht Weihnachten für dich Sinn* letztlich zeigte, dass keines meiner teilnehmenden Mädels Weihnachten noch mit einem religiösen oder spirituellen Inhalt füllte.
Daher knüpft sich schon die nächste Frage an, ob Weihnachten für eine Mehrheit ausgedient hat. Ist das christliche Abendland am Ende? Sind christlich geprägte Sitten und Gebräuche überholt und stehen dem Neuen nur im Weg? Hängen nur ewig Gestrige an *Althergebrachtem*? Wie seht ihr das?
Ich habe für die kommenden Feiertage einen schönen Festtagsschaus ausprobiert. Schon lange wollte ich Susannes Karotten-Poststickers nachmachen - wozu ich endlich gekommen bin. Total köstlich! Wie überhaupt und eh immer alle Teigtaschen dieser Welt. Und Susanne ist DIE Teigtaschen-Spezialistin in Blogistan.
Für mich sind Ravioli und alle seine Verwandten das kulinarische Mixtape (auch so ein vorsintflutlicher Begriff): das bastelt man nur für Menschen, die man gerne hat und sie bereiten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit immer Freude. Hier also meine Variante:
Zutaten - 20 Stück*:
200g Mehl (m: D630)125g Karottensaft
100g Soja-Geschnetzeltes
40g Sonnenblumenkerne, geröstet, gehackt
1 Zwiebel
2 Knoblauchzehen
1 TL Kreuzkümmel
2 EL Petersilie, fein gehackt
1 EL Soja-Sauce
Salz, Pfeffer
Piment d'Espelette
Olivenöl
5 Karotten (m: bunte)
1 EL Kokosfett
1 TL Koriander
6 Kumquats
1 EL Ahorn-Sirup
Salz, Pfeffer
etwas Gemüsebrühe
Zubereitung:
Für den Teig das Mehl in einer Schüssel geben. Den Karottensaft in einem Topf kurz aufkochen, dann langsam zum Mehl gießen und dabei konstant mit einem Kochlöffel rühren. Wenn alle Flüssigkeit zugegeben wurde, den Teig mit den Händen kneten, bis er zu einer homogenen Masse zusammenkommt. Dann auf die Arbeitsfläche geben und nochmals ordentlich mit dem Handballen durchkneten. Der Teig soll elastisch sein. Dann in Frischhaltefolie wickeln und mindestens 15 min ruhen lassen, länger ist aber besser, dann läßt er sich leichter ausrollen.
Inzwischen die Füllung zubereiten. Dafür das Soja-Geschnetzelte mit 100ml kochendem Wasser übergießen und 10min quellen lassen. Die Zwiebeln und den Knofi fein würfeln und diese in etwas Olivenöl anschwitzen. Soja und Sonnenblumenkerne zufügen samt restlicher Zutaten und ca. 3 EL Gemüsebrühe und fünf Minuten zusammen braten. Dabei sehr gut (!) würzig abschmecken. Zur Seite stellen.
Für das begleitende Karottengemüse die Karotten schrubben und in Ringe scheiden. In ein wenig Gemüsebrühe al dente kochen. Das wenige Kochwasser auffangen beim Abschütten. Die Kumquats halbieren und das Innere entfernen, dann in feine Streifen schneiden. Das Kokosfett erhitzen und die Kumquat-Streifen darin kurz dünsten, dann den geschroteten Koriander und schließlich die Karotten samt etwas Kochwasser zufügen. Alles miteinander schwenken. Mit Ahorn-Sirup, Salz und Pfeffer würzen - warm stellen.
Für die Teighüllen den Teig zu einer langen Wurst formen und die Teigwurst in 20 Teile schneiden. Nun jede Teigplatte rund und dünn ausrollen; die Kreise sollten ca. 10 cm groß sein. Die ausgerollten Teighüllen mit einem feuchten Küchenhandtuch bedecken, damit sie nicht austrocknen.
Zum Füllen auf jede Teighülle etwas
von der Füllung geben. Die Hülle zu einem Halbkreis zusammendrücken und
zum Verschließen mit Daumen und Zeigefinger Falten in den Rand drücken.
Die Potstickers vorsichtig auf die Arbeitsfläche tippen, damit man einen
flachen Boden erhält. Ebenfalls abdecken, bis alle Poststickers geformt sind.
Zum Garen etwas Öl in einer Pfanne bei
mittlerer Hitze heiß werden lassen. Potstickers portionsweise zunächst
mit der flachen Seite nach unten braten, bis die Unterseite appetitlich
braun und knusprig ist, dann ein etwas Wasser angießen und die
Potstickers ca. 8 min zugedeckt dämpfen, bis die Flüssigkeit verdampft
ist. Herausnehmen, warm halten und die übrigen Potstickers ebenso garen. Zum Servieren zusammen mit dem Karottengemüse anrichten.
Anmerkung m: erster und wichtigster Rat, der für alle Teigtaschen gilt: die Füllung immer etwas überwürzen - das wird der Teigmantel wieder ausgleichen; ansonsten werden die liebevoll gewirkten Basteleien schnell fad. Für einen Hauptgang reichen die 20 Poststickers bestimmt für 4 Personen - die Angaben für das Karottengemüse würde ich dann aber verdoppeln/ Teig hat sich übrigens umkompliziert und problemlos verarbeiten lassen/ mir haben die restlichen angebratenen Poststickers besonders gut gebraten, weil sie dadurch besonders knusprig werden.
Inspiration: Susanne aka Magentratzerl
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