Wege nach drüben

Freitag, 24. Dezember 2021

 

Für jene, die sich schwanger mit der Frage: *Wozu das Ganze?* auf spirituelle Sinnsuche machen, sollte folgendes die Basic sein:

der  körperlichen Form des Menschen  haucht der Geist  einen Inhalt ein, der Mensch wird lebendig (*Am Anfang war das Wort [...] und das Wort ist Fleisch geworden* Bibel). Der Körper vergeht, der wandelbare Geist aber bleibt bestehen. Das aber ist die erste Hürde. Wo ist der Geist, wenn der Körper stirbt? Was hindert uns, ein echtes Verständnis für *Geist* zu entwickeln? Warum blocken wir ab, uns grenzenlos einzufühlen? Und warum wehren wir uns bei der Vorstellung, dass wir einen toten Körper bewohnen?

Es braucht also Mut sich damit zu beschäftigen, wo unser Geist nach dem Tod unseres Körpers verbleibt.

Aufgrund des medizinischen Fortschritts und der damit einhergehenden Möglichkeit der Reanimation konnten in den letzten Jahrzehnten häufiger Menschen von Nahtoderfahrungen berichten - ein Phänomen, das seit gut 30 Jahren somit ebenso die Wissenschaft beschäftigt.

Menschen verschiedener Kulturen, Religionen, unterschiedlichen Alters und aus allen sozialen Schichten berichten Ähnliches von ihren Nahtoderlebnissen. Dabei sind Nahtoderlebnisse kein neues Phänomen. Die älteste Erzählung, in der Nahtoderlebnisse erwähnt werden, ist das Gilgamesch-Epos, eine der ältesten überlieferten Dichtungen aus dem zweiten Jahrtausend vor Christus. Auch das ägyptische Totenbuch ca. 1600 vor Christus, Homers Odyssee ca. 700 vor Christus, das Tibetische Totenbuch ca. 800 nach Christus oder all die Aufzeichnungen, die sich unter *Himmelfahrtsliteratur* zusammenfassen lassen wie die Apokalypse in der Bibel oder Mohammeds Reise durch Himmel und Hölle oder aber das Werk von Dante enthalten alle Darstellungen von Nahtoterfahrungen. 

Ja, seit jeher finden sich in den Tempeln nahezu sämtlicher Religionen sog. Einweihungskammern. Menschen wurden in einen vermeintlichen Tod versetzt und erhielten auf diese Weise Zugänge zu einer parallelen Welt: sie wurden  u.a. hellsichtig. Doch manch einer aber wurde bei dieser Prozedur irrsinnig oder starb (Nero). Den Freimauerern wird nachgesagt, dass Freiwillige tatsächlich begraben und später wieder ausgegraben wurden, um zu Erkenntnissen zu gelangen.

Lange wurden derlei Erlebnisse von der Gesellschaft tabuisiert, doch zwischenzeitlich werteten Forscher weltweit mehr als 3500 Fälle von Nahtoterfahrungen (NTE) aus, so dass selbst einer breiten Öffentlichkeit nun die typischen Grundmuster von NTE bekannt sind. Bald jeder hat schon davon gehört, dass Menschen mit solchen Erfahrungen davon erzählen, ihren Körper verlassen zu haben und so von außen auf Ort und Geschehen blicken konnten - sehr schön veranschaulicht in dem Film *Ghost - Nachricht von Sam*, sagt meine Quelle. Weiter (vor allem für die Wissenschaft) charakteristisch  sind eine Reihe spiritueller Erlebnisse wie etwa der Durchgang durch einen Tunnel, ein Lebensrückblick und wohltuende Lichtbegegnungen - man denke an das berühmte Gemälde von Hieronymus Bosch *Aufstieg in das Himmlische Paradies*. Nicht alle erinnern sich an himmlische Begegnungen, umgekehrt gibt es auch Fälle von furchteinflössenden Höllenfahrten. Desweiteren zählt als (wissenschaftlich) typisch hinzu das sog. *Nachbeben* - die erlebten tiefen und spirituellen Emotionen, die nachhaltig auf das weitere Leben wirken.

Wissenschaftliche Erklärungsansätze sind seither alle an der Komplexität der NTE gescheitert. Mal wird als Erklärungsmodell ein erhöhter CO2-Gehalt im Blut rangezogen oder Sauerstoffmangel oder es wird für ein letztes Aufbäumen des Gehirns gehalten.

Nach Auffassung von Bruce Greyson, Direktor der Abteilung für Wahrnehmungsforschung an der Universität von Virginia, sind Nahtoderfahrungen als Hinweis zu deuten sind, dass der Geist unabhängig vom Gehirn existiert: *In den meisten Fällen sind während der Nahtoderfahrung die mentalen Funktionen besser als im täglichen Leben. Das Denken der Betroffenen ist schneller, ist klarer, ist logischer. Ihre Sinne sind schärfer und ihre Erinnerungen lebendiger.*

Wenn aber gerade klare Bewusstheit und Orientierung sehr wichtige Bestandteile von NTE sind, ein hierfür zumindest noch ausreichend funktionierendes Großhirn jedoch keinen Piep mehr von sich gibt, müssen wohl auch andere Möglichkeiten der Interpretation des Phänomens Nahtoderfahrung in Betracht gezogen werden, dieser Meinung ist auch Prof. Dr. med. Walter van Laack.

Dieser Seite der Wissenschaft schließe ich mich an. Mit deshalb, weil ich selbst jemand sehr gut kenne, der beeindruckende Erlebnisse solcher NTE gemacht hat ("du mußt halt sterben können, um nach drüben zu gehen"). Ihn eint mit jenen, die auf der Schwelle zum Tod gestanden haben, die Erfahrung, dass kaum jemand bereit ist zuzuhören, wenn tatsächlich jemand von drüben, der anderen Seite, berichten kann. *Das Bedeutende will jedermann, nur soll es nicht unbequem sein*. (Goethe). Doch genau das ist geistige Nacktheit, die Wahrhaftigkeit. Die scheut der Mensch mindestens so sehr wie jede Konsequenz. Lieber klammert man sich an den überholten Satz: Bisher ist noch niemand von den Toten zurückgekehrt. Schon ist man fein raus - das vermeidet jedwede Rückkopplung auf das eigene Leben.

Wenn aber ein Großteil, die doch zurückgekommen sind, erzählen (trotz aller individuellen Unterschiede), dass ihr ICH ganz so wie jetzt und hier mit Selbstbewußtheit und Sinne nur ohne Körper weiterexistiert, dann darf das durchaus mal zu denken geben. Ganz besonders an Weihnachten. Greife ich als kleines Detail nur diese Begebenheit aus dem Interview mit Josef Johann Atzmüller heraus, der schildert, wie er während seines Lebensrückblicks auf seine Motivation dahinter verwiesen wurde, mit der er seiner Schwester zu schaden versuchte. Und wie schwer tut sich der Mensch, meint Atzmüller, vor sich selbst zuzugeben, wenn etwas nicht in Ordnung ist *es íst unglaublich, wieviel Ausreden wir haben. Wir haben 1000 Ausflüchte.

All der Kopfsalat, mit dem wir versuchen, unsere Taten zurechtzurücken, schön darzustehen, andere und uns zu blenden, bestimmt unseren Alltag. Doch die Lebendigkeit geht nicht über mentale Abläufe sondern über das Fühlen. Das Gefühl erst macht dich zu dem, der du bist. Mit deinem Gefühl verleihst du allem erst Bedeutung. Das soll heute meine Gedanken zu Jesu Geburt sein. Fühlt mehr in euch hinein, beobachtet euch selbst, erkennt, was ihr fühlt, betreibt Gewissenserforschung. Wessen Geistes Kind bist du? Ich bin überzeugt, dass wir derlei in unserer verkopften Gesellschaft erst wieder üben müssen, denn von klein auf werden wir zu Kopffüßlern erzogen. Kopf schlägt Herz, Details das Wesentliche - und unsere eigene Rolle samt dem Antrieb dahinter bleibt gut verborgen, wodurch für uns selbst verloren geht, was uns im Inneren bewegt, was uns ausmacht.

Nehmt Funkkontakt nach drüben auf, in dem ihr in euch lauscht, euch *hinterfühlt*, auf eure Intuition hört und um Beistand bittet. Um Seelsorge muss sich in dieser Zeit der Desorientierung, der Lügen und des Umbruchs jeder selbst kümmern. Mehr vielleicht denn je. Es gilt ungebrochen: *Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen* (Goethe). Heute an Weihnachten kam Christus auf die Welt, um uns *den Geist* zu lehren - hier verweise ich wieder auf die tiefen Weihnachtsgedanken meines Habibs, der viel besser als ich ausbreiten kann, warum Jesus auch der Erlöser genannt wird.

 ****   Joyeux Noël   ****

 

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